Essay
Von bibliophilen Archäologen und anderen Kernspin-Kunden
Nicht nur, daß man sich seinen Rücken ruiniert und sich in einer Endlosschleife von Arzt zu Arzt, vom Kernspin zur Wirbelsäulenvermessung und von der Krankengymnastik zur Rückenschule und schließlich doch immerzu durch dauerhafte Schmerzen schleppt, weil man sich nicht belehren läßt und gegen jeden ärztlichen Rat weiterhin vor dem flimmernden Bildschirm des heimischen PCs ausharrt, gewöhnt an lindernde Mittelchen, die auf Dauer die Leber ruinieren. Man sondert sich ab, wird zum Sonderling und ist ganz klar im Reich der Süchte und Leidenschaften angekommen, die dafür sorgen, daß sich am Ende auch die sozialen Bande auflösen. Und das, was man eine echte soziale Persönlichkeit nennen konnte. An ihre Stelle tritt der Troglodyt des bitdurchzuckten Schaltkreisdunkels, ein Eremit in der Elektrowelt. Nicht der chatter oder blogger ist gemeint, sondern der ebayer.
Und hier nicht der enthusiastisch schwarz am Finanzamt vorbei wirtschaftende Neu-Profi, der Keller und Speicher des Elternhauses in klingende Münze verwandelt, sondern der Sammler und die Sammlerin, die Spezies der leidenschaftlich getriebenen Anhäufer und Zusammentrager. Und weil zu unterschiedlichsten Zeiten bei ebay das Unterschiedlichste möglich ist, werden die Wochentage fortan anders und zwar genau nach strategisch günstigen ebay-Stunden vermessen. Wen es einmal wirklich gepackt hat, das Fieber des Sammelns, der findet sich Stunde um Stunde vor dem PC auf der Schnäppchenjagd und kaum mehr im wirklichen Leben. Er findet nicht sich, sondern ein Ich ohne Grenzen, dessen umfassendes Treiben nur am finanziellen Budget strandet und dessen Freiheit die Freiheit des Suchenden ist, des Umherschweifenden, des Spurenlesers und Jägers und Sammlers.
Früher (was nicht lange her ist) rieb sich der Büchersammler am Samstagmorgen um sechs die Augen, stürzte Kaffee und eiskaltes Cola in sich, um auf dem Flohmarkt noch vor oder zumindest zeitgleich mit den Schnäppchenjägern im Halblicht die Chance auf ein zwei ungeplünderte, undurchsuchte Tische zu haben, wo man vielleicht für kleines Geld lang gesuchte Stücke finden konnte. Schnell mußte man sein, eine rasche Auffassungsgabe haben und eine gute Menschenkenntnis: ein kurzer Blick rennt über den Tisch, biegt ab und taucht vorne in die Kisten und analysiert das Gesehene in Sekundenschnelle: die Buchrückenensembles, aha Fromm, wenigstens die „Anatomie“ und nicht die ewige „Kunst des Liebens“, das könnte was sein. Daneben das obligatorische Apfelbäumchen von Ditfurth. Mal Schauen? Eher nicht. Der Geübte sieht sofort, welches bunte Gefachte Geheimnisse birgt und welches nur den üblichen Schrott. Wenn man sich überall bückt und nachsieht und es findet sich am Ende nur papierne Massenware, kann der unberührte Nachlass auf dem Tisch am Ende der Reihe mit interessanten Erstausgaben bereits in die Hände der Konkurrenz gefallen sein, die dann aufgeregt bis ins Mark, aber äußerlich anscheinend cool, bis auf die Krumen alles abräumt zu einem Preis, der lachhaft ist und völlig irrelevant angesichts des wirklichen Werts. Und trotzdem wird dann noch gefuggert, daß man sich manchmal schämen könnte.
