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»wenn baum / dann baum«

express!-Rahmenbeitrag
zettels raum
Statement

Ich würde da mitgehen, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Natürlich nimmt der Band in seiner Gesamtheit allein gewisse Strukturen auf, die wir so im Internet erleben. Nicht nur in ästhetischer und sozialer Hinsicht, wie ich das oben beschreibe, sondern auch in struktureller.

»wenn baum / dann baum // sonst gebüsch / ppürts«, steht über die ersten vier Seiten von theorie des waldes verteilt. Das lässt sich als eine Art Wittgenstein-Riff lesen und also als Strukturzwang, gegen den sich der Band auflehnt – was seinen Widerspruch ausmacht. Denn ohne streng logische Grundbedingungen wäre der Versuch der syntaktisch-semantischen Revolte im Gesamten nicht möglich.

»wenn baum / dann baum« ist im wahrsten Sinne Code, denn was ist Code schon anderes als Syntax und Semantik? Und was ist Code schon anderes als die Grundlage fürie von Tim genannten »Kontexte, Subtexte, Paratexte«, wie wir sie nicht allein in der Lyrik, sondern auch im Internet erfahren? Ist eine Metapher nicht so eine Art Hyperlink?

vom wuchern führt in seiner wuchernden Struktur sprachliche, ästhetische, theoretische und soziale Überlegungen zusammen. Aber mir persönlich führt es nicht weit genug. Denn, um nochmals Wittgenstein heranzuziehen, es scheinen mir die Grenzen von Tims Sprache zugleich die Grenzen der hier – geschaffenen, gespiegelten, abstrahierten – Welt zu sein. Vielleicht wurde dieser Prozess des Erkenntnisgewinns, der ja dankenswerter Weise kein direktes Ziel hat, bereits von diesem kleinen Merve-Bändchen vorweggenommen, das du auch völlig richtig ins Spiel bringst. Und vielleicht tröpfelt unsere Unterhaltung deshalb auch eher, als dass sie streamt: Wir haben womöglich mit einem Konsens angefangen und schlagen uns jetzt nur darum durchs Gebüsch, um weitere mögliche Bedeutungsebenen freizulegen.

Die dringlichste und zugleich banalste Frage, die ich mir stelle: Mag ich diese Texte? Sprechen sie mich ästhetisch oder emotional an? Oder sehe ich darin nur so eine Art intellektuelle Etüde – für mich, von Tim?