Eigentlich habe ich das Essay mit Genuss und Gewinn gelesen, wäre mir nur der Begriff der vorwissenschaftlichen Arbeit vertraut und sein österreichischer Verwendungszusammenhang bewusst gewesen. Nach dem Recherchieren krumpelt für mich die Argumentation doch ziemlich auf eine Beschwerde über einen - dem stimme ich zu - unschönen, unpassenden oder sogar dummen Begriff (Vorwissenschaft) zusammen. Gewiss: eine Vorwissenschaft kann es nicht geben - wie eben auch keine abgestuften Kriterien wissenschaftlicher Qualität für Seminar- und Bachelore-Arbeiten bzw. Promotionen und gereviewte (hässliche Wörter demonstrieren Hässlichkeit) Zeitschriftenartikel, nur unterschiedlich umfangreich-anspruchsvolle Themenstellungen. Auch DichterIn ist man, ohne es werden zu können: Es gibt eben Zustände/Eigenschaften, die sind nicht per schrittweisem Kompetenzaufbau, sondern nur qua Qualitätssprung bzw. Entscheidung zu erreichen (übrigens zählt auch das Lesen-Können zu ersterem). Bei wohlwollendem Betrachten der neuen österreichischen Matura-Regelarien scheint es mir bei der vorwissenschaftlichen Arbeit aber immer noch um Wissenschaftspropädeutik zu gehen - dem traditionellen Anspruch der gymnasialen Oberstufe. Dass sich dieser Anspruch inzwischen zunehmend auf seltenere und außergewöhnliche Lehrgangselemente konzentriert - wie in Deutschland auf eine besondere (fünfte) Prüfungsleistung im Abitur (die Studien- oder Seminararbeit) empfinde ich ebenfalls auch bedauerlich - und sehe es ebenfalls eher als zynisches Argument, dass auch die Universität bis hin zur Promotion zunehmend verschulte Züge annimmt. Doch die dumm als vorwissenschaftlich benannten zur Wissenschaft hinführenden Studienarbeiten als Problem hervorzuheben, erscheint mir falsch. Sie sind, wenn überhaupt, der Ort der Lösung - der vielleicht letzte Ort im gymnasialen Lehrgang an dem ein ergebnisoffenes, lediglich methodisch und diskursiv kontrolliertes Arbeiten an selbstgewählten Fragen gelebt (erprobt, geübt) werden kann. Dass es dabei - curricular bzw. bewertungstechnisch gesehen - "nur" um den Aufbau bzw. die Vertiefung von Kompetenzen der formal regelgerechten Zitierens und Argumentierens gehen kann, halte ich eher für ehrlich, konsequent und hilfreich: es sind die basics von Wissenschaft, die es WissenschaftlerInnen erlauben auch gewagteren, haltloseren (außerparadigmatischen) Fragestellungen nachzugehen - also nicht nur (verschult-schulkonforme) Normalwissenschaft zu betreiben. Was ich in dieser Situation wichtig finde (und woran ich universitär in meiner Lehre als auch in Schulkooperationen aktuell arbeite), ist es geeignete Themenangebote und Arbeitstrukturen zu entwickeln, die es SchülerInnen und Studierenden ermöglichen, "echtes" wissenschaftliches Arbeiten eigenaktiv zu "erspüren". Meine Hoffnung und Erfahrung ist, dass Facharbeiten in der gymnasialen Oberstufe durchaus einen solchen experimentellen Raum darstellen KÖNNEN.
Eigentlich habe ich das Essay mit Genuss und Gewinn gelesen, wäre mir nur der Begriff der vorwissenschaftlichen Arbeit vertraut und sein österreichischer Verwendungszusammenhang bewusst gewesen. Nach dem Recherchieren krumpelt für mich die Argumentation doch ziemlich auf eine Beschwerde über einen - dem stimme ich zu - unschönen, unpassenden oder sogar dummen Begriff (Vorwissenschaft) zusammen. Gewiss: eine Vorwissenschaft kann es nicht geben - wie eben auch keine abgestuften Kriterien wissenschaftlicher Qualität für Seminar- und Bachelore-Arbeiten bzw. Promotionen und gereviewte (hässliche Wörter demonstrieren Hässlichkeit) Zeitschriftenartikel, nur unterschiedlich umfangreich-anspruchsvolle Themenstellungen. Auch DichterIn ist man, ohne es werden zu können: Es gibt eben Zustände/Eigenschaften, die sind nicht per schrittweisem Kompetenzaufbau, sondern nur qua Qualitätssprung bzw. Entscheidung zu erreichen (übrigens zählt auch das Lesen-Können zu ersterem). Bei wohlwollendem Betrachten der neuen österreichischen Matura-Regelarien scheint es mir bei der vorwissenschaftlichen Arbeit aber immer noch um Wissenschaftspropädeutik zu gehen - dem traditionellen Anspruch der gymnasialen Oberstufe. Dass sich dieser Anspruch inzwischen zunehmend auf seltenere und außergewöhnliche Lehrgangselemente konzentriert - wie in Deutschland auf eine besondere (fünfte) Prüfungsleistung im Abitur (die Studien- oder Seminararbeit) empfinde ich ebenfalls auch bedauerlich - und sehe es ebenfalls eher als zynisches Argument, dass auch die Universität bis hin zur Promotion zunehmend verschulte Züge annimmt. Doch die dumm als vorwissenschaftlich benannten zur Wissenschaft hinführenden Studienarbeiten als Problem hervorzuheben, erscheint mir falsch. Sie sind, wenn überhaupt, der Ort der Lösung - der vielleicht letzte Ort im gymnasialen Lehrgang an dem ein ergebnisoffenes, lediglich methodisch und diskursiv kontrolliertes Arbeiten an selbstgewählten Fragen gelebt (erprobt, geübt) werden kann. Dass es dabei - curricular bzw. bewertungstechnisch gesehen - "nur" um den Aufbau bzw. die Vertiefung von Kompetenzen der formal regelgerechten Zitierens und Argumentierens gehen kann, halte ich eher für ehrlich, konsequent und hilfreich: es sind die basics von Wissenschaft, die es WissenschaftlerInnen erlauben auch gewagteren, haltloseren (außerparadigmatischen) Fragestellungen nachzugehen - also nicht nur (verschult-schulkonforme) Normalwissenschaft zu betreiben. Was ich in dieser Situation wichtig finde (und woran ich universitär in meiner Lehre als auch in Schulkooperationen aktuell arbeite), ist es geeignete Themenangebote und Arbeitstrukturen zu entwickeln, die es SchülerInnen und Studierenden ermöglichen, "echtes" wissenschaftliches Arbeiten eigenaktiv zu "erspüren". Meine Hoffnung und Erfahrung ist, dass Facharbeiten in der gymnasialen Oberstufe durchaus einen solchen experimentellen Raum darstellen KÖNNEN.