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Konstantin Ames,

Lieber Jonis,

ich finde es schade, dass Du Mara Genschels (übrigens nicht anlässlich der Preisverleihung gehaltene) Rede abtust und auf eine Geschmacksdiskussion runterhandelst. Du schreibst davon, das sei „bad taste“. Ich kann das nicht nachvollziehen. Selbst wenn ich Mara nicht gut kennen würde, käme mir diese Abqualifikation nach Lektüre des Texts nicht in den Sinn. Mich erinnert Deine Herangehensweise an den Verriss von Genschels Debüt in der FAZ („Bulettenexperiment“).

Inwiefern Maras Undankesrede bzw. uneigentliche Dankesrede eine starke literaturaktivistische Implikation hat, das erfährt in Deiner m.E. verkürzenden genschelbezüglichen Darstellung leider niemand. Was genau daran „längenhaft“ sein soll, das wird mir auch nicht klar.

Der Kern von Mara Genschels Manifest ist doch: Sie zahlt ihr Heimrad-Bäcker-Förderpreis-Geld in Höhe von 3.500,00 Euro vollständig in einen Topf ein, den sie und einige Kolleg*innen eingerichtet haben. Dieser Fonds soll Leuten zugutekommen, die es aus der Sicht der Gruppe (ebenso) verdienen u.a. finanziell unterstützt zu werden. Das finde ich nicht irritierend, sondern bewundernswert altruistisch und solidarisch. Irritierend ist eher, dass solche direkten Aktionen kaum noch anzutreffen sind. Wettbewerbs- und Seilschaftsmodus sind nicht der Normalfall. Das ist die zentrale und glaubwürdige Botschaft dieses sehr lesenswerten Beitrags in der 17. „Mütze“.

Und dass Literaturzeitschriften ab und an Laudationes abdrucken ist übrigens ganz normal. Klar ist auch: Laudatio kommt nicht von Disko; Laudatio ist Laudatio, d.h. bissl zähe, manchmal peinlich eitel. Kurz: „Im Lobe steckt mehr Zudringlichkeit als im Tadel.“ Ja, mag sein. Die Laudatio von Christian Steinbacher auf Mara Genschel liest sich hingegen erfrischend uneitel und unaufdringlich, finde ich; im Regelfall sind Lobreden auch Lobreden auf den Lobredner, das ist hier nicht so. Wer noch nicht viel über Mara weiß, erfährt hier einiges über sie. Z.B. über ihr Projekt „Referenzfläche“ und ihre Ausflüge ins Musikfach und auch ein bisschen was zu ihrem Werdegang. Einen Gag toterklären ist dann doch wirklich was anderes.

Sei freundlich gegrüßt von

Konstantin