"Die Gegenposition zum Mainstream ist immer richtig"
Mit 50 Jahren ist Roger Köppel der bekannteste Journalist der Schweiz und ein unabhängiger Verleger mit Herzblut, vieles erinnert an Rudolf Augstein.
Von seinen ehemaligen Kollegen und Arbeitgebern hat er sich emanzipiert, seine Weltwoche sieht er als Truppe, die mit dem Rammbock an die Tore unerstürmter Burgen hämmert. Bei den im Oktober anstehenden Wahlen will er nun auch noch für die Schweizerische Volkspartei (SVP) als Nationalrat ins Parlament einziehen.
Lesen Sie den ganzen Artikel von Ronnie Grob in der Medienwoche
Lassen Sie mich auf ein paar Punkte des Artikels in der Medienwoche eingehen: Ich kenne Ronnie Grob nicht und habe ihn auch noch nie bewusst gelesen. Er schreibt übrigens ganz flüssig.
"Was Köppel nicht gut findet, wird nicht gemacht."
Diese offenbar negativ gemeinte Aussage kann man auch mit vielen Sätzen nicht mehr schönreden. Muss man vielleicht auch nicht, denn als Chef einer Wochenzeitung steht sein Name drauf. Da erinnert sich keiner an den Redaktor X oder Kolumnisten Y. Da, wo WW draufsteht ist Köppel drin. Und das ist gut so!
Roger Köppel macht das, was sich insgeheim alle Journalisten erträumen; er schreibt, was er für richtig hält.
Roger Köppel sagt: "Entscheidend ist, dass man bereit ist, die Wirklichkeit zu beschreiben, auch wenn sie den eigenen Vorurteilen widerspricht."
Das ist ein hehres Ziel, welches für viele Schweizer Diva-Journalisten unmöglich zu erreichen ist. Eine offenbar grosse Anzahl Schreiberlinge nimmt für sich in Anspruch, zu wissen wohin die Reise geht. In diesem Bewusstsein gipfelt dann auch die wiederholte Anwendung der Moralkeule. Anstatt moralisch zu sein, geben sie den Moralisten. In ihrem überschaubaren Dunstkreis der Redaktionen sind sie die kleinen Wadenbeisser, welche man gefälligst nicht zu kritisieren hat. Sie kleben über Jahrzehnte an ihrem Sessel, scheuen sich aber nicht, den Politikern genau diese Unart vorzuwerfen.
"Es ist also ein eher chaotischer Mann mit dem Wesen eines Anarchisten, der die Schweiz zu geordneten, konservativ-liberalen Werten verpflichten will."
Diese Kombination wird jeder moderne Psychiater als Grundvoraussetzung erkennen, um ein festgefahrenes Problem nachhaltig zu lösen. Oder um die Schweiz wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Wobei über die Definition von "richtig" in allem Anstand und unter Einsatz beider Gehirnhälften debattiert werden darf. Das dauernde "zur EU schielen" darf man endlich als durchaus heilbare Krankheit erkennen. Danach kann sie mit eigenen, innovativen Lösungen therapiert werden. Die Welt besteht nicht nur aus dem sterbenden Koloss EU. Die Welt ist riesig. Als Pilot umfliege ich sie jedes Jahr ein paar Mal; nicht von der Schweiz aus, übrigens. Glauben Sie mir, es gibt nichts grösseres, als die Welt.
"Sein Wille zur Macht manifestiert sich auch in der Nähe zur Macht. In den letzten Jahren wurde unübersehbar, wie sehr er vom milliardenschweren Politiker Christoph Blocher beeinflusst ist."
Nun, dieser Satz musste kommen. Das finde ich nun wirklich schade. Dieser typische Mainstream Reflex zeugt von einem schlechtem Verlierer, sorry. Oder wurde Ronnie Grob dazu etwa von seinem Chef genötigt? Man weiss so wenig. Vielleicht ist er ja selber Chef. Der Mythos Blocher ist einer. Kann ja sein, dass Blocher von Köppel beeinflusst wird. Think outside the box.
