Mindestanstand Mindestlohn
Expertinnen und Experten mit satten Einkommen erklären uns, warum Mindestlöhne von 4.000 Franken in der Volkswirtschaft Schäden anrichten würden wie weiland der Lothar-Sturm in den Wäldern. Handelt es sich bei den Alarmierenden um Professorinnen und Professoren, gehören sie einer Berufsgruppe an, die ihrerseits von Mindestlöhnen und erst noch in Wipfelhöhe profitiert. Auch aus der Wirtschaft melden sich Besorgte, deren Verdienste schwindelerregend über den Verdiensten liegen. In diesen Kreisen gilt gottgegeben die Regel, dass nach oben unbegrenzte Löhne die Volkswirtschaft ankurbeln, nach unten begrenzte sie zugrunde richten.
Der Glaube an diese Mechanik blendet zunächst die ökonomisch vorteilhafte Tatsache aus, wonach fair bezahlte und mithin fair behandelte Menschen einsatzfreudiger arbeiten und sich mehr als ein Hungertuch leisten können. Vom Tisch gewischt wird - wenn es je dort lag - das ethische Gebot, auch Menschen mit einfacheren Gaben einen dem Mindestanstand entsprechenden Mindestlohn zu bezahlen. Künftig von Gesetzes wegen, erwies sich doch die Basis der Freiwilligkeit als zu schmal und zu schwach.
Weil die Hochdotierten, wie sie es für sich beanspruchen, die Wirtschaft so fabelhaft in Schwung halten, sind Mindestlöhne problemlos finanzierbar. Wenn schon der Ethik, dann sollten sich die Alarmisten nicht auch noch der eigenen Logik verschliessen.
Super Analyse. Danke, Herr Bänziger! Was die Millionen abzockenden Klassenkämpfer von oben vergessen und verdrängen ist zudem dies:
1. Eine gerechtere und breitere Verteilung des Erwirtschafteten – vorab zu unterst in der Lohnskala kurbelt den Konsum und damit die Binnenwirtschaft an.
2. Gerade in der oft zitierten Schuh- und Kleider-Boutique-Branche mästen die massiv unterbezahlten Verkäuferinnen mit ihren ungerechten Tieflöhnen nolens volens Milliardäre, die nicht nur von ihnen sondern auch von himmeltraurigen Hungerlöhnen in den Produktionsländern profitieren.
3. Löhne, die nicht zum Leben reichen sind versteckte Milliarden-subventionen: Aushelfen muss nämlich die Öffentlichkeit mit Steuergeldern. Da haben die ewig(gestrig)en Staatsabbauer und Privatisierer dann offenbar nichts gegen die "Einmischung des Staates".
4. In der ebenfalls oft zitieren Gastrobranche würden 22 Franken Mindestlohn oder 4000 im Monat das Café crème um gerade 12 Rappen verteuern. Doch schon nur in meinem Quartier (Breitenrain Bern) variiert dieser Preis von 3.50 bis zu 4.70 also um das 10 fache. Na also!
Kurzum: Der Mindestlohn ist nicht nur gerecht und ökonomisch sinnvoll, sondern auch eine Frage des Anstandes und der Ehrlichkeit. Wer dagegen ist, lässt sich entweder ins Bockhorn jagen – oder er und sie profitieren selber von unanständigen Tieflöhnen. Niklaus Ramseyer
PS: All die Anonymlinge und "Gäste" die sich nicht getrauen mit Namen zu ihrer Meinung zu stehen, sollen schweige und sich schämen!
Gute Begründung für pro Initiative Herr Ramseyer.
Die Beschimpfungen am Schluss Ihrer Äusserungen hätten Sie allerdings weglassen können. Sie geben Ihren Namen an, aber woher soll ich wissen ob das der Richtige ist? Und wieso sollte mich Ihr Name überhaupt interessieren? Ihre Meinung ist interessant. Alles andere ist Nebensache. Ich will Sie nicht persönlich kennenlernen, nur ihre persönliche Ansicht zum Thema.
Nach meiner Meinung sollten Sie sich ein bisschen dafür schämen, dass Sie hier andere Kommentatoren die ihre Identität lieber bedeckt halten derartig angreifen. Dafür gibt es nämlich Gründe, zb. haben Leute Telefonanrufe bekommen, von Menschen die aufgrund von Kommentaren gleich die grosse Seelenverwandschaft vermuteten und sich den Kommentatoren unziemlich aufdrängten.
Sowas passiert und ist nicht erwünscht, also legt man sich halt einen Nickname zu oder schreibt als Gast.
Sowas kann man akzeptieren und tolerieren finde ich.
