sie
waren aufeinander
reduziert.
wie
zwei tiere, die zeitlebens willkürlich miteinander in einen käfig
gesperrt worden waren und keine andere wahl hatten.
das
war nicht über nacht geschehen und die umstände hatten es
vielleicht erfordert.
eine
glaubte die andere genau zu kennen, in jedem augenblick zu durchschauen,
dennoch nahm das stumpfe, fixierte interesse aneinander nicht ab, blieb
als der einzig lebendig-verbindende funke zwischen ihnen bestehen.
sie
waren durch zur sucht gewordenen gewohnheit und misstrauen geschürt
von gegenseitiger abhängigkeit untrennbar aneinander gekettet:
sibille,
die tüchtige alleinerzieherin und laura, ihre wohlgeratene tochter.
nach
außen unauffällig, nickten sie den nachbarn zu, grüßten
auf der straße, kauften regelmäßig im selben supermarkt
die gleichen waren, der alltag verlief, verdächtigungen wuchsen
nur innerhalb des systems lautlos wie versteckter schimmel.
sibille,
mitte vierzig, immer noch kein einziges graues haar, modischer kurzhaarschnitt,
klassisches profil, gediegen gekleidet, am höhepunkt ihrer karriere,
begehrenswerte frau.
gleich
nach der scheidung hatte ihre tochter aufgepasst, dass sich der mutter
kein fremder mann näherte, sie hatte ihren vater sehr geliebt,
später hatte sie hin und wieder gefragt, ob sie nicht mit jemandem
ausgehen wolle, mittlerweile war das thema tabu geworden.
es
wurde überhaupt immmer weniger miteinander gesprochen, war es aus
dem gefühl heraus, einander auch ohne worte zu verstehen oder aus
einer wachsenden feindseligkeit, das konnte später niemand sagen.
sibille
war stets eine sehr besorgte mutter gewesen; anfangs hatte ihr exmann
es sogar rührend gefunden, wie fixiert sie auf das kind war, wie
sie jede regung der kleinen beobachtete, bei jedem geräusch von
ihr hochfuhr und besorgt nach ihr schaute, dann wurde er missmutiger,
als er bemerkte, dass sie ihn kaum an seine tochter heranließ,
so tat als könne er mit ihr nicht umgehen, als wäre er nicht
der vater.
er
hatte ihr das nicht nur einmal vorgeworfen, es hatte aber nichts verändert;
seit der geburt der tochter war sibille ihm immer fremder und ferner
geworden, was ihm früher an ihr charmante sprödheit zu sein
schien, war jetzt unbarmherzige härte und pure abweisung geworden.
als
laura noch ein baby war, hatte er vieles an seiner frau akzeptiert,
gemeint, dass sich eine ehe mit dem ersten kind eben grundlegend verändere,
dass sibille mit der neuen situation verständlicherweise überfordert
wäre und dass sich bald alles wieder einrenken würde; alle
seine freunde argumentierten so und er stellte sich darauf ein, doch
seine geduld wurde auf eine harte probe gestellt.
wenn
sibille ihn einmal mit laura alleine ließ, gab sie ihm nicht nur
ganz genaue anweisungen, sondern erklärte ihm auch eindringlich,
worauf er genau zu achten hätte und fragte ihn anschließend
bis ins kleinste detail nach ihrem verhalten aus als wäre sie ihm
gegenüber vollkommen misstrauisch.
später
als laura schon größer war und er fand, dass sie jetzt in
den kindergarten gehen sollte, wehrte sich sibille beinahe hysterisch
dagegen mit wie ihm schien fadenscheinigen ausreden und
bewachte sie weiterhin tag und nacht.
vergeblich
versuchte er mit ihr zu reden, schließlich konnte er die situation
nicht mehr ertragen, seine frau hatte sich ihm ganz entzogen, an seine
tochter ließ sie ihn nicht heran, er spielte keine rolle mehr
in ihrem leben und zog die konsequenzen.
es
blieb für ihn und die tochter unklar, wie sibille zu dieser situation
stand und ob sie sie vielleicht sogar absichtlich herbeigeführt
hatte.
