„Von allen Vögeln widme dich dem Spatzen zuerst”
Michael Krüger weiß, daß die Welt sich nur durch die Worte erschließt, aber er weiß auch, wie „die Wörter/sich darin verlieren”, was sie sichtbar machen sollen – außer, man verspreizt sie kunstvoll, in Paradoxien, Zuspitzungen, sonst bleibt vom So-gut-wie-nichts nicht einmal ein „flüchtiges Testament”… So ist, was man wünscht und hofft schon gegen eben diese Bedrängnis, die eigentlich das Gegenteil ist: eine Leere, die zehrt, gerichtet: ein „polemischer Wunsch”, darin ein Irrtum, doch ein wichtiger:
„Die Grundfigur der Klage
beschreibt den Irrtumder uns am Leben hält.”
Gegen das Falsche der Leere hilft nur dieses Falsche, das noch hofft, wider die „Melancholie/alles Fertigen”, da noch lieber gemäß der Übertreibung des Spiels, „die heidnischen Spiele der Katze” beispielsweise. Denen man nicht traut, gerade dann, wenn sie so einleuchten, die Lyrik Krügers hat und befragt doch zugleich jene „Aphorismen […] mit tödlicher Klarheit”, besser wäre, es bliebe doch „jede Antwort eine Frage” … oder? Etwa jene Gottes:
„Gott hat keinen Platz in diesem Bild,
nur ein halsstarriger Mensch”,
so Krüger nicht für Gott, aber auch nicht für den Glauben, der im Atheismus sich eingerichtet hätte. Und immer wieder Evidenz als Verstörung, „Mimesis […] ohne Fußnoten”, zuletzt. Zum Beispiel eine ans nie Ganze:
„Jeder kennt den Moment,
da man auf die Lichtung tritt
und die Hasen,
nach einer Sekunde des Zögerns,
im Unterholz verschwinden.”
Das ist – oder: ist nicht – das Ganze… Zum Beispiel aber auch ans Minimale, Grazile, das es vielleicht wäre:
„Von allen Vögeln widme dich dem Spatzen zuerst”…
Lesen: Ein grandioser Band, zierlich wie eben jener Spatz – und schwer wie das Ganze.
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