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die relation des baumes zum wald
System, Sinn. Sprache, Struktur. Gleich zu Beginn mit der Axt in den Wald gerannt, um Signifikantes von Signifikatem zu spalten (hier Bleistiftstrich, dort Erläuterung; oder anders gesagt: Wie man den Wald ruft, so heißt er dann auch), doch dabei dem einen Zeichensystem vielleicht zu schnell den Vorzug gegeben, d.h. die Vormachtstellung im interpretatorischen Reflex wird mir fast zu früh hier schon dem Wort zuteil. Denn: Ist es wirklich ganz so einfach? Sehe ich den Wald vor lauter Wörtern erst entstehen? Oder verklärt nicht da zuvor das Bild schon den sprachlichen Trieb (so wie auch mir hier aufgrund des Buches vom wuchern das Metaphernfeld meiner Kritik einigermaßen abgesteckt sich offeriert)? Wiegt denn überhaupt, wenn man so sagen kann, der Ein- oder der Ausdruck schwerer im oben angeführten Beispiel vom »supermarkierte[n] wald« – und zwar noch ohne irgendwas zur inhaltlichen Seite gesagt zu haben? Oder nicht vielleicht doch eher, unverschämt gefragt, allen voran das Auf-der-Hand-Liegende: das gedruckte Buch mit Mappe, Karte, Theoriebuch?
»wurzelst du in der tiefe des himmels?
greifst du in den bewegten bestand?«
Kein und, kein oder trennt und/oder verbindet diese Verse (die mir beim ersten, rein die Oberfläche Lesen ähnlich programmatisch für das Buch vom wuchern erscheinen wie das von Kristoffer hervorgehobene Cover von theorie des waldes), bis auf das angesprochene Subjekt »du« zunächst kein Bindeglied. Dieses Subjekt aber, diese/r Angerufene ist es sogleich, an der/dem es ganz offensichtlich ist, eine Entscheidung zu treffen für oder wider (so lese ich das) Seh- und Lesegewohnheiten (von links nach rechts in der Tiefe wurzeln oder doch sich im Bestehenden ganz frei bewegen). Ein mesomerer Zustand also, nicht nur zwischen »wald«, »wand«, »wild«, »wind«, sondern – zumindest so die vorläufige Behauptung – ganz augenscheinlich ausgestellt auch zwischen Buchobjekt und RezipientIn. Weshalb es mir auf den ersten Blick viel weniger wie ein vom Autor ausgeschildertes Dickicht scheint, auch nicht wie ein unbedingtes Abhängigkeits- und Bindungsverhältnis von Bild und Wort, Signifikat und -kant, Satz auf Seite o.ä., sondern basaler eher: wie eine Aufforderung, sich eigene Wege, Relationen zu erschließen, nicht blind der Karte zu vertrauen.