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# 002
IN AUGENSCHEIN - Gespräche über anonymisierte Texte (# 002). Zu Gast: Lutz Steinbrück
die menge der schaulustigen beobachtete sich wartend selbst,
zu der wir vorliefen.
vielleicht ließe sich das risiko auf eine region konzentrieren.
darauf der landregen.
meine übernächste hausärztin wurde gerade geboren. ich kon-
trollierte meinen lippenstift.
in der knautschzone umherschweifen. das war morgen. unsere
sachbearbeiter existierten bereits irgendwo.
fließend der übergang zwischen erster hilfe und zweiter natur.
nur krankenwagen verunglücken.
vielleicht muss das ticken ununterbrochen wahrgenommen
werden, damit die detonation ausbleibt, ein singspiel.
was mir zustieß, war, mit der wucht eines aufpralls, eine police.
die zukunft unserer möbel.
exit erste hilfe. der wind dreht nur als ganzer. die maschinen
landeten regelmäßig über dem stadtgebiet.
Ein echter Falb und ein Gedicht, dass mich sofort beeindruckte. Beispielhaft dafür, wie er in beiläufig-sachlichem Ton scheinbar eindeutige Aussagen formuliert, die zugleich absurde oder unklare Behauptungen darstellen und über sich hinausweisen. Ich mag die ideenreiche Ambivalenz der Aussagen, die irritiert und Fragen aufwirft. Das steht in einem reizvollen Kontrast zur Sprechhaltung, die in aufgeklärter Distanz zu den Ereignissen bleibt. Der Landregen, diese eingestreuten Irritationsmomente, ambivalent und mehrdimensional. Gut, „der übergang zwischen erster hilfe und zweiter natur“ ist ein bisschen grünbeinig. Zudem, und das mag ich als Haltung sehr, zeigt es eine gewisse düster getönte Weltwahrnehmung und -beschreibung. Es geht um Unfälle und Zusammenstöße, vieles klingt wie eine Drohung, ohne dass man wüsste, wieso.