Nix Neues

Datum: 19.06.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

G20 mal wieder. Und wieder gibt’s nichts Gutes zu berichten, denn die Probleme, die den Welthunger schüren – Nahrungsmittelspekulationen,  BioSprit und Landgrabbing – werden in dieser illustren Runde  natürlich  nicht thematisiert.  Das ganze Trauerspiel kann man auf Zeit online nachlesen.


Sie waren die 99,5%

Datum: 12.06.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Keine Kommentare »

In der Süddeutschen Zeitung vom 8. Juni 2012 bespricht Burkhard Müller die Studie “Römer im Schatten der Geschichte” des Historikers Robert Knapp. Leider ist der Artikel nicht verlinkt, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung der Rezension: Knapp untersucht die Gesellschaft des römischen Kaiserreiches des ersten bis dritten Jahrhunderts nach unserer Zeitrechnung. Diese war durch extreme Klassengegensätze geprägt: 0,5 % der Bevölkerung besaßen 80 % des Reichtums. Diese 0.5 % sind zugleich diejenigen, die 100% der heute noch vorhandenen Überlieferung bestimmen.

Herrin mit ihrer Sklavin
Herrin mit ihrer Sklavin

Was also weiß man über die Anderen? Knapp versucht Quellen – zu denen er neben Graffiti, Amuletten und Fabelgeschichten auch die Bibel zählt – neu zum Sprechen zu bringen. Und er konsultiert die Traumtagebücher und astrologischen Ratgeber der Zeit, um zu analysieren, was als niedrig und gemein galt. Am schönsten scheint das Beispiel zweier von weiblichen Sklavinnen hinterlassener Fußabdrücke zu sein, die diese mit ihren Namen versehen haben. Dies, so Müller, setze unsere Imaginationskraft in Gang: “Kicherten sie, als sie dies taten? Und wenn ja, worüber genau? All dies werden wir nie erfahren, aber trotz der Spärlichkeit unserer Informationen stehen diese zwei Frauen äußerst lebendig vor dem Auge der Phantasie”. Fazit: Zwar wissen wir wenig über die stummen 99,5 %, aber mit der richtigen wissenschaftlichen Brille geschaut, kann man sehen, dass sie auf dem Weg der Geschichte hier und dort ihren Fußabdruck hinterlassen haben.


Gelesen: Das Perseus-Protokoll

Datum: 30.04.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Kai Hensel: Perseus-Protokoll | 2 Kommentare »

Ein Ausflug nach Griechenland kann in diesen Tagen folgenreich sein – dies muss die 23-jährige Politikstudentin Maria Brecht erfahren. Eigentlich wollte sie nur ihre liebeskranke Nachbarin nach Kreta begleiten, eine schöne Woche am Strand steht auf dem Programm. Doch während einer Rad-Tour in den einsamen Bergen trifft Maria auf einen seltsamen Fremden; sie sieht Blutspuren direkt an der Stelle, wo er seinen Wagen geparkt hat. Offenbar ist Maria auf die Spuren eines Verbrechens gestoßen. Diese Begegnung ist der Anfang einer mörde-rischen Verfolgungsjagd, die Maria – vom zuständigen Kommissar Gerakákis aus Kreta verwiesen – auch nach Athen führen wird.

In Athen ist Maria nun in der Realität angekommen, die man hierzulande aus den Fernsehbildern kennt: Demonstrationen, Müllberge auf den Straßen, Gewalt. Und sie lernt auch die Reichen der Stadt kennen, die scheinbar unbeeindruckt vom sozialen Destaster dem Dolce Vita frönen. Maria schlägt sich durch, erbarmungslos verfolgt von dem Killer aus den Bergen, der eine Blutspur hinter sich herzieht. Dabei kommt sie einer Verschwörung auf die Spur, in die Politik und Finanzwelt gleichermaßen verstrickt sind.
Der Autor situiert den Plot im Griechenland der Finanzkrise, der Krimi könnte damit aktueller nicht sein. Leider ist er trotz diese spannenden Settings zu reißerisch geschrieben, die Figuren sind zugleich platt und überzeichnet. Die Finanzkrise als Krimi? Tolles Thema, hier aber  leider verschenkt!

Kai Hensel: Das Perseus-Protokoll.  Frankfurter Verlagsanstalt 2012.  19,90 €


Occupy Vanderbilt – Arbeit & Lohn

Datum: 24.04.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »


The Art of Social Tailoring

Datum: 19.04.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | 1 Kommentar »

Im Papierstapel entdeckt: Die New York Times berichtete über die Designerin Veronica Scott, die Jacken für Obdachlose entworfen hat, die auch als Schlafsäcke genutzt werden können. Ausgangspunkt des Projektes war die Aufgabenstellung ihres Professors: “Design to fill a need.” Ort des Geschehens: Detroit, eine Stadt, die aufgrund ihrer sozialen Probleme mittlerweile einer Geisterstadt gleicht. Auf Shrinking cities.com findet sich nicht nur eine kurze Geschichte der Stadt, sondern auch ein Film, der zeigt, dass der Begriff  wirklich wörtlich zu nehmen ist. 20 000 Obdachlose leben laut NYT in Detroit. An diesem unwirtlichen Ort entstehen nun schöne Jacken, die ein Bedürfnis erfüllen. Genäht werden sie von obdachlosen Frauen, die damit ihr Geld verdienen und wieder in eine Wohnung ziehen können. Lustigerweise war dem Artikel in der NYT gerade eine Werbung von Burberry vorgeschaltet, teurer Zwirn für Männer, Motto: Discover the Art of Tailoring.


Hütchenrating

Datum: 18.04.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Keine Kommentare »

Wem Rating Agenturen auch schon immer supsekt waren, die/der kann hier aktiv werden und eine Petition unterzeichnen. Das Ziel: “Wir sind der Überzeugung, dass Ratings reguliert und Ratingagenturen  gezähmt werden müssen.” Wer das auch meint, bitte hier entlang >

Stop Rating Agencies

Auf der Seite findet sich auch ein Link zur Plattform

Europeans For Financial Reform

die sich  für die Regulierung der Finanzmärkte einsetzt. 
Unheilbare Hütchenspieler können ja auf der Straße weitermachen.


Gelesen: Wie müssen leider draußen bleiben

Datum: 08.04.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Kathrin Hartmann: Wir müssen leider draußen bleiben, Rezensionen | 1 Kommentar »

„Wie müssen leider draußen bleiben“ – mit diesem Satz wurde ursprünglich Hundebesitzern per Plakat bedeutet, dass ihre Lieblinge besser vor der Tür aufgehoben seien. Heute gilt diese Platzanweisung zunehmend für die sozial Schwachen – passenderweise hat die Journalistin Kathrin Hartmann sie als Titel ihres Buch über die neue Armut in der Konsumgesellschaft gewählt. Dabei analysiert sie nicht nur die bundesdeutsche Wirklichkeit im Zeichen von Hartz IV, sondern ist auch nach Bangladesch gereist, um die dortige Armutsbekämpfung mittels Mikrokrediten und Social Business unter die Lupe zu nehmen.

Absolute versus relative Armut?

Auf den ersten Blick haben diese beiden Lebensrealitäten wenig oder gar nichts miteinander zu tun, handelt es sich doch zwei Formen von Armut, die gemeinhin getrennt und eher gegeneinander ausgespielt werden: Der absoluten Armut des Hungers und Gerade-noch-Überlebens in der sogenannten Dritten Welt steht die relative Armut in reichen Konsumgesellschaften wie der BRD gegenüber. Hartmann sieht beide aber über eine Armutsbekämpfung verbunden, die ganz auf ökonomisches Denken und unternehmerische Logiken setzt.

Mit Furor und Witz, gestützt auf empirische Daten und wissenschaftliche Befunde, setzt sich Hartmann mit den grassierenden Voruteilen gegenüber den Armen und liebgewordenen Vorstellungen über deren Rettung auseinander. So bildet der deutschlandbezogene Teil eine Bestandsaufnahme der Schieflagen, deren Puzzlestücke sich zum Bild einer zunehmenden Erosion des Sozialen fügen. Dazu zählen die symbolischen Abwehrkämpfe einer verunsicherten Mittelschicht gegenüber einer vermeintlich faulen und unfähigen Unterschicht, die staatlich begünstige Umverteilung von unten nach oben, eine Elitenbildung, die nicht auf Leistung, sondern Herkunft basiert, die wachsende Segregation der Städte in Problemviertel und Gated Communities, die unter Rot-Grün eingeführte Deregulierung der Finanzmärkte, deren Folgen heute von den damaligen Protagonisten angeklagt wird. Weiterlesen »


Occupy Vanderbilt

Datum: 27.03.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Keine Kommentare »


Occupy Vanderbilt

Datum: 27.03.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Keine Kommentare »


Sixteen Tons

Datum: 15.03.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Musik & Film | Keine Kommentare »

In Nashville, im   > Country Music Hall of Fame and Museum (wieder)entdeckt:  Tennessee Ernie Ford mit Sixteen Tons.

Das sozialkritische Lied wurde zum Hit und brachte dem Sänger eine eigene Show ein. Lustig: Fords Auftritte, bei denen das Publikum im Smoking das Klagelied eines Minenarbeiters beschwingt mitschnippst.

Sixteen Tons

Some people say a man is made outta mud
A poor man’s made outta muscle and blood
Muscle and blood and skin and bones
A mind that’s a-weak and a back that’s strong

You load sixteen tons, what do you get
Another day older and deeper in debt
Saint Peter don’t you call me ’cause I can’t go
I owe my soul to the company store

I was born one mornin’ when the sun didn’t shine
I picked up my shovel and I walked to the mine
I loaded sixteen tons of number nine coal
And the straw boss said “Well, a-bless my soul” Weiterlesen »


Besuchercouch: Barbara Unmüßig “Armut ist weiblich”

Datum: 10.03.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Barbara Unmüßig | Tags: , , | 2 Kommentare »

Vor drei  Tagen wurde der 100. Internationale Frauentag begangen. Aus armutstheoretischer Sicht bleibt die Freude verhalten, denn weiterhin sind es weltweit vor allem Frauen, die arm sind. Deshalb heute als Gast auf der Besuchercouch:  > Barbara Unmüßig, Vorstandsmitglied der >Heinrich Böll Stiftung. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die Armut von Frauen – ihre These: Geschlechterungerechtigkeit  produziert Armut.

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Gelesen: Lucie Flebbe „Fliege machen“

Datum: 30.03.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Lucie Flebbe: Fliege machen, Texte | Tags: , , | 4 Kommentare »

Der  verschwundene Obdachlose

Lucie Flebbes neuer Krimi Fliege machen erzählt von der Suche nach einem Obdachlosen namens Fliege, der plötzlich verschwindet. Dass sich die angehende Privatdetektivin Lila überhaupt mit Fliege beschäftigt, ist allerdings nur dem tatkräftigen Engagement des gemeinsamen Kneipenwirtes zu verdanken, der sich Sorgen um seinen ver- schwundenen Stammgast macht. Nachdem er in der Kneipe unflätig herumgepöbelt hat, wird er herausgeworfen – später fürchtet man doch um sein Wohlergehen, denn in der Nacht war es ziemlich kalt. Diese Ausgangssituation hat zur Folge, dass der obdachlose Mann zum Gegenstand einer Ermittlung wird, mithin als Figur, über die sich erzählen lässt, überhaupt interessant ist.