Glück und Können fanden sich, bedingten einander und offenbarten den wahren Spezialisten: ein Fallensteller beim Lesen der Fährte, ein Paläontologe vor einem neuen Aufschluß - so ging man es an. Und natürlich mit einer gewissen Lockerheit, weil: wenn man suchte und suchte, und zwar ganz verbissen suchte und den Erfolg wollte, dann fand man natürlich nichts – verordnete man sich aber Zuversicht und zähe Geduld, dann klappte es und man fand in einer Kiste blödsinniger Ganghofers, Zahns und Bloems eine verirrte, seltene Erstausgabe von Alfred Döblin.
Früher – da war man an der Luft, auch bei Wind und Wetter, man marschierte schwitzend kilometerweit, die Stände entlang und zum Parkplatz, hin und zurück, um das Zusammengeheimste zwischendurch abzuladen. Neben der Beute gab es immerhin auch Menschen aus Fleisch und Blut. Die hinter den Ständen, ob Privatier oder Profi, Anfänger oder alter Hase, und die vor den Ständen, Unbedarfte, Neugierige, Bummler, aber auch echte Gegner - also andere Schnäppchenjäger und Sammler, die man alsbald kannte, sogar grüßte, und die sich an tristen Tagen ohne Funde sogar zu freundschaftlichen Plauderpausen gebrauchen ließen.
Für eine erfolgreiche Jagd unabdingbar: jede Menge situationsbezogene Psychologie und Menschenkenntnis, sei es beim Taxieren des Standtands, als auch beim Aushandeln des Preises. Der Sammler, der die Flohmärkte überstrich, war kein unglücklicher Mensch, ein zwar in seiner Leidenschaft gefangener, aber alles in allem doch recht gut ihrer Herr seiender. Ein gerissener Outdoorpsychologe, Feldforscher und sparsamer Destillateur. Er war gesund an Herz und Niere und Wetter gewohnt. Und notfalls mit dem Rad unterwegs, wenn das Auto in der Familie nicht abkömmlich.
Und der Sammler von früher war auch Gast in Spezialgeschäften, Antiquariaten, auf Messen und Treffen – er fuhr weite Wege um Spezielles zu finden. Und um das in der Familie zu vertreten, wurden die Gelegenheiten sinnvoll arrangiert – zuerst gings in den Zoo und dann in das Antiquariat, die Kinder konnten Eis essen inzwischen. Ob in Bremen oder Konstanz, Heidelberg oder Berlin. Zuerst das Schloß, das Museum, das Dingsda, aber hinterher bitte noch bei Köhler die Regale durchforsten nach expressionistischer Dichtung. Also gab es auch Kultur, Erlebnis, Familienleben, vielleicht nebenher und zwangsläufig, aber immerhin und allerdings. Es gab Lachen und Wort-Spiele im Auto, sensationelle Ausblicke während der Rast und inspirierende Momente während des Tags. Und am Abend die Beute.
Damit ist heute fast durchweg Schluß. Man steht nicht mehr um 6 Uhr auf, man rasselt keine Kilometer runter, weder aufm Rad noch mit der family im Wagen quer durch die Republik. Man „recherchiert“. Man klebt an der Mattscheibe und durchforstet Online-Auktionen. Mit einer ganz anderen Psychologie. Der Psychologie des Irrtums. Der Gegner ist nicht körperlich in derselben Landschaft anwesend, steht nicht neben dir und auch nicht vor dir, er ist unsichtbar und du hoffst, daß er irrt, daß alle sich irren und keiner bemerkt hat, daß das angebotene Buch in der falschen Rubrik eingestellt ist mit jenem klitzekleinen, aber fatalen Schreibfehler, der den richtigen Artur Heye vom falschen Arthur Heye trennt. So clever bist eben nur du, daß du mit den Fehlern der anderen rechnest, mit Einstellungen in falschen Rubriken, zu unmöglichen Zeiten (weil der Döskopp beim Eingeben nicht dran gedacht hat, daß die Auktion genau während des Endspiels ausläuft).
