Beginnen wir einfach noch einmal ganz am Anfang (der Übersetzung) und vergessen wir einfach die Verbalinjurie "Mäkelei" seitens einer Fachkollegin, mein Stil sind solche Begriffe nicht. Eigentlich wollte ich die Übersetzerin für das schöne, seltene Wort "Werder" in dem Eingangslied [Bd. 1, S.13] preisen, denn es schien den chinesischen Begriff 渚 zhǔ: „kleines Stück Land im Wasser“ so genau zu treffen und war mir in dem gegebenen Zusammenhang neu (Ich freue mich immer, wenn mir unbekannte Wörter meiner Sprache begegnen), aber bei der Überprüfung im Grimm’schen Wörterbuch ergab sich, „Werder“ bedeutet Insel oder Halbinsel Ich mäkele also von Neuem, dass „ein Fleck Schwemmland, eine Sandbank oder ein Sandstreifen, ein Flecken Land oder … oder … nicht präzise mit „Werder“ wiedergegeben ist.
Meine Auffassung ist es, Texte fremder Literaturen möglichst respektvoll zu übersetzen und das heißt für mich: genau, präzise und dies, wenn irgend möglich, für jedes Wort, wenn das auch sicher nicht durchgängig zu erreichen ist. Persönlicher Stil des Übersetzers erlaubt nicht, die Genauigkeit der sprachlichen Äquivalenz hinter sich zu lassen. Jedes Wort „schillert“, mehr oder weniger, sprich: hat Konnotationen und genau diese sind die Herausforderung. Es ist wahrlich nicht leicht, heute als Europäer das Schillern (Konnotationen) der lebendigen Sprache der Míng-Dynastie (1368-1644) zu erkennen. Umso wichtiger sind die klassischen lexikalischen Hilfsmittel.
Was würde wohl ein veritabler Daoist dazu sagen, den 樵 qiáo, (im Text des Liedes unmittelbar vor „Werdern“), diese Lieblingsgestalt der Daoisten, den „Holzhauer oder Holzsammler “ also, zu einem Förster in (gedachtem) grünem Loden einzudeutschen? Der Begriff des Försters stammt erst aus dem 18. Jh. Und bezeichnet „eine mit der Hege des Waldes betraute Person“ (Man mag von Wikipedia halten, was man will, aber es empfiehlt sich durchaus, den Artikel Förster zu überfliegen.). Die deutsche Konnotation zu Förster ist: Preußischer Staatsbeamter in grüner Lodenuniform, der im Wald (auch mit der Flinte) für Ordnung sorgt und Monokulturen anlegt.
Die chinesische zu 樵 qiáo: In der Einsamkeit des Waldes allein auf sich gestellt seinen kargen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Brennholz zu fristen, aber nicht einfach nur arm zu sein, sondern ein besonderes Verständnis dessen zu entwickeln, was die Daoisten 自然 zìrán nennen (das was so ist, wie es nach inhärenten Gesetzen sein muss, in modernem Sprachgebrauch „Natur“). Wie ist die Konnotation zu ermitteln? Indem man beispielsweise Táng-Gedichte (zwischen 618 und 907 n. Chr. entstanden) rezipiert.
Zwischen beiden Bedeutungsfeldern gibt es eine so große Differenz, dass eine Äquivalenz von 樵 qiáo und Förster nicht besteht, sondern in diesem Falle die Gleichsetzung gar zu einer leicht lächerlichen Wirkung führt. Ich exemplifiziere mit diesem Wortbeispiel ins Einzelne gehend, was ich kritisiere. Es handelt sich eben nicht um einige wenige Begriffe, sondern an dem vermeintlichen Alltagswort 樵 qiáo wird deutlich, dass derartige misslungene Gleichsetzungen das unbehagliche Gefühl des Ärgers erzeugen müssen.
