Unbequeme Fragen an Europa
Seit vier Monaten führt die ukrainische Regierung gegen die Separatisten in der Ostukraine Krieg. Die „antiterroristische Operation“, die nach Präsident Petro Poroschenkos Vorstellungen nur „Stunden, höchstens Tage“ hätte dauern sollen, hat inzwischen mehr als tausend zivile Opfer gefordert. Die Anzahl der gefallenen ukrainischen Soldaten und Regierungsgegner kann nur geschätzt werden. Sie ist bestimmt grösser als die Konfliktparteien offiziell zugeben. Hunderttausende Ostukrainer, vor allem Frauen und Kinder, sind auf der Flucht.
Die Grossstädte Lugansk und Donezk sind von der ukrainischen Armee umzingelt. Beim Beschuss von Wohngebäuden wurden durch Raketen und aus Flugzeugen zahlreiche Zivilpersonen getötet. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch protestiert.
Was wollte der Euro-Maidan?
„Ist das die Ukraine, für die wir auf dem Euro-Maidan gekämpft haben?“ Solche Fragen stellen sich heute Ukrainer. Mit Verwunderung nehmen sie beispielsweise zur Kenntnis, dass in Poroschenkos Regierung drei von insgesamt zwanzig Ministersesseln weiterhin von Rechtsextremen besetzt sind, obwohl ihre militanten Vertreter (Dmytro Jarosch und Oleh Tjahnybok) bei den Präsidentschaftswahlen zusammen nicht einmal auf zwei Prozent der abgegebenen Stimmen kamen.
Die ukrainischen Wähler haben der rechtsextremen Flanke eine eindeutige Absage erteilt, dennoch weht der nationalistische (Un)-Geist auch in der neuen Regierung in Kiew weiter. So hat sie kürzlich zwei russische Filmproduktionen wegen „Herabwürdigung der ukrainischen Kultur“ verboten. Dazu gehört die TV-Produktion „Die weisse Garde“ (Romanvorlage von Michail Bulgakow). Die gleiche Regierung droht 500 russischen Kulturschaffenden mit einem Einreiseverbot wegen ihrer Unterstützung Putins und ihrer Zustimmung zur Krim-Annexion. Kiew verfällt dem gleichen postsowjetischen Verbotsreflex, den der Westen mit Recht Moskau zum Vorwurf macht.
Der Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs über der ostukrainischen Kampfzone hat die Krise zwischen Russland und dem Westen nochmals verschärft. Obwohl bis heute unklar ist, wer für den Abschuss verantwortlich ist, war Brüssel bereit, im Schulterschluss mit den USA härtere Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu verhängen.„Die EU ist keine Quasselbude“ stellt die NZZ mit Genugtuung fest (8. August, 2014).
Ursachen der Krise werden ausgeblendet
Brüssel übernimmt als Rechtfertigung der neuen Sanktionen die Position der USA: Moskau muss bestraft werden, weil Putin für die Krise in der Ukraine verantwortlich ist. Diese Eskalationslogik blendet die innerukrainischen Ursachen der Krise aus: Die Absetzung des gewählten Präsidenten Janukowitsch durch das Parlament im Februar war verfassungswidrig. Brüssel und die USA anerkannten sofort die provisorische Regierung, obwohl sich das Parlament geweigert hatte, in einer „Regierung der nationalen Rettung“ alle relevanten Akteure zu vereinen, wie es in einem Kompromissvorschlag der europäischen Aussenminister vorgesehen war.
Dafür wurden prominente Vertreter der rechtsextremen Gruppierungen „Swoboda“ und „Rechter Sektor“ mit wichtigen Regierungsposten betraut. EU-Politiker haben sich nie vom nazistischen und antisemitischen Gedankengut des „rechten Blocks“ distanziert, der heute im Verbund mit der ukrainischen Armee und Nationalgarde gegen die Separatisten kämpft. Eine unabhängige Kommission hätte zudem die Verantwortlichen für Gewalt während der Revolution und Konterrevolution von beiden Seiten untersuchen sollen. Auch das ist unterblieben.
