Reise durch Europa
Die Qualität einer Zeitung zeigt sich nicht nur in der täglichen Berichterstattung und Kommentierung. Vielmehr erschliesst sie sich spezifische Themenfelder, unter deren Rubriken interne und externe Spezialisten kontinuierlich mit ihren Beiträgen zu Wort kommen. Die New York Times ist bekannt für ihre Literaturbeilage, und seit 2002 erscheinen unter „Times Escapes“ und später unter dem schlichten Titel „Travel“ sorgfältig recherchierte Beiträge zu diversen Reisezielen.
Durchdachtes Konzept
Dahinter steckt ein wohl durchdachtes Konzept, das im Laufe der Jahre immer weiter verfeinert wurde. Als erstes springen die Bilder ins Auge. Die Fotografen werden jeweils über die Schwerpunkte der Beiträge so gründlich informiert, dass sie ihre Bilder darauf abstimmen können.
Als zweites fallen die sorgfältig edierten Karten auf, die geschickt von der Übersicht auf der Ebene der jeweiligen Länder bis in die Details der Innenstädte mit ihren Attraktionen hineinzoomen. Das ist nicht nur informativ, sondern auch ästhetisch sehr ansprechend.
Bezüglich der Sehenswürdigkeiten, Hotels und Restaurants geht das Konzept jeweils von einer dreitägigen Verweildauer aus. Entsprechend werden für jeden Tag Vorschläge gemacht, so dass sich eine optimale Zeiteinteilung ergibt.

Heikel ist es immer, wenn Reiseführer Hotels und Restaurants empfehlen. Da muss alles aktuell sein und der Nachprüfung durch die Reisenden standhalten. Das ist eine aufwendige Arbeit, und sie wurde gleich mehrfach von den Spezialisten erledigt. Ihren Anfang nahmen die Recherchen für die jeweiligen wöchentlichen Kolumnen in der New York Times. Ziel der Redaktion war es stets, „die Leser nicht nur zu unterhalten und zu informieren“, sondern sicherzustellen, dass die Kolumnen „auch den Standards der New York Times gerecht wurden“, wie Barbara Ireland, die Herausgeberin des Bandes, schreibt.
Eine neue Überprüfung und Aktualisierung wurde nötig, als der Verleger Benedikt Taschen, der die Kolumnen über Jahre verfolgt hatte, sich entschloss, daraus ein Buch zu machen. Es kam zu einer Partnerschaft zwischen dem Verlag der New York Times und Taschen. So konnten die Mitarbeiter des Taschen Verlages bei ihren Überprüfungen und aktuellen Recherchen für die Buchedition auch auf das Archiv der New York Times, das im Zusammenhang mit den Kolumnen entstanden ist, zurückgreifen.
Die Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem macht den besonderen Reiz der Lektüre aus. Blättert man zu den Orten, die man kennt, kann man sich leicht von der Zuverlässigkeit der Angaben überzeugen. Zudem findet man immer wieder Hinweise auf Restaurants oder Sehenswürdigkeiten, die man bislang übersehen hatte. Und schlägt man die Hinweise zu Orten auf, die man noch nicht besucht hat, kann dieser Band die Neugier wecken. Unterhaltsam ist die Lektüre allemal, womit sich der von der New York Times gewünschte Effekt wieder und wieder einstellt.
Gegliedert ist der Band nach den verschiedenen Regionen Europas und dort natürlich nach den Ländern, übersichtlich im Inhaltsverzeichnis aufgelistet. Am Ende sind in einem sorgfältigen Register nicht nur Orte und Länder verzeichnet, sondern man findet auch spezielle Angaben zu Kunstmuseen, Stränden, Outdooraktivitäten oder städtischen Parks. Es ist selten, dass Ästhetik und praktische Handhabbarkeit derartig gelungen verbunden sind.
130 Reiseziele sind beschrieben, und dadurch entsteht ein helleres und kraftvolleres Bild von Europa als gewohnt. Europäer sehen überwiegend die Probleme, die Schwächen und die Auseinandersetzungen. Da tut es gut, dass sich von jenseits des Atlantiks andere Perspektiven öffnen. Europa hat Land für Land sehr viel Sehenswertes, sehr viel Kostbares. Es tut gut, an diese Stärken erinnert zu werden.
New York Times: 36 Hours. Europa; 130 Reiseziele, 672 Seiten, Taschen, 3. Auflage 2019, ca. 30 Euro
Das ist ein toller Buch-Hinweis für reisenden Leute, und sicher nicht nur für diejenigen, welche nicht mehr der Lonely Planet und Let's Go Europe (on a budget for 20 bucks a day https://www.letsgo.com/ ) Generation angehören oder angehören wollen. Und passt additionell sicher auch sehr gut, wenn man jeweils noch mit dem eigenen Motorradl hin fahren kann. Gehe ich richtig in der Annahme, dass unser werter Herr Wehovsky schon vieles entsprechend zweirädrig besucht hat? Unter uns gesagt; welches Gefährt würden Sie persönlich denn für solche Touren bevorzugen? Eine Harley, oder Boxer GS oder Super Ténéré, oder Gold Wing oder was kleines, handliches, oder egal, Haupsache mach es, es geht auch mit dem 0,8 PS Condor-Puch Töffli? Also Ok. Dieses Jahr fange ich bestimmt an zu reisen (sobald ich lebend und gesund aus Thailand raus und zurück in die Schweiz komme...).