Schlicht falsch aber ist genau im dritten Vers des genannten Liedes 是非 shìfēi als „Sein und Nichtsein“ aufgefasst, selbstverständlich kennt jeder diesen deutschen Begriff von Herrn Schelling her, aber er hat alles mit Shakespeare aber nichts mit dem Chinesischen zu tun, er bedeutet „Wahrheit und Unwahrheit“, adjektivisch „richtig und falsch“, die Welt ist z. B. ein Nest von Richtigem und Falschem, 是非窩 shìfēiwō, der Vers bedeutet in wörtlicher (!) Übersetzung „Wahr und unwahr, Erfolg und Misslingen sind mit einer Drehung des Kopfes (= im Handumdrehen) leer (= nichts, = bedeutungslos)“, soweit die Grundlage, aber daraus „Sein und Nichtsein, Sieg und Niedergang sind eins:“ (…) zu machen, ist weniger eine Frage des Stils als der mangelnden Äquivalenz. Und so weiter und so fort und so ärgerlich. Ich werde meine „Mäkelei“ nun abbrechen, u. U. ist sie nur für Sinologen von Interesse, sie werden sich ihr Urteil leicht bilden können. Wenn nun aber in Überfülle und ohne (ich wiederhole mich) Suchen nach schlechten Erbsen die kleinen und größeren Ungenauigkeiten /misslungenen oder gar falschen Gleichsetzungen zuhauf erscheinen, dann ist das enttäuschend und in einer Rezension zu sagen.
Des Weiteren benutze ich die genau angegebene Ausgabe des führenden chinesischen Verlages für klassische Texte in Shanghai. Bei der fehlenden Stelle handele es sich um einen Kommentar des Herausgebers? Ohne Angabe in dem zitierten Werk? Nicht sehr wahrscheinlich bei der Genauigkeit chinesischer Altphilologen.
Was mir in beiden Kommentaren fehlt: Eine Aussage zu Rang und Bedeutung der Vorgängerübersetzungen.
Zum Schluss: Ich muss mir von niemandem vorschreiben lassen, dass ich als Rezensent „jubilieren“ solle, selbstverständlich (ich wiederhole mich) ist es eine Leistung, einen monumentalen Text in einer Übersetzung vorzulegen, aber das heißt nicht, dass das Wie nicht mikroskopisch betrachtet werden dürfte. Die Übersetzerin hat sicherlich, so ist zu vermuten, literarische Ambitionen, immerhin ist im Klappentext der Rede von einer „sprachlichen Meisterleistung“ und da ist eine Wort für Wort Kritik nicht nur zulässig, sondern von sinologischem Standpunkt aus geboten.
Beginnen wir einfach noch einmal ganz am Anfang (der Übersetzung) und vergessen wir einfach die Verbalinjurie "Mäkelei" seitens einer Fachkollegin, mein Stil sind solche Begriffe nicht. Eigentlich wollte ich die Übersetzerin für das schöne, seltene Wort "Werder" in dem Eingangslied [Bd. 1, S.13] preisen, denn es schien den chinesischen Begriff 渚 zhǔ: „kleines Stück Land im Wasser“ so genau zu treffen und war mir in dem gegebenen Zusammenhang neu (Ich freue mich immer, wenn mir unbekannte Wörter meiner Sprache begegnen), aber bei der Überprüfung im Grimm’schen Wörterbuch ergab sich, „Werder“ bedeutet Insel oder Halbinsel Ich mäkele also von Neuem, dass „ein Fleck Schwemmland, eine Sandbank oder ein Sandstreifen, ein Flecken Land oder … oder … nicht präzise mit „Werder“ wiedergegeben ist.
Meine Auffassung ist es, Texte fremder Literaturen möglichst respektvoll zu übersetzen und das heißt für mich: genau, präzise und dies, wenn irgend möglich, für jedes Wort, wenn das auch sicher nicht durchgängig zu erreichen ist. Persönlicher Stil des Übersetzers erlaubt nicht, die Genauigkeit der sprachlichen Äquivalenz hinter sich zu lassen. Jedes Wort „schillert“, mehr oder weniger, sprich: hat Konnotationen und genau diese sind die Herausforderung. Es ist wahrlich nicht leicht, heute als Europäer das Schillern (Konnotationen) der lebendigen Sprache der Míng-Dynastie (1368-1644) zu erkennen. Umso wichtiger sind die klassischen lexikalischen Hilfsmittel.
