Im Banne von sechs Worten
"Let Europe arise!" von Winston Churchill und "Wir schaffen das" von Angela Merkel lassen sich als zwei zusammenhängende Botschaften lesen. Churchills Zürcher Rede liegt siebzig Jahre zurück. Das Jubiläum wird am 19. September voller Bewunderung für den britischen Staatsmann gefeiert. Zu Recht. Merkels drei Worte hingegen, am 31. August vor einem Jahr erstmals in Berlin geäussert, bringen der deutschen Kanzlerin in wachsendem Umfang Schimpf und Schande ein. Auch zu Recht?
Churchill und Merkel machten sich stark für eine kühne und unerwartete Idee: der Politiker nach dem 2. Weltkrieg im Angesicht des zerstörten Europas, die Politikerin mit Blick aufs Flüchtlingsdrama. Beide, er und sie, dachten in die Zukunft, glaubten an die rettenden Kräfte, die sich aus einer Katastrophe entwickeln können, und beanspruchten die Freiheit, unbeirrt vom Tagesgeschäft grosse Ziele zu formulieren. Noch sind sie nicht erreicht. Es gibt weder nach siebzig Jahren das von Churchill beschworene Europa noch die von Merkel vor einem Jahr erhoffte Lösung für die flüchtenden Menschen.
Wäre "Let Europe arise!" von Winston Churchill gelebte Wirklichkeit, hätte sich Angela Merkels "Wir schaffen das" bereits erfüllt. Die als mitreissend gemeinte Parole war und ist auch ein Ruf nach einem solidarischen Europa. Die Botschaften gehören mit ihrer Beherztheit, ihrer Lauterkeit und ihrer Weitsicht zusammen. Sie heben sich himmelhoch ab von der populistischen Tieffliegerei.
Danke, Herr Alex Bänninger für diese Reminiszenz im Zusammenklingen-lassen zweier Worte aus völlig unterschiedlichen Gesellsch.s-lagen! Es braucht heute ja schon wieder Mut, die Worte Merkels auszusprechen, nicht als Mantra einer gehässigen (Schrei-)Menge; nicht als Schimpfwort für eine Flüchtlingssituation, die als Misere diffamiert wird, obwohl die Menschen in D sie in grossartiger Weise bestehen und gestalten; nicht als CodeWort einer Demontage-Kampagne, die so tut, als wäre Frau Merkel seit Aug.2015 ihre eigene Nachbeterin und wäre politisch nichts gegangen. Unter diesem verbünden sich AfD mit CSU, CDU-Besorgte mit Unheilsbeschwörern aller Couleur, "volksnahe Medienleute" mit grossen ChefRedaktoren, aus purem Mitleid mit der Kanzlerin, die sich doch selbst im Wege steht (vgl. die Berichterstattung von A.Arnold auf SRF1 oder den Leitartikel in der NZZ am SA).Es ist ein absurdes Theater, von der AfD inszeniert und von willfährigen Spielern mit- und ausgespielt, zum Schaden des gesellschaftlichen Zusammenhalts in wahrhaft bedrohlichen Zeiten.
A.Imhasly