Interview

Die Frage ist, ob man, um Geld zu bekommen, nicht automatisch eine Kunst machen muss, die auf bestimmte Weise geformt ist.

Tabea Xenia Maygar (POET) Im Gespräch mit Tabea Xenia Magyar kommt die Frage auf, inwieweit der Wettbewerbsbetrieb die Schreibergebnisse beeinflusst. Muss ein Autor in einer bestimmten Weise schreiben – unabhängig von der Qualität –, um Chancen bei den Juroren zu haben? Wenn die Heisenbergsche Unschärferelation besagt, dass der Beobachtende das Beobachtete verändert, könnte man in freier Interpretation fortführen, dass auch der Urteilende das Beurteilte verändert, indem ein bewusstes oder unbewusstes schriftstellerisches Hinarbeiten auf professionelle Meinungen stattfindet. Tabea Xenia Magyar hat im Übrigen eine schöne Idee: Sie möchte mit dem Lyrikkollektiv G13 einmal als Team beim Open Mike antreten.

Sibylla Vričić Hausmann: Liebe Tabea Xenia Magyar, du bist Schriftstellerin und Choreographin / Performerin. In deiner künstlerischen Arbeit stand von Anfang an mehr das Mit- als das Gegeneinander im Vordergrund, oder?

Tabea Xenia Magyar: Ja, auf die Lyrik bin ich zum Beispiel über G13 gekommen bzw. über Tristan Marquardt. Tristan und ich sind schon seit Langem miteinander befreundet. Er lebte zu der Zeit in Berlin und war von Anfang an bei G13 dabei. Als ich mich vor fünf Jahren entschied, den Sommer in Berlin zu verbringen (ich studierte und lebte noch in Zürich), ging ich mit ihm zu einem der Texttreffen. Und da ich nicht mit leeren Händen kommen wollte, schrieb ich für den Abend ein Gedicht. Die Diskussion machte mir großen Spaß und das Echo auf den Text war positiv, so dass ich von da an regelmäßig zu den Treffen ging und dafür jeweils ein Gedicht schrieb. Nach und nach hat sich dann mein Schreiben verselbständigt. Ich schätze in beiden künstlerischen Feldern, in denen ich tätig bin, den Austausch, den Rat anderer, ihre Rückmeldungen zu meiner Arbeit. Es hilft mir dabei, nachzudenken, mir eine Meinung zu bilden, ein Vokabular zu finden, mit dem ich meine Arbeit beschreiben kann. Eine der Grundlagen meiner Tanzausbildung am HZT (Anm. d. Red.: Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz in Berlin) war, dass man Wissen nicht vermittelt, sondern zusammen produziert und teilt. Ich liebe es, von anderen zu lernen. Außerdem ist das Arbeiten mit jemandem zusammen oft einfacher, da man sich gegenseitig im Positiven unterstützt, während man alleine häufig sehr kritisch und streng mit sich ist. Der Prozess des gemeinsamen Arbeitens ist anstrengend und braucht viel Verhandlung – was ich in kollektiven Schaffensprozessen erlebt habe, hat mich als Person verändert und dafür bin ich dankbar. Die Arbeit mit G13 und die im Rahmen meiner Tanzausbildung haben sich wechselseitig unterstützt und beeinflusst. Ich bin der Meinung, dass man sich, um wirkliche Veränderungen zu erleben, auf eine Gruppe einlassen, genug Zeit miteinander verbringen muss. Es lohnt sich, einander ganz zu vertrauen, bei einem kollektiven Text z.B. eigenes Material hineinzugeben und es allen anderen freizustellen, damit zu machen, was sie wollen. Ich vertraue darauf, dass dabei etwas herauskommt, zu dem ich stehen kann – und das war natürlich nicht von Anfang an so, das war ein Lernprozess.

S. Vričić Hausmann: Mit so einer kollektiven Arbeit hast du ja 2013, zusammen mit Tristan Marquardt, sogar den 1. Feldkircher Lyrikpreis gewonnen. Bei eurer Einreichung war nicht nachvollziehbar, von wem welche Anteile stammten. Wolltet ihr damit bewusst ein Grundprinzip des literarischen Wettbewerbs unterlaufen? Und würdest du sagen, dass G13 auch politisch wirken möchte, z.B. in dem es versucht, Konkurrenz generierende Strukturen zu verändern?

