haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar, der den Lesern hier auf Fixpoetry sicher nützlich sein wird. Ist ja immer schön, wenn man es mehr als einen Standpunkt gibt.
Um Sie nicht um eine Antwort zu bringen, hier ein paar Takte:
- Mir wäre es auch sehr viel lieber, wenn Deutschland mehr Waffen als Gedichte exportieren würde! Ich bin sogar der Meinung, dass keine Nation auf der Welt Armeen haben sollte und überhaupt Waffen nahezu überflüssig sind. Ich bin mir allerdings nicht sicher, was dieser Vergleich in diesem Zusammenhang verloren hat.
- Ich will gar nicht leugnen, dass sie da den Finger auf einige durchaus streitbare Stilblüten meinerseits gelegt haben (das Rilke-Bashing wäre dennoch nicht notwendig gewesen). Dass meine Formulierungen für ein bisschen Spott herhalten müssen stört mich nicht, wohl aber, dass Sie mir mangelnde Seriosität vorwerfen. Ich nähere mich literarischen Texten nun mal gerne auf verschiedene Arten. Manchmal bin ich dabei direkt, manchmal versuche ich eine einfühlende sprachliche Ebene ins Feld zu führen - was auch manchmal etwas nebulös wirkt, das mag sein, ich werde mich aber nicht dafür entschuldigen, manchmal neue sprachliche Wendungen zu probieren, um das, was ich sagen will, auszudrücken.
- was in Sachen Beschreibung in den Gedichten gelingt, will ich tatsächlich nicht abschließend bewerten, weil es nicht meine Aufgabe ist, den Stab über sie zu brechen; ich geben einen Eindruck wieder und keine Definition.
Dass die Haltung einen Rezensenten ein bisschen von oben herab kommt, ist, glaube ich, Berufsrisiko. Ich gebe zu: in diesem Abschnitt wirkt mein Stil etwas prätentiös.
Mir persönlich kommt das Gedicht "Am Hang" letztlich etwas überambitioniert vor. Das Gedicht präsentiert sich schon mit einem allegorischen Charakterzug, mit Exposition und einer daran anknüpfenden Schlussfolgerung, dem Aufzeigen eines Problems, das in metaphorischer Sprache mal eben aufgezeigt werden soll.
Das unbestimmte "Wir" ist schon mal ein Anzeichen für einen großen Anspruch, eine Ambition (wenn es um eine Beziehung oder eine kleinere Einheit geht, könnte man "Wir beide" sagen oder "Unsere Gruppe".)
Dieses "Wir" fädelt Träume auf "Bergketten" (auf laute Aufs und Abs) und sieht sie in der Sonne (Hoffnung? Frohlockung? Verklärung? Strahlen Träume nicht eigentlich von innen?) glitzern. Sehr gutes Bild. Warum es nicht dabei belassen?
Denn der zweite Absatz ist die Folge eines Versuches, das Gedicht noch sinnbildlicher, noch wichtiger zu machen und es bewirkt genau das Gegenteil. Die Bergkette, die eben noch schön in der Schwebe war zwischen Halskettengröße und Gipfelkolonne, wird eindeutig in die Ferne gerückt. Statt zu fädeln, starrt das "Wir" plötzlich, alle Bewegung ist aus dem Gedicht gewichen. Und in den letzten drei Zeilen wird das Klischee vom "eigenen Weg" bemüht. Die "Biegungen" sind dabei auch ein Problem: Sind Abzweigungen gemeint? Da wird ein gutes Anfangsbild für einen Fingerzeig aufgegeben, der letztlich nirgendwo hinweist. Und warum das Gedicht „Am Hang“ heißt, ist mir ehrlich gesagt auch schleierhaft, denn wo ist hier der Abhang, auch die Berge sind ja weit weg …
- Das meine Sprache dann und wann mit Mängeln und einer Überreizung von Begriffen behaftet ist, kann und will ich nicht leugnen. Ich versuche mich an Dinge heranzutasten, ich versuche Sachen auszudrücken. Ich bin nicht perfekt und treffe sicherlich nicht immer ins Schwarze. Nach der Lektüre ihrer Kritik würde ich nun sicherlich einiges anders formulieren, denn ich sehe durchaus die Diskrepanz zwischen dem, was ich sage und dem, was ich rüberbringen wollte. Aber man hat halt nicht immer den Luxus den Kommentar schreiben zu dürfen. Am Schreibtisch, wenn noch gar nichts geschrieben wurde, ist man erstmal allein mit seinem eigenen Kopf, hat nur seine eigenen Formulierungen. Man hat Erfahrungen und man feilt und arbeitet und manches Mal, da bietet sich anderen ein Text sperrig dar, der einem selbst glasklar alles zusammenzufassen schien, was man angesichts der Gedichte oder der Prosa empfand. Ich werde mich von daher immer über Äußerungen zu meinen Formulierungen freuen: sie erweitern mein Bild von ihrer Wirksamkeit und Aussagekraft und helfen mir dabei, immer noch ein besserer Rezensent zu werden. Mir dabei allerdings mangelnde Seriosität zu unterstellen, finde ich, ehrlich gesagt, wenig konstruktiv und „von oben herab“.
Ganz zuletzt freut es mich, dass meine Rezension immerhin dazu geführt haben, dass Sie sich für ein Gedicht, das Ihnen wichtig ist, eingesetzt haben. Das freut mich wirklich sehr, egal ob wir nun anderer Meinung sind und bleiben werden.