Dies ist weniger banal, als es vielleicht anmutet, vergleicht man dieses Interesse am Leben eines Berbers mit den Krimis von Marcel Feige (Wut)  und Werner Köhler (Crinellis kalter Schatten), in denen es ebenfalls um Obdachlose geht, diese aber nur als Stereotype auftauchen und kaum an individueller Kontur gewinnen. Leider wird dieses erzählerische Interesse am sozial armseligen Leben bei Flebbe aber durch den flotten, gelegentlich auch etwas zu forciert schnodderigen Stil der Autorin konterkariert: So wird Fliege von Lila symptomatisch zumeist nur als „der Penner“ bezeichnet. Auch dass dieser eigentlich nur deshalb einer Untersuchung würdig ist, weil der Kneipier seine beiden Stammgästen, den Privatermittler Ben Danner und dessen Assistentin Lila moralisch unter Druck setzt, mag Ausweis einer realistischen Gesellschaftsbetrachtung sein, zeugt aber auch davon, dass das Leben eines Berber als Krimisujet doch gesondert motiviert werden muss. Soziale Distinktionen bestimmen auch die Genre-Literatur. Weiterlesen »


Ethische Frage

Datum: 01.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | 5 Kommentare »

Auf  > theorieblog findet gerade eine sehr interessante Diskussion zum Thema Was schulde ich einem Obdachlosen, der mich um Kleingeld bittet? statt. Diese Frage haben sich sicher die meisten schon gestellt – die zweite Frage ist, ob es eine allgemeingültige Antwort gibt. Aus meiner Sicht hängt dies nicht unerheblich davon ab, welches Bild man sich von Obdachlosigkeit macht – und welches Bild der/die jeweilige Obdachlose bietet. Von unserem Selbstverständnis her leben wir in einer Gesellschaft, die Obdachlosigkeit als Skandal empfindet und keine tradierten Regeln (mehr) zum Umgang mit Bettelnden hat. Mir scheint deshalb die Diskussion sehr wichtig, auf diesem Blog wird das Thema Obdachlosigkeit in Film, Literatur und Medien weiterverfolgt.

Der Hinweis auf die Diskussion kam via Annina von Girls Can Blog, vielen Dank!


Nuklearnomaden

Datum: 05.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Die Havarie des japanischen Atomkraftwerks Fukushima rückt auch die Bedingungen der Nuklearnomaden in den Blick: Leiharbeiter, die schlecht bezahlt, die höchsten Dosen bei den Wartungsarbeiten der AKWs abkriegen: eine widerwärtige, zynische und menschenverachtende Praxis, die die >Frankfurter Rundschau in einem Artikel beleuchtet. Wer die gesetzlich zulässige Höchststrahlung abbekommen hat, verliert seinen Job.

Photo: Stalker, 1982, Andrei Tarkowski


Datum: 08.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Vivienne Westwood | 2 Kommentare »

“Ich möchte die Armen reich aussehen lassen und die Reichen arm.”

Happy Birthday, Vivienne Westwood!!!


Tatort “Jagdzeit”: Der Schulranzen als Bildungspaket

Datum: 11.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | 2 Kommentare »

Der gestrige Tatort „Jagdzeit“ schlug sehr sozialkritische Töne an. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die dreizehnjährige Nessi, die von ihren Mitschülern gemobbt und erpresst wird, die nebenbei den Hartz IV-Lebens-unterhalt mit einem Pflegedienst an einer dementen Frau aufstockt, während ihre von Ängsten gelähmte und alkoholabhängige Mutter völlig überfordert in der Wohnung vor sich hinvegetiert.

Hartz IV-Welt

Dabei findet eine Hartz IV-Welt ihre Inszenierung, die sich schon zu einem eigenen Zeichenkosmos verdichtet hat. Nessi ist gerade rundlich genug, um das Themenfeld „Dicke Kinder der Unterschicht“ zu verkörpern, ohne es allerdings allzu aufdringlich zu markieren. Essen besorgt man sich unter anderem in einer der vielen Tafeln. Geldknappheit ist chronisch, das Zeichen ist hier der rosarote Kinderschulranzen, den die Jugendliche Nessi noch tragen muss. Er ist längst zu klein und Anlass für Hänseleien der anderen Jugendlichen. Weiterlesen »


Le dernier cri

Datum: 12.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | 2 Kommentare »

Wieder Unerwartetes zum Thema Obdachlosigkeit: Ein chinesischer Obdachloser wird zum Modestar – und verschwindet spurlos, berichtet > Die Zeit. Die Geschichte von Chen Guorong beginnt mit einem Amateurphoto, das im Netz landet, er wird entdeckt und  beginnt eine Karriere als Model. Genannt wird er nun Brother Sharp, er präsentiert eine Modelinie. Chuang Weiguo, Chef der Shanghai Brother Sharp Fashion Company, erläutet dem Reporter: “Brother Sharp, sagt Chuang,habe sich noch nicht daran gewöhnt, im Bett zu schlafen. (Angesichts dieses Photos: Warum auch?) Nachts gehe er hinaus und schlafe im Busch. Seine Marke, sagt Chuang, soll den Geist von Brother Sharp verbreiten. »Wir von der arbeitenden Bevölkerung haben so viele Grenzen und Sorgen. Man kauft sich ein Haus und muss es abbezahlen, man hat Frau und Kinder und muss sich drum kümmern.« Brother Sharp hingegen sei frei wie ein Vogel, er habe kein Geld, »aber vielleicht ist er sehr glücklich«”.

Tja, kann man glauben oder auch nicht, den Mann  selber kann man jedenfalls im Moment nicht fragen, da, wie gesagt, abgetaucht.

Da ich am Samstag an einer  Podiumsdiskussion  der Leipziger  >> Galerie KUB zum Thema  “Der Obdachlose als Role Model?” teilnehmen werde, frage ich mich langsam, ob es sich hier  um ein globales Phänomen handelt? Wird Obdachlosigkeit  weltweit schick? Das Pfeifen aus dem letzten Loch als dernier cri?


Friedrich Nietzsche & ich

Datum: 18.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | 3 Kommentare »

Laut > FAZ Stilanalyse schreibe ich wie Friedrich Nietzsche. Oha. Sobald hier aber Posts mit dem Titel “Warum ich so eine gute Bloggerin bin” oder “Warum meine Posts so genial sind” auftauchen, bitte melden und einen Eimer kaltes Wasser vorbeibringen. Dank schon mal vorab!


re:publica XI

Datum: 18.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , , | Keine Kommentare »

Die re:publica XI …. drei Tage Gewusel zwischen den Veranstaltungsräumen, allgegenwärtig flimmernde Bildschirme, der Dresscode dunkelgrau, schwarz, wenig Farben, Snikers. Erfrischend waren  Sascha Lobo Erkenntnisse der Trollforschung, die man eigentlich mal im real life umsetzen sollte, dann der Vortrag zum Internet als Gesellschaftsbetriebssystem von Gunter Dueck, der wie ein verschusselter Prof wirkt, aber ganz unverschusselt denkt. Zum Beispiel auch darüber, wie eine neue Spaltung der Gesellschaft in Professionals und Non-Professionals entsteht. Und dass man überhaupt darüber nachdenken muss, wie eine Gesellschaft auf Internetbasis aussieht. Das Trollaufkommen war insgesamt eher gering.

Hier das Video zu Gunter Duecks Vortrag


Falscher Titel! Bücher zur Obdachlosigkeit

Datum: 24.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Obdachlosigkeit | Tags: , , , | 2 Kommentare »
Obdachlose machen nur einen Teil der amtssprachlich korrekt “wohnungslos” Genannten aus – dies ist die erste Erkenntnis nach Lektüre einiger Bücher, die ich empfehlen möchte.

Zunächst Statistisches, Fakten und Zahlen: Diese liefert kurz und gut im Überblick Claus Paegelows Handbuch Wohnungsnot und Obdachlosigkeit (Bremen 2006). Die subjektive Seite findet man anschaulich in Katrin Paniers: Die dritte Haut. Geschichten von Wohnungslosigkeit in Deutschland (Berlin 2006) beschrieben; der Band versammelt Geschichten von Menschen, die auf der Straße leben.
Unbedingt empfehlenswert ist das von Jürgen Malyssek und Klaus Störch verfasste Buch Wohnungslose Menschen: Ausgrenzung und Stigmatisierung (Freiburg im Breisgau  2009). Die Autoren wenden sich dagegen, vom dem Obdach- bzw. Wohnungslosen zu sprechen, denn jede(r), der oder die auf der Straße landet, ist ein Individuum, die Menschen sind auch auf der Straße verschieden. Das gut lesbare – und ja: unterhaltsame – Buch spricht alle Facetten des Themas an, Zahlen und Fakten mischen sich mit Einzelporträts und Interviews von Expert_innen. Sehr schön ist auch der Blick auf die künstlerischen Verarbeitungen des Themas, die von Georg Orwell bis Tom Waits reichen. Weiterlesen »


Zuhause im Kino

Datum: 25.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , | 2 Kommentare »

Ungewöhnliche Wege gehen die Filmemacher Antje Borchart und Matthias Merkle mit ihrem Spielfilm > Exodos, der zunächst am  28. April in der Alten Kindl Brauerei in Neukölln gezeigt wird: EXODOS, ein gerade fertig produzierter creative-commons-Spielfilm der Berlin-Neuköllner Independent-Produktion RETSINA-FILM, wird in den Monaten Mai und Juni in Form von sogenannten “private-public screenings” weltweit zur Aufführung kommen.Ein charmanter Versuch, der Creative Commons-Veröffentlichung im Web etwas mehr Glanz und Feierlichkeit zu verleihen: Einigermaßen unagressiv, aber doch komplett an der Filmwirtschaft vorbei, haben Leute auf der ganzen Welt die Möglichkeit, in ihren Clubs, Wohnzimmern, Studios, kleinen Kinos etc. Freunden und Gästen den Film vorzuführen, legal und kostenlos und gesellig.” Wer sich und Freunden einen netten Kinoabend bereiten möchte, braucht also nur noch  Knapperzeugs und Kaltgetränke ranzuschaffen.


Neuronen und Nachbarschaften

Datum: 30.04.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , , | 3 Kommentare »

Does Poverty make you sick?

Unter diesem vieldeutigen Titel berichtet der  > New Yorker über  neue medizinische Wege, die die Ärztin Nadine Burke in San Francisco einschlägt. Burke geht der Frage nach, inwieweit Armut in der Kindheit bzw. der damit verbundene Stress für spätere Erkrankungen verantwortlich sind. Im Fokus steht damit der Zusammenhang von sozialen Bedingungen und neurochemischen Reaktionen bzw. Fehlfunktionen. Weiterlesen »


Kurz weg

Datum: 01.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: | 1 Kommentar »

An der > Universität Göteborg findet eine Tagung zu “Armut in der Gegenwartsliteratur” statt. Ich halte einen Vortrag und das Gespenst der Armut hat Kurzurlaub.