laura
hatte die überfürsorge ihrer mutter nie als solche empfunden,
sondern hatte sich von ihr vielmehr ständig beobachtet und überwacht
gefühlt als wäre sie ein komplexes ding, das erforscht werden
sollte oder ein versuchskaninchen, an dessen fortschritt man aus rein
wissenschaftlichen gründen interessiert ist.
sie
erlebte ihre mutter als gefühlskalt, ja ihre anwesenheit verursachte
ihr sogar oft ein frösteln und gänsehaut, und sie erlitt ihre
nähe wie ein unentrinnbares schicksal.
sibille
war ihrer tochter stets viel zu nahe ohne ihr jedoch nahekommen oder
ihr nähe vermitteln zu können.
laura
hasste es, täglich gewogen, gemessen und fotografiert zu werden,
einmal warf sie vor wut sogar mit dem blutdruckmessgerät um sich
und stieg auf das fieberthermometer. die waage und das zentimetermass
schienen ihr folterinstrumente zu sein.
später
glaubte sie sich zu erinnern, dass ihre mutter nicht nur akribische
aufzeichnungen über ihr wachstum, ihre essensrationen, ihren stuhlgang
und ihre körperliche und seelische entwicklung geführt hatte,
sondern dass sie von ihr als kleinkind auch regelmäßig gezeichnet
worden war, abgebildet auf die art wie sie es dann in der schule von
einzellern, reptilien und säugetieren im biologiebuch sah, aber
sie hatte nie einen beweis dafür finden können.
als
kind war sie mit ihrer mutter immer allein gewesen, sie hatten keine
besucher und besuchten auch selbst niemanden, sibille ging auch nicht
auf den spielplatz mit ihr; die einzige gelegenheit, bei der sie andere
menschen trafen, war beim einkaufen.
auch
heute noch tröstete laura sich gerne mit einkäufen, wenn sie
sich schlecht fühlte. geld spielte dabei nie eine rolle, es war
einfach immer genug davon vorhanden und ihre mutter fragte nicht nach.
die
scheidung ihrer eltern traf sie sehr hart, von ihrem vater hatte sie
sich als menschliches wesen behandelt und geliebt gefühlt und er
hatte die aufmerksamkeit ihrer mutter manchmal auf sich gelenkt, sodass
sie wenigstens ein paar augenblicke lang unbeobachtet spielen hatte
können. jetzt, nachdem sie ihn so viele jahre nicht gesehen hatte,
war sein bild verblasst, das gefühl ihm gegenüber nur noch
eine vage erinnerung.
ab
und zu wurde laura gefragt, warum ihre mutter nach beinahe 15 jahren
trennung immer noch keinen anderen mann gefunden hätte, ob sie
vielleicht frauen liebte oder ob sie an einer ansteckenden, unheilbaren
krankheit litt und deshalb niemanden an sich heranließ. dann zuckte
laura mit den schultern und sprach von etwas anderem.
in
wirklichkeit zersprang sie innerlich fast vor wut, denn diese frage
stellte sie sich tag für tag, sie war zu ihrem einzigen lebensinhalt
geworden.
sie
wollte wissen, was mit ihrer mutter los war, weil sie wissen wollte,
was mit ihr selbst los war und sie wollte dringend mehr distanz zu ihr
schaffen und hoffte, das könne gelingen, wenn ein dritter dazwischenkäme,
obwohl sie eigentlich nicht daran glaubte.
sie
hatte die hoffnung, dass, wenn sie alles, was möglich war, über
ihre mutter erfahren würde, sie sich dann endlich von ihr lösen,
sich vom lebenslangen alb befreien könnte, denn sie fühlte
sich an sie gebunden wie ein siamesischer zwilling.
sie
hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen, aber es war ihr
klar, dass etwas mit ihnen nicht stimmte; vielleicht wäre wissen
der schlüssel!
sibille
hatte laura erst später in die schule geschickt mit der begründung,
sie sei zu zart, obwohl sie robust und gesund war; es war das letzte
mal nach der scheidung, dass ihr vater einzugreifen versucht hatte,
aber er hatte sich nicht durchsetzen können, sibille hatte es beschlossen
und fertig. stundenlang war laura schweigend am fenster gesessen, hatte
darauf gewartet, die schulkinder, die sie alle nur vom sehen kannte,
auf der strasse vorbeigehen zu sehen.
