Mouse intelligence

Kurze essayistische Arbeit

Autor:
Ulrike Draesner
 

Kurze essayistische Arbeit

Eine ganze Welt voller Mäusesongs

here‘s a little mouse)and

what does he think about, i

wonder as over this

floor(quietly with

 

bright eyes)drifts(nobody

can tell because

Nobody knows,or why

jerks Here &,here,

gr(oo)ving the room‘s Silence)this like

 

a littlest

poem a

(with wee ears and see?

 

tail frisks)

(gonE)

„mouse“,

We are not the same you and

 

i,since here‘s a little he

or is

it It

?           (or was something we saw in the mirror)?

 

therefore we‘ll kiss; for maybe

what was Disappeared

into ourselves

who     (look)                          ,startled

 

E.E. Cummings Mausgedicht macht kurzen, springenden Prozess: es erklärt das Gedicht selbst zur Maus - ein zweitoniges, auf eigene Weise intelligentes Wesen. Es pfeift sein Lied auf Englisch, lässt sich in andere Sprachen übersetzen, und nebenher - im Kern und in der graphischen Sprachknetung - pfeift es sein Lied in „Ultraschall“. Das Maus-Gedicht ist ein zerbrechliches Gefüge, das alles verändern kann, wenn es erscheint – so träumen wir von ihm, so erleben wir es manchmal –, das sich aber nicht verfolgen lässt. Weder herbeizwingen kann man es noch künstlich beleben. Verbunden mit dem Mund, dem Küssen und  sich Nähren, verschwindet es, wenn es gut ist, am Ende in uns selbst: was uns einen „start“ gibt – wir schauen erstaunt, aufgeschreckt, auch aufgeweckt.

Wort um Wort setzt Cummings Maus sich auf der Seite zusammen, springt, verschwindet, erscheint in dieser Bewegung zwischen „dir“, dem Blickenden, und sich selbst, als Angeblicktem. Sie vertauscht die Positionen, ist selbst Körper (nur welcher?) und Spur. Da war sie --- nun schau: was Sprache hier macht. Wie sie den Raum aufspannt, in dem die Maus erscheint, damit am Ende „du“ darin stehst und schauen kannst. Wie sie Raum, Subjekt und Objekt verspannt und aneinander erzeugt.

In den Zwischengesichtern (Interfaces), die sich im Hin und Her zwischen Sprache und Wirklichkeitsvorstellung ergeben, siedeln Gedichte sich gern an. Wenn jemand von innen spricht. „It.“ Über die Zeit hinweg. Über Gattungsgrenzen (Mensch-Maus) hinweg. „It.“ Und aus Sprache eine Maus herbeiknetet auch als graphische Spur, um dabei das ruckartig bewegte Gehirn des Lesers in Vorstellungen mäusischer Bewegung über Sichtbares hinauszubeugen, zurück auf sich selbst. Mäusische Intelligenz als Möglichkeit des Gedichtes wäre also auch: in unserer Vorstellung davon, wie Sprache und Wirklichkeit(skonstrukte) miteinander verbunden sind – davon, wie Sprache in das Dickicht Wirklichkeit herabhängt und wie Wirklichkeit, dick und bewegt, in Sprache hineinwuchert – mäusisch geschickt hin- und herzulaufen. Von Beckett und Cummings wird es auf zwei sehr unterschiedliche Weisen vorgemacht. Da – und fort.

Am letzten Tag in Rotterdam stand ich vor etwa 700 einzelnen rechten Schuhen. Zum Anprobieren brauchte man eine der völlig überlasteten Verkäuferinnen, die ins Lager lief. Als ich der Frau, die sich meiner annahm, einen linken Schuh unter die Nase hielt, brach sie fast zusammen. Der rechte müsse im Laden sein - sie suche den nicht. Da ereilte mich: ein Mäuseblitz. Ich huschte zum Regal, bewegte mich, ohne zu wissen wie, kam innerhalb einer Minute zurück. Die Verkäuferin staunte, ich nicht minder. Mausintelligenz? So böse sah die Frau mich an, dass ich sofort den Laden verließ.

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