Erzählen von Armut

Datum: 08.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Vom 5. bis 7. Mai fand an der Universität Göteborg eine Tagung zu “Armut in der Gegenwartsliteratur” statt (Programm unten). Dabei wiesen die Vorträge ein  breites Spektrum sowohl an Texten wie auch an methodischen Zugriffen auf. So wurden Texte der Nobelpreisautorin Hertha Müllers ebenso behandelt wie eher die schlichten Romane der “Generation Praktikum”, ging es neben den materiellen auch um Formen  geistiger und mentaler Armut. Romane für Jugendliche kamen ebenso in den Blick wie Filme. Sogar Vampire tauchten auf.

Die Tagung zeigte, dass das Thema “Erzählen von Armut” nicht nur ein enorm produktives Untersuchungsfeld darstellt, sondern auch, wie wenig  dieses  bislang erschlossen ist. An dieser Stelle folgt der kleine Werbeclip: Der von mir herausgebenene Sammelband >> Ökonomien der Armut versammelt erstmals literaturwissenschaftliche Untersuchungen, die von der Antike bis in die Gegenwart reichen.

Keinesfalls unerwähnt bleiben darf die Gastfreundlichkeit der GöteborgerInnen, allen voran diejenige > Edgar PlatenTack så mycket!


Statistisch gesehen war alles besser

Datum: 10.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen | Tags: , | Keine Kommentare »

Natürlich soll man nur den Statistiken glauben, die man selber gefälscht hat…. Um eine Fälschung handelt es sich indes nicht bei den nunmehr gesunkenen Zahlen zur Kinderarmut, die dieser Tage bekannt gegeben wurden. Den neuesten Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge waren weniger Kinder in Deutschland arm als bislang angenommen bzw.  berechnet.

Wie dies geht, erklärt der Artikel in der > Frank-furter Rundschau: “Und warum hat das DIW die Armutsquote derart drastisch nach unten korrigiert?  Das Institut lässt jedes Jahr mehr als  20.000 Bürger über ihre Lebenssituation befragen, und zwar immer die gleichen Menschen. Doch seit einigen Jahren sinkt die Bereitschaft, Auskunft zu geben – und darauf haben die Forscher reagiert. Früher haben sie es sich einfach gemacht: Wenn in einem Haushalt mit mehreren Erwachsenen eine Person nichts sagte, wurde ihr Einkommen auf Null gesetzt. Jetzt schaut sich das DIW an, was diese Person im Vorjahr verdiente und schätzt ihre aktuellen Einkünfte. Dadurch sind die – geschätzten – Einkommen vieler Haushalte gestiegen, sie gelten nicht mehr als arm. Natürlich sind mit der neuen Methode auch keine hundertprozentig richtigen Angaben möglich. Die Armutsquote dürfte aber realistischer sein als bisher.”

Nun sollte man sich über jeden Erfolg freuen.  Aber ist es auch einer? Schließlich basieren auch die neuen Angaben auf Schätzungen. Schauen wir auf die hard facts, ebenfalls zitiert aus der FR: “Durch die statistischen Korrekturen hat sich die tatsächliche Lage der Kinder in Deutschland natürlich nicht verbessert. Und hier liegt einiges im Argen, das belegen sehr harte Daten der Bundesagentur für Arbeit: Demnach waren Ende vorigen Jahres 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren auf Hartz IV angewiesen. Das sind 16 Prozent aller Jungen und Mädchen. In der Gesamtbevölkerung beziehen ‘nur’ zehn Prozent aller Bürger Hartz IV.”

Photo: William Beveridge, 1947:  ‘Studying statistics at Baden Baden

Dank an Annina für den Hinweis!


Interview bei Radio Fritz

Datum: 14.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: | Keine Kommentare »

Heute, am Samstag den 14. Mai werde ich um 18. 50 von Marcus Richter bei Radio Fritz, Sendung > Trackback zu diesem Blog und zum Thema Armut interviewt. Ich freue mich auf das Gespräch und danke für die schöne Einladung!


Trackback zu Armut

Datum: 15.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte, Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Keine Kommentare »

Gestern bei Radio Fritz, Sendung “Trackback”: Marcus Richter ist ein sehr charmanter und sehr relaxter Moderator. Die Homepage von Radio Fritz nennt ihn liebevoll  den  “Hausnerd”  – davon merkt man hier wirklich nichts. Mir macht es so viel Spaß, ihm beim Jonglieren mit Worten zuzusehen (er wirft sie tatsächlich manchmal geradezu in die Luft), dass ich aufpassen muss, nicht den eigenen Einsatz zu verpassen – und der startet im Podcast bei Minute 21:11.

Hier geht’s zu> Trackback


Ärgerlicher Zwischenruf

Datum: 30.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen, Texte | Tags: , , | Keine Kommentare »

Einen “Zwischenruf” zum Thema Armut lässt Barbara John im >> Tagesspiegel hören. Sie plädiert für das Ende der (Euro-)Schein-Lösungen beim Thema Armut. Anlass  ist eine Studie, der zufolge die Armen auch nicht anders konsumieren als die Reichen, heißt: zunächst das Notwendige, dann teurere Güter. Nun, wer hätte das gedacht. Allerdings, dies muss man anrechnen, will die CDU-Politikerin auch mit dem Bild von den Armen aufräumen, die  vor allem für das Falsche (Flachbildschirme, Handys etc.) Geld ausgäben.

Die Studie „Poor Economics“, auf die sie sich bezieht, befasst sich allerdings mit absoluter Armut. Hierzulande haben wir eine relative Armut. Diese grundlegende Unterscheidung sollte bei einer solchen Argumentation schon berücksichtigt werden, da sich  entsprechend alle Parameter verschieben.

Wirklich hanebüchen ist folgende Passage: “Die Studie legt zwingend nahe, Arme anders wahrzunehmen und die Armutsbekämpfung zu verändern. Schluss mit den ,(Euro)-Schein-Lösungen’, also der Forderung, ihnen nur mehr Geld in die Hand zu drücken; Bio-Läden werden sie auch dann meiden.”

Wo soll man da anfangen? 1) Die Studie legt kaum nahe, dass die Armutsbekämpfung bei absoluter Armut nicht durch eine Anhebung materieller Ressourcen erfolgen sollte. 2) Sollte man im Kontext absoluter Armut wirklich auf Bio-Läden verweisen? 3) Ob die hiesigen relativ Armen, gesetzt, sie hätten mehr Geld, in einen Bio-Laden gingen oder nicht – woher weiß Frau John das so genau? 3) Wieso ist die Frage, ob jemand in einen Bio-Laden geht oder nicht, überhaupt relevant für die Armutsbekämpfung? Oder ist man ab einem bestimmten Einkommen verpflichtet, im Bio-Laden einzukaufen?

So bleibtes  bei der Forderung, Arme “in Arbeit” zu bringen und ihr Gehalt gegebenenfalls aufzustocken. Und wie war das mit dem Ende der Euro-Schein-Lösungen? Stellen nicht auch staatliche Zuschüsse solche Lösungen dar? Sinnvoller wären wohl Mindestlöhne und angemessene Einkommen, dann braucht der Staat weder die Armen und vor allem auch nicht die Unternehmen durch Lohnzuschüsse zu alimentieren.


Gelesen: Klassen-Bilder II

Datum: 05.06.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Rezensionen, Stumberger: Klassen-Bilder II | Tags: , , | Keine Kommentare »

Rudolf Stumbergers “Klassen-Bilder II” setzt die Geschichte der sozialdokumen-tarischen Fotografie fort, die der Autor im ersten Band von 1900 – 1945 rekonstruiert hatte. Gegenstand dieses zweiten Bandes ist nun die Fotografie von 1945-2000, die der Autor im Sinne einer Visuellen Soziologie analysiert. Mit dem Begriff der Visuellen Soziologie will der Autor die Fixierung auf das Dokumen-tarische erweitern und damit die „Untersuchung des Sozialen“ um „jene Bilder erweitern, auf denen keine Menschen zu sehen sind und gar um Bilder, die gar nicht existieren“ (S. 12). So könne sich die Visuelle Soziologie auch mit der Armut beschäftigen, die häufig unsichtbar sei. Orientiert an Pierre Bourdieu und den frühen, gesellschaftskritischen cultural studies geht es mithin darum, das soziale Feld und die gesellschaftliche Bildproduktion in einen Kontext zu stellen. Dieses unsichtbare Beziehungsgeflecht bringt soziale Bilderwelten hervor, eben jene „Klassen-Bilder“.

Zäsuren des Sozialen
> Stumberger konstatiert eine große Zäsur: Die Jahrzehnte Jahre 1945 bis 1975 seien ein “Goldenes Zeitalter” (Eric Hobsbawm) sozialer Errungenschaften gewesen, in dem Vollbeschäftigung, Sozialpartnerschaft und Sozialstaatlichkeit mit einer quasi unauffällig integrierten Sozialfotografie korrespondieren, während in den 70ern der “Terror der Ökonomie” (Viviane Forrester) losbricht, der mit den Transformationen des sozialsaatlichten Arrangements, den galoppierenden Finanzmärkten  und -krisen, dem Untergang der alten Industriegesellschaft, mit neuer Arbeitslosigkeit  und Armut auch eine neue bzw. gar keine Fotopgrafie mehr hervorbringt: Die Arbeiterklasse wird unsichtbar. Zugleich ändert sich auch der Habitus der sozialdokumentarischen Fotografie: Sie muss auf einem Kunstmarkt konkurrieren, der anderen ästhetischen Gesetzmäßigkeiten folgt als dem des Engagements und der Sozialkritik. Hatte schon die Postmoderne, die auf Inszenierung statt Authentizität setzt, den sozialen Referenzbezug – also das ‘Authentische’ und ‘Dokumentarische’ – aufgekündigt, geht mit der “medialen Zeitwende” – der Wendung von der Analog zur -Digitalfotografie – auch die materiale Verankerung des Sozialen  verloren.

Bilderkämpfe

Mit einem Ausblick auf das 21. Jahrhundert schließt der Band: Die Gegenwart sei von „sozialen Kämpfen“ geprägt, die sich quasi in den großen Kampagnen der neoliberaler Institutionen wie der „Initiative Neue Soziale Markwirtschaft“ einerseits und denjenigen der Sozialverbände andererseits spiegeln. Dabei werden spezifische  Berufsgruppen etwa in den verdi-Kampagnen nicht durch die tatsächlich dort Arbeitenden dargestellt, sondern durch Models.

Konstruierte Klassen
Stumberger hat ein sehr interessantes, materialreiches Buch vorgelegt, das die Transformationen der sozialen Bilderwelten im fotografischen Bereich akribisch, anschaulich und engagiert rekonstruiert. Es fokussiert allerdings sehr stark die Arbeiterschicht, die für den Begriff der Klasse einstehen muss. Das bedeutet immer auch die Homogenisierung des möglicherweise Heterogenen und die Devisualisierung anderer Phänomene. Trotz dieser kritischen Anmerkung ist das sehr gut geschriebene Buch als Standardwerk zu bezeichnen, das einen ausgezeichneten Einblick in die Konstruktionsweisen von Klassen bietet.