Geopolitische Konkurrenten im Grenzland
Die rasche Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU fand ohne öffentliche Debatte statt. Damit wurde mindestens ein Drittel der Bevölkerung übergangen, der wirtschaftlich und kulturell nach Russland ausgerichtet ist. Das wiederum schürte in der Ostukraine erneut Misstrauen und Hass auf Kiew. Gleichzeitig findet in der Ostukraine ein Krieg zwischen den regionalen Oligarchen statt, die ihre Warlords und Generäle finanzieren. Es ist unwahrscheinlich, dass Moskau in diesem Kontext die prorussischen Akteure vollständig unter Kontrolle hat oder auch nur haben könnte.
Die lange Reihe der Missachtung politischer Spielregeln sowie die eklatante Schwäche der Zentralbehörden lösten eine Staatskrise aus, welche die Ukraine zum Schauplatz der aktuellen Konfrontation zwischen Russland und dem Westen gemacht hat. Und nicht umgekehrt. Erst die komplexe innenpolitische Situation im Grenzland Ukraine eröffnete externen Akteuren erhebliche Interventionsmöglichkeiten zur Austragung ihrer geopolitischen Konkurrenz.
Doppelmoral des Westens
„Die Staats- und Regierungschefs des Westens haben im Angesicht der kriegerischen Ereignisse auf der Krim und in der Ostukraine plötzlich keine Fragen mehr, nur noch Antworten“, meint Gabor Steingart. Der Herausgeber des deutschen „Handelsblatts“ hinterfragt die Sanktionspolitik gegen Putin und erinnert an die Doppelmoral des Westens: „Hätte der Westen die damalige US-Regierung, die ohne Beschluss der UNO und ohne Beweise für das Vorhandensein von „Massenvernichtungswaffen“ im Irak einmarschierte, nach den gleichen Wertmassstäben beurteilt wie heute Putin, wäre George W.Bush unverzüglich mit Einreiseverbot in die EU belegt worden. Die Auslandinvestments von Warren Buffet hätte man einfrieren, den Export von Fahrzeugen der Marken GM, Ford und Chrysler untersagen müssen.“ Dem Herausgeber des „Handelsblatts“ kann niemand vorwerfen, er sei ein Linker oder Antiamerikaner.
Die Politik von Beschuldigung und Sanktionen gegen Moskau macht Europa zu einem Komplizen in einem Konflikt, den Putin als Krieg gegen Russland versteht. Druck erzeugt Gegendruck, Gewalt Gegengewalt. Die USA und die EU haben keine realistische Strategie, wie sie aus der Eskalationsspirale wieder herauskommen können.
Moskau hat einen Einsatz von „Friedenstruppen“ in der Ostukraine angedroht. Aus Putins Drohgebärde kann man aber auch unbequeme Fragen an Europa ableiten. Warum gibt es 25 Jahre nach dem Fall der Mauer plötzlich wieder Krieg in Europa? Warum war die EU, die sich als grosses „Friedensprojekt“ versteht, nicht in der Lage, diesen Krieg zu verhindern oder mindestens zu befrieden?
Es ist unbestritten: Russland hat mit der Annexion der Krim gegen internationales Recht verstossen und die europäische Sicherheitsordnung nach dem Ende des Kalten Krieges für ungültig erklärt. Der aktuelle Konflikt hat ja auch aufgezeigt, dass Russland in keine funktionsfähige Sicherheitsordnung eingebunden ist und es an Instrumenten fehlt, um Konflikte zu entschärfen.
Die OSZE muss gestärkt werden
Institutionen wie der Nato-Russland-Rat und das Partnerschafts-Kooperationsabkommen mit der EU kamen nicht zum Zug oder wurden im Rahmen von Sanktionen ausgesetzt. Nur die „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (OSZE) ist plötzlich wieder aktiviert worden. Die gleiche OSZE, die von den USA und Russland lange so ausgehöhlt wurde, dass sie in sicherheitspolitischen Fragen nahezu keine Rolle mehr spielte. In diesem Konflikt ist die OSZE bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Aber sie war bis jetzt die einzige Institution, die kleinere Durchbrüche zur Entspannung erreichte. Sie muss wieder zu einer Plattform werden, auf der nicht nur postsowjetische Konflikte verwaltet werden können. Die OSZE muss als Institution kollektiver Sicherheit gestärkt werden und zwar als Mediator und Konfliktlöser. Dazu müsste sich die Schweiz verwenden.
