Die Metall-Kuh

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Die Metall-Kuh

Von Peter Achten, 27.01.2021

Das harsche Rattenjahr geht am 11. Februar des Julianischen Kalenders zu Ende und wird am 12. Februar abgelöst vom Mondkalender-Büffeljahr. Was verspricht es?

Die asiatischen Kalender-Wahrsager – das fernöstliche Pendant zu unseren westlichen Astrologen – lagen vor zwölf Monaten einmal mehr goldrichtig. Die Ratte nämlich steht für Neuanfang, für Aufbruch in eine neue Epoche. Wer würde bestreiten, dass das klitzekleine Corona-Virus nicht buchstäblich eingeschlagen und die Welt verändert hat?

Neumond

Doch jetzt wird sich nochmals alles ändern, denn von China über Korea und Japan bis hin zu Vietnam nimmt nach dem traditionellen Bauernkalender ein neues Jahr seinen Anfang. Das chinesische Neujahrsfest Chunyun, das vietnamesische Neujahr Tet sowie das koreanische und japanische Neue Jahr beginnt immer am zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende, das heisst generell zwischen dem 20. Januar und 21. Februar nach der westlich-julianischen Zählweise und in diesem Jahr also am 12. Februar.

Zweiter Platz

Das Frühlingsfest steht im Zeichen – je nach Land – des Ochsen, Büffels, Stiers, Rindes oder der Kuh. Es ist das zweite von zwölf Tierkreiszeichen. Das Rättchen nämlich war so klug, sich auf den Rücken des Ochsen zu stellen, als der Legende nach Buddha die Tiere zu sich gerufen hat. Das Rättchen sprang vom Ochsenrücken und war so das erste Tier. Der Ochse musste mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen. 

Fünf Elemente

Neben den zwölf Tieren sind auch die fünf Elemente Metall, Wasser, Holz, Feuer und Erde entscheidend und bilden einen Gesamtzyklus von sechzig Jahren. Mit andern Worten, das neue Mondkalenderjahr steht also im Zeichen des Metall-Büffels. Das verspricht einiges, besonders für jene, die sechzig Jahre alt werden, also fast der gesamte Jahrgang 1961.

Friede, Freude, Eierkuchen?

Wofür steht mithin der Metall-Ochse (China, Vietnam, Korea) beziehungsweise die Metall-Kuh (Japan)? Es ist zwar nach dem Corona-Rattenjahr nicht gerade Friede, Freude, Eierkuchen. Dennoch aber ist für asiatische Wahrsager klar, dass das metallene Rindvieh für einen ausgeprägten Hang zu vorausblickender Absicherung, für Schlichtheit, Kraft, Ausdauer, Gewissenhaftigkeit, Verlässlichkeit, Stabilität, Machbarkeit und Integrität steht. Im Jahr des Ochsen Geborene sind etwa Barak Obama, Niki Lauda, Meryl Streep, Prinzessin Diana oder George Clooney.

Büffel-optimistisch

Wahrsagerei ist zwar in China verboten – ausser in Hongkong natürlich unter dem Prinzip „Ein Land – Zwei Systeme“. Doch selbst Staats-, Partei und Militärchef Xi Jinping gab sich in seiner Neujahrsansprache sowie am virtuellen WEF ganz Büffel-optimistisch. Nicht als Wahrsager natürlich, denn Aberglaube und Glaube sind für Parteimitglieder verboten. Doch Xis staatsmännische, hoffnungsvolle und mahnende Worte sind aus der Nähe betrachtet durchdrungen vom Geiste des Metall-Büffels, also stolz, selbstlos, zuverlässig und ehrlich.

Augen reiben

Nun trifft wie schon im vergangenen Jahr das Frühlingsfest auf Corona. Insbesondere den chinesischen Behörden bereitet das einige Sorgen. China und andern asiatischen Staaten ist es zwar im Unterschied zu Europa und Amerika gelungen, die Pandemie einigermassen in den Griff zu bekommen. Das gilt zumal für China und Vietnam. Doch im Januar wurden in Nordchina wieder einige Fälle festgestellt, die –  obwohl im unteren zwei- und dreistelligen Bereich – in den westlichen Medien allsogleich für fette Schlagzeilen sorgten. Der Kanton Bern beispielsweise hat weit mehr Fälle als ganz China zusammengenommen. Chinas Behörden ergriffen trotzdem sofort strenge Massnahmen und verordneten Massentests in den Millionen. Berset und das BAG müssten sich darob die Augen reiben. 

Lügen

In Asien und China werden im Übrigen seit langem Masken getragen selbst bei ganz gewöhnlichen Grippe-Epidemien, während in der Schweiz vor noch nicht allzu langer Zeit der hochgelobte BAG-Arzt Koch die Lüge verbreitete, Masken nützten nichts. Der mit Steuergeldern hoch bezahlte Beamte hat sich dafür nie entschuldigt. Heute trägt die ganze Schweiz Masken ...