Rudolf Stumberger:  Klassen-Bilder II.  Sozialdokumentarische Fotografie 1945-2000. Konstanz: UVK  2010.


Tag der Handarbeit

Datum: 10.06.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: | 2 Kommentare »


Am 11. Juni ist Tag der Handarbeit. Die Initiative Handarbeit und die Berliner Tafel nehmen dies zum Anlass, um den Samstag unter das Motto: “Helfen mit Herz und Händen” zu stellen. Selber Stricken und die schönen Teile dann an Bedürftige verschenken – so die Idee. Abgabetermin für frisch Gehäkeltes oder Gestricktes ist der 31. Juli.

Auch das Modelabel >MAYAROSA macht mit und fungiert als Sammelstelle: “MAYAROSA möchte sich mit Babyschlafsäcken und Wollmützchen beteiligen. Die ersten Ideen wurden gestern schon zu Papier gebracht. Wer mitmachen möchte, kann sich bei uns melden, wir werden die fertigen Teile einsammeln und gerne hier vorstellen, um sie dann zur Tafel zu bringen. Gemeinsames Ziel ist es Kindern etwas Wärme, zu schenken!
In den nächsten Tagen werden wir einige Strick-und Näh-Anleitungen für Babyschlafsäcke und Strickmützen hier vorstellen!
Freuen uns auf jedes Teil und hoffen auf zahlreiche Beteiligung!”


Kreative Armut

Datum: 22.06.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: | Keine Kommentare »

Via >Annina kam der Hinweis auf diesen Artikel in der >> FAZ , der einmal mehr beschreibt, wie das Kreativprekariat lebt: “Die Journalistin Katja Kullmann widerlegt in ihrem Buch ‘Echtleben’ das Märchen, dass gute Ideen und Arbeitsdisziplin zu einem guten Auskommen führen.”  Eigentlich kann schon lange keiner mehr dieses Märchen geglaubt haben, denn bereits die Meldungen bei der Künstlersozialkasse (KSK)  geben anschaulich Auskunft: Die meisten Freiberufler leben an der Armutsgrenze. Bleibt nur das symbolische Kapital. Oder mit Britta gesprochen: Ist das noch Boheme oder schon die Unterschicht?


Gelesen: Armut in der Kunst der Moderne

Datum: 30.06.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Armut in der Kunst der Moderne, Rezensionen | 2 Kommentare »

Armut in der Kunst der Moderne – so der Titel einer Publikation, die es erstmals unternimmt, den Gegenstand systematisch darzustellen (dazu hier auch Beiträge von >Rudolf Frieling und >Jörg Heiser). Der von >Franziska Eißner und >Michael Scholz-Hänsel herausgegebene Band zeichnet ein weites Spektrum nach, das, aufbauend auf den Beiträgen des Kunsthistorikers Scholz-Hänsel zur Armutsikonografie seit der Frühen Neuzeit und des  Sozialwissenschaftlers >Stephan Lessenich zur Armutsproblematik, vor allem das 20. und 21. Jahrhundert in den Blick nimmt.

Dabei stellen sich naturgemäß immer wieder Fragen nach Ethik und Engagement: so etwa in den Serien der Farm Security Administration während der Großen Depression in den USA, die Armen als blitzblanke und saubere Bürger ablichtete.

Ein besonders schönes Beispiel ist die „Migrant Mother“ von Dorothea Lange, die in diesem Kontext entstand:

Für dieses Bild „brauchte sie laut ihrer Aussage keine zehn Minuten, um den Acker mit dem improvisierten Zelt der Familie wieder verlassen zu können. Sie hatte sechs Varianten der gleichen Szenerie im Gepäck, mit denen sie sich immer näher an die Frau herangetastet hat, allerdings nicht einmal ihren Namen in Erfahrungbringt.” Den Rest auf dem Weg zur mariengleichen Ikone der Armut besorgte das Fotolabor.

Der Band bietet sehr gute Analysen, etwa zur unterschiedlichen Herangehensweise von Käthe Kollwitz und Heinrich Zille. Beide stellen die Armut in der Weimarer Republik dar. Doch während Zille auch Humor, Witz und Widerstand  Platz einräumt, ist bei Kollwitz das Elend zumeist an Frauenfiguren festgemacht, während die Männer als verantwortungslose Subjekte erscheinen, die die Not durch Alkoholkonsum usw. noch verschlimmern. Idealisierend arbeitet auch der Brasilianer >Sebastião Salgado, der die heutigen Armen in ein quasi-religiöses Licht taucht,

während der Ukrainer >Boris Mikhailov in der Serie Case History auf Schock und eine Ästhetik des Hässlichen setzt.

Alle Ausdrucksformen zeigen, dass  Armut kein Sujet wie jedes andere ist. Es stellt eine spezifisch künstlerische Herausforderung dar – der sehr gelungene Band

zeigt, dass und wie diese angenommen wurde und wird. Mit und ohne Not.


Armut als Todesursache

Datum: 07.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: | 2 Kommentare »

Armut als Todesursache? Die >  New York Times berichtet über die im American Journal of Public Health veröffentlichte Studie “Estimated Deaths Attributable to Social Factors in the United States”, die Armut als Todesursache identifiziert.Dabei wurden sechs verschiedene Armuts-Faktoren gesondert betrachtet: “Results:  Approximately 245 000 deaths in the United States in 2000 were attributable to low education, 176 000 to racial segregation, 162 000 to low social support, 133 000 to individual-level poverty, 119 000 to income inequality, and 39 000 to area-level poverty.”

Natürlich ist die Festlegung auf eine einzige Todesursache immer problematisch, so > Sandro Galea von der Columbia University. Dies Verfahren sei aber demjenigen vergleichbar, das Rauchen als Todesursache identifiziert (klar, das Beispiel musste jetzt kommen!).

Quantifiziert ausgedrückt:  “If they had not smoked, 400,000 people each year would not have died, Dr. Galea said. Similarly, he said, if they had graduated from high school, the 245,000 people whose cause of death he attributes to low education would still be alive.” Eine bessere Bildung vermeidet einen früheren Tod. Es mag seltsam klingen, dass 245 000 Menschen im Jahr 2000 länger gelebt hätten, wenn sie die high school abgeschlossen hätten, aber letztlich muss man eigentlich nur ein Denkmuster umdrehen: “In some ways,” Dr. Galea added, “the question is not ‘Why should we think of poverty as a cause of death?’ but rather ‘Why should we not think of poverty as a cause of death?’”

Unbekannter Fotograf: Mustached man smoking pipe, vermutlich 1915
George Eastman House Collection, via flickr


Lewitscharoff liest allen die Leviten

Datum: 07.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , | Keine Kommentare »

Die > Frankfurter Rundschau berichtet über die Frankfurter Poetikvorlesung von Sibylle Lewitscharoff, einer der wohl sprachmächtigsten GegenwartsautorInnen – und eine meiner literarischen Hausgötter. Ihr Thema: “Arm und Reich“: “Dabei identifizierte sie nicht nur die ‘Gier’ als den ‘Totengräber’ eines ansonsten ‘praktikablen politischen Systems’. Sie fragte auch, wo er bloß geblieben sei, der ‘einfache, würdevolle Arme’. An den Rand nämlich gepresst vom Fernsehen, das eine fettleibige, alkoholmissbrauchende, ihre Kinder vernachlässigende Unterschicht vorführe”. Auch der Leipziger Schule werden die Leviten gelesen!
Das Gespenst der Armut schließt sich vorbehaltlos an und verweist bescheiden auf die Beiträge dieses Blogs.


Hunger

Datum: 13.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , , | Keine Kommentare »

Die Bundeszentrale für politische Bildung bringt den 90-minütigen  > Film “Hunger” von Marcus Vetter und Karin Steinberger zum Welthunger heraus, der für 10 Euro erworben werden kann. Angesichts der furchtbaren Hungerkatastrophe am Horn von Afrika möchte man sagen: ein aktuelles Thema. Leider ist das Thema aber immer aktuell.

Inhaltsangabe von der bpb: “Dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zufolge werden weltweit mehr Nahrungsmittel produziert als man benötigt, um alle Menschen satt zu bekommen. Dennoch leiden fast eine Milliarde Menschen unter Hunger und Mangelernährung. Tendenz steigend.Der 90-minütige Dokumentarfilm “Hunger” erzählt, wie Menschen, Gruppen und Organisationen darum ringen, eine der schlimmsten sozialen, politischen und ökonomischen Probleme unserer Tage zu lösen: den Hunger in der Welt. Marcus Vetter und Karin Steinberger sind in Mauretanien, Kenia, Indien, Brasilien und Haiti auf Spurensuche gewesen: Was sind die Gründe für Hunger?

Das DVD-Paket besteht aus zwei Teilen: Eine Video-DVD mit dem vollständigen Film “Hunger” von Marcus Vetter und Karin Steinberger. Eine DVD-ROM mit umfangreichem Informations- und Bildungsmaterial zu den Länder- und Themenschwerpunkten des Films.

Systemvoraussetzungen: WINDOWS XP, Mac OS X 10.4; Bildschirmauflösung: mind. 1024 x 768″


Armutsrisiko Alleinerziehend

Datum: 14.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , | Keine Kommentare »

Maike von Wegen hat den die das  Blog mutterseelenalleinerziehend gestartet, auf dem sie über die Nöte und Probleme Alleinerziehender, die ja nicht zuletzt häufig finanzieller Natur sind, berichtet. Schon der Name des Blogs ist wirklich vielversprechend und die bisherigen Beiträge sind es auch. Take a look! Aus gegebenem Anlass hier ein Video

Mona Lisa Armutsrisiko Alleinerziehend


Endlich: Diäten für alle!

Datum: 16.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , | Keine Kommentare »

Sommerzeit – Zeit für eine Diät!

Vergessen Sie alle Vorurteile – Diäten ist ganz einfach!

Wir zeigen Ihnen zwei Erfolgs- wege: Schluss mit Kochbüchern und Erbsenzählerei – ab jetzt erhöhen Sie einfach Ihre Diät einfach selber!

Und so geht’s: Sie werden Bundestagsabgeordnete(r).  Da gibt es schon ab 2012 mehr Diät, in diesem Fall, weil’s einfacher ist: Geld (> Spiegel).

Alternativtip: Haben Sie keinen gut gekühlten Bundestagsabgeordneten im Eisfach, reicht auch ein simples, vorgekochtes Bildungspaket, quasi eine staatliche Fertigmahlzeit.  Dazu müssen Sie nur Hartz IV- Empfänger(in) werden. Der Vorteil: Das Bildungspaket kommt gar nicht erst bei Ihnen an! So können Sie Ihre Diät auch auf Ihre Kinder erweitern und das lästige Doppelkochen fällt weg!

