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Closer to Crauss
Ich glaube, ich hatte gar kein close reading gefordert. Das war Martin. Oder doch ich? Ich könnte nachschauen, natürlich, aber warum nicht mehrere Wirklichkeiten zulassen? „denn die wirklichkeit ist nicht, was wirklich ist. sie ist nicht die wahrnehmung des einzelnen, dem, was du tatsächlich siehst, riechst...“ Dieses individuelle Moment ist es, was mir an der fragmentarischen Passage auffiel. Weniger ein Individualismus aus Abgrenzung, eher ein immer empfundenes Außenseitertum. Das „ich“ am Ufer und „ihr“ zusammen tobend im Wasser, im Fluß.
Bzgl. Wirklichkeit und Wiederkehr – „... wie stimmungen und motive über unterschiedliche texte und bücher hinweg wiederkehren.“
¬≈ der tag war heiss. ich sitze, die schreibmappe auf knien, ˇ nackt im pavillon. ein kahn kommt durch die weide in ˇ sicht. an
seiner ruderbank aus vollen kräften rudernd ein ˇ mann, den blick empor zur lichtdurchwirkten blauen ferne.
Lieber Crauss, warst du eigentlich mal in Buckow? Natürlich warst du dort. Mindestens im Gedicht. Und hast den jungen Männern beim Rudern zugesehen, die parallel an dir vorbeizogen? Ganz nah. Sie treffen d/sich im Unendlichen. Die Stimmung, die Sinnlichkeit, die Sehnsucht resultiert schon allein aus dem Sehen, „sehr belebende anblicke.“
Vom Schwimmen in Seen und Flüssen lese ich wiederkehrend in deinen Texten. Da will sich immer etwas, jemand abstoßen vom Ufer – nicht mitschwimmen, aber sich treiben lassen zwischen all den anderen, den zwei oder drei, den sechs oder acht jungen Burschen. Mädchen sind natürlich auch dabei. Natürlich! Ich lese deine Texte immer seltener als Texte des Begehrens, immer öfter als Texte über echte Freundschaften, die sich davon entkoppeln. Vielleicht ist das überhaupt ein zentraler Gedanke, wenn auch recht spät gefasst – der Fluss, das Wasser, das offene System. Die Suche nach einer Harmonie bei all der Orientierungslosigkeit. Martin ließ Leonard anklingen, den Größten, und er wusste es ebenso und vor ihm wussten es andere:
Things are going to slide, slide in all directions/ Won't be nothing/ Nothing you can measure anymore
... „und du hast dir vorgenommen … deine unruhe, unrast abzutöten. warst du schon einmal hier?“ Sehen wir uns in Buckow?