T. X. Magyar: Ich hätte natürlich schon Lust, mich als Lyrikkollektiv einmal beim Open Mike zu bewerben … oder beim Literarischen März … das würde das Konzept solcher Veranstaltungen, das auf dem individuellen Wettbewerb basiert, auf jeden Fall untergraben. Die Konzentration auf Einzelpersonen macht dort unsichtbar, dass auch beim Alleine-Schreiben unglaublich viel von außen hinzukommt, was quasi »geklaut« ist – aus Büchern, die man bewundert, von Künstlerinnen und Freundinnen, die einen beeinflusst haben: »Bad artists copy, good artists steal« (ein Spruch, der ebenfalls von Freundinnen geklaut ist). Wir haben bei G13 zwar nach außen hin keine fixe Agenda. Dafür sind wir zu verschieden – wir stehen an unterschiedlichen Punkten im Leben und in unterschiedlichen Verhältnissen zur Literatur. Auf ein gemeinsames, einheitliches Auftreten und politisches Wirken als Schreibende könnten wir uns gar nicht einigen. Allerdings gibt es in der Gruppe doch bestimmte Dinge, die allen wichtig sind, und die man als politisch bezeichnen könnte. Wir sind basisdemokratisch organisiert und setzen uns immer wieder damit auseinander, dass sich alle sicher genug und frei fühlen, ihren Standpunkt innerhalb der Gruppe zu vertreten. Wir versuchen, Anfragen für Interviews, Beiträge o.ä. so unter uns zu verteilen, dass nicht nur diejenigen teilnehmen, die ein Buch veröffentlicht haben und aktiver Teil des Literaturbetriebes sind, und so, dass Frauen nicht be­nachteiligt werden. Wir sind daran interessiert, den Begriff des genialen Autors (und ich verwende hier absichtlich die maskuline Form) zu dekonstruieren und ihm den Text als solchen entgegenzusetzen.

S. Vričić Hausmann: Wie hat sich G13 seit seinen Anfängen verändert? Ist die wachsende Bekanntheit einzelner Mitglieder eine Belastung für eure kollektive Struktur?

Persönlich stehe ich der Maschinerie der Preise und Stipendien ambivalent gegenüber

T. X. Magyar: Lange war G13 nicht als Kollektiv definiert, sondern lediglich über regelmäßige Texttreffen. Mit dem Erscheinen der Anthologie (Anm. d. Red.: 40% paradies. gedichte der lyrikgruppe G13, luxbooks 2012) hat sich dann sozusagen eine Kerngruppe herausgebildet, die zusammen Dinge auf die Beine stellt, Lesungen organisiert, etc. – die Texttreffen sind allerdings nach wie vor offen für jede, die interessiert ist, das ist uns sehr wichtig. Im Laufe der Zeit hat sich G13 verändert, weil sich die Menschen verändert haben. Ich denke, wir bestehen nach wie vor als Kollektiv, weil wir versuchen, die Struktur immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Auch deshalb, weil wir Freunde sind und viel miteinander erlebt haben, gerne zusammen arbeiten und Zeit verbringen. Einschätzungen wie der, dass ein Kollektiv keinen Sinn mehr macht, sobald bei Einzelpersonen ein gewisser Erfolg oder ein öffentliches Interesse eingetreten ist, begegnen wir damit, dass wir bei Auftritten oder Veröffentlichungen ganz bewusst immer alle Mitglieder der Gruppe einbeziehen, und zwar unabhängig von ihrem »Marktwert«, und dies notfalls auch nach außen hin durchboxen.

S. Vričić Hausmann: Aber konkurriert man nicht dennoch zwangsläufig um Preise, Stipendien und andere Ressourcen? Einfach aus finanziellen Gründen und aus Gründen der Selbstlegitimation?