Experten haben dies getestet und für gut befunden, wie die >Süddeutschen Zeitung am 27. Juni berichtete: “Opposition und Sozialverbände hatten das Bildungspaket immer wieder als zu bürokratisch kritisiert. Der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), hält das Antragsverfahren für so kompliziert, das ‘eine riesige Bürokratiemaschine’ nötig sei. Auch Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) forderte bereits eine Reform der Reform, weil das Paket völlig realitätsfern ausgestaltet sei und die befristeten Einzelleistungen einen Erfolg erschwerten. Städtetags-Hauptgeschäftsführer Articus sagte, es sei ein Abbau der Bürokratie nötig, um das Verfahren zu vereinfachen und ‘möglichst viele weitere Eltern zu erreichen’. Von der Leyen widersprach der Kritik in der Bild-Zeitung: ‘Von Menschen, die Hartz-IV-Anträge ausfüllen, kann man auch verlangen, dass sie für die Bildung der Kinder ein Formular einreichen.’”

Eine aus diätentechnischer Sicht – und wir wollen ja einen schlanken und keinen vermoppelten Staat – erfolgsorientierte Einstellung! Schließlich müssen auch Abgeordnete mühsam abstimmen, um knapp 300 Euro Diät im Monat mehr zu erhalten. Und so wird es mittlerweile völlig zu Recht  als großer Erfolg gefeiert, dass bislang  nur ein Drittel der Hartz IV-Bezieher  Zuschüsse beantragt – wir rufen:  Chapeau! Manche haben und manche machen Diät: Soviel Chuzpe bringt nur die Politik auf.


Neuköllner Landei

Datum: 16.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »
Arrrgh, nun ist es raus: Die Bloggerin ist eigentlich ein Landei! Dies verrät die charmante Almut Siegert in der Frauenzeitschrift emotion. Hamburg ist ihr “Heimathafen”. Na dann: Ahoi aus Neukölln!

Mein Dorf in der Stadt. Reportage über ein besonderes Gefühl Heimat: Viele Weltstädter sind im Herzen urbane Dörfler


Kleine Sendepause!

Datum: 25.07.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Gleich geht’s weiter! Nicht in den Urlaub ent- schwunden, sondern zu einer Tagung in der
> Villa Vigoni.

Das spannende Thema: “Gesundheit – Werte – Markt”   (>Info) .

Bis zur nächsten Woche ruht das Leben auf dem diesem Blog!


Der gegenwärtige Aufstand

Datum: 10.08.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: | 3 Kommentare »

Es sei der Aufstand der Abgehängten, schreibt die >>Süddeutsche Zeitung zu den Krawallen, die sich ausgehend von London, durch die englischen Städte ziehen. Vor nicht langer Zeit erschien das anonyme Manifest “Der kommende Aufstand” – sieht so nun die Realität aus? Immerhin heißt es darin: „Es gibt keinen friedlichen Aufstand. Waffen sind notwendig.“ Im Zentrum der Krawalle stehe die Soziale Frage, wird der Kriminologe John Pitts zitiert (> Guardian). In London herrschte gestern  Nacht “gespenstische Ruhe”, so die SZ.

Dieser Gewalteruption ist schrecklich; Brände zu legen, bedeutet, Menschenleben zu gefährden, die Stadt wortwörtlich  in Schutt und Asche zu legen. Das Soziale selbst, das Zusammenleben aller wird damit auch symbolisch in Flammen gesetzt.


Mauerbau

Datum: 13.08.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Gespenst-der-Armut-RadioHeute, vor 50 Jahren, am 13. August 1961 wurde die Berliner Mauer gebaut. Aus diesem Anlass führte die Journalistin Ina Boesch für dsr2., dem Schweizer Kulturkanal, ein Interview mit mir zum Thema “Die Mauer in der Literatur” – hier geht’s zur Sendung “Viele schwiegen. Die Mauer in der Literatur


Alltägliche Desaster

Datum: 17.08.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: | Keine Kommentare »

Neben den großen Themen und Problemen dieser Tage – Finanzkrise a gogo, grauenhafte Hungernot in Afrika – wirken sie klein. Und doch ist die Obdachlosigkeit hierzulande ein Desaster für die Betroffenen. Die > Frankfurter Rundschau bringt einen Artiel über die steigenden Obdachlosenzahlen in Frankfurt. Obwohl die Stadt sich bemüht, den Verlust von Wohnungen abzuwenden, verlieren immer mehr Menschen, darunter auch ganze Familien, ihr Dach über dem Kopf. “Aktuelle Fallzahl: 782. Karin Kühn, Fachbereichsleiterin im Sozialdezernat und zuständig für das Vermeiden von Obdachlosigkeit, bestätigt das mit Fakten. Die Stadt habe es mit unaufhörlich steigenden Fallzahlen zwangsgeräumter Familien zu tun. 2009, in den Ausläufern der Finanzkrise, hatte es begonnen. Und nun werde es immer massiver. 2010 war die Anzahl der Familien ohne eigene Unterkunft von zuvor nur einigen wenigen bereits auf 737 angestiegen. Jetzt, am Stichtag 12. August, sind es schon 782. Und das Jahr dauert ja noch ein bisschen an.” Eine traurige Perspektive.

Foto: Moritz Fehr, Vehikel


Besuchercouch: Oliver Bottini

Datum: 21.08.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Besuchercouch (Video-Interviews), Oliver Bottini | Tags: | Keine Kommentare »

Wie entstehen Krimis? Wie schreibt man über die “Unterschicht?” Wo lauern Mörder und wo Klischees? Auf der Besuchercouch sitzt der preisgekrönte Krimiautor > Oliver Bottini und gibt Antworten auf diese und andere Fragen.

Get the Flash Player to see this content.

Vielen Dank an Oliver Bottini für das schöne Gespräch und an >Ansgar Warner, der wie immer die Kamera führte!


Neukölln wie es singt & lacht

Datum: 25.08.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , , | Keine Kommentare »

Ein Bezirk besingt sich selbst -- gesucht wurde “Dein Lied für Neukölln”. Ort des Geschehens: der > Heimathafen Neukölln. Die Jury: Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, Vorjahressieger Kalle Kalkowski und ein Stargast, dessen Namen ich leider vergessen habe. Abgestimmt hat dann das Publikum.

Wenn eine Hymne gesucht wird, ist es soweit: Gesucht wird eine Identiät, spielerisch singend wird erprobt, wer man denn ist und sein will. Kein Wunder, der Bezirk befindet sich im Umbruch, er tingeltangelt zwischen Gentrifizierung und Armut, Hippness und Abschaumfantasien. Entsprechend die Auswahl des vorgestellten Liedguts, das vom trashigen “Neukölln, du alte Hure” bis zum liebevollen “Mädchen aus Neukölln” reichte.

Es gewann der wunderbare Otto Kuhnle mit “Neukölln ist auf Scheiße gebaut”, ein Lied, das zwar den Bürgermeister nicht erfreute, aber zu meinen zwei Favoriten zählte.

Aber mein Sieger wäre doch Herr Stenzel mit seiner “Polonaise durch Neukölln” gewesen. Herr Stenzel schaffte es mühelos, die hippen Youngsters zur Polonaise durch den Saal zu bewegen (allein das ein Genuß! von wegen Polonaise ist nur was für’s Altersheim) und damit genau die soziale Bewegung zu performen, die Nordneukölln heimsucht: Partypeople unterwegs im schicken Armutsbezirk. Dass man zu großen Teilen selbst genau die Gentrifikation ist, die man eingangs kritisch beklatschte -- gelebter, ach was: getanzter Widerspruch! Wenn man selbst die Polonaise ist, muss man das schließlich nicht auch noch selbst bemerken. Genug gemeckert, lustig war’s in jeder Hinsicht, hier mein Lied für meinen Bezirk:


Gelesen: Strategien des Gegenhandelns

Datum: 27.08.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Eddie Hartmann, Rezensionen | Tags: , , | Keine Kommentare »

Gegenwärtig protestiert und rebelliert die Jugend in Europa, wobei das Spektrum von den friedlichen Camps auf der Puerta del Sol in Madrid bis hin zu den exzessiven Gewaltausbrüchen in England reicht. Zugleich erinnern die jüngsten Ereignisse in England an die Gewalteruptionen in der Pariser Banlieu im Jahr 2005.

Alle gleich im Protest?

Auf die Frage nach der Vergleichbarkeit der beiden Ereignisse antwortete der Eliten-Forscher Michael Hartmann im> Freitag: „In den Banlieues haben die Jugendlichen nicht die teuren Geschäfte ausgeräumt – weil es die dort gar nicht gibt. (…) Die Gettos in London sind nicht so weit weg von den Vierteln, in denen die teuren Konsumgüter angeboten werden. (…) Das ist ein Unterschied zu den Unruhen in Frankreich. Aber sonst ist das Muster genau dasselbe: Der Auslöser war derselbe: Ein Mann wurde von der Polizei erschossen. Auch die Grundlagen ähneln sich: Perspektivlosigkeit, hohe Arbeitslosigkeit, wenig Bildung. Dann explodiert das kurz, man liefert sich Straßenschlachten mit der Polizei oder brennt etwas nieder. In den Banlieues haben sie Schulen angesteckt, was völlig idiotisch ist, aber das ist deren Haltung: Es ist sowieso alles egal – und wenn sich die Gelegenheit bietet zu plündern, dann wird das meistens auch wahrgenommen.“

Auf dieser Folie bietet die soziologische Dissertation von > Eddie Hartmann „Strategien des Gegenhandelns – Zur Soziodynamik symbolischer Kämpfe um Zugehörigkeit“, die sich mit den Kämpfen der jeunes de banlieu in einigen Pariser Vororten im November 2005 befasst, einen Erklärungsansatz auch für die aktuellen Ausschreitungen in England bzw. erlaubt länderübergreifende Erkenntnisse über die Formen und Konsequenzen von Exklusionsprozessen, die Eddie Hartmann ins Zentrum seiner empirischen Untersuchung stellt.

Symbolische Grenzen

Hartmann richtet er sich dagegen, die symbolischen Grenzziehungen zwischen den Vorortjugendlichen und der Mehrheitsgesellschaft als Ursache des Konfliktes zu sehen, sondern macht diese Grenzziehungen selbst zum Gegenstand der Untersuchung. Basierend auf der Prämisse, dass auch soziale Konflikte eine gesellschaftliche Beziehung darstellen – und eben keinesfalls ein Nebeneinander der Milieus – fragt er nach Genese, Ausgestaltung und Kontinuität dieser Konfliktlinien, die in den symbolischen Grenzen ihren Ausdruck finden. Weiterlesen »


Soziales Dorf

Datum: 13.09.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: | Keine Kommentare »

Vom 9. bis 11. September fand in Minden das erste bundesweite Treffen der Initiative „Soziales Dorf“  statt. Hier die Pressemitteilung:

Bei der Idee „Soziales Dorf“ handelt es sich um ein Lebensraumprojekt für sozial benachteiligte Menschen, Langzeitarbeitslose, Menschen in Armut oder mit chronischer Erkrankung nach dem Vorbild von Ökodörfern. Dabei stehen soziale Aspekte im Vordergrund, die ein gemeinsames Leben und Arbeiten ermöglichen. Durch ein „Soziales Dorf“ mit bis zu 150 Bewohnern sollen nach den Plänen der Initiatoren auch 60 Arbeitsplätze neu entstehen und die medizinische Grundversorgung im von Ärztemangel bedrohten ländlichen Raum gesichert werden. Ein besonderer Stellenwert wird beim ersten Bundestreffen dem Zusammenhang von Gesundheit und Sport eingeräumt.  Weitere Informationen im Internet unter: www.soziales-dorf.eu

Nun kam es zu ersten Resultaten – hier die zweite Pressemitteilung

Die Initiative „Soziales Dorf im Mühlenkreis“ hat auf ihrem ersten Bundestreffen am Wochenende ein Leitbild verarbschiedet. Ziel zur Gesundheitsvorsorge für sozial Benachteiligte Menschen ist die Schaffung eines größeren nachbarschaftlichen Wohn- und Lebensraumprojektes auf einem Bauernhof im Bereich des Kreises Minden-Lübbecke. Weiterlesen »


Happy Birthday Jim Thompson!