sie
war traurig, sie war wütend und sehnsüchtig zugleich, verstand
nicht, warum sie zu hause sitzen sollte, aber sie widersprach der mutter
nicht.
es
war nicht blinder gehorsam oder blindes vertrauen, sondern ein sich-ins-schicksal-fügen
als hätte sie einfach keine andere chance.
diese
haltung war ihr geblieben, oft wunderten sich ihre lehrer und lehrerinnen,
wie ein junges mädchen so ernst, verhalten und verschlossen sein
konnte, sie wollten sie sogar zum schulpsychologen schicken, ihre mutter
war aber dagegen, meinte, es wäre nicht nötig, sie kenne ihr
kind und wisse, was gut für sie sei und es wäre alles in ordnung
mit ihr, in dem alter sei sie selbst auch sehr schüchtern gewesen.
laura
ließ sich nie mit jemandem ein, weder mit mädchen noch mit
burschen, brachte niemanden nach hause, erzählte ihrer mutter auch
nie etwas von draußen, las, schwieg oder sah aus dem fenster.
sibille
hatte wieder zu arbeiten begonnen als laura die volksschule abgeschlossen
hatte, so weit laura wusste, war sie biologin und hatte irgendeine interessante
und wichtige tätigkeit gefunden.
im
grunde genommen interessierte sie das überhaupt nicht, sie freute
sich immer nur auf die paar stunden nach dem unterricht, die sie alleine
zu hause verbringen konnte.
nicht
nur, dass sie in dieser zeit ungestört war, sie hatte eine überaus
aufregende beschäftigung gefunden: sie kramte in den sachen ihrer
mutter auf der suche nach dem, was sie noch nicht wusste, einem geheimnis,
dessen kenntnis ihr erkenntnis und freiheit bringen würde.
wichtig
war ihr auch das spurenverwischen danach und die aufregung, ob sibille
wirklich nichts bemerken würde oder sie womöglich einmal entdecken
könnte.
das
nachspionieren war immer mehr zum erregendsten ereignis des tages geworden,
auf das sie stundenlang hinfieberte, obwohl sie noch nie etwas gefunden
hatte, das sie in irgendeiner weise weitergebracht hätte.
wenn
sibille dann heimkam, versuchte sie die tochter über ihre erlebnisse
auszufragen, erhielt aber nur sehr einsilbige antworten. wenn alles
nachbohren nicht mehr half, legte sie ihr schweigend irgendeinen fragebogen
oder test vor, der tagein tagaus ähnlich im wortlaut war und den
laura flink und ohne je aufzuschauen oder nachzufragen ausfüllte.
was
ihre mutter damit machte, wusste sie nicht, hatte sie auch nie danach
gefragt, es war ihr einfach klar, dass die fragen beantwortet werden
mussten. danach zog sie sich in ihr zimmer zurück und wartete voll
ungeduld auf den nächsten nachmittag.
eine
zeitlang hatte laura viel gelesen, sie hatte mädchenbücher,
biografien, romane, sachbücher, alles durcheinander förmlich
verschlungen, auf der frage nach sich selbst, nach dem eigenartigen
gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmte, auf der suche nach einem
vorbild vielleicht oder nach jemandem, mit dem sie sich hätte identifizieren
können. sie hatte sogar parapsychologische werke studiert, um sich
ihre seltsamen vermutungen zu erklären, doch all das hatte ihr
nicht viel geholfen, außer dass sie ein paar stunden abgelenkt
war von ihrer misere.
seit
ein paar wochen hatte sie jetzt eine fixe idee: sie wollte dahinterkommen,
welches sexuelle geheimnis ihre mutter hütete.
sie
war davon überzeugt, dass die problematik hier ihren ursprung hatte,
es nur galt, diese frage zu lösen, um endlich ans ziel zu gelangen.
