Nebulös

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Nebulös

Von Christoph Kuhn, 17.12.2018

Beim Geschacher um den Brexit wird Politik zunehmend skurril.

Es gibt Momente in der Politik, da wirkt diese Politik nur noch kurios. Wo es eben noch um Sein oder Nichtsein ging, gibt es jetzt etwas, das unfreiwillig komisch anmutet. So geschehen am vergangenen Freitag in Brüssel, als sich die englische Premierministerin Theresa May und EU-Komissionspräsident Jean-Claude Juncker, sichtbar für viele, in die Haare gerieten. Nun ist ja der uns täglich verabreichte, erklärte oder verunklärte Brexit an sich längst eine skurrile Angelegenheit geworden, spekulatives Lieblingsobjekt professioneller Meinungsmacher, die bis zum Geht-nicht-mehr am Prozess mit ungewissem Ausgang herumrätseln. In Brüssel wurde am Freitagabend von den zwei Brexit-Hauptakteuren noch eins draufgesetzt. Er habe gesagt, sie sei „nebulous“ gewesen, schnarrte May Juncker an und der wiegelte nervös ab. Lippenleser (eine neue journalistische Disziplin) bestätigten den kurzen Streit. Und tatsächlich hatte der an einem Geduldsdefizit laborierende Juncker an einer Pressekonferenz die Brexit-Debatte als „manchmal nebulös“ bezeichnet.

Bekommt die grosse Politik gelegentlich ein klein bisschen Unterhaltungswert, wird sie skurril, unfreiwillig komisch, dann entblösst sie sich auch, verliert ihren trügerischen Schein und dokumentiert jenseits allen Wortgepränges eine bescheidene, dürftige Wirklichkeit. Ein wildes Stochern im Nebel, so kann einem das Reden um den Brexit, der von jedem der Hauptbetroffenen anders interpretiert wird, manchmal vorkommen. Undurchsichtig, ungewiss schwebt dieser britische Nebel über den Häuptern derjenigen, die ihn greifen – oder nicht haben – wollen und niemand weiss, was er dereinst gebären wird.

Ich finde es wahnsinnig, wieviel Energie in diese Polit-Themen gesteckt werden. Selten kommt dabei etwas gescheites raus. Höchstens das sich paar wenige noch adipöser nähren können am System. Es gäbe weis Gott viel vichtigere Probleme zu lösen auf unserem Planeten... Aber wie schon oft in der Menschengeschichte werden die Herrscher in einer sogenannt hochentwickelten Zivilisation selbstgefällig, ignorant und merken dann nicht wenn die ganze Gesellschaft langsam den Bach runtergeht. Wenn es keine Lösungen gibt in einem vorhandenem System, sollte man vielleicht das System ändern.

Brexit wird zunehmend skurril. Dabei haben die Briten noch keinen Euro!

Der Brexit soll als abschreckendes Beispiel für die anderen EU-Länder dienen. Ein Exit aus der EU darf nicht mit günstigen Verträgen belohnt werden, sonst werden weitere EU-Länder den Briten folgen oder der EU damit drohen. Der britische Austritt muß bestraft werden, die Briten sollen leiden und es bereuen.

Beim Geschacher um den Brexit wird Politik zunehmend skurril. Harter Brexit, immer neue Handelszölle, immer neue Sanktionen und immer drastischere Vorschriften für die Autoindustrie sind die Besten Zutaten für eine tiefe und lange Wirtschaftskriese mit Kurzarbeit, Massenentlassungen, Überschuldung, Zwangsversteigerungen, Wohnungslosigkeit, Obdachlosigkeit, Sozialabbau. Die Migranten werden sich nach anderen Gastgeberländern umschauen müssen.

Richtig, nebulös ist der geistige Zustand Junckers, bestens gefilmt, wenn er unter "Ischias-Schmerzen" leidet..

Wenn es ihnen wirklich ernst damit wäre, könnten sie doch einfach das höchst erfolgreiche Schweizer Muster der bilateralen Verträge übernehmen und gute Basisdemokratien werden. Jetzt haben die britischen und europäischen Staatsbürger während ihren ganzen Leben durchschnittlich erst genau so viele Abstimmungen, wie die Schweizer Bürger ganz unnebulös in einem einzigen Jahr.

Welche bilateralen Verträge? Die bestehenden und langsam dahinsterbenden? Alle mit oder ohne PFZ? Oder die dank Rahmenvertrag weiterlebenden plus PFZ? Und auch alle künftigen?
Von GB-Nebel also in den CH-Nebel???

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