Was man früher monatelang, jahrelang suchen mußte und nur gegen nicht unerhebliches Geld zu erwerben war – heute ist es nach wenigen Klicks meist günstig greifbar und es gibt wenige Gelegenheiten, die nicht wiederkommen. Auf diese Weise wurde das Gros der Sammelgegenstände zur billigen Standardware degradiert, Bücher im Allgemeinen sind Masse, bloße Kiloware, sind zentnerschwere Handelsvolumina (hier ist der Bananenkarton die maßgebliche Einheit). Bei Platten ist es ähnlich. Früher war man froh das Yessongs Dreifach-Album in einer Plattenkiste auf dem Flohmarkt zu finden, heute klickt man sich durch und weiß schon nach fünf Minuten nicht mehr, nach welchen Kriterien man es wo am besten bestellt. Zwar sind die großen Raritäten nach wie vor begehrte Einzelstücke und tatsächlich nicht häufig zu bekommen, aber das Gros aller Sammelgegenstände vom Buch bis zur Platte ist das, was es insgeheim schon immer war: hunderttausendfaches, ja millionenfaches Konsumgut, und dank des Internets in Sekundenschnelle gebraucht verfügbar.
Seit Jahren beklagen Fachhändler diese Wegbrüche durch das übergroße Angebot im Web. Ein beträchtlicher Teil der greifbaren Ware wird damit zu unverkäuflicher Manövriermasse und nur einige wenige Spitzenstücke müssen das für den Ankauf verausgabte Geld bringen, wenn eine Sammlung angekauft wird. Je spezialisierter diese ist, umso besser. Wer seit jeher einen besonderen Geschmack hatte und sich gegen alle Spötter eher von der Canterbury Scene der frühen Siebziger als von Deep Purple in Trance rocken ließ, und wem bei Robert Wyatts Seasong die Tränen flossen statt bei Cat Stevens, der ist heute als Verkäufer begehrt und umworben, während alle die, die Mike Oldfield und Pink Floyd für progressiv hielten und die Mädchen zu ihren solchermaßen sortierten Plattensammlungen (mit weit größerem Erfolg übrigens als der Fan von Hatfield & The North) abschleppten, ihre Platten heute als unverkäufliche Masse heruntergeputzt sehen. Eine späte Rache.
Geht man in die achtziger Jahre, spitzt sich das Phänomen noch zu. Eine Deep Freeze Mice Lp wird immer Interesse und auch einen Käufer zu einem überzeugenden Preis finden, eine AC/DC Lp nicht mehr.
Das lässt sich sinngemäß auch auf den Büchermarkt übertragen. Nur daß man es hier mit einem viel weniger überschaubaren und in Teilen noch gar nicht erforschten Bestand an Gedrucktem zu tun hat. Expressionismus wird schon lange besammelt und museal bewertet. Das kennt man und schätzt man - ein Krzyzanowski wird nicht liegen bleiben oder unerkannt billig zu haben sein. Selbst die Sixties sind hier schon in Teilen aufgearbeitet und eine Brinkmann-EA bringt seinem Veräußerer sichere Kasse. Aber es gibt tausende Bücher, die in noch keinem Zusammenhang erforscht und deren Existenz noch in keiner Weise erhellt wären.
Hier ist der Raum für den bibliophilen Archäologen, hier wühlt und findet er, hier offenbaren sich Querverweise, Verwandtschaften, hier infiziert er sich, das Fieber greift rasch und schnell und erhitzt das vergiftete Blut. Wer einigermaßen Ausdauer, Sinn und Verstand aufwendet, kann bspw. heute überzeugende Sammlungen moderner Nachkriegslyrik zusammentragen ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen. Oder die siebziger Jahre-Literatur – gerne durch die seinerzeit gewollte und bewußt gelebte Ich-Bezogenheit in Mißkredit gebracht, sie ist noch lange nicht erforscht und ausreichend belegt. Betätigungsfelder en masse, denen sich, das weiß der Beobachter, erste Sammler nähern, längst Vergessenes treibt nach oben und schwimmt undifferenziert umher. Wer hier infiziert ist, wird sein Fieber noch billig senken können.
