Walther Heymann (1882-1915)
„Walter Heymann (auch: Walther Heymann; * 19. Mai 1882 in Königsberg; † 9. Januar 1915 bei Soissons) war ein ostpreussischer Rechtsreferendar und Schriftsteller.
Er trat als junger Mann mit seinen Gedichtbänden Springbrunnen (1906) und die Nehrungsbilder (1909) hervor, in denen er die Monotonie der östlichen Ebene und der grauen See schilderte.
Walter Heymann … fiel beim Sturmangriff auf Soissons im Ersten Weltkrieg. Nach seinem Tod erschien 1916 der Prosaband Das Tempelwunder und andere Novellen.“ Wikipedia
„1914 meldete sich Heymann als Kriegsfreiwilliger. In seinem letzten Feldpostbrief, 4 Tage vor seinem Tod, schrieb er: „Mein Leben wäre ganz Anfang, wenn's bald enden sollte. Wie es auch komme, mir ist Frieden in der Seele. … Sterben – schad um zehn ungeschriebene Bücher…“. Sein Nachlaß, aus dem noch fünf abgeschlossene Bücher veröffentlicht werden konnten, beweist für Lyrik und Prosa, daß er eine starke Ausformung seines Talents noch erzwang. Zu Unrecht ist dieser Dichter heute vergessen. Heymann hielt die „Nehrungsbilder“ für sein bestes Buch. Julius Bab schätzt den künstlerischen Wert der späteren Gedichte Heymanns, allerdings unter thematischem Aspekt, höher ein: Sie „gehören zu dem wenigen Eigenen, Ernsten, Echten, was sich unter den sechs Millionen deutscher Kriegspoesien findet. …“ deutsche-biographie.de
Sträflinge
Es wird jetzt
eine Straße gemacht,
Sträflinge kommen daher
unter dem Himmel, der
über den Straßen ist,
mit schlappen Gliedern in blauen Jacken,
in Drillichhosen mit grauen Kappen:
so ist der Sträflinge Art und Tracht.Runde Steine sollen sie
einstoßen, festschlagen;
auf bloßen Fliesen werden sie
lange hocken gebückt,
kerben und spellen.
Darum des Weges trollen die
verdorbenen Gesellen.Sieh sie sich fortbewegen!
Durch die Straßen, die nach Regen
in der Sonne dampfen,
stampfen sie schwer
den Sträflingsmarsch.
Barsch
gehen Aufseher nebenher.Manchmal sehn die einen lachen –
Wer hat da zu lachen?!
Was hat der zu lachen!
Wen hat er gesehn?
Keiner darf den Kopf verdrehn,
keiner große Augen machen.Man soll sehn
wie Sträflinge gehen,
nach Sträflingsart in Sträflingstracht,
hart bewacht
bis in den Traum.
Aus: Gedichte, Prosa, Essays, Briefe / Walther Heymann. Hrsg. von Leonhard M. Fiedler und Renate Heuer. Campus 1998.
Neuen Kommentar schreiben