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16. Februar 2021

Ende mit Wende?

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Ende mit Wende?

Von Alex Bänninger, 11.06.2016

Es gibt keine Ostschweizer Landesausstellung. Das könnte den Weg zu Alternativen öffnen.

Das sanktgallische und thurgauische Stimmvolk wollte die Ostschweiz nicht mit Touristenströmen fluten und lehnte den Kredit für die Machbarkeitsstudie der Expo27 ab. Die Schweiz nahm es ungerührt zur Kenntnis.

Das Selbstmitleid einer angeblich ausgegrenzten Region war keine Inspiration für einen grossen Wurf. Er geriet neben die wirklichen Bedürfnisse und emotionalen Erwartungen. Die Beteuerung der Initianten, die Expo27 grundsolide zu planen und eisern sparsam zu realisieren, war sogar den Ostschweizern kein Ersatz für eine zündende Vision. Eine solche wäre auch schwierig gewesen. Denn die Zeit überholte das Veranstaltungsformat einer Landesausstellung unwiderruflich.

Gültig hingegen bleibt die Idee, der schweizerischen Bevölkerung alle 25 Jahre eine spannende Gelegenheit zu bieten, Bilanz zu ziehen und zu erörtern, wie und wohin sich die Willensnation bewegen soll. Darauf könnte die Ostschweiz modern und mitreissend antworten, sofern sie weitsichtig den Dienst prüft, den sie zum Nutzen des Landes leisten könnte. Dann wäre das Nein vom vergangenen Sonntag kein Ende, sondern nur ein kleiner Umweg zur Wende mit der Bejahung eines geistsprühenden Forums von überraschender Attraktivität und nationaler Bedeutung.

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Es wäre ja zu wünschen, dass die Ostschweiz einmal wirklich zur Kenntnis nimmt, dass die Schweiz auch einen westlichen Teil hat, wo man französisch spricht. Gut vorbereitete Schüler, die in der Schule Französisch lernen, und Lehrer, die die Sprache einigermassen beherrschen (wenn möglich ohne zu viel Akzent) könnten mit Austauschen von Schülern und Lehrern viel dazu beitragen. Umgekehrt ist natürlich auch wichtig.
So könnte ich auch die Belastung des Steuerzahlers akzeptieren. Mit einer Art Expo02, Neuauflage Expo27, möchte ich mich nicht mehr auseinandersetzen müssen.

Erinnert sei bei dieser Gelegenheit an das finanzielle Debakel, das uns die Expo 01/02 hinterlassen hatte. Aus einem ursprünglich ausgeglichenen Budget resultierte nach mehreren Nachtragskrediten einen Defizit von nicht weniger als einer Milliarde Franken zu Lasten der schweizerischen Steuerzahler. Für solche Finanz-Akrobatik, sei es für eine neue Expo oder für Olymp. Spiele, werden sich weder im Parlament noch beim Souverän mehr Mehrheiten finden lassen. Zu Recht, wie uns die Ostschweizer gezeigt haben!

Als Alternative sehe ich seit Jahrzehnten einen nachhaltigen Austausch von Jugendlichen und Lehrkräften über die Sprachgrenzen hinweg. Dies würde für die Willensnation Schweiz viel mehr bewirken, als ein Einmalereignis, das alle 25 Jahre einigen Impresarios die Gelegenheit gibt, Lkandschaften zu schänden und auf Kosten der Steuerzahler über die Eidgenossenschaft herzuziehen. Fundierte Vorschläge aus der Ostschweiz sind willkommen.

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