Das rasante Anwachsen von privaten Sammlungen ist ein Resultat allgemeinen Wohlstands (auch wenn man das im Jammerland nicht gerne hört) und einer wesentlicher Degradierung zum Konsumenten – so viel privat gesammelt und gehortet wurde niemals zuvor in deutschen Landen und das Aufstreben der Sammlermärkte in online-Auktionshäusern, die Neugründung ungezählter Versandantiquariate, die erst mit und durch die Internet-Vernetzung möglich wurden und die diese neue Kundschaft bedienen, sind einige der äußerlichen Anzeichen davon. Auch das Ent- und dauerhafte Bestehen von Fachzeitschriften kleiner und kleinster Interessensinseln lässt sich dorthin interpretieren.
Die Sammlung als Rechtfertigung nicht nur ständigen online-Seins, auch als Heilmittel für den Bedeutungs- und Identitätsverlust des Ichs in einer sich auf das Funktionelle beschränkenden Welt des Arbeitsalltags. Die Sammlung als Ausweis eigenpersönlicher Aktivität und Identität in einer Welt der Konformität und des gleichmachenden Massenlebens, wobei es bisweilen recht belanglos erscheint, aus welcher Laune und welchem Spleen sie schließlich erwächst. Es gibt Menschen, die sammeln Elefanten egal welcher Art und Form, einfach, weil sich im Regal im Laufe der Jahre einmal drei Stück zusammengefunden hatten. Ab Stücker drei beginnt die Sammlung, heißt es, und da ist viel Wahres dran.
Ist das erstmal als Sammlung erkannt, geht es meist schnell. Gleichgesinnte werden ausgemacht, schnell erste finanzielle Anstrengungen gemacht und später auch Grenzen überschritten. Von da bis zum Semi-Profi, der zeitraubend und rückenruinierend über ebay vercheckt, was er an Dubletten und Resten hat, und für das so erzielte Geld sich im Fachhandel mit den wirklichen raries eindeckt, geht es fließend. Mit den Jahren entwickelt sich Fachwissen und damit das Gefühl des Ausgezeichnet-Seins. Irgendwann fassen Träume von Präsentation und Ausstellung Fuß in dem sich nun immer mehr ums Sammeln drehenden Denkkreisel – das Auszeichnende, das Besondere des eigenen Ichs nach Draußen tragen, die Präsentation dessen, was Leiden schafft: eine Ausstellung machen!!
Ein Wunschziel der meisten Sammler. Er ist, wenn es um seine Sache geht, fähig große Entbehrungen auf sich zu nehmen, um in den Besitz eines fehlenden Stückes zu kommen, des Leidens fähig, da Idealist. Wobei sein Ideal nicht der Besitz an sich ist, sondern das kultisch Zueinandergebrachte selbst, das zwar an sich völlig sinnfrei sein kann, eine Sammlung alter Federboas beispielsweise, aber als eine ästhetische Dimension ideellen Begriffen übereignet und damit überhöht wird. Im Prinzip ist Sammeln auch getragen von der Sehnsucht, sich von sich selbst zu lösen. Also im Auftrag einer Sache unterwegs zu sein, nicht wirklich an sich selbst zu denken, sondern der Ästhetik des Dings, der Logik einer Sache verpflichtet zu sein. Das Außerhalb Liegende wird zum wichtigen Eigen-Tum. Der Sammler sieht es als Hingabe, der Nicht-Sammler als Einverleibung. Es geht bei der Sammlung nicht primär um das Materielle. Die Einverleibung betrifft die Idee, sie wird zum persönlichen Hab und Gut, das Materielle ist nur der physische Träger.
Da es bisweilen kaum eine andere Art der sozialen Kontrolle mehr gibt als den selbstveranstalteten Abgleich des eigenen Ichs mit den Lebenswelten und Lebensgestalten des TV (und damit auch sehr viele krankhafte und bislang als psychopathisch noch gar nicht beschriebene Eigenwelten solcher einseitig abgeglichenen Ichs), ist der moderne Sammler ein Typus, der heute tiefer und bedenkenloser in seine Leidenschaften abdriften kann und damit zu einem gewissen Teil der Mitwelt verloren geht. Man ist gerne Eigenbrötler, ja das Eigenbrötlerische war genau genommen schon vor der Sammlung da – diese bringt es nur ans Licht.