T. X. Magyar: Nein, das denke ich nicht. Das ist wahrscheinlich der Fall, wenn man einen sehr engen und professionalisierten Begriff vom Schreiben hat, der an Institutionen gekoppelt ist. Persönlich stehe ich der Maschinerie der Preise und Stipendien ambivalent gegenüber; positive Bescheide in dieser Hinsicht geben mir eine gewisse (in manchen Fällen monetäre) Befriedigung, gleichzeitig stößt mich diese Form der Wertschöpfung oder Legitimation ab. Bei weitem nicht alle Mitglieder von G13 haben übrigens ein Interesse daran, sich auf Ausschreibungen zu bewerben. Einige streben es überhaupt nicht an, Teil des Literaturbetriebs zu sein, auch wenn sie ganz tolle Gedichte schreiben. Wie zum Beispiel Maria Natt, von der ich glaube, dass sie gar nicht so sehr daran interessiert ist, sich um Stipendien zu bemühen oder etwas bei Wettbewerben einzureichen.

S. Vričić Hausmann: Siehst du das denn durchweg positiv – oder ist es nicht auch schade, wenn jemand »sein Licht unter den Scheffel stellt«?

Männer trauen sich meist mehr, auf ihre Pläne zu pochen

T. X. Magyar: Klar, das ist immer die Frage. Auch bei mir selbst gibt es solche wiederkehrenden Diskussionen, ob ich mich für bestimmte Dinge nicht doch bewerben sollte. Freundinnen sagen mir manchmal, dass ich der Welt meine Literatur quasi vorenthalte … Aber ich weiß nicht so recht, was ich dazu denke. Da müsste ich das, was ich mache, ja schon für sehr gut und relevant halten. Ich weiß nicht, ob ich diese Art von Selbstwahrnehmung habe. Wahrscheinlich habe ich sie nicht. Und gleichzeitig schreibe ich ja schon auch deswegen, weil ich möchte, dass es jemand liest.

S. Vričić Hausmann: Möglicherweise kommen hier Gender-Aspekte ins Spiel. Glaubst du, dass der Wettbewerbsgedanke Menschen mit männlicher Sozialisation bevorzugt, weil diese offensiver sind – oder einfach überzeugter von der eigenen Relevanz?

T. X. Magyar: Das würde ich so sagen, ja. Zur Frage der Sozialisation gibt es ja einschlägige Studien, die z.B. zeigen, dass sich Männer bei Be­werbungen oft überschätzen, während Frauen sich tendenziell unterschätzen. Persönlich finde ich nach wie vor folgendes Beispiel krass: Der Kurator eines der weltweit größten Tanzfestivals wurde gefragt, weshalb bei seinem Festival vor allem Männer unterrichten würden. Seine Antwort war, dass die Männer mehr E-Mails schreiben, während die Frauen, wenn keine Antwort kommt, es dabei belassen. Und er renne den Frauen nicht hinterher. Aber sollte er das in seiner Position nicht doch machen, wenn er merkt, dass die Festivalteilnahmen unausgeglichen sind? Das Kommunikationsverhalten und die künstlerische Kompetenz der Bewerberinnen sind ja zwei ganz unterschiedliche Dinge. Das Beispiel zeigt: Männer trauen sich meist mehr, auf ihre Pläne zu pochen und zu sagen »Ich will aber«, »Ich möchte gerne teilnehmen«, »Was ist denn nun?« usw.

S. Vričić Hausmann: Glaubst du, es gibt im heutigen Literaturbetrieb konkrete Strukturen, die dazu dienen, den Wettbewerb auf Männer zuzuschneiden?

T. X. Magyar: Ich denke, dass dies im Literaturbetrieb wie auch im Rest des weltlichen Betriebes der Fall ist. Ein Beispiel ist das Konzept der »Frauenliteratur«. Oder folgende Anekdote: Einmal, als ein weibliches Mitglied von G13 zum Open Mike eingeladen war, sagte der Lektor, als er sie dem Publikum vorstellte, dass er früher dachte, er würde sofort merken, ob ein Text von einem Mann oder einer Frau sei, jetzt aber etwas vorsichtiger damit wäre, denn diese Autorin sei ja eben so gut wie ein Mann. Nach einer anderen Lesung gab es aus dem Publikum einen Kommentar nach dem Motto: »Man dürfe den Text nicht so streng beurteilen, er sei eben von einer Frau.« Solcher Art vergiftete »Komplimente« oder »Inschutznahmen« sind sehr häufig. Ebenso üblich ist es, dass, nicht nur im Internet, sondern auch in vermeintlich seriöseren Medien, bei Lesungen von Frauen zunächst einmal über das Aussehen einer Autorin geschrieben wird.