sie
fragte sich nicht, warum sie selbst mit 19 jahren noch keinen freund
hatte, wo alle in ihrer klasse, die jünger waren als sie schon
irgendwelche bettgeschichten hinter sich hatten, sondern interessierte
sich für das liebesleben ihrer mutter, durchstöberte ihren
schreibtisch nach heimlichen briefen, nach kontaktanzeigen, nach zweideutigen
notizen, nach einem hinweis darauf, dass ihre mutter in einem bordell
arbeitete oder in einem hotel heimlich männer empfing. sie kramte
in ihrem nachtkästchen nach versteckten erotischen spielzeugen,
nach verhütungsmitteln, kalenderaufzeichnungen oder fotografien.
sie
fand nichts.
das
einzige, woran sie sich wie wild klammerte, war das tagebuch der mutter,
das sie in der kommode aufgestöbert hatte. leider enthielt es bisher
hauptsächlich kommentare zu sibilles körperlichen befindlichkeiten,
dem stress in der arbeit und sorgenvolle überlegungen zum verhalten
und zur zukunft ihrer tochter.
die
eintragungen verletzten laura jedesmal, dennoch stöberte sie weiterhin
wie eine süchtige danach.
sie
war sich sicher, dass ihre mutter sie ebenfalls verfolgte und hatte
aus diesem grund begonnen, ein tagebuch zum schein zu führen, um
sie zu täuschen, falls diese darin lesen sollte. leider erwähnte
sibille das tagebuch lauras kein einziges mal in ihren eigenen aufzeichnungen
und so kam es zu keiner gewissheit.
laura
stand kurz vor der matura, die anderen ihrer klasse waren mit lernen
und ausgehen beschäftigt, mit tratschen über den neuesten
schwarm und gesprächen darüber, was man nach dem schulabschluss
alles plante; sie machte nicht mit.
laura
saß ihre zeit im klassenzimmer ab und verschwand dann tagein tagaus
rasch und unauffällig, lief schnell nach hause, wo sie sofort mit
ihrer fieberhaften suche nach irgendwelchen beweisen einer sexuellen
existenz ihrer mutter begann. das konnte stundenlang dauern, zeitweise
bis sibille spätabends von der arbeit heimkam, denn laura durchkämmte
alles immer genauer und begann die vorgänge wieder und wieder,
weil sie befürchtete irgendetwas, ein klitzekleines detail, das
etwas hätte beweisen können, übersehen zu haben.
sie
war wie besessen, wurde krank davon, der zwang machte sie immer nervöser,
unzufriedener und unsicherer; die mutter begann im tagebuch davon zu
schreiben, dass laura so schlecht aussähe, dass sie vielleicht
liebeskummer hätte oder probleme in der schule, von denen sie ihr
nichts erzählen wollte oder dass sie magersüchtig sein könnte,
obwohl das eigentlich nicht in der familie läge, und sie sich um
eine therapie für sie umsehen müsse.
laura
begann daraufhin in ihrem eigenen tagebuch quasi auf die aufzeichnungen
ihrer mutter zu antworten, in dem sie schrieb, wie eifrig sie tag und
nacht mit maturavorbereitungen beschäftigt wäre, dass sie
dabei sogar manchmal das essen vergessen würde, wie gut es ihr
aber abgesehen davon ginge, weil sie so viel spass mit den klassenkolleginnen
und -kollegen hätte, sie froh wäre die einen oder anderen
nächstes jahr auf der uni wiederzusehen.
das
manöver hatte erfolg, die muttersorge schien beruhigt, die tagebucheintragungen
wurden spärlicher, leider auch immer weniger aufschlussreich. ab
und zu erwähnte sibille ein mehr oder weniger erfolgreiches experiment
oder stellte dessen erfolg in frage, wie auch immer, berufliches interessierte
laura nicht und sie wurde langsam immer verzweifelter.
ab
und zu hatte sibille laura früher gefragt, ob sie denn keinen freund
hätte und ihr auch angeboten, mit ihr zum gynäkologen zu gehen,
wenn sie die pille verschrieben haben wolle, hatte von solchen gesprächen
aber schließlich abstand genommen, weil laura stets so vehement
darauf reagiert und höchst beleidigt gefragt hatte, was sie denn
von ihrer tochter denke, dass sie anständig wäre und sie solche
dinge nicht interessierten. sibille war wie vor den kopf gestoßen
und hatte das thema offiziell aufgegeben.