In diesem Sinne Grüsse vom
Hobbit
Herrn Ramseyer kann ich nur beipflichten. Ich halte auch nicht viel von Leuten, die vermummt an eine Demonstration gehen. Ich habe mich schon mit Hunderten von Leserbriefen und -kommentaren exponiert und nur einmal eine Drohung erhalten - dafür auch viele Komplimente.
Wer anonym schreibt, tut dies nicht deshalb, weil er Kritik fürchtet, sondern weil er rücksichtslose Kritik schreiben will. Damit entbindet er sich seiner Verantwortung, für allfällige Schmähungen und pauschale Beleidigungen von Gruppierungen geradezustehen. Ein gewisses Mass an Scham und Anstand erfüllt aber in einer Demokratie die wichtige Funktion, andere Menschen ernst zu nehmen und nicht wie Sündenböcke und Blitzableiter zu behandeln, wie das bestimmte Volksparteien gerne tun.
Und so sieht das in der Praxis aus meine Damen und Herren:
Wir sind ein typisches KMU in einer Niedriglohnbranche mit sehr jungen Angestellten. Wir haben errechnet, dass uns die Mindestlohninitiative 1 Mio. Franken kosten würde. Falls sie angenommen wird, müssen (und werden) wir 10, eher 14 Stellen streichen (ca. die Hälfte der Kündigungen betrifft Löhne über dem Mindestlohn).
Sehr seltsam, was Herr Bänninger schreibt (er hat sicher von Film und von andern Dingen grosse Ahnungen, aber von Ökonomie: ???).
Ca. 70% des sog. BSP in der Schweiz (und das gilt für praktisch alle marktwirtschaftlich-demokratischen Gesellschaften in Europa/weltweit) werden von Nano-/Mikro-/Kleinst-/Klein-/Mittelbetrieben (meist Familienunternehmen) erzeugt. Und nicht von bösen Grosskapitalisten, die angeblich die Menschen/Konsumenten weltweit „ausbeuten“ (es wird weltweit immer mehr konsumiert, den ehemals Armen ist es zu gönnen).
Dies nur nebenbei).
Seit Ende WW2 (d.h. ca. 1945/49) hat die Schweiz (plus alle marktwirtschaftlich-demokratischen Gesellschaften in Europa/weltweit) ein historisch einzigartiges „Wunder“ erlebt bzw. erschaffen: Massenwohlstand. Selbst sog. „Arme“ und Sozialhilfeempfänger haben immer mehr Kaufkraft (ja, ja - NZZ-Wirtschaftsteil, inter alia, lesen - Pech für die Caritas und die Empörungs-Industriellen, etc.), immer mehr Computer/Smartphones, immer mehr Quadratmeter Wohnfläche pro Person, immer mehr Ausgaben für Ferien/Freizeit/Vergnügen (die Outgoing Tourismus-Branche boomt, etc.), etc.
Und das alles ohne flächendeckenden gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, bzw. - ganz wichtig -: ein solcher hat sich (fast) immer und (fast) überall zum Nachteil der arbeitenden Klasse ausgewirkt.
Die Nachteile der Tatsache, dass in marktwirtschaftlich-demokratischen Gesellschaften einige (aber nicht sehr viele - halten wir uns an die Fakten) Löhne nur sehr schwerlich zur (mit den Normen der Massenwohlstandsgesellschaft kompatiblen) Lebensführung ausreichen, haben eben diese marktwirtschaftlich-demokratischen Gesellschaften „ausgeglichen“/“aufgefangen“ durch eine Reihe von Instrumenten wie Ergänzungsleistungen, Verbilligungen, Sozialhilfe, etc. Deren korrekte Implementierung ist sehr viel effizienter/effektiver („gerechter“) als ein flächendeckenden gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn.
Warum?
Nochmals: ein flächendeckender gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn hat sich in den allermeisten Fällen dorten, wo implementiert, als höchst nachteilig für die arbeitende Klasse herausgestellt.
Wem die Anliegen der Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung ein Anliegen sind (d.h. materielle Besserstellung/Sicherung (zugunsten) der arbeitenden Klasse) sollte NEIN sagen zum flächendeckenden gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Der würde sich für die Arbeiter- und Angestellten (vor allem für diejenigen ohne signifikante Schul-/Berufsausbildung) fatal auswirken.
Das hat nichts mit Anstand oder fehlendem Anstand zu tun - nur mit ökonomischem Sachverstand.
Hatte die Arbeitgeberwelt nicht lange genug Zeit um zu beweisen, dass sie es in Sachen Lohnzahlungen fertigbringt sozial zu denken und zu handeln? Wohl schon! Und hat sie es getan?