"...dass die Weltwoche ein SVP-Kampfblatt ist, das blind nachbetet, was die Führung vorbetet."
Und weiter geht`s... Ok, Ronnie Grob, das mag in Ihrer Sichtweise so sein; aber man darf sich dann vielleicht in aller Bescheidenheit auch fragen, warum man heute offenbar ein solches "Kampfblatt" braucht. Ein grosser Teil der Modernen Classe Politique, und damit meine ich vorwiegend die Kreide fressende Links-Grüne Allianz, hat sich von der Steuern zahlenden Bevölkerung endgültig entfesselt. Und mit ihnen der Mainstream-Journalismus. Gegensteuer ist das Gebot, sonst driften wir ab. Nach links.
«Ich habe vielleicht erst im Ausland richtig realisiert, wie wichtig unsere Staatssäulen, wie wichtig Unabhängigkeit und Selbstbestimmung für die Schweiz sind.
Da bin ich mit Roger Köppel absolut einig. Seit bald zwanzig Jahren lebe ich vorwiegend im Ausland (10 Tage als Tourist zuhause in Graubünden, 20 Tage als Arbeiter auf den anderen sechs Kontinenten..) und habe somit das eine oder andere Gespräch mit Ausländern im Ausland gehabt. Vom Schuhputzer bis zum Scheich. Habe das mal in einem Buch beschrieben. Fazit: Die Schweiz lässt sich mit keinem anderen Land vergleichen. In keiner Weise. Das müssen wir so beibehalten und verbessern. Aber auch geniessen und pflegen! Es gibt noch viel zu tun in unserem Land. Packen wir`s an.
"Es wird sich herausstellen, ob sein Einstieg in die Politik ein langfristiges Engagement ist, das in einer Führungsrolle innerhalb der Partei mündet – oder ob es sich dabei nur um einen Publicity-Stunt für seine Zeitschrift handelt."
Das wäre nicht nötig gewesen, Herr Grob. Nachdem Sie Roger Köppel über so viele Zeilen mit Ihrem Kopf analysiert haben, kommt dieser Satz geradewegs vom Bauch. Entlarvend, leider.
Waren früher die Journalistinnen und Journalisten vorwiegend die Lösung der weltweiten und lokalen Probleme, so sind sie heute das Problem Nummer eins! Den Mainstream zu definieren überlasse ich den geschulten Psychologen. Tatsache scheint mir aber, dass die heutigen Journalisten keine Eier haben, ihre eigene Meinung kundzutun. Es ist mir schon klar, dass sie alle eine Familie zu ernähren haben und ein Häuschen abzubezahlen haben. Und die Kinder möchte man auch nicht der linken Lehrerschaft zum Frass vorsetzen. Aber kann man sich selber über Jahrzehnte verleugnen, ohne Schaden zu nehmen?
Ich finde, Roger Köppel ist eine Wohltat für die Schweiz, und ich hoffe, dass er den Sprung in die Politik schafft. Möglichst in den BR. Ob die Schweizer Politik so weit ist, bleibt zu hoffen. Der Bürger ist es längst!
Gruss aus Korea.
(Ich bin übrigens nicht mehr WW-Abonnent. Ich kaufe sie aber gerne ab und zu am Kiosk. Auch andere Zeitungen.)
Jedenfalls hat der Mann überdurchschnittliche Fähigkeiten und ist somit wählbar. Ob wir nun mit seinen politischen Ansichten in allen Teilen übereinstimmen ist sowieso nicht relevant, spielt bei echten Demokraten hoffentlich auch keine Rolle. Intelligent denkende Sach-Streiter können hierzulande wirklich nur eine weitere Bereicherung sein….cathari
Nanu? Seit wann ist Journal 21 eine Plattform für die Köppel-Fanboys von der Medienwoche?