Datum: 27.09.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , | Keine Kommentare »

Happy Birthday – heute hätte  Jim Thompson Geburtstag!

Jim Thompson gehört zu den Noir-Schriftstellern, der Texte lange nur als eher minderwertige Pulp Fiction galten. Nun ist auch sein autobiographisch inspirierter Debütroman “Jetzt und auf Erden” in deutscher Übersetzung erhältlich. Hier erzählt der Autor von den Mühen, ein Schriftsteller zu werden, wenn man alle Umstände  gegen sich hat: Die Hölle zuhause und  einen Job in der kafkaesk anmutenden Buchhaltung einer Flugzeugfabrik. Vor allem aber keine Zeit zum Schreiben: Da bleibt seinem Alter Ego James ‚Dilly’ Dillon manchmal nichts anderes übrig, als, ständig von den anderen Familienmitgliedern gestört, nachts mit seiner Schreibmaschine auf der Toilette sitzen.

Der Loc/k/us terribilis literaischer Produktion

Wahrlich ein Loc/k/us terribilis als Sinnbild der privaten Erfahrungen, die  Thompsons literarischer Produktion zugrundeliegen, die die Gesellschaft als Kloake imaginiert. Stephen King schreibt im Vorwort zu „Jetzt und auf Erden“ denn auch treffend, Thompsons  analysiere die „Stuhlproben der Gesellschaft“. Es gehe um Menschen, die wie „wuchernde Zellen in den Gedärmen der amerikanischen Gesellschaft hausen.“ Gemeint ist das Personal des Werkes: Psychopathen, Kleinkriminelle und Irre, die sich mit Gewalt nehmen, was sie wollen. Oder Gerechtigkeit so ausüben, wie es ihnen paßt.

Fiktion als Gegenwehr

“Jetzt und auf Erden” läßt sich als Erfahrungshintergrund lesen, der diese Gewaltfiktionen als imaginäre Gegenmaßnahme generierte: Der Roman zeigt die Ohnmacht der amerikanischen Unterschicht während und nach der Great Depression; einer Unterschicht, deren Leben durch schneidende Armut und oft durch Hunger geprägt ist. Zwar hat Dilly  nun, während des Rüstungsbooms im Zweiten Weltkrieg einen Job, doch es bleibt eine Existenz auf Messers Schneide, haarscharf am Absturz vorbei. Jeder Tag kann  eine neue Katastrophe bringen – und dann ist da noch Dillys frühere Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei, die ihm nun zum Verhängnis zu werden droht. Weiterlesen »


Nur weg mit denen?

Datum: 20.09.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Jürgen Malyssek, dessen ausgezeichnetes Buch über Obdachlosigkeit > hier bereits vorgestellt wurde, sprach mit der > Frankfurter Rundschau
über Lösungsmöglichkeiten angesichts eines lokalen Problems in Wiesbaden, das aber viele Städte kennen: Die öffentliche Trinkerszene, von der sich die Anwohner belästigt fühlen. Sehr gute Vorschläge – zur Nachahmung bzw. Umsetzung empfohlen!

Foto: Karuna e.V.


Gesehen: Screening the Poor

Datum: 05.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Rezensionen, Screening the Poor | Tags: | Keine Kommentare »

Armut als Gesellschaftsspiel

Zwei Damen der feinen Gesellschaft beobachten, wie zwei Straßen- musikerinnen von der Polizei verscheucht werden, leihen deren Kleider aus und gehen nun selbst auf musikalische Betteltour. Ein königliches Vergnügen – bis erneut die Polizei einschreitet, was anders als vorher bei den betröpelten Armen jetzt für noch mehr Erheiterung sorgt. Der Verlobte einer der Damen holt die Damen aus dem Kommissariat, die armen Frauen dürfen die Kleider der Reichen behalten, werden geherzt und bekommen zudem noch einen Obolus zugesteckt. Ende gut, alles gut: Alle sind überglücklich über diesen gelungenen Streich.

Der italienische Stummfilm „Le Violoniste della carità” von 1911 zeigt, dass die Soziale Frage um 1900 auch das Kino heimsuchte – und durchaus unterschiedliche Imaginationen hervorrief. Versammelt ist die Bandbreite filmischer Armuts-Repräsentationen auf der Doppel-DVD „Screening the Poor 1888 – 1914“, die 32 Lichtbilderserien und Filme aus der Frühzeit des Kinos umfasst. Ebenso wie die große, zunächst in Trier und nun in Ulm präsentierte Ausstellung „Armut“ entstand auch diese Dokumentation im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Armut und Fremdheit“.

Naturgemäß bildet die humoristische Auslegung des Themas Armut die Ausnahme. Vorrangig behandelt auch das neue Medium Film dieses Sujet im kulturhistorisch etablierten Spannungsfeld zwischen Mitleid und Anklage, Voyeurismus und Verdrängung. So wirft der französische Film „Comment les pauvres mangent à Paris“ (1910) einen quasi ethnologischen Blick auf Ernährungsgewohnheiten der Armen und der Clochards. Tatsächlich ist nicht zu rekonstruieren, ob es sich um authentische Aufnahmen oder nicht doch um bezahlte Schauspieler handelt – auch damals kannte man offenbar schon die Scripted Realities des heutigen Unterschichten-Fernsehens. Weiterlesen »


Armut von Frauen steigt in den USA

Datum: 07.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: | Keine Kommentare »

Mädchenmannschaftlerin Magda fasst verschiedene Meldungen zusammen, die sich mit der steigenden Armuts- quote von Frauen in den USA beschäftigt. Das  erschreckende Fazit:   “Jede vierte Schwarze Frau und jede vierte Latina lebte 2010 in Armut”. Hier geht’s zum > Artikel.


Taste the Waste

Datum: 08.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | 2 Kommentare »

Valentin Thurn, Regisseur des Films “Taste the Waste”, der gerade im Kino läuft, ist am Sonntag Gast bei Günther Jauch. Hier die Pressemitteilung von Valentin Thurn

Wie stoppen wir den Wegwerf-Wahnsinn?
GÜNTHER JAUCH am 09. Oktober 2011
um 21:45 Uhr im Ersten

Nicht verschimmelt, nicht verdorben, nicht einmal geöffnet und trotzdem im Müll: Millionen Tonnen essbarer Lebensmittel werden in Deutschland jährlich weggeworfen. Handel und Verbraucher entscheiden meist nach Ästhetik und Mindesthaltbarkeitsdatum und selten danach, ob die Lebensmittel noch genießbar sind. Was steckt hinter der Wegwerf-Mentalität? Welche Rolle spielen Industrie und Handel? Was kann der Verbraucher tun? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Hunger in der Welt und unserer Verschwendung? Darüber diskutiert Günther Jauch mit:
Ilse Aigner (CSU), Bundesministerin für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer Hauptverband des
Deutschen Einzelhandels
Sarah Wiener, Starköchin
Valentin Thurn, Dokumentarfilmer (u.a. „Taste the Waste“)
Hanna Poddig, “Mülltaucherin“

Zuschauer können sich gerne vor und während der Sendung an der Diskussion beteiligen: Im

Internetforum unter www.guenther-jauch.de oder per Mail an mail@guenther-jauch.de

Bild: Taste the Waste


Erspekulierter Hunger

Datum: 09.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Das Hilfswerk Misereor und der als Mr. Dax bekannt gewordene Börsenexperte Dirk Müller stellen eine Studie vor, die Müller im Auftrag von Misereor erarbeitet hat. Sie belegt den Zusammenhang von Armut und Finanzspekulationen im Argrarsektor: ” ‘Erträge ernten, von Knappheit profitieren!’  Mit solchen Slogans lockt die Finanzbranche Großspekulanten und Privatanleger in Agrarfonds. Jeder kann dabei sein, wenn es darum geht, Kapital aus steigenden Agrarpreisen zu schlagen.” Hier geht’s zum Artikel in der > Frankfurter Rundschau.


Klare Verhältnisse

Datum: 18.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: | Keine Kommentare »

Dass es für sozial Schwache immer schwerer wird, aus der eigenen Schicht aufzusteigen, ist nun auch statistisch belegt, wie der Artikel von Jana Gioia Baurmann  im > Tagesspiegel anlässlich des Erscheinens des “Sozialreports für Deutschland” referiert. Die treffliche Überschrift:  “Einmal arm, immer arm”. Ein zentrales Moment bildet die Bildungsbiographie: Wer unstudierte Eltern hat, wird vermutlich auch selbst nicht studieren. Das Umgekehrte gilt selbstverständlich auch. Doch muss man da gleich von Stagnation sprechen?

Nicht unbedingt, denn es gibt durchaus monetäre Dynamiken: “Krise hin, Krise her – die meisten Reichen haben ihre Vermögen im vergangenen Jahr weiter ausgebaut, zudem gibt es in Deutschland 17 neue Milliardäre”, schreibt die >Süddeutsche Zeitung. Wer will da noch meckern: Es herrschen doch klare Verhältnisse.


Grüne raten: selber klagen

Datum: 22.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Die Bundesspitze der Partei Bündnis 90 / Die Grünen verweigert die Einreichung einer Normenkontrollklage zur verfassungsrechtlichen Überprüfung der Hartz IV Regelsätze. Durch eine Normenkontrollklage könnte eine direkte Überprüfung der Hartz IV Regelleistungen beim Bundesverfassungsgericht unternommen werden. Ihr Rat an Hartz IV-Empfänger: Klagt doch selber.
Hier geht’s zum Artikel auf dem Blog Mein Name ist Mensch


Hunger

Datum: 24.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Der > Tagesspiegel bringt einen Artikel über die Spekulationen mit Rohstoffen. Ein weiteres Problem neben den seit Jahren stattfindenden Landkäufen, die den Ärmsten der Welt buchstäblich den Boden ihrer Existenz entziehen (> Frankfurter Rundschau). Das Resultat: Weltweit steigt der Hunger.