Was würde wohl ein veritabler Daoist dazu sagen, den 樵 qiáo, (im Text des Liedes unmittelbar vor „Werdern“), diese Lieblingsgestalt der Daoisten, den „Holzhauer oder Holzsammler “ also, zu einem Förster in (gedachtem) grünem Loden einzudeutschen? Der Begriff des Försters stammt erst aus dem 18. Jh. Und bezeichnet „eine mit der Hege des Waldes betraute Person“ (Man mag von Wikipedia halten, was man will, aber es empfiehlt sich durchaus, den Artikel Förster zu überfliegen.). Die deutsche Konnotation zu Förster ist: Preußischer Staatsbeamter in grüner Lodenuniform, der im Wald (auch mit der Flinte) für Ordnung sorgt und Monokulturen anlegt.
Die chinesische zu 樵 qiáo: In der Einsamkeit des Waldes allein auf sich gestellt seinen kargen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Brennholz zu fristen, aber nicht einfach nur arm zu sein, sondern ein besonderes Verständnis dessen zu entwickeln, was die Daoisten 自然 zìrán nennen (das was so ist, wie es nach inhärenten Gesetzen sein muss, in modernem Sprachgebrauch „Natur“). Wie ist die Konnotation zu ermitteln? Indem man beispielsweise Táng-Gedichte (zwischen 618 und 907 n. Chr. entstanden) rezipiert.
Zwischen beiden Bedeutungsfeldern gibt es eine so große Differenz, dass eine Äquivalenz von 樵 qiáo und Förster nicht besteht, sondern in diesem Falle die Gleichsetzung gar zu einer leicht lächerlichen Wirkung führt. Ich exemplifiziere mit diesem Wortbeispiel ins Einzelne gehend, was ich kritisiere. Es handelt sich eben nicht um einige wenige Begriffe, sondern an dem vermeintlichen Alltagswort 樵 qiáo wird deutlich, dass derartige misslungene Gleichsetzungen das unbehagliche Gefühl des Ärgers erzeugen müssen.
Schlicht falsch aber ist genau im dritten Vers des genannten Liedes 是非 shìfēi als „Sein und Nichtsein“ aufgefasst, selbstverständlich kennt jeder diesen deutschen Begriff von Herrn Schelling her, aber er hat alles mit Shakespeare aber nichts mit dem Chinesischen zu tun, er bedeutet „Wahrheit und Unwahrheit“, adjektivisch „richtig und falsch“, die Welt ist z. B. ein Nest von Richtigem und Falschem, 是非窩 shìfēiwō, der Vers bedeutet in wörtlicher (!) Übersetzung „Wahr und unwahr, Erfolg und Misslingen sind mit einer Drehung des Kopfes (= im Handumdrehen) leer (= nichts, = bedeutungslos)“, soweit die Grundlage, aber daraus „Sein und Nichtsein, Sieg und Niedergang sind eins:“ (…) zu machen, ist weniger eine Frage des Stils als der mangelnden Äquivalenz. Und so weiter und so fort und so ärgerlich. Ich werde meine „Mäkelei“ nun abbrechen, u. U. ist sie nur für Sinologen von Interesse, sie werden sich ihr Urteil leicht bilden können. Wenn nun aber in Überfülle und ohne (ich wiederhole mich) Suchen nach schlechten Erbsen die kleinen und größeren Ungenauigkeiten /misslungenen oder gar falschen Gleichsetzungen zuhauf erscheinen, dann ist das enttäuschend und in einer Rezension zu sagen.
Des Weiteren benutze ich die genau angegebene Ausgabe des führenden chinesischen Verlages für klassische Texte in Shanghai. Bei der fehlenden Stelle handele es sich um einen Kommentar des Herausgebers? Ohne Angabe in dem zitierten Werk? Nicht sehr wahrscheinlich bei der Genauigkeit chinesischer Altphilologen.
Was mir in beiden Kommentaren fehlt: Eine Aussage zu Rang und Bedeutung der Vorgängerübersetzungen.
Zum Schluss: Ich muss mir von niemandem vorschreiben lassen, dass ich als Rezensent „jubilieren“ solle, selbstverständlich (ich wiederhole mich) ist es eine Leistung, einen monumentalen Text in einer Übersetzung vorzulegen, aber das heißt nicht, dass das Wie nicht mikroskopisch betrachtet werden dürfte. Die Übersetzerin hat sicherlich, so ist zu vermuten, literarische Ambitionen, immerhin ist im Klappentext der Rede von einer „sprachlichen Meisterleistung“ und da ist eine Wort für Wort Kritik nicht nur zulässig, sondern von sinologischem Standpunkt aus geboten.