S. Vričić Hausmann: Wie stark fühlst du dich selbst beeinträchtigt durch die Strukturen des Literaturbetriebs?

Im Grunde berührt mich der Betrieb eher weniger

T. X. Magyar: Im Grunde berührt mich der Betrieb eher wenig. Es gibt Gründe, kritisch und vielleicht auch Gründe, zufrieden zu sein. Im Sommer habe ich meine Tanzausbildung fertig gemacht. Dieser doppelte künstlerische Schwerpunkt entlastet mich natürlich auch in der Hinsicht, dass ich einige Dinge nicht ganz so ernst nehme, wie es der Fall wäre, wenn ich mich auf eine Sache beschränken würde. Meine Priorität liegt im Moment beim Tanz, in diesem Feld möchte ich mich beruflich positionieren – das ist viel Arbeit und kostet Kraft. Gleichzeitig kommen über das Schreiben momentan mehr Angebote auf mich zu, wahrscheinlich einfach deshalb, weil ich das schon länger mache.

S. Vričić Hausmann: Inwiefern ähneln oder unterscheiden sich eigentlich der Tanzbetrieb und der Literaturbetrieb?

T. X. Magyar: Einerseits läuft im Tanz sehr viel jenseits vom Institutionellen. Tanz und Performance bieten viel Raum für Selbstinitiative und Low Profile-Projekte. Andererseits ist es aber auch so, ganz wie in der Literatur, dass man sich, wenn man versuchen möchte, irgendwann von dieser Kunst zu leben, um Stipendien, Festivalteilnahmen, Projektgelder etc. bemühen muss. Ich glaube, dass die Betriebe im Grunde ähnlich funktionieren. Wenn man einen Fuß in die Tür bekommt, bereits eine Förderung erhalten hat, hat man mehr Chancen, wieder von anderer Seite ausgewählt zu werden. Man bleibt in dem Bereich der darstellenden Kunst, der mich interessiert, genau wie als Schriftstellerin selbständig. Als Dramaturgin könnte man zum Beispiel an einem Theater fest angestellt werden. Aber als Choreographin und Performerin nicht.

S. Vričić Hausmann: Und was die Art der Projekte angeht, ästhetische Entscheidungen, meine ich, hat man da mehr Freiheiten im Bereich Tanz oder im Bereich Literatur?

T. X. Magyar: Die Frage ist, ob man, um Geld zu bekommen, nicht automatisch schon eine Kunst machen muss, die auf bestimmte Weise geformt ist. Wenn man zum Beispiel als Choreographin Projektgelder bezieht, muss man die Ergebnisse vor dem Geldgeber, etwa dem Senat, rechtfertigen. Trotzdem würde ich insgesamt sagen: Wenn man erst einmal Zugang zum Institutionellen, sprich zum Geld hat, sind im Tanz die Freiheiten sehr groß bzw. größer als in der Literatur, wo man in der ästhetischen Gestaltung den Richtlinien der Verlage folgen muss.

S. Vričić Hausmann: Und würdest du sagen, dass es durchsichtig ist, mit was für Projekten man bei Wettbewerbsausschreibungen Erfolg hat?

T. X. Magyar: Ich denke schon. Im Tanz zum Beispiel ist momentan interdisziplinäres Arbeiten sehr gefragt. Auch wenn man als Schreibende in einem Austausch steht, wird man schnell auf bestimmte Moden aufmerksam. Oder darauf, dass mehrere auf etwas reagieren, was nicht nur intern in einer Gruppe, sondern auch extern »in der Luft« ist. Ob bewusst oder unbewusst. Es gibt immer wieder Leute, die sich demonstrativ davon absetzen, aber eine eindeutige Bewertung würde ich hier nicht wagen. Es kommt ja sowieso nicht alles aus einem genuinen Inneren, sondern der Einfluss anderer ist mit den Jahren sehr stark, man lässt sich beeinflussen und inspirieren.

S. Vričić Hausmann: Wäre so eine eher positiv oder neutral bewertete gegenseitige Beeinflussung oder literarische »Mode« vielleicht das, was im Nachhinein als Literaturströmung oder dominante literarische Richtung bezeichnet wird – meinst du so etwas?