Ja sicher, die "untersten Lohnstufen" müssen ja nicht mehr 7 Tage die Woche à 12 oder 16 Stunden schuften wie früher in den Fabriken, dass ist doch was, nicht wahr?
Aber heutzutage, in diesen schlechten noch einen gerechten Mindestlohn (brutto CHF 4'000.00!) von den Arbeitgebern verlangen zu wollen, dass ist doch
Sry, falsche Taste gedrückt:
Heutzutage, in diesen schlechten Zeiten, nach dem Ja zur Einwanderungsbeschränkung, auch noch einen gerechten Mindestlohn (brutto CHF 4'000.00!) von den Arbeitgebern verlangen zu wollen, dass ist doch der Gipfel! Entrüstung, die üblichen Drohungen vom wirtschaftlichen Weltuntergang in der Schweiz usw etc. ......
Es ist traurig. Wieviel bleibt denn von diesem MIndestlohn nach allen Abzügen noch übrig? Na also, so toll ist das doch gar nicht.
Trotzdem würde es den Menschen helfen besser über die Runden zu kommen, ausserdem würden sie mehr konsumieren können und würden natürlich mehr an die Sozialwerke abgeben müssen. Also ist der Mindestlohn für die soziale Gesellschaft sicher keine Luftnummer.
Wenn Arbeitgeber, Unternehmer, vor allem die Grossverdiener unter ihnen sich über diese Vorstellung aufregen und anfangen zu jammern, ist das tatsächlich ein Trauerspiel, weil es die traurige unsoziale Gesinnung dieser Menschen offenbart.
Wie bitte verdienen diese Leute ihr Geld und durch die Abeit von wem kommen sie dazu? Ein Arbeitgeber, ein Unternehmer braucht Arbeiter und Angestellte, diese einfache Logik ist erstaunlicherweise in den vergangenen Zeiten je länger je mehr unter den Tepprich gerutscht! Ohne diese Menschen kann ein Arbeitgeber, Unternehmer weder Arbeit vergeben, noch was unternehmen - wie denn? Er ist auf die angewiesen welche die Aufträge für ihn ausführen die er angenommen hat. Also müsste es ihm auch wichtig sein, die für ihn tätigen Arbeitnehmer angemessen (nicht überhöht wie in der Teppichetage, aber auch nicht zu tief, wie beim "Bodenpersonal") zu bezahlen. Warum ist das so schwer zu verstehen - und warum fangen die Arbeitgeber, die Unternehmer bei jedem Versuch ein bisschen mehr Lohngerechtigkeit in unserer Arbeitswelt zu schaffen gleich in Ohnmacht?
Da verliert man einfach allen Respekt vor diesen Leuten.
Man kann viel für und gegen den Mindestlohn sagen, das zeigt sich in den unterstehenden Kommentaren. Doch besonders zynisch finde ich das Argument des Arbeitgeberverbandes, die Waren würden teurer. Viele Konsumgüter (Kleider, Lebensmittel, Telefon usw.) sind z.T. massiv billiger geworden, und das muss doch jemand bezahlen, wahrscheinlich eben genau jene, die nicht genug zu leben haben, obwohl sie den ganzen Tag schuften. Wenn wir nicht bereit sind, wieder mehr für bestimmte Waren und Dienstleistungen zu bezahlen, heisst das doch nichts anderes, als dass wir anständig Verdienenden auf Kosten jener leben, die nicht genug für ihren Lebensunterhalt verdienen. Wollen wir das wirklich?
Der kleine aber gewaltige Unterschied! Faire Löhne ja…aber den Regionen angepasste… wäre richtiger. Kleinbetriebe in Seiten-Tälern, Handwerksbetriebe an den Peripherien, an Orten wo man noch für 600Fr. Monats-Miete eine Zweizimmerwohnung kriegt wie denn, was denn, wo denn! Auslöschung ? Richtiger wäre: Firmen müssen Löhne bezahlen wo Arbeiter ohne Sozialhilfe oder benützen von Eigenkapital vernünftig Leben können. Wie soll unser Gastgewerbe in Randgebieten solche Mindestlöhne stemmen? Und die Bergbauern? Und die Kioskablösung im Schächental? Arbeitsplatzvernichtung nennt sich diese Initiative. Passt zu den heutigen Selbstzerstörungstendenzen! Einfach nicht zu Ende gedacht….nochmals über die Bücher meine ich. Rettet die gut funktionierende Schweiz!……cathari
Sehe ich auch so, für Zürich sollten andere Regeln gelten, als beispielsweise für das Obergoms oder das Diemtigtal.