Foto: Brot für die Welt


Pressemitteilung / Petition

Datum: 25.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Keine Kommentare »

PRESSEMITTEILUNG der afrikanischen Hilfsorganisation AMREF (African Medical and Research Foundation):

STAND UP FOR AFRICAN MOTHERS: Damit keine afrikanische Frau sterben muss, um Leben zu schenken

Für eine von 16 afrikanischen Frauen besteht die Gefahr während der Schwangerschaft oder Entbindung zu sterben. In Europa ist nur eine von 30.000 Frauen von diesem Schicksal betroffen.

In der Überzeugung, dass keine Frau sterben sollte um Leben zu schenken, startet die Aufklärungskampagne „Stand Up for African Mothers“ am Donnerstag, den 13. Oktober auf dem Women’s Forum in Deauville. Die Kampagne möchte auf die Notlage afrikanischer Mütter aufmerksam machen und Menschen auf der ganzen Welt mobilisieren, afrikanischen Müttern die grundlegende medizinische Versorgung zu ermöglichen, die benötigt wird, um Leben zu retten. Kein Kind sollte aufgrund mangelnder Gesundheits- versorgung für Frauen zu einem Waisen werden. Weiterlesen »


Lewitscharoff zur Armut in der Literatur

Datum: 30.10.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , | 1 Kommentar »

In  >Literaturen stellt > Sibylle Lewitscharoff die wütende Frage, wie es um die Armutsdarstellungen in der Gegenwartsliteratur bestellt sei. Ihr vernichtendes Urteil: “Wir assoziieren arme Leute in wohl- habenden Ländern hauptsächlich mit kaputten Typen, mit Fett- süchtigen, Alkoholikern, Rechtsradikalen und Versagern, die unablässig beraten, therapiert, unterstützt oder polizeilich in die Schranken gewiesen werden müssen, vor allem aber sehen wir in ihnen Leute, die ihre Kinder übel verkommen lassen. Im Grunde ist es so: Den Armen dürfte es in den modernen Wohlstandsgesellschaften gar nicht geben. Kreuzt er dennoch in den Straßen auf oder sieht man ihn im Fernsehen, lastet auf ihm die ganze Schuld, daß er so erbärmlich ist, wie er aussieht und sich benimmt. Deshalb gibt es einen himmelweiten Unterschied, wie Arme in den Romanen, Märchen und Erzählungen des 19. Jahrhunderts, in den beginnenden Industriegesell- schaften, portraitiert wurden, und wie die Armen heute bei uns in der Literatur auftauchen.” Dies stimmt ganz und gar mit dem überein, was dieser Blog schon seit Anbeginn kritisiert. Es ist wunderbar, dass sich die vielleicht sprachmächtigste und phantasievollste Schriftstellerin der deutschen Ggegenwartsliteratur dieser Frage angenommen hat. Vielleicht folgt ja ein Buch zum Thema!


Gastbeitrag: Die Klappentexterin über “Barsakh”

Datum: 02.11.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Die Klappentexterin, Gastbeiträge | Tags: | 2 Kommentare »

Simone Finkenwirth alias die  > Klappentexterin bringt eine schöne Besprechung des Jugendbuches Barsakh von Simon Stranger.
Mit freundlicher Erlaubnis von Simone auch hier zu lesen.
Vielen Dank, liebe Simone!

Arme, reiche Welt.

Veröffentlicht am Oktober 31, 2011 von klappentexterin

Jeder kennt die erschreckenden Nachrichten über Flüchtlinge, die mit Booten aus Afrika nach Europa flüchten und nicht selten auf dem Seeweg zu Tode kommen. Die Kanaren, Lamedusa und Malta sind die Hauptziele der Flüchtlinge, da die Länder am dichtesten an Afrika liegen. „Allein im Jahr 2006 erreichten 32.000 Flüchtlinge die Kanaren und zwischen Juli 2008 und 2009 strandeten etwa 20.000 Menschen auf der italienischen Insel Lampedusa.“ Danach ist die Zahl erheblich geschrumpft, waren es im Jahr 2010 „nur noch knapp 200 Menschen“, die auf den Kanaren ankamen. Diese drastische Abnahme ist mit darauf zurückzuführen, „dass Europa den Seeweg zunehmend absichert und die betroffenen europäischen Staaten mit vielen Herkunftsländern Vereinbarungen geschlossen haben, die eine sofortige Abschiebung der Flüchtlinge erlauben (Rückführungsabkommen).“ Entnommen habe ich die Fakten aus dem Jugendbuch „Barsakh“, in dem sich Simon Stranger mit dem Thema auseinandergesetzt.

Der norwegische Autor führt in „Barsakh“ zwei Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die 15-jährige Emilie kommt aus Norwegen und verbringt mit ihrer Familie auf Gran Canaria die Ferien. Emilies Leben dreht sich einzig nur um sich selbst. Verbissen achtet sie auf ihre Figur, isst zu wenig, um nur kein Fett anzusetzen und geht viel Laufen. Anfangs stand die Gewichtabnahme im Mittelpunkt, doch bald empfand sie das Laufen als kleines Ventil, das ihr beim Abschalten half. Darauf kann sie auch im Urlaub nicht verzichten und so dreht Emilie regelmäßig ihre Laufrunden. Auf einer ihrer Joggingtouren entdeckt sie eines Tages ein „kleines zerbrechliches Holzboot“, das vor der Küste liegt, von wo aus ihr ein Junge zuwinkt. Geschockt bringt Emilie nur die Worte „Mein Gott“ heraus und erwidert den Gruß. Weiterlesen »


Gelesen: Berliner Macht

Datum: 18.11.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Ullrich Wegerich: Berliner Macht | Tags: , | Keine Kommentare »

„Berliner Macht“ ist ein Krimi. Genauso gut ließe sich das Buch aber auch als kleine Stadtgeschichte und damit als Einführung in die Veränderung urbaner Strukturen lesen. Wie in jedem Krimi stehen natürlich das Verbrechen und seine Aufklärung im Mittelpunkt, unvermerkt nimmt der Autor die Leser- schaft aber mit durch die Stadt, deren sozioökonomische Transformationen er sehr genau registriert und in seine Geschichte einarbeitet. Dass Ullrich Wegerich Soziologie und Philosophie studierte und über Max Horkheimer promovierte, ist dem gesellschaftsdiagnostischen Blickwinkel des Buches anzumerken, der Spannung tut dies zum Glück keinen Abbruch.

Hartz-IV-Detektiv
Die Ermittlungen nehmen ihren Aus- gang in einer verwahrlosten Wohnung im verarmten Berliner Bezirk Wedding. Hier wird der Hartz-IV-Empfänger Markus Keppel tot aufgefunden. Ausgerechnet Keppel soll aber – nicht nur berufsangemessen under cover, sondern auch sozial angemessen als Schwarzarbeiter – als Detektiv sein Einkommen aufgebessert haben. Kommissar Mannheim und seine Truppe kommen schnell einer Überwachung der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages auf die Spur. Der Fall, der in einem Milieu beginnt, dass heute gerne als Unterschicht bezeichnet  wird, weitet sich damit aus und erreicht die Sphären der Machtpolitik.

Mörderische Impulse
> Ullrich Wegerich schreibt in einer angenehm klaren, unaufgeregten Sprache. „Berliner Macht“ setzt sich damit angenehm von den Krimis ab, die ihre Recherchen im Milieu der Armen und Obdachlosen durch eine möglichst schnodderige, tatsächlich oft aber einfache respektlose Sprache garnieren (vgl.> Beitrag) . Auf deren ‚Coolness’ und hard boiled-Attitüde paßt oft vielmehr die Aussage, die > Sibylle Lewitscharoff kürzlich über die Darstellung der Armen in der Literatur traf: „In etlichen modernen Texten, die in verwahrlosten Milieus spielen und dabei ziemlich abgebrüht daherkommen, weil die Autoren das Credo des Kaltbleibens um jeden Preis verinnerlicht haben, kann der Leser aber durchaus von mörderischen Aggressionen heimgesucht werden. Gerate ich an so einen Text, würde ich sämtliche Figuren gern erschießen. Wozu ist dieses Romangesocks eigentlich in der Welt, außer mir auf die Nerven zu gehen?“ Gegen diese mörderischen Leserimpulse hilft ein Krimi wie „Berliner Macht“, dem es gelingt, die Lust am Verbrechen im Buch zu belassen.

Ullrich Wegerich: Berliner Macht. Roman. Würzburg 2009. 18 €.



Selber Schuld am Hunger

Datum: 17.12.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Die >>Süddeutsche Zeitung berichtet über eine Aktion der Künstlergruppe > Zentrum für politische Schönheit, die nun strafrechtlich von der Deutschen Bank verfolgt wird. Der Film “Schuld: Die Barbarei Europas” behandelt die Nahrungsmittelspekulationen an den Börsen:  “Im Film ist zu sehen, wie der Aktivist Philipp Ruch sein Handy vor sich auf dem Tisch liegen hat. Er hat in der Pressestelle der Deutschen Bank angerufen. Über die Lautsprecher-Funktion kann der Zuschauer mithören. Ruch fasst die Aussagen des Pressesprechers zusammen, dass also nicht die Banken, sondern die Menschen in Somalia für ihre Armut selbst verantwortlich seien. Daraufhin antwortet der Pressesprecher: ‘Natürlich sind die selbst schuld!’”"

Imagepolitisch ist das natürlich eher unschön.

Lebensmittalausgabe, Ora International via Flickr


Wer früher stirbt, ist länger tot

Datum: 19.12.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: | 1 Kommentar »

Jetzt ist es amtlich: Wer arm ist, stirbt früher. Über eine entsprechende Studie berichtet die >Süddeutsche Zeitung: “Uneinig sind sich Sozialmediziner allenfalls darüber, um wie viele Jahre ein Mensch kürzer lebt, wenn er schlecht ausgebildet ist und sein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt. Sieben Jahre Unterschied wurden und werden für Deutschland postuliert, gelegentlich ist bei Männern sogar von einer um bis zu elf Jahre divergierenden Lebenserwartung die Rede.” Der Beitrag verweist auch auf das Buch “Dick, doof und arm” von Friedrich Schorb: Ein Interview, das ich vor zwei Jahren mit ihm führte, findet sich >hier. Die Bundesregierung spricht prompt von Fehlinterpretationen der Daten: “Die Schuldzuweisung an die Unterprivilegierten funktionierte zuverlässig: Wenn ihr das Falsche esst, euch zu wenig bewegt und dabei nach und nach verfettet, müsst ihr euch nicht wundern, wenn eure Kranzgefäße und Hirnarterien verkalken und ihr früher sterben müsst.” Anders gesagt:  Pech für die Realität, wenn sie nicht in meine Vorstellungen paßt.

Foto: John Vachon (1942):  Cemetery at edge of Romney, West Va. (LOC)


Datum: 25.01.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Wie sieht die Armut in den USA aus?

Als Gast in Nashville an der Vanderbilt University kann ich sie jedenfalls (noch nicht?) entdecken. In der Gegend  rund um den schönen Campus sieht man nur wenige Menschen, die dem Stereotyp der Armut entsprechen. Ein kleiner Hinweis findet sich bei Starbucks. Die Kaffeekette wirbt dafür, 5 $ zu spenden. Das Ziel: Arbeitsplätze schaffen. Jede 5 Dollar-Spende generiere 35 $, die  von anderen Institutionen kommen. Warum soll der Kaffeehausbesucher dann spenden? So ganz klar wurde mir dies nicht. Wird weiterverfolgt.