laura
hatte tatsächlich noch nie mit einem mann geschlafen, die vorstellung
stieß sie ab, sie fühlte sich auch nicht zu frauen hingezogen,
sondern lebte ihre sexualität nur aus, wenn sie ganz alleine war,
sich unter ihrer bettdecke verkroch und sich selbst streichelnd vorstellte,
dass ihre mutter mit einem mann beisammen war; es war die einzige art,
wie sie lust empfinden konnte und das tat sie gerne und regelmäßig,
wenn auch mit wachsend schlechtem gewissen.
das
ausmass der katastrophe war enorm, tagelang wurde nur noch von dem ereignis
gesprochen. da das haus nach der explosion sozusagen bis auf seine grundmauern
niedergebrannt war, konnte die ursache offiziell nie ganz geklärt
werden, obwohl angeblich ein paar verkohlte hinweise gefunden worden
waren.
manch
einer behauptete, es sei die hübsche laura gewesen, stille wasser
seien tief und sie hätte immer so einen seltsamen blick gehabt,
wie ein gefangenes tier, aber die meisten bedauerten nur, dass das junge
ding auf so schreckliche art zugrunde gegangen war.
man
munkelte, die untersuchungen wären auf befehl von höchster
stelle eingestellt worden; vielleicht sei es ein anschlag gewesen, in
den jemand sehr prominentes verwickelt gewesen war oder es sollte etwas
gefährliches vertuscht werden.
oder
hätte es sein können, dass laura herausgefunden hatte, dass
sibilles ex-mann gar nicht ihr vater war und aus lauter wut ...? oder
dass sie es in der gefangenschaft der mutter-tochter-beziehung nicht
mehr ausgehalten hatte und ...?
keiner
der befragten wollte später irgendetwas von lauras seelischem zustand
gewusst haben. ja, sie war eine gute schülerin gewesen, obwohl
geistig oft abwesend, sonst zumeist unauffällig, ein wenig zurückgezogen,
aber sie hatte auf fragen höflich geantwortet und war auch hilfsbereit
gewesen.
nie
hatte sie wie andere merkwürdige männerbeziehungen gehabt
oder sich etwas zuschulden kommen lassen. sie war hübsch und zurückhaltend
gewesen wie ihre mutter, die kaum jemals zu den sprechstunden gekommen
war, es war aber auch nicht nötig gewesen.
also,
sie könnten sich alle nicht vorstellen, dass dieses brave mädchen
selbstmord oder gar mord oder einen anschlag hätte verüben
können.
manche
vermuteten auch sibille hinter dem unglück, schließlich meinten
augenzeugen, der brand wäre zuerst in ihrer wohnung ausgebrochen,
die meisten jedoch waren überzeugt, dass ein entsetzlicher unfall
geschehen war.
es
hätte natürlich sein können, dass sibille, vom gleichen
wahn wie ihre tochter getrieben, hinter ihr her war wovon freilich
niemand hätte wissen können und den druck schließlich
nicht mehr ertragen hatte, es hätte aber auch sein können,
dass sie von nichts ahnte und mit ihrem single-dasein einfach zufrieden
war, wenigstens nach dienstschluss tun und lassen zu können, was
sie wollte. Ihre arbeit schien ihr spass zu machen und sie hatte offensichtlich
eine wissenschaftliche karriere gemacht.
so
gab es lange widersprüchliche vermutungen, heftige diskussionen,
gespielte und echte betroffenheit ein unerschöpfliches gesprächsthema
in der stadt, bis schließlich die zeit das ihre tat und die leute
langsam zu ihrem alltag zurückkehrten.
epilog:
es
blieb also ungeklärt, ob laura irgendwie herausgefunden hatte,
dass sie das erste geklonte baby der welt war, der geheimgehaltene klon
ihrer mutter, dr. sibille w., der begabten humangenetikerin, die jahrelang
für den geheimdienst gearbeitet hatte und sich, jung und ehrgeizig
wie sie war, für den gewagten versuch zur verfügung gestellt
hatte.