Umrüsten statt umdenken

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Umrüsten statt umdenken

Von Stephan Wehowsky, 17.09.2018

Der Dieselskandal wirft die Frage nach der Mündigkeit der Politiker und Bürger auf.

Der Abgasbetrug mit den Dieselfahrzeugen ist seit Jahren kein Geheimnis mehr. Scharen von Juristen arbeiten an Klagen, und erste Manager sind bereits ins Gefängnis gewandert. Aber die betreffenden Dieselfahrzeuge sind nach wie vor auf den Strassen. In einzelnen Städten drohen Fahrverbote.

Wie löst die Politik das Problem? Der erste Gedanke war, die Fahrzeuge möglichst preisgünstig mittels veränderter Software sauberer zu machen. Entsprechend fuhren zahllose Fahrzeuge in die Werkstätten, aber als sie herauskamen, waren sie kaum sauberer. Statt dessen klagen viele Besitzer über schlechtere Motorleistungen. Der zweite Gedanke: Dann müssen eben die Motoren umgebaut werden. Die meisten Fachleute halten von dieser Lösung nicht viel: zu aufwendig, zu risikoreich, zu ineffizient. Das sagte auch der Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CDU.

Das Bäh kam von der SPD. Die Umweltministerin Svenja Schulze ist für die Umrüstung, mag sie auch noch so teuer und zweifelhaft sein; die Industrie soll zahlen. Nun hat die Kanzlerin die beiden ultimativ aufgefordert, sich zu einigen. Und siehe da, Scheuer freundet sich mit der Umrüstung an, aber das ist nur der erste Schritt: Am besten wäre es doch, gleich die ganzen Fahrzeuge zu entsorgen und neue zu bestellen. Ein Hoch auf den Umsatz und die reinere Luft!

„So funktioniert Politik“, kommentierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Für Politiker ist die Welt in Ordnung, wenn sie Kompromisse finden, die sich als Erfolge deklarieren lassen. Ob damit ein Problem wirklich gelöst ist, interessiert nicht. Auf die Verpackung kommt es an. Denn Politik ist selbst zum Marketing geworden. Die Wähler werden nicht mehr als verantwortliche Bürger, sondern als manipulierbare Konsumenten angesprochen.

Daher verengt sich der Blick auf technische Lösungen, um ja nicht in die Verlegenheit zu kommen, die Bürger zur Verantwortung aufzurufen. Verzicht auf unnötige Fahrten, kleinere und sparsamere Autos als die tonnenschweren SUVs wären Schritte zur nachhaltigen Reduktion von Schadstoffen. Aber kein Politiker ruft derzeit zum Umdenken auf. Wer will schon aus Konsumenten mündige Bürger machen?

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Diese Anti-Diesel-Hysterie gibts nur in D. Zunächst wird die Dieseltechnik gefördert, da sparsam im Verbrauch und als nächstes wird sie verteufelt. Autos entsorgen, entweder in den Osten, wo sie noch 20 Jahre weiter in Betrieb sind. Oder vernichten, die bereits verbrauchte graue Energie spielt ja im limitierten Denken der Politiker keine Rolle, bezahlen müssen ja die Anderen. Oder umrüsten auf Kosten der Hersteller.
Im Sommer sind viele Oldtimer-Corsos auf den Strassen unterwegs. Der mündige Bürger lächelt und wird dann daran erinnert, wie hoch die Luftverschmutzung vor 30, 40 Jahren noch war. Und kann über der Diesel-Hysterie nur noch den Kopf schütteln, da er ja weiss, dass sich dieses Problem in den nächsten Jahren mit dem natürlichen Ersatz der Autos von alleine erledigen wird.