T. X. Magyar: Vielleicht. Zu anderen Zeitpunkten, zum Beispiel wenn man an den Futurismus oder die Beat-Kultur denkt, gab es allerdings grundsätzlichere Diskussionen darüber, wie eine Kunstform sein sollte – und daraus entstanden dann bestimmte Formen. Es gab eine intellektuelle Szene, die nicht nur geschrieben hat, sondern innerhalb derer man sich auch darüber ausgetauscht und gestritten hat, was das Schreiben eigentlich soll. Es gab klarere Positionen. Heute ist es meiner Einschätzung nach insgesamt weniger eine kollektive als eine individuelle Frage, wie oder wozu man Lyrik schreiben sollte. Manchmal fehlt mir eine wirklich radikale Diskussion und ich finde es schade, dass Fragen zum Schreiben so stark auf das Individuum verlagert werden. Vielleicht liegt das daran, dass heute fast niemand mehr daran glaubt, durch seine Kunst die Welt oder die Wahrnehmung von Welt verändern zu können.

S. Vričić Hausmann: Und der »Maschinerie der Preise und Stipendien«, wie du es vorhin nanntest, dem etablierten Literaturbetrieb, tatsächlich entkommen zu können ...

Eigenpublikationen werden bei uns nach wie vor als minderwertig angesehen

T. X. Magyar: Generell finde ich es schade, dass im deutschsprachigen Raum Literatur so eng an einen institutionellen Literaturbetrieb ge­knüpft ist. Anders ist das zum Beispiel im angelsächsischen Raum, etwa in Australien und England, wo ich eine Schreib- und Publikationskultur kennengelernt habe, die unabhängig von verankerten Institutionen existiert. Dort gibt es ein gängiges, freies Format, das chapbook. Das ist eine sehr kleine Publikation, ein Büchlein oder Heftlein, in das ca. zehn Gedichte hineinpassen. Es wird vor allem von Privatpersonen hergestellt. Bei uns hingegen hat man entweder das Buch beim Verlag oder Beiträge in Magazinen. Eine wirklich unabhängige Vorstufe existiert normalerweise nicht. Eigenpublikationen werden bei uns nach wie vor als minderwertig angesehen. Dann heißt es gleich »Die hat keinen Verlag gefunden.« In Kulturen, in denen Formate wie das chapbook verbreitet sind, ist das anders.

S. Vričić Hausmann: Zum Schluss noch zwei unzusammenhängende Fragen, eine sehr allgemeine und eine sehr persönliche: Was entscheidet deiner Meinung nach darüber, ob jemand nachhaltigen literarischen Erfolg hat? Und was fällt dir zum Thema Neid ein?

T. X. Magyar: (nach reiflichem Nachdenken) Ich vermute, es sind die Kriterien: Zufall, Moden, kontinuierliches Schaffen, Selbstvermarktung, Qualität, Geschlecht, soziale Klasse und Herkunft, die über Erfolg entscheiden. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Manche Faktoren kann man beeinflussen, andere aber nicht. Zur zweiten Frage: Es kommt vor, dass ich neidisch bin und es ist nie angenehm. Ich versuche, das zu akzeptieren, aber nicht danach zu handeln, und hoffe wie bei schlechtem Wetter, dass es schnell vorübergeht.

S. Vričić Hausmann: Vielen Dank für das Gespräch!

Anmerkung der Redaktion:
Das Interview ist im poet Nr. 20 als eines der fünf Gespräche zum Thema LITERATUR UND WETTBEWERB, von den Unschärfen, Algorithmen und allerlei Ambivalenzen im poetenladen verlag erschienen. Mit dabei sind auch Clemens Setz (Carolin Callies), Kurt Drawert (Martina Weber), Hendrik Jackson (Walter Fabian Schmid), Christoph Wenzel (Jan Kuhlbrodt). Die Interviewerinnen stehen in Klammern. Wir danken Andreas Heidtmann, poetenladen für die Kooperation.

poet Nr. 20
Literaturmagazin
Leipzig: poetenladen, Frühjahr 2016
ISBN: 978-3-940691-74-3

 

 

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