Statistik

Das Reich der Mitte hat seit Beginn der Pandemie bis zum 25. Januar 2021 knapp 100’000 Fälle und 4’700 Tote registriert. Dass China die Corona-Krise gut bewältigt hat, zeigt auch die Wirtschaftsstatistik. So wurde für 2020 ein Wachstum des Brutto-Inlandprodukts von 2,3 Prozent erreicht, weltweit ein herausragendes Ergebnis. Nicht doch, hört Ihr Korrespondent im Hintergrund rauschen, denn es sei doch bekannt, dass die Chinesen Statistiken fälschen. Wer solches behauptet, hat in den letzten Jahrzehnten über Chinas Wirtschaftsreform wenig bis nichts mitbekommen. 

Korrekte Zahlen

Schon dem grossen Revolutionär und Reformer Deng Xiaoping war klar, dass ein moderner Staat ohne einigermassen korrekte Zahlen nicht erfolgreich regiert werden kann. In der maoistischen Planwirtschaft wurden von den jeweiligen Kadern vom Dorf bis hinauf zur Provinz nur positive Zahlen weitergereicht, die ganz oben erwünscht waren. Das förderte auch die Karrieren der kleinen und grossen Machthaber. Seit Beginn der Wirtschaftsreform und Öffnung nach aussen jedoch ist es für die Karriere hinderlich, falsche Zahlen weiterzugeben. Mit andern Worten: Die chinesischen Statistiken sind so gut wie jene des Bundesamtes für Gesundheit oder des Bundesamtes für Statistik.

Familienfest par excellence

Trotz der geringen Corona-Fälle bereitet das Frühlingsfest den chinesischen Behörden Sorge. Chunyun nämlich ist das Familienfest par excellence, wichtiger noch als Weihnachten im Westen. Selbst Übersee-Chinesen, die seit mehreren Generationen in Indonesien, Thailand, Malaysia, den USA oder Australien leben, kennen ihr Heimatdorf und ihre Heimatprovinz. Die Familie, die Grossfamilie, der Clan trifft sich, selbst wenn Söhne und Töchter von weither anreisen müssen. 

Grösste Migration weltweit

Normalerweise werden in einem Zeitfenster von vierzig Tagen rund um das Frühlingsfest drei Milliarden Reisen gezählt. Es ist die jährlich grösste Migration weltweit. Im vergangenen Corona-Jahr gab es einen Einbruch von 40 Prozent. Obwohl sich die Lage stark verbessert hat, ruft nun die Regierung wegen der wenigen neuen Corona-Fällen dennoch dazu auf, möglichst nicht zu reisen. Das trifft vor allem die rund 270 Millionen Wanderarbeiter hart. Fluggesellschaften und die Staatsbahnen haben bekanntgegeben, dass bereits bezahlte Tickets unbürokratisch schnell zurückerstattet werden. Nach Angaben des Transportministeriums werden für die ganze Frühlingsfest-Periode 1,7 Milliarden Reisen oder 40 Millionen Reisende pro Tag erwartet. 

Xinnian Kuaile!

Das Büffeljahr verspricht jedoch viel Positives, viel Gutes. Es kann nur noch besser werden. In diesem Sinne: Xinnian Kuaile! Ein gutes Neues Jahr! 

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Ihnen auch! Und wir freien Schweizer dürfen natürlich chinesische Orakel befragen, weshalb das Grosse Chinesische Buch der Wandlungen auf die Frage: "Was bringt das Metall-Ochsen Jahr für China? einwandfrei geantwortet hat:
48. Der Brunnen wandelt sich in 18. Die Arbeit am Verdorbenen

Das Urteil
Der Brunnen. Man mag die Stadt wechseln,
aber kann nicht den Brunnen wechseln.
Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu.
Sie kommen und gehen und schöpfen aus dem Brunnen.
Wenn man beinahe das Brunnenwasser erreicht hat,
aber noch nicht mit dem Seil drunten ist
oder seinen Krug zerbricht, so bringt das Unheil.

Das Bild
Über dem Holz ist Wasser: das Bild des Brunnens.
So ermuntert der Edle das Volk bei der Arbeit
und ermahnt es, einander zu helfen.

Neun auf fünftem Platz bedeutet:
Im Brunnen ist ein klarer, kühler Quell, den man trinken kann.

Oben eine Sechs bedeutet:
Man schöpft aus dem Brunnen ohne Hinderung.
Er ist zuverlässig. Erhabenes Heil!

Das Urteil
Die Arbeit am Verdorbenen hat erhabenes Gelingen.
Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.
Vor dem Anfangspunkt drei Tage,
nach dem Anfangspunkt drei Tage.

Das Bild
Unten am Berg weht der Wind: das Bild des Verderbens.
So rüttelt der Edle die Leute auf und stärkt ihren Geist.

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