Genau. Mündige Bürger dieser Welt würden überhaupt keine fossilen Brennstoffe in Verbrennungsmotoren und Heiz- und (Kern-)Kraftwerke mit den entsprechenden Gesundheits- und Umweltproblemen mehr verbrennen, sondern nur noch mit rein erneuerbaren, nachhaltigen Energien umgehen und sich damit fortbewegen und dazu die besagten umwelt- und gesundheitszerstörerischen Öl&Energie- und Multi-Konzerne inkl. auch Monsanto etc, Genveränderer, Saatgutmonopole, Giftsprüher und Plastik- und Herbizide-Pestizide-und anderer Chemie-Verteiler abschaffen und durch tiefenökologische und organische, biologische, gesunde Produkte und Anbieter ersetzen. Ein erster Schritt zur Mündigkeit wäre dazu auch noch verwertbare Neben- und Abfallprodukte mit gefilterten, entrussten Vielstoff-(Diesel-)Motoren in Transport-Vortrieb umzuwandeln; gesammeltes altes Motoren- Schmier- Salat- (Pöl) und Fritteusen- Öl von den Frittenbuden und den Ölwechseln lassen sich alle sehr einfach zur Verbrennung in Fahrzeugmotoren wiederaufbereiten und ist sehr kostengünstig, weshalb es durch "die Industrie" aber nicht erlaubt, nicht gemacht, nicht finanziert wird. Und Erd- Bio- Klär- LPG- oder CNG -Gas auch nicht. Die Bürger werden dazu durch die Medien, die ihnen diese Zusammenhänge und Vorteile nicht erklären (dürfen), aber weiter unmündig und dumm gehalten. Wieviel Energie, wieviele PS braucht es im Individualverkehr wirklich, um beispielsweise fünf Personen mit Gepäck auf EU-Autobahn-Geschwindigkeit zu beschleunigen und einen Tag lang bis zu ihrer Feriendestination zu transportieren, oder zwei, drei Wochen Wohnmobil Urlaub, oder jeden Tag zur Arbeit? Euro 6 Lastwagen verbrauchen heute ca. 35 bis bald 30 Liter Diesel /100 Km /80 Kmh /40 Tonnen. Der durchschnittliche Verbrauch eines der 4,6 Mio Personenwagen in der Schweiz, also etwa 1 x ca. 1600 Kg Auto auf jeden erwachsenen und fahrtüchtigen Bewohner des Landes, dürfte real bei etwa 8 Litern Benzin auf 100 Km liegen, also etwa 1100 Liter pro Jahr und Person bei 14'000 Km. Es gäbe aber auch Leute, die das ganze Jahr nur öffentliche Verkehrsmittel mit elektrischer Energie führen. Mein elektronisch eingespritzter 125 ccm Roller ohne Kat, der sogar leichter ist als ich :-) verbraucht hingegen auch 3,5 Liter Benzin /100 Km, und soviel verbrauchen die etwa 21 Millionen Benutzer der selben Art Fortbewegungsmittel der 68 Millionen Einwohner meines asiatischen Gastlandes auch jede Woche, die Hälfte ohne FA, Helm und Gurt in Sandalen und Turnhose zu dritt oder viert darauf sitzend. Sie haben keine anderer Wahl und wollen auch immer das neuste Modell, so dass die ca. Fr. 1500-2000.- Anschaffung jeweils mit 10% Anzahlung und 24-48 Mnt-Krediten für jedermann getätigt wird. Der Absatz schwächle aber diese Jahr mit geschätzten 1,4 Millionen verkauften (110-150 ccm) Motorrädern etwas. PKW, LKW und Busse werden weltweit 2018 aber gegen 100 Millionen Stk. neu gebaut und zugelassen, und der Gesamtbestand dieses grössten und teuersten Wegwerfproduktes für die menschlichen Konsumsklaven ist etwa 10 mal mehr. Eine Wahn witzige Vorstellung, ein Albraum, ein Horror-Trip, bis wir mündig genug sind, uns emisions- und kostenfreie Null-Punkt Energie und Antigravitations-Antriebe zu erschaffen.

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