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Simon Rainald,

eine mir nahestehende Person äußerte kürzlich auf einem modernen Kinderspielplatz am Rande in einer „Arrival-Subcity“ Frankfurts (am Main), längere Zeit den Äußerungen halbwüchsiger Kinder von (allem Anschein nach) Immigranten zuhörend: „Ich liebe die deutsche Sprache.“ Sie echauffierte sich darüber, dass in dem hörbaren Ethnolekt, kein Satz mehr vollständig sei. Ich habe sie dann gefragt, was ihre Aussage denn genau bedeute? Wie sich Liebe zu einer Sprache denn äußere?
Als ich die vorstehende Rezension las, ohne das Buch gelesen zu haben, musste ich an den merkwürdigen Spielplatz-Satz denken, empörte mich doch vor allem der entomologische Vergleich, der „Nachtrag“ macht es keineswegs besser. Eine solche Formulierung ist schlicht abstoßend, doch bin ich dem Menschen, der den Rezensenten per Mail auf seinen mangelnden sprachlichen Takt hinwies, sehr dankbar.
Doch schon im ersten Abschnitt vermisse ich jede Ernsthaftigkeit, was soll die Rede von der „Ödnis zwischen (???) taz und FAZ“? Kommt der Rezensent vielleicht in beiden Organen nicht vor? Müssen in einer Rezension persönliche Vorurteile ihren Platz finden? Dann ein offenbar zum neuesten Jargon gehörendes Verb aus der kühlen Welt der Elektrotechnik „triggern“. Täte es nicht auch „auslösen“? Ich weiß, ich weiß, das Verb steht seit 2004 im Duden, aber das macht die Sache nicht besser: Jargon in einer Rezension untergräbt das Vertrauen in die Urteilsfähigkeit des Rezensenten. Was, bitte schön, ist die „ewige Romanvorgabe“? Ich wäre gespannt, die klare literaturwissenschaftliche Definition der Form, sagen wir zwischen dem „Mann ohne Eigenschaften“, „Abend mit Goldrand“ „Rom, Blicke“ und „Schlafende Sonnen“ zu erhalten. „Stuss“ wiederum passt ins erwähnte Feld der Entomologie. Auch bemerkenswert: „zorn-, lust-, trägheits- usw.-affine“… Seltsamerweise muss ich bei den Jargon-Bildungen mit -affin immer an den alipathischen Kohlenwasserstoff Paraffin denken, obwohl ich mit Chemie nun wirklich nicht allzuviel zu tun habe. Ich denke, es reicht: Eine solche Rezension ist nicht ernst zu nehmen, da sie sich keiner kühlen, argumentativen Sprache bedient. Dann doch lieber die Ödnis zwischen (???) nein: in taz und FAZ. Und das Buch nun endlich lesen.