Sehnsucht nach Autorität
Die Referenzgrösse für öffentliche Interventionen von Literaten hat Emile Zola 1898 mit seinem "J' accuse" gesetzt. Die in der Zeitung "L' Aurore" veröffentlichte Streitschrift rollte einen ganz Frankreich erschütternden Justizskandal auf. Auch Schweizer Schriftsteller von Gottfried Keller bis Max Frisch haben sich immer wieder exponiert. Dabei ist gar nicht so klar, worin ihre besondere Befähigung für die Rolle des öffentlichen Intellektuellen eigentlich liegt. Zudem gibt es zahlreiche Fälle von schrecklichen Verirrungen, die das universalistische Expertentum der Schriftsteller in Zweifel ziehen. Trotz allen Betriebsunfällen und Konflikten scheint der Wunsch nach autoritativen jakobinischen Zeitansagen bei Autoren und beim Pubikum ungebrochen zu sein.
Lesen Sie den ganzen Artikel von Lothar Struck in der Medienwoche.
Kulturschaffende und Politik
Zahlen und Fakten können falsch sein oder falsch/einseitig interpretiert werden. Auch PolitikerInnen können mit Emotionen hantieren. Aber der Diskurs kann immer wieder auf die sachliche Ebene zurückgeführt werden. Die Parteien kontrollieren und korrigieren sich ständig. Nicht leicht, sich eine eigene Meinung zu bilden, vor allem wenn man sich nicht ständig mit Politik beschäftigt. Die Bilder der bekannten Kulturschaffenden wirken aber wie von einem «deus ex machina» in die Welt gestellt, unangreifbar, überhöht und direkt ins Herz zielend, ausserordentlich verführerisch, den Verstand ausschaltend!
The proof of the pudding is in the eating.
Wenn ich Lukas Bärfuss eine Einsicht in politische Vorgänge zutraue, die man manchem Chefredakteur wünschen möchte, dann weil er es des öftern bewiesen hat.
Seine Analyse in 100 Tage fasst Wikipedia beispielsweise so zusammen:
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Ein anderes zentrales Thema ist der Vorwurf, dass die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit in Ruanda von Anfang an dem Mordsystem diente, ohne sich dessen bewusst zu sein. Entwicklungshilfe ist auf Stabilität ausgerichtet und nützt deshalb immer dem, der an der Macht ist. Man hatte keinen Sinn für die Konsequenzen dessen, was man tat und dachte nicht darüber nach, wem man nützte, weil man sich als unpolitisch verstand. Man half Telefonleitungen legen, durch die später Mordbefehle weitergegeben wurden, man bot eine hervorragende Ausbildung im Radiojournalismus an, so dass die Hetze in gut gemachten Programmen stattfand. Und ein Schweizer, der bis 1993 direkt auf der Schweizer Gehaltsliste stand, war der Berater des Diktators.
"
Liest man solchen Klartext in unseren Zeitungen ?
Punkt. Lesen Sie bitte auch den Orginaltext:
"Die Schweiz ist des Wahnsinns" FAZ: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/lage-in-der-schweiz-vor-pa...
MfG
Werner T. Meyer