diese wehsüchtige sehnsuchtsschmiere da
Ein großer Klassiker der twen-cen-Lyrik ist Frank O'Hara's Lunch Poems, aus den 60ern, die Dagmara Kraus im roughbook 046 gleich zweimal dekonstruiert. Einmal als verpixelte Repro, bei der nicht nur die Abbildung sich vergrobt, sondern vor allem die Buchstaben an Auflösung verlieren, beziehungsweise gewinnen. O'Haras Buch ist nichts als eine Trägerrakete für Kraus' Spiel aus Zersetzung und Bepflanzung, bei der alles möglich scheint, solange es nur hunchen statt lunchen geht. "ich will dich/ wie die frist den buckel hat". Die zweite Dekonstruktion, also Dekonstruktion der D., ist Kraus experimentelle Übersetzung der bis zur Unkenntlichkeit entstellten Originalseiten, die ganz der roughbooks-Politik der sagenhaften Sprachreisen, zu erinnern seien die Hypnose (etc.) Übersetzungen Rincks, Wolfs oder Filips, verpflichtet ist.
Kraus betreibt ein privates Feuerwerk bei diesem Doppelakt, dem zu folgen einiges erfordert. Der exzentrische Zerfall/ Befall der in Teilen völlig zerknüllten Seiten des aby OHrkranF ist heftig, hier wohnt etwas Unbescheidenes, was genau ist ein Buckel, ist das ein Spaß?
7 hunchgligi
Just like the yellow-green rain wraps me into winter's
ork before I can look silly giving abandoned cotton fruit
into the cross flames of my bathrobe: Burn! Burn!, drab
old maroon, drawing Germany's rare
Pastinak onto Pasternak's left, since that's as incalculable
as the Arete with only three leaves breath on and not feeble
I'm sure the street there can get out into the white
sponsored by the greatest living Russian poet, but where
put I death or heat at night? onto this hunchgligi, irati high(...brenn!, brenn!, altes muffbraun, schwerb
raun, zieh deutschlands pastinake auf herrn
pasternaks linke weil da so unberrechenbar
wie die arete mit nur drei blättern atem
dran und trotzdem nicht schwächlich, ibinmi
sicher die strasse da kommt da ins weiß raus
gesponsort vom größten noch lebenden
russischen dichter, aber wohin tu ich den
tod oder die hitze des nachts? auf dieses
buckelgligi, rieti und rati, obendrauf machs)
Kraus' Interventionen wechseln sich zwischen albern und spitz ab, gehen ins aufgestachelte Sprachspiel, "ein Text tut schön und ergeben", das lässt sich hier eher in seinem Gegenteil ablesen/ tuten hören, und wie Monika Rincks Motto "die buckel als schanze" vorangestellt ist, "liebedienert sich ein Text der Meisterin Gibbirish" hier an. Zum Beispiel so:
unsern täglichen zwrot gibbus heute
und vergibbus uns unsere huld
wie auch wir vergibbusen unsern huldigern
und schüre uns nicht die verbuchsung
sondern entblöße uns vor dem buckelmanen
Ein pretty rough book.
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