Lieber Herr Wallentin,
haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar, der den Lesern hier auf Fixpoetry sicher nützlich sein wird. Ist ja immer schön, wenn man es mehr als einen Standpunkt gibt.
Um Sie nicht um eine Antwort zu bringen, hier ein paar Takte:
- Mir wäre es auch sehr viel lieber, wenn Deutschland mehr Waffen als Gedichte exportieren würde! Ich bin sogar der Meinung, dass keine Nation auf der Welt Armeen haben sollte und überhaupt Waffen nahezu überflüssig sind. Ich bin mir allerdings nicht sicher, was dieser Vergleich in diesem Zusammenhang verloren hat.
- Ich will gar nicht leugnen, dass sie da den Finger auf einige durchaus streitbare Stilblüten meinerseits gelegt haben (das Rilke-Bashing wäre dennoch nicht notwendig gewesen). Dass meine Formulierungen für ein bisschen Spott herhalten müssen stört mich nicht, wohl aber, dass Sie mir mangelnde Seriosität vorwerfen. Ich nähere mich literarischen Texten nun mal gerne auf verschiedene Arten. Manchmal bin ich dabei direkt, manchmal versuche ich eine einfühlende sprachliche Ebene ins Feld zu führen - was auch manchmal etwas nebulös wirkt, das mag sein, ich werde mich aber nicht dafür entschuldigen, manchmal neue sprachliche Wendungen zu probieren, um das, was ich sagen will, auszudrücken.
- was in Sachen Beschreibung in den Gedichten gelingt, will ich tatsächlich nicht abschließend bewerten, weil es nicht meine Aufgabe ist, den Stab über sie zu brechen; ich geben einen Eindruck wieder und keine Definition.
Dass die Haltung einen Rezensenten ein bisschen von oben herab kommt, ist, glaube ich, Berufsrisiko. Ich gebe zu: in diesem Abschnitt wirkt mein Stil etwas prätentiös.
Mir persönlich kommt das Gedicht "Am Hang" letztlich etwas überambitioniert vor. Das Gedicht präsentiert sich schon mit einem allegorischen Charakterzug, mit Exposition und einer daran anknüpfenden Schlussfolgerung, dem Aufzeigen eines Problems, das in metaphorischer Sprache mal eben aufgezeigt werden soll.
Das unbestimmte "Wir" ist schon mal ein Anzeichen für einen großen Anspruch, eine Ambition (wenn es um eine Beziehung oder eine kleinere Einheit geht, könnte man "Wir beide" sagen oder "Unsere Gruppe".)
Dieses "Wir" fädelt Träume auf "Bergketten" (auf laute Aufs und Abs) und sieht sie in der Sonne (Hoffnung? Frohlockung? Verklärung? Strahlen Träume nicht eigentlich von innen?) glitzern. Sehr gutes Bild. Warum es nicht dabei belassen?
Denn der zweite Absatz ist die Folge eines Versuches, das Gedicht noch sinnbildlicher, noch wichtiger zu machen und es bewirkt genau das Gegenteil. Die Bergkette, die eben noch schön in der Schwebe war zwischen Halskettengröße und Gipfelkolonne, wird eindeutig in die Ferne gerückt. Statt zu fädeln, starrt das "Wir" plötzlich, alle Bewegung ist aus dem Gedicht gewichen. Und in den letzten drei Zeilen wird das Klischee vom "eigenen Weg" bemüht. Die "Biegungen" sind dabei auch ein Problem: Sind Abzweigungen gemeint? Da wird ein gutes Anfangsbild für einen Fingerzeig aufgegeben, der letztlich nirgendwo hinweist. Und warum das Gedicht „Am Hang“ heißt, ist mir ehrlich gesagt auch schleierhaft, denn wo ist hier der Abhang, auch die Berge sind ja weit weg …
- Das meine Sprache dann und wann mit Mängeln und einer Überreizung von Begriffen behaftet ist, kann und will ich nicht leugnen. Ich versuche mich an Dinge heranzutasten, ich versuche Sachen auszudrücken. Ich bin nicht perfekt und treffe sicherlich nicht immer ins Schwarze. Nach der Lektüre ihrer Kritik würde ich nun sicherlich einiges anders formulieren, denn ich sehe durchaus die Diskrepanz zwischen dem, was ich sage und dem, was ich rüberbringen wollte. Aber man hat halt nicht immer den Luxus den Kommentar schreiben zu dürfen. Am Schreibtisch, wenn noch gar nichts geschrieben wurde, ist man erstmal allein mit seinem eigenen Kopf, hat nur seine eigenen Formulierungen. Man hat Erfahrungen und man feilt und arbeitet und manches Mal, da bietet sich anderen ein Text sperrig dar, der einem selbst glasklar alles zusammenzufassen schien, was man angesichts der Gedichte oder der Prosa empfand. Ich werde mich von daher immer über Äußerungen zu meinen Formulierungen freuen: sie erweitern mein Bild von ihrer Wirksamkeit und Aussagekraft und helfen mir dabei, immer noch ein besserer Rezensent zu werden. Mir dabei allerdings mangelnde Seriosität zu unterstellen, finde ich, ehrlich gesagt, wenig konstruktiv und „von oben herab“.
Ganz zuletzt freut es mich, dass meine Rezension immerhin dazu geführt haben, dass Sie sich für ein Gedicht, das Ihnen wichtig ist, eingesetzt haben. Das freut mich wirklich sehr, egal ob wir nun anderer Meinung sind und bleiben werden.
Herzlich
Timo Brandt