„Und jetzt fügen sich dennoch alle gegenseitig Schaden zu wie eh und je.”
Bodenheimers Text ist ein spannender Hybrid: Judaistik plus Kriminalfall, wobei, da der Messias nicht kommt oder anruft, beides darauf hinausläuft, daß die Welt nicht heil ist. Im Zentrum steht ein kriminalistisch begabter Rabbiner, der sich mühsam seiner Alltagsgeschäfte zu entledigen vermochte, um an Sebastian Münsters Messias-Text, einem Dialog, worin die christliche Seite gegenüber der jüdischen taub gegen deren Fragen fast verhörend verfährt, zu arbeiten.
Dabei ist schon der Blick auf die Wissenschaft und ihre Projektmitarbeiter, ihre semifiktionalen Antragstexte und dergleichen ein erheiternder Blick aufs Schlechte, bis schließlich einerseits der Messias das ist, was dem Christen wie dem Juden sich gleichermaßen nicht einfach erschließt, wovon der Christ aber wider alle Evidenz andererseits sagt, er sei jedenfalls schon gekommen.
Ist es überhaupt der gleiche (oder der selbe – oder ist das in diesem Fall des „absoluten Beispiels” nicht zu unterscheiden?) Messias – und darf es auf diese Antwort wirklich nur ein Ja oder ein Nein geben..? Als „intellektueller Zustand” wäre das Kommen des Messias in Momenten glaubhaft, doch wie er tatsächlich da sein könne, wenn doch Wolf und Lamm einander durchaus noch immer nicht gewogen sind, das bleibt fraglich, da kann der Christ nur das Gespräch abbrechen, während der jüdische Messias immerhin das Scheitern indiziert.
So scheint hier eines im anderen auf, in einem Text, der beide Momente, das Kriminalistische wie das Theologische, ernstnehmend eines im Lichte des anderen zeigt, mit Witz, aber nicht nur mit Witz. Womit es auch nicht stimmt, daß das Buch nur spannend ist. Lohnende Lektüre..!
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