Wer denkt an Bruegel (sic!), wenn er afrikanische Geflüchtete in einem römischen Park sieht? Stefan Schmitzer offensichtlich nicht: Das Bild lässt ihn gar so sprachlos, dass er sich auf plumpes name dropping verlegen muss. Ein Bob Dylan (Nobelpreisträger gegen Büchnerpreisträger) wird's schon richten. Ansonsten ist Schmitzer aber unfähig, in Worte zu fassen, was ihn an diesem Bild stört: Man wird den Verdacht nicht los, das Dylan-Zitat beziehe sich eher auf den Kritiker als auf den Dichter. Schade.
Aber warum bemüht Grünbein Bruegel? Pieter Bruegel d.Ä., der selbst ein paar Jahre in Rom (!) weilte, ist Urheber des Bildes "Schlaraffenland", das heutzutage in der Münchner Pinakothek hängt. Wie von Grünbein beschrieben, liegen bei Bruegel Bauern unter einem Baum und schlafen. Die Bauern bei Bruegel sind gesättigt vom Essen und müde von der Völlerei. Auch Grünbeins Afrikaner im römischen Park liegen unter Bäumen und schlafen [Mit diesem Bild wird letztlich auch Vergils (und Theokrits) Bukolik evoziert, wobei in der ersten Ekloge durch den Bürgerkrieg Vertriebene (sic!) unter Bäumen - freilich Buchen - schlafen]. Allerdings - das weiss Grünbein genauso gut wie wir auch - rührt das Nichtstun / das Schlafen der Afrikaner unter diesen Bäumen wohl kaum daher, dass sie dies freiwillig tun oder gar herbeisehnen würden, wie dies für das Schlaraffenland gilt. Eine äusserlich ähnliche Erscheinung kann also unterschiedliche Ursachen haben. Aber warum bemüht dann Grünbein ausgerechnet Schlaraffenland? Der Begriff wird im Rahmen der Flüchtlingsdebatte gerade von xenophober Seite immer wieder bemüht. "Wirtschaftsflüchtlinge" heißt es da sinngemäß, erwarten sich in Europa das "Schlaraffenland". "Flüchtlinge sind faul" und Ähnliches heißt es da, "weil sie nicht arbeiten wollen". Und in Grünbeins Gedicht arbeiten sie tatsächlich nicht, man könnte sie als außenstehende*r Betrachter*in auf den ersten Blick tatsächlich als im Schlaraffenland weilend wähnen, und ein xenophober Blick würde seine Prophezeiung gar bestätigt finden. Allerdings ist diese Untätigkeit eben nicht selbstgewählt, sondern von unseren Behörden / unseren Regierungen auferzwungen. Gerade indem er diese Diskrepanz aufzeigt, übt Grünbein Kritik an den Zuständen. Und greift letzten Endes wieder gekonnt auf Vergils Ekloge 1 zurück: Auch dort ist das (vermeintliche) Idyllion von Heimatlosen, die unter dem Baum ruhen, Folge der zerstörerischen Bürgerkriege, die Tausende heimatlos gemacht und in die Flucht getrieben haben.
Wer denkt an Bruegel (sic!), wenn er afrikanische Geflüchtete in einem römischen Park sieht? Stefan Schmitzer offensichtlich nicht: Das Bild lässt ihn gar so sprachlos, dass er sich auf plumpes name dropping verlegen muss. Ein Bob Dylan (Nobelpreisträger gegen Büchnerpreisträger) wird's schon richten. Ansonsten ist Schmitzer aber unfähig, in Worte zu fassen, was ihn an diesem Bild stört: Man wird den Verdacht nicht los, das Dylan-Zitat beziehe sich eher auf den Kritiker als auf den Dichter. Schade.
Aber warum bemüht Grünbein Bruegel? Pieter Bruegel d.Ä., der selbst ein paar Jahre in Rom (!) weilte, ist Urheber des Bildes "Schlaraffenland", das heutzutage in der Münchner Pinakothek hängt. Wie von Grünbein beschrieben, liegen bei Bruegel Bauern unter einem Baum und schlafen. Die Bauern bei Bruegel sind gesättigt vom Essen und müde von der Völlerei. Auch Grünbeins Afrikaner im römischen Park liegen unter Bäumen und schlafen [Mit diesem Bild wird letztlich auch Vergils (und Theokrits) Bukolik evoziert, wobei in der ersten Ekloge durch den Bürgerkrieg Vertriebene (sic!) unter Bäumen - freilich Buchen - schlafen]. Allerdings - das weiss Grünbein genauso gut wie wir auch - rührt das Nichtstun / das Schlafen der Afrikaner unter diesen Bäumen wohl kaum daher, dass sie dies freiwillig tun oder gar herbeisehnen würden, wie dies für das Schlaraffenland gilt. Eine äusserlich ähnliche Erscheinung kann also unterschiedliche Ursachen haben. Aber warum bemüht dann Grünbein ausgerechnet Schlaraffenland? Der Begriff wird im Rahmen der Flüchtlingsdebatte gerade von xenophober Seite immer wieder bemüht. "Wirtschaftsflüchtlinge" heißt es da sinngemäß, erwarten sich in Europa das "Schlaraffenland". "Flüchtlinge sind faul" und Ähnliches heißt es da, "weil sie nicht arbeiten wollen". Und in Grünbeins Gedicht arbeiten sie tatsächlich nicht, man könnte sie als außenstehende*r Betrachter*in auf den ersten Blick tatsächlich als im Schlaraffenland weilend wähnen, und ein xenophober Blick würde seine Prophezeiung gar bestätigt finden. Allerdings ist diese Untätigkeit eben nicht selbstgewählt, sondern von unseren Behörden / unseren Regierungen auferzwungen. Gerade indem er diese Diskrepanz aufzeigt, übt Grünbein Kritik an den Zuständen. Und greift letzten Endes wieder gekonnt auf Vergils Ekloge 1 zurück: Auch dort ist das (vermeintliche) Idyllion von Heimatlosen, die unter dem Baum ruhen, Folge der zerstörerischen Bürgerkriege, die Tausende heimatlos gemacht und in die Flucht getrieben haben.