weitere Infos zum Beitrag
Gedichte und Zeichnungen
Schnurrpfeifereien auch digital – die gesammelten Werke Wilhelm Buschs
Zu Buschs Person seien damit, anders als im Folgenden zu seinen Bildergeschichten, ein paar Worte gesagt, denn im Gegensatz zu diesen weiß man von ihm in der Regel nicht viel oder macht sich gar ein gänzlich falsches Bild. Nicht allein die 1886 erschienene Biografie Eduard Daelens, "Über Wilhelm Busch und seine Bedeutung. Eine lustige Streitschrift", hatte den Fehler begangen, Leben und Werk zu verwechseln und war, wie es wohl bei ihrem Untertitel auch nicht gänzlich überraschen muss, mit Fakten ausgesprochen freizügig umgegangen. Betreffend Würdigung und Kritik der Bildergeschichten selbst sei der Leser nun an die reichhaltige Fachliteratur sowie die Äußerungen von Größen von Heinrich Böll bis Robert Gernhardt verwiesen - ohnehin kennt man sie durchaus besser als die "ernsten" Klassiker der literarischen Kanons, in den allermeisten Familien findet sich auch heute noch zumindest ein ererbter Buschband.
Diese Ausgabe der Gesammelten Werke jedoch ist zu beurteilen: auf CD-ROM in der gewohnten Form der DigiBib. Es finden sich darin neben den Werken und den Faksimiles der Handschriften von "Max und Moritz", "Die Fromme Helene" und "Julchen" die von Busch verfassten Briefe (die erhaltenen vernichtete er vor seinem Tod) sowie Michaela Diers Busch-Biografie. Zu letzterer ist zu sagen, dass sie zwar informativ und gut zu lesen ist, aber auch einige nennenswerte Schwächen enthält. So ist erstens nicht ganz klar, an wen sie sich richtet: Die, gerade was die Quellenangaben angeht, wissenschaftlichen Standards verpflichtete Form wird regelmäßig von schlichten Albernheiten durchbrochen. Da ist etwa die Rede von Buschs "Choreografie des sukzessiven Dahingerafftwerdens (letaler Dominoeffekt)" und in Bezug auf "den Klassiker und Dauerbrenner aller Komik: den Sturz" wird Busch gepriesen als "wahrer Könner, dessen Repertoire vom schlichten Abflug in die Tiefe zum Sturz mit einfacher Passionspirouette oder eingesprungener doppelter Qualschraube" reiche. Den einzelnen Kapiteln sind weiterhin "Zusätze" in Form von Endnoten angefügt, deren jeweiliger Bezug nicht eindeutig gemacht wird, die außerdem nicht auf der entsprechenden Seite verlinkt sind - was doch wohl in einer digitalen Ausgabe durchaus möglich gewesen wäre. Zuletzt ist der Text an mehreren Stellen beschädigt, was zu ungrammatischen und unverständlichen Sätzen führt.
Generell ist es erfreulich, so umfangreiches Material in digitaler Form vorliegen zu haben, wenn es etwa darum geht, im Gesamtwerk zu suchen: Sei es zu literaturwissenschaftlichen Zwecken oder um "nur" den genauen Wortlaut dieses einen, an sich bekannten Busch-Spruchs betreffend den Likörkonsum zu verifizieren - von dem man aber nicht weiß, aus welchem Werk er stammt ("Die Fromme Helene", Anfang des 16. Kapitels: "Es ist ein Brauch von alters her: / Wer Sorgen hat, hat auch Likör!"). Ebenfalls zu begrüßen ist, dass sowohl Windows- als auch Mac-Systeme unterstützt werden.
Die Aufmachung könnte indes besser sein, mutet generell altbacken und (zu) spartanisch an, insbesondere die der Mac-Version: Die Darstellung, beziehungsweise die Darstellungsgröße der einzelnen Seiten wird automatisch über die Fenstergröße geregelt und kann nicht angepasst werden. Die Darstellung von Einzelbildern - über Popup-Fenster, die bei jedem Aufrufen erneut kleinformatig und mit reduzierter Auflösung aufspringen - ist durchaus umständlich und unkomfortabel. Zwar kann der Text in vier Farben markiert werden, doch diese Markierungen können nicht einzeln, sondern nur insgesamt wieder entfernt werden. Weiterhin sind die Markierungs-Dateien für Mac-Systeme bedauerlicherweise nicht mit denen für Windows-Systeme kompatibel.
