Eine Lanze für Eveline

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Eine Lanze für Eveline

Von Heiner Hug, 29.06.2015

Meinungsumfragen prophezeien einen Rechtsrutsch in der Schweiz. Bedeutet dies das Aus für die BDP-Bundesrätin?

Das zweite SRG-Wahlbarometer des gfs-Forschungsinstituts Bern 2015 zeigt: Die Freisinnigen könnten bei den Wahlen in vier Monaten als Sieger hervorgehen und zwei Prozent gewinnen. Weshalb legt der Freisinn zu? Wohl nicht nur, weil die Partei plötzlich so toll ist, eher, weil die Mitte-Parteien etwas weniger toll sind.

Laut der Umfrage verliert die Mitte, die Grünen und die SVP zwischen 0,6 und einem Prozent. Die SP gewinnt leicht.

Eigentlich sind das harmlose Verschiebungen, doch sie könnten Folgen haben - Folgen für die Bundesratswahlen am 9. Dezember. Schon wird gefragt, ob es die BDP-Bundesrätin noch einmal schafft. Für Eveline Widmer-Schlumpf wird es eng, schrieb der Tages-Anzeiger.

Tatsächlich: Die Parteienlandschaft rechtfertigt es eigentlich nicht, dass die Mitte zwei der sieben Bundesratssitze besetzt. Vor allem die winzige BDP hat keinen Anspruch auf einen Sitz. Zwar wird Eveline Widmer-Schlumpf von der SP, der BDP und Teilen der CVP getragen. Doch das genügt wohl nicht.

Natürlich ist es naiv zu glauben, die Regierungsmitglieder würden in erster Linie nach ihren Fähigkeiten auserkoren. Sie werden aufgrund ihres Parteibuches und aufgrund der Stärke ihrer Partei gewählt. Wer zum richtigen Moment in der richtigen Partei sitzt, wird durchgewinkt – auch wenn andere besser sind.

Eveline Widmer-Schlumpf hat bewiesen, dass sie eine der besten Bundesrätinnen ist. Sie ist kompetent, sattelfest, kann zuhören, kann argumentieren. Mit klaren Argumenten gelingt es ihr immer wieder, auch Gegner zu überzeugen.

Ein Beispiel: Im Kanton Schwyz war man wütend, weil die Schwyzer wegen des neuen Finanzausgleichs noch mehr an die ärmeren Kantone zahlen müssen. Die Finanzministerin wagte sich in die Höhle des Löwen und nahm an einem Podiumsgespräch teil. Im Publikum schlug ihr zunächst purer Hass entgegen. Aggressive Fragen wurden gestellt. Mit ruhiger, sachlicher Art zerpflückte sie im Detail Vorwürfe um Vorwürfe. Am Schluss herrschte Ruhe im Saal, alle gingen beeindruckt nach Hause.

Sie ist keine Blenderin. Kaum jemand ist derart Dossier-sicher wie sie – und das in einem wahrlich nicht simplen Departement.

Aber eben: Das zählt nicht. Das Parteibuch zählt, und da hat sie das falsche. Lieber also ein schwacher Wirtschaftsminister mit dem richtigen Parteibuch als eine kompetente Eveline Widmer-Schlumpf mit dem falschen. Das ist eben Politik.

Aber vielleicht wird alles ganz anders. Vielleicht zeigt sich im Oktober, dass die FDP doch nicht so stark ist, wie ihr jetzt vorausgesagt wird. Oder vielleicht kommt eine Mehrheit der Parlamentarier doch noch zum Schluss, dass Kompetenz wichtiger ist als das Parteibuch. Oder: Vielleicht will sich Eveline Widmer-Schlumpf nicht auf eine demütigende Zitterpartei einlassen und tritt schon vor der Wahl zurück.

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf muss eine sehr starke Frau sein. Danke, Herr Hug, dass Sie ihre Arbeit gewürdigt haben. Dass sie die schamlosesten Angriffe gekontert hat mit Fachwissen und Kompetenz, das muss ihr erst einmal einer nachmachen.

Hoechste Zeit, dass EWS wieder ins Heidiland zurueckkehrt, Sie hat schon genug irreparablen Schaden angerichtet und den Steuerzahler viel Geld gekostet. wir haben schon zu viele Linkspolitiker im BR

Hoppla, da ist offenbar jemand auf dem besseren Auge blind, EWS und links...........da stimmt etwas nicht ganz. Leute mit Ihrer Gesinnung richten Schaden an, Frau Vaucher. Ueberlegen Sie doch mal etwas realistischer, welchen Schaden Leute mit Ihrer Denk- und Handlungsweise anrichten. Sogenannte liberale Politiker (FDP z.B.) haben viel kaputt gemacht, nicht zu reden von Herrn B. mit seinem permanenten "Heidi-Gebrüll", aber ja nicht wenn es seine persönlichen Interessen betrifft. Sorry, aber solche Wendehälse und Zurechtbieger brauchen wir nicht.

Kaffeesatzlesen zu Umfrageergebnissen ist doch immer wieder gut. Speziell dann, wenn sich die Verschiebungen bei Wahlen im 1-3 Prozentbereich bewegen und die Fehlerquote etwa gleich hoch ist. Hauptsache, die Medien haben wieder einen "Aufhänger" - und können so, als selbsternannte vierte Macht, auch etwas Politik betreiben. Das belebt doch das Geschäft. Ist aber einfach nur Kaffesatzlesen!

Lieber Herr Michael, hören sie doch auf mit Schlagworten "Etatismus" und "liberal denkenden Köpfen". EWS ist mit Abstand die beste Bundesrätin, eine Realpolitikerin, die für die Schweiz viel Gutes tut und jenseits der Klischees steht, die sie erwähnen und von denen sie gar nicht wissen, was sie bedeuten.

EWS ist für mich der personifizierte Etatismus, der verbrämt als bürgerlich daherkommt. Was uns im BR fehlt sind liberal denkende Köpfe, die den Bürger und nicht den Staat ins Zentrum der Politik stellen. Dafür ist "Eveline" erwiesenermaßen die Falsche.

Was verstehen sie unter liberal? Und wer sind für sie die liberal denkenden Köpfe? Und welche Anliegen der Bürger würden sie ins Zentrum stellen? Eveline Widmer-Schlumpf hat sich sehr wohl für das Wohl der Bürger eingesetzt. Sie ist kompetent, in den Sachgeschäften beschlagen und hat mitunter das schwierigste Dossier gut gemanagt. EWS ist in Sachgeschäften einiges professioneller vorgegangen, als Maurer oder Schneider Ammann. Und das mit dem Bürger: Bürger sind in ihren Meinungen oder Lösungsansätzen nicht per se profunder als einzelne Bundesräte. Manchmal machen mir Bürger mehr Angst als manche Parlamentarier.

Es wäre schade wenn Frau Widmer-Schlumpf nicht wiedergewählt würde, wir hatten bereits unbrauchbare Bunderäte aus der FDP und Mitte-Parteien, welche das Glück hatten zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Partei und im richtigen Ort zu wohnen. Das brauchen wir nicht nochmals.

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