Nehmen wir also vorerst einen Bericht der Tagesschau vom 8. November 2011.


The Iron Lady

Datum: 01.02.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , , | Keine Kommentare »

Sympathiewerte

Erstaunliches vorab: Es ist unmöglich, die > Margaret Thatcher dieses > Filmes nicht irgendwie zu mögen. Gezeigt wird eine alte, leicht verwirrte Frau, die mit den Phantombildern der Vergangenheit, vor allem ihrem Phantomgatten ringt. Denn Thatchers Ehemann Denis zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Und doch sitzt die ehemalige Iron Lady jeden Tag in ihrer Wahnwelt traut mit ihm zusammen und bespricht die Dinge des Lebens und die Ereignisse der Vergangenheit. Man müsste schon sehr hartherzig sein, um diese alte Frau, die um ihre Würde und um ihren Verstand ringt, und gleichzeitig ihrer Liebessehnsucht preisgegeben ist, nicht zu mögen.

Die narrative Struktur besteht also aus einer Rahmenerzählung – das Altern einer einstmals mächtigen Frau – und den daran eingelassenen Erinnerungsbildern vom Aufstieg einer „grocer’s daughter” zur ersten Premierministerin Großbritanniens. Die Erinnerungen bilden den zweiten narrativen Faden: das heroische Bild der Frau, die um ihr Recht auf politischen Einfluss kämpft und sukzessive die Männer hinter sich lässt. Und wes Herz schlüge da nicht höher? Vielleicht ist es diese Unbeugbarkeit des Willens zum Aufstieg, der die >Welt von der Sehnsucht nach politischen Riesen in Zeiten politischer Zwerge sprechen lässt.

Und dann ist da noch die Tatsache, dass > Meryl Streep den Film spielt. Denn obwohl sie Thatcher in einem geradezu unglaublichen Anverwandlungsakt wieder aufstehen lässt (der Oscar scheint sicher!), meint man doch, etwas vom Charme der Schauspielerin Streep zu spüren.  Tatsächlich wirkte sie in > Der Teufel trägt Prada um einiges ungemütlicher.  Auch das macht einem die Thatcher des Films sympathisch.

Weiblichkeit

Gerade die Tatsache, dass Thatcher als einzige Frau in die Männerdomäne eindringt, schreibt ihr bildästhetisch eine ‚weibliche‘ Qualität zu, die sie gerade nicht hatte. Der Film fokussiert ihre zarten Pumps zwischen den Männerschuhen, sie bildet in ihrem strahlend blauen Kostüm den schönen Farbfleck im dunklen Einerlei der Anzugträger. Die Inszenierung der Kleidung wird so zu einem irreführenden Zeichen, denn bekanntlich war Thatcher  –  „the best man in England( Ronald Reagan) alles andere als feminin im konventionellen Sinne von weich.

Der Titel „The Iron Lady“ ist also eigentlich falsch. Denn von der beinharten Dame, die eine auf Privatisierungen und Zerschlagung der Gewerkschaften basierende Politik betrieb, ist am wenigsten zu sehen. Die soziale Spaltung des Landes, die ihre Politik erzeugte, wird mittels hektisch geschnittener Sequenzen verdeutlicht, die die Premierministerin meist in ihrem Dienstwagen zeigt, während draußen der marodierende Mob tobt und die Polizei als Prügelknabe der Politik agiert. So basiert der Film  eher auf Weiblichkeitskonstruktionen und heroischen Rollenmustern -- auf Bildern also, die die Politikerin fast verdecken.


Charles Dickens

Datum: 07.02.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Charles Dickens | Tags: | Keine Kommentare »

Der verehrte Charles Dickens wurde vor 200 Jahren geboren.

Hier das schöne  Feature “Charles Dickens – Sozialkritik im Serienroman” von Anna-Dorothea Schneider ( SWR2 Wissen vom 02.02.2012).


Gelesen: Hegels Pöbel

Datum: 09.02.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Frank Ruda: Hegels Pöbel, Rezensionen | Tags: , , | Keine Kommentare »

Pöbelprobleme

Wie kommt der Pöbel in die Welt? Und welches Problem ist mit dem Erscheinen des Pöbels markiert? Dieser Frage geht Frank Ruda in seiner Dissertation „Hegels Pöbel. Eine Untersuchung der Grundlinien der Philosophie des Rechts“ nach. Im Zentrum steht die Frage nach dem Einbruch des Politischen in die Philosophie, den Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seiner 1820 abgefassten Studie zwar markieren, aber nicht lösen kann. Dieser Einbruch trägt den Namen Pöbel – eine spezifische Form der Armut, die Hegel derart entsetzt, dass er sich diesen kaum ausmalen mag und kann. Der Pöbel fungiert also als Schreckensbild, das zu erkunden auch deshalb notwendig wird, weil es den Zusammenbruch des „Ganzen als das Wahre“ indiziert. Der Pöbel, so Hegel, ist nicht einfach da, sondern er emergiert – und zwar an den Armen und den Reichen. Der reiche Pöbel entsteht durch Zufall, sei’s aus Erbschaften oder aus Gewinnen, die dieser aus dem Glücksspiel oder aus Finanzgeschäften ziehen kann. Sichtbar manifestiert sich der reiche Pöbel im Luxus; das mit ihm verbundene Problem ist, dass er meint, sich durch seine ökonomische Macht über das im Staat – und nirgends sonst verankerte Recht – erheben zu können.

Armutsprobleme

Anders sieht es beim armen Pöbel aus. Dieser ist nicht notwendig der Arme.Denn was die Armut von Pöbel unterscheidet, ist die Gesinnung. Erst der Arme, der sich gegen die Armut empört, wird zum Pöbel: „Dass diese Empörung aber als >rechtlose Gesinnung< erscheint, hängt nun nach Hegel damit zusammen, dass der Pöbel >die Ehre nicht hat, seine Subsistenz durch Arbeit zu finden, und doch seine Subsistenz zu finden als sein Recht anspricht<, denn im >Zustand der Gesellschaft gewinnt der Mangel sogleich die Form eines Unrechts<. Hier wird erstmals die dialektische und komplexe Struktur des Pöbelprobelms deutlich: Wahrhaft existiert in der bürgerlichen Gesellschaft nur, was durch Arbeit und Tätigkeit vermittelt sein kann, dennoch bringt ihre eigene Dynamik etwas hervor, das unmöglich durch Arbeit und Tätigkeit vermittelt sein kann; die Empörung, die über diesen strukturellen Mangel entstehen kann und Empörung über ihre eigene Widernatur ist, kann ihr selbst nur als widernatürlich erscheinen. In der anklagenden Empörung des Pöbels vernimmt die bügerliche Gesellschaft nichts als die widernatürliche Stimme, die selbst erzeugt, oder genauer: entbunden hat.“ (Ruda 66f.)

Hegel erkennt mithin, dass es die Dynamik der kapitalistischen Gesellschaft ist, die Armut notwendig hervorbringt: „Was die Armut anbetrifft, so wird sie immer in der Gesellschaft sein, und je mehr, je größer der Reichtum gestiegen ist.“ Da der Pöbel aber die Entbindung aus dem über Arbeit geleisteten Vermittlungszusammenhang der Gesellschaft markiert, droht dieser die Gesellschaft selbst aufzulösen. Entsprechend schlussfolgert Hegel: “Die wichtige Frage, wie der Armut abzuhelfen sei, ist eine vorzüglich die modernen Gesellschaften bewegende und quälende.“ Ruda weist nach, dass die von Hegel diskutierten Lösungsprobleme – Erlaubnis der Bettelei, Eingriffe der Polizei, Bildung von Kooperationen etc. – sämtlich ungenügend sind und das Armutsproblem nicht lösen. Genau in diesem Unvermögen manifestiert sich der Einbruch des Politischen in die Sphäre der Philosophie. Ruda geht es nun darum, dass und wie Marx das Problem des Pöbels unter dem Begriff des Proletariats weiterdenkt.

Gattungsvisionen

Der Pöbel ist bei Hegel qua Ressentiment gegen die Gesellschaft das Böse, durch seine Nichtarbeit, die zur habituellen Faulheit degeneriert, das Verfaulende, im Wortsinne ein Un-Wesen. Genau dieser Stelle des Unbestimmten – des aus allen gesellschaftlichen Zusammenhängen entbundenen Pöbels – hingegen schreibt Ruda mit Marx eine universale Qualität zu. Vermittelt durch eine „wahrhaft kommunistische Aktion“ – durch die Praxis des „werktätigen Gattungslebens“ – wird die Wahrheit des Subjektes entfaltet: „Das Proletariat ist das Subjekt dieses Prozesses der universellen Produktion und was es produziert ist die Universalität, die Marx das Gattungswesen Mensch nennt.“ (Ruda 257) Diese schöne Vision zeitigt auch ein schönes Nebenresultat: In dem Moment, in dem arme Pöbel als Proletariat denkbar wird, zeigt sich, dass es nur einen wirklichen Pöbel gibt: „Es ist der Luxus-Pöbel“ (Ruda  251). Wenn auch die Entfaltung des Gattungswesen Mensch – das „Leben lebende Leben“ (Ruda 259) – noch in weiter Ferne zu sein scheint, so hat man doch wenigstens an diesem Punkt die Klarheit gewonnen.

Wem das zu schnell geht: Hier die Literaturangabe zum sehr lesenswerten – und trotz der wahrlich komplexen Materie auch sehr lesbaren – Buch von Frank Ruda

Ruda, Frank (2011): Hegels Pöbel. Eine Untersuchung der ,Grundlinien der Philosophie des Rechts’. Mit einem Vorwort von Slavoj Zizek. Konstanz.


Daily Drugtest

Datum: 10.02.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Wunderbar. Jon Stuart über die Drogentests für Sozialhilfeempfänger. 2 x Werbung, einmal Haarkunst mit Donald Trump und dann geht’s los:

>Daily Show


Verstreute Eindrücke

Datum: 23.02.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Keine Kommentare »

Armut in Nashville

Eine Obdachlosenzeitungsverkäuferin, die immer vor der Ausfahrt eines Parkplatzes steht. Ich sehe sie oft auf meinem Weg zur Uni, den ich jeden Tag gehe. Ich habe noch nicht gesehen, dass ein Wagen angehalten hätte. Da ja kein Mensch hier zu Fuß geht, kommen eigentlich auch kaum Passanten vorbei. Ein Rätsel.

Eine lange Schlange Menschen downtown vor der Suppenküche einer Kirche. 80 % sind schwarz, zumeist Männer. Die Leute eng an die Mauern gedrückt, um die Kirche herum. Verlegene Blicke.

Taxifahrer Daniel, ein Afrikaner, der immer, wenn ich anrufe, in seinem Wagen sitzt und fährt. Er schimpft auf die „black americans“, die alle von welfare leben. Die Afrikaner hingegen arbeiteten für ihr Leben, die Schwarzen seien einfach faul. Sonst ein netter Mensch.