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poems & stories
A void cannot be avoided: Nichts Zwischenzeiliges
12.12.2012 | Hamburg
Ich gebe es zu: Ich habe von Ruth Weiss bislang noch nie etwas gehört. Bis ich ihren Gedichtband in der Hand hielt. Und wenn sie von den Herausgebern ihres neu erschienenen Gedichtbandes „einfach mal eben“ der Beat Generation zugerechnet wird, ist das für mich, der bisher nur Autoren wie Jack Kerouac und Allen Ginsberg zu derselben zählte, eine mittelschwere Überraschung.
ruth weiss ist, unbestritten, die weibliche stimme der beat generation, schwärmt es in Kleinbuchstaben grell auf dem Cover. Das wenigstens behauptet ein gewisser Jörg Duit im ORF Hörfunk. Man nennt sie wohl gar the goddess of the beat generation – da wird man hellhörig, besser gesagt, man traut seinen Augen nicht: Die Göttin der Beat Generation? Kannte man sich damit nicht eigentlich ganz gut aus? Und schüttelt ungläubig den Kopf. Ist das Augenwischerei? Oder „mal wieder“ jener Effekt, mit der man hierzulande einfach nicht weiß, wer Rae Armantrout, Siri Hustvedt oder Anne Tyler sind? Hat man, neben den großen und epochal wichtigen und längst kanonisierten – und selbstverständlich männlichen Protagonisten –, einfach (noch) nichts davon gehört?
Das Buch, das in der engagierten Wiener edition exil erschienen ist, glitzert metallischblau, wie mit Sprühfarbe für Autos lackiert. Es hat kleine Ecken, die weiß stehengeblieben sind, als habe man die Schablone beim Besprühen nicht ganz korrekt aufgelegt. Das ist witzig! Darauf alles in Kleinschreibung; der Name der Autorin ist in der digitalen Grobpixelung großer Laufschriften dargestellt, ganz in Weiß, oder, besser, ganz in Weiss. Das Buch kommt auf den ersten flüchtigen Blick so ganz und gar angloamerikanisch daher, dabei ist die Autorin eigentlich in Berlin geboren, 1928, in eine jüdisch-österreichische Familie, 1933 mit den Eltern nach Wien geflüchtet und von dort aus 1938 weiter in die USA. Dort lebt sie bis heute und arbeitet in Kalifornien.
Die Beat Generation würde man Pi mal Daumen so etwa in die Zeit zwischen 1953 und 1966 einordnen; ausgerechnet aus dieser Zeit aber ist kein einziger Text in der Ausgabe enthalten. Was einen ja, wenn hier the goddess of the beat generation apostrophiert wird, doch durchaus mal interessiert hätte. Die meisten Texte sind jüngeren Datums und in den letzten 10 Jahren entstanden. Weiss‘ erster Gedichtband erschien 1958. Die Texte im Band, die etwas älter sind, stammen von 1994, 1991, 1975, 1972, 1987 – und einer von 1933.
Liest man in das Buch hinein, kommen sofort unterschiedliche Wahrnehmungen. Gleich der erste Text once upon a bear entzückt, überrascht, berührt – und enttäuscht gleichermaßen: Ein Erlebnis, das für das Buch gleichsam symptomatisch ist.
once upon a time a bear
once upon a time a bear
with eyes of brown
strolled to & fro
to be good – for – nothing