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Sammlung
Nil nisi bene?
04.09.2013 | Hamburg
Letzte Worte zu rezensieren ist nicht unproblematisch. Sie sind meist nicht auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft entstanden, nur bedingt fürs Publikum hingeröchelt, eine Überarbeitung fehlt zumeist auch (was die Editionslage vereinfacht), während die Überlieferung trügerisch ist (was die Editionslage nicht vereinfacht).
Eine Anthologie derselben zu besprechen ist insofern einfach, als man auf all jene Imponderabilien der Herausgabe, das Fragwürdige aber auch darüber hinaus bloß hinzuweisen hat – und damit die Arbeit eigentlich fast getan ist. Man kann noch die Hybris Jüngers, manche letzten Worte als unwürdig zu bezeichnen hinweisen, kritisieren: was sich konkret so ausmacht, als hätte jeder der (unter Umständen fragwürdig) Zitierten sein Correctis corrigendis imprimatur dem letzten Röcheln nachgehaucht. Man soll gewiss nicht bloß Gutes über Verstorbene in ihren vielleicht schwächsten Momenten kolportieren, doch wohlwollend, wie die Antike wusste: und mit einem Augenmaß, das Jünger zuweilen geradezu missen lässt.
Was den Band geradezu rettet, ist, dass sich in dieser Sammlung – die übrigens auf von Ernst Jünger gedruckten und versandten Postkarten basiert, worauf die Angeschriebenen ihnen bekannte letzte Worte samt Quelle eintragen sollten, hernach ordnete und kommentierte Jünger die Eingänge – manches Kuriosum und manches denn doch Berührende findet, seien es Karl Valentins letzte Worte („Ich wußte gar nicht, daß Sterben so schön ist.”), seien es jene Goethes, der nicht bloß mehr Licht registrierte oder aber wünschte, oder Schleiermachers Erleben seiner „schönsten Augenblicke”.
Hier hat dieser Band, der ansonsten eher skurril ist, Berührendes wie Tiefes.
Ernst Jünger: Letzte Worte. hrsg.v. Jörg Magenau, ISBN: 978-3-608-93949-1, 22,95 EUR Klett-Cotta Stuttgart 2013
Martin A. Hainz hat zuletzt über Das Erste, was ich sah von Karl-Markus Gauss auf Fixpoetry geschrieben.
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