Alles in allem liegt hier jedoch eine gehaltvolle Ausgabe vor, die für bestimmte Zwecke gute Dienste leisten kann - die jedoch eines nicht vermag: Das angenehm große, schwere, dicke gebundene Busch-Album - welches gegenwärtig im Internet sogar schon für unter 10,- € inklusive Versand zu haben ist - aus dem großelterlichen Bücherregal zu ersetzen, in dem man schon als Kind so wunderbar geschmökert hat.
Wilhelm Busch: Gesammelte Werke. Directmedia Publishing, Berlin 2008.
Diese Ausgabe der Gesammelten Werke jedoch ist zu beurteilen: auf CD-ROM in der gewohnten Form der DigiBib. Es finden sich darin neben den Werken und den Faksimiles der Handschriften von "Max und Moritz", "Die Fromme Helene" und "Julchen" die von Busch verfassten Briefe (die erhaltenen vernichtete er vor seinem Tod) sowie Michaela Diers Busch-Biografie. Zu letzterer ist zu sagen, dass sie zwar informativ und gut zu lesen ist, aber auch einige nennenswerte Schwächen enthält. So ist erstens nicht ganz klar, an wen sie sich richtet: Die, gerade was die Quellenangaben angeht, wissenschaftlichen Standards verpflichtete Form wird regelmäßig von schlichten Albernheiten durchbrochen. Da ist etwa die Rede von Buschs "Choreografie des sukzessiven Dahingerafftwerdens (letaler Dominoeffekt)" und in Bezug auf "den Klassiker und Dauerbrenner aller Komik: den Sturz" wird Busch gepriesen als "wahrer Könner, dessen Repertoire vom schlichten Abflug in die Tiefe zum Sturz mit einfacher Passionspirouette oder eingesprungener doppelter Qualschraube" reiche. Den einzelnen Kapiteln sind weiterhin "Zusätze" in Form von Endnoten angefügt, deren jeweiliger Bezug nicht eindeutig gemacht wird, die außerdem nicht auf der entsprechenden Seite verlinkt sind - was doch wohl in einer digitalen Ausgabe durchaus möglich gewesen wäre. Zuletzt ist der Text an mehreren Stellen beschädigt, was zu ungrammatischen und unverständlichen Sätzen führt.
Generell ist es erfreulich, so umfangreiches Material in digitaler Form vorliegen zu haben, wenn es etwa darum geht, im Gesamtwerk zu suchen: Sei es zu literaturwissenschaftlichen Zwecken oder um "nur" den genauen Wortlaut dieses einen, an sich bekannten Busch-Spruchs betreffend den Likörkonsum zu verifizieren - von dem man aber nicht weiß, aus welchem Werk er stammt ("Die Fromme Helene", Anfang des 16. Kapitels: "Es ist ein Brauch von alters her: / Wer Sorgen hat, hat auch Likör!"). Ebenfalls zu begrüßen ist, dass sowohl Windows- als auch Mac-Systeme unterstützt werden.
Die Aufmachung könnte indes besser sein, mutet generell altbacken und (zu) spartanisch an, insbesondere die der Mac-Version: Die Darstellung, beziehungsweise die Darstellungsgröße der einzelnen Seiten wird automatisch über die Fenstergröße geregelt und kann nicht angepasst werden. Die Darstellung von Einzelbildern - über Popup-Fenster, die bei jedem Aufrufen erneut kleinformatig und mit reduzierter Auflösung aufspringen - ist durchaus umständlich und unkomfortabel. Zwar kann der Text in vier Farben markiert werden, doch diese Markierungen können nicht einzeln, sondern nur insgesamt wieder entfernt werden. Weiterhin sind die Markierungs-Dateien für Mac-Systeme bedauerlicherweise nicht mit denen für Windows-Systeme kompatibel.
Alles in allem liegt hier jedoch eine gehaltvolle Ausgabe vor, die für bestimmte Zwecke gute Dienste leisten kann - die jedoch eines nicht vermag: Das angenehm große, schwere, dicke gebundene Busch-Album - welches gegenwärtig im Internet sogar schon für unter 10,- € inklusive Versand zu haben ist - aus dem großelterlichen Bücherregal zu ersetzen, in dem man schon als Kind so wunderbar geschmökert hat.
Wilhelm Busch: Gesammelte Werke. Directmedia Publishing, Berlin 2008.