Im besten Fall ans Licht. Die meisten Sammlungen nämlich harren in heimischen Vitrinen und Schränken, Regalen und Tresoren zusammen mit ihren Vätern der Entdeckung durch einen bewundernden Nächsten, werden aber so gut wie nie wahrgenommen und bringen den Sammlern jahrelang mehr den Traum von Anerkennung und Achtung als tatsächliche Resonanz. Dabei ist der Wunsch nach Beachtung, nach Anerkennung neben der offensichtlichen Zuneigung zu den Objekten immer eine starke Triebfeder im Hintergrund. Ich zeige dir meine Sammlung will sagen: ich zeige dir, zu welcher Liebe ich fähig bin. An dem Ausmaß des zusammengetragenen Bestandes erkennst du das Maß meiner Hingabe. Betrachte meine Sammlung, und du erkennst einen Teil von mir.
Und tatsächlich gibt eine Sammlung diese Auskünfte: ist sie mit Sachverstand und erworbenem Spezialwissen zusammengetragen, auf was wurde Wert gelegt, auf Schein oder Sein, auf gedankliche Substanz oder bloßen Raritätencharakter? Pedantisch oder liebevoll, wild oder geordnet? Eine Sammlung kann erzählen und ausweisen, was dieser Mensch so nie aussprechen würde. Sie kann ihn als billigen Effekthascher entlarven oder als tiefgründigen Grübler, als sich verlierenden Zweifler oder als zielsicheren, klaren Denker. Der eine zeigt Mut zur Lücke im Standard und dafür breite Auswahl im Speziellen, der andere reiht ohne Struktur aneinander. Der eine beschränkt sich auf Altbekanntes, der andere geht völlig neue, wirklich eigene Wege und liefert Entdeckungen. Aus einem Sammler wird im günstigsten Fall ein Forscher, der selbst in der Fachwelt Achtung findet. Irgendein materielles Besitzen spielt da schon längst keine Rolle mehr. Das ist allerdings die Ausnahme.
Manch einer mag Sammler vorschnell belächeln und sich immun denken gegen solch bürgerlichen, lebensabgewandten Firlefanz und gleichzeitig seinen myspace-account mit einer erlesenen Sammlung abgedrehtester Freunde schmücken – ohne zu spüren, daß auch er damit sagt: schau was ich liebe, schau wer ich bin. In einem gewissen Sinne sucht ein jeder was zu ihm paßt und sammelt um sich seine Literatur, seine Filme, seine Musik, seine Partner, nicht um sie besitzen, sondern um sie anschauen, lesen, hören, lieben zu können. Der Einverleibungsprozess des Lebens ist essentiell und macht vor niemandem Halt.
Nur daß der Sammler vor der zehrenden Olympiade um gesellschaftliche Positionen in ein unangreifbares Haus flieht, das mehr im Innern angesiedelt ist und das er bewacht und vor Zugriff beschützt: seine persönliche Jim Morrison-Kathedrale, sein Krautrock-Schloß, sein Nirvana-Palace.
Das wirkliche Leben mag woanders spielen, aber das Aufgehobene hinterläßt unwiderlegbar Spuren. Alles, was wir aufheben, beschwert uns - aber es öffnet uns gerade dadurch andere und neue Optionen, weil sich unsere Schwerkraft um die der Dinge vermehrt. Würden wir uns keine Dinge aufheben, dieses besondere Stöckchen, mit dem sich prima das Mark aus den Knochen pulen, diesen besonderen Stein, mit dem sich der Schädel des Aases leicht öffnen und an die leckere Hirnmasse kommen lässt, diesen Splitter, der Sehnen durchschneidet und Felle durchtrennt, dann hätten wir letztendlich keine PCs, auf denen man Texte übers Sammeln liest, überfliegt und vielleicht vergißt, vielleicht aber auch aufklaubt und aufhebt für später.