Weihnachten „das Fest der Liebe“ Ist diese Nacht wirklich heilig? Immer öfter verbinden Menschen Weihnachten mit eher unangenehmen Assoziationen über teilweise schon grässlich zu nennende Ergüsse von heuchlerischem Schmalz, nicht enden wollendem, süßlichem Kitsch und selten bis nie erfüllbaren Wunschträumen. In dieser von Daniel Kampa zusammen gestellten Anthologie wollen uns elf Autorinnen und Autoren in zehn Geschichten beweisen, dass Weihnachten eben auch mörderisch, diebische, zynisch oder grausam - kurz gesagt kriminell - sein kann.
In Ingrid Nolls Geschichte Weihnachten im Schloßhotel versucht ein diebisches Zimmermädchen das elitäre Weihnachtsfest der Hotelgäste für einen ihrer Raubzüge zu nutzen - in diesem Falle leider ziemlich plump, vorhersehbar und langweilig.
Paul Auster wiederrum versteht es in seiner Story Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte vorzüglich und mitreißend über einen jugendlichen Taschendieb, dessen blinder Oma und einer verlorenen Brieftasche zu erzählen.
P.D. James versetzt uns in Der Mistelzweigmord in eine Kriegsweihnacht des Jahres 1942 - aber völlig anders als erwartet und Patricia Highsmith erklärt uns in Zu Weihnachten tickt eine Uhr, warum bettelarme Kinder und eine absolut kitschige Kaminsimsuhr eine Ehe zerstören können.
Dan Kavanagh lässt einen völlig desillusionierten Kaufhaus-Detektiv zu einem noch erbärmlicheren 50-Cent-Weihnachtsmann mutieren und Henry Slesar gelingt es schaurig-schön in Der Mann, der Weihnachten liebte einen bigamischen Weihnachtsfanatiker im wahrsten Sinne des Wortes in der Klemme stecken bleiben zu lassen.
Arthur Conan Doyle, Cyril Hare, Henning Mankell und Hakan Nesser sowie Dick Francis mit einer seiner unvermeidlichen britischen Rennpferdegeschichten runden diese für Diogenes-Verhältnisse eher schwache Sammlung ab. Bis auf wenige Ausnahmen plätschern diese Storys einfach so dahin und hinterlassen bei den Leserinnen und Lesern keinen nachhaltigen Eindruck.
Wie so oft bei Anthologien wechseln Licht und Schatten sich ab, kein Autor und keine Schriftstellerin kann mit dem jeweiligen Schreibstil jedem Leser gleich gut gefallen, aber diese Zusammenstellung ist Daniel Kampa meiner Meinung nach nicht besonders gelungen. Vor uns liegt ein langer dunkler Tunnel mit zu vielen dahinplätschernden Storys der nur mit einigen wenigen Lichtblicken von spannenden, heiteren oder skurrilen weihnachtlichen Krimi-Kurzgeschichten gespickt ist.
Wolfgang Gonsch
2 ** bis 3 ***
© 2007 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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