Das Beispiel Ukraine hat auch gezeigt: Es ist falsch, die Staaten der Postsowjetunion vor eine Entweder-Oder-Entscheidung zu stellen. Für die Ukraine, aber auch Staaten wie Georgien, Weissrussland oder Aserbeidschan ist es historisch und wirtschaftlich unsinnig, die Verbindungen zu Russland abzubrechen. Europas Beziehungen zu diesen Ländern dürfen kein Nullsummenspiel sein.
Die Vorstellung, durch wirtschaftlichen Druck und politische Isolation werde man Russland in die Knie zwingen, führt in eine Sackgasse. Frieden und Sicherheit im „europäischen Haus“ (Michail Gorbatschow) gibt es nur in einer neuen Sicherheitsordnung mit Russland.
Schade, dass ich eine solch logische und Lösungen aufzeigende Argumentation nicht in deutschen Medien lese.
Hoffentlich wird die Ukraine endlich von Russland
besetzt, bevor sich dort die EU und dann die NATO
einquartieren. Habe keine Lust wegen Uraine noch
mehr Steuern und Abgaben zu bezahlen. Schon
die DDR und Griechenland haben unseren Lebens-
Standard deutlich gesenkt. Wenn solche Pleite
Lender in die EU kommen, dann treffen sich die
Lebentandards irgendwo in der Mitte dazwischen.
Der Vergleich mit dem grossen Diktator ("Gast" 13.8. 14:41) ist zwar etwas abgegriffen, aber er funktioniert nach wie vor wie eine Keule. Der grosse Diktator muss den Amis genützt haben, denn Deutschland ist mit seinen unzähligen Nato-Stützpunkten und eingelagerten amerikanischen Atomsprengköpfen seit 70 Jahren ein besetztes Land. Deshalb musste Deutschland, gegen seine eigenen Interessen, mitstimmen im Chor der NATO-Kriegstreiber für Sanktionen gegen Russland. Keine gute Sache, das! Aber an Kriegen verdienen die einen viel, viel Geld; und an das Russlandfeindbild mag man glauben oder auch nicht. Man kann westliche und russische Machtpolitik mit zweierlei Mass messen.
Warum wird die "Politik der Eskalation gegen Russland" kompromisslos von USA und EU vorangetrieben (Sanktionen), während dem nahezu gleichzeitig ein Riesengeschäft zwischen Exxon Mobile (USA) und Russland abgeschlossen wird?
Warum fällt es nicht auf, dass, in der gleichen Zeit in der USA/Nato/EU in den Medien nahezu hysterisch gegen Russland hetzen, die USA Raketentriebwerke von Russland bezieht?
Fallen diese "Waren" nicht unter den Begriff "Sanktionen"?
Man muss sich dabei vergegenwärtigen, dass infolge des Ukraine-Konfliktes täglich Menschen sterben, dass Passagierflugzeuge abgeschossen werden und das EU deswegen in eine immer grössere Krise getrieben wird.
Warum werden die Einen durch die Sanktionen wirtschaftlich abgestraft, während die Anderen USA zeitgleich - obwohl sie die Urheber der Massnahmen, sind wegen denen die Einen in den Ruin getrieben werden - gewaltige Deals über Rohstoffe abschliessen, welche Ihnen künftig Macht und riesige Gewinne einbringen sollen?
Und:
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Nato von USA dominiert wird und USA Raketentriebwerke von Russland bezieht, könnte man (um die Ecke gedacht) doch sagen, die Nato umzingelt Russland mit Raketen, bestückt mit russischen Triebwerken? Was wiederum bedeutet: Russland verdient noch daran, dass es seit Jahrzehnten von der Nato, so weit als möglich, mit Raketen eingekreist wird - oder wie?
Ich verstehe nicht, warum das Offensichtliche nicht breiter diskutiert wird?
Ich würde mir von einem an Wahrhaftigkeit interessierten Journalisten erhoffen, dass er versucht Antworten zu finden, anstatt einfach Fragen aneinanderzureihen, die er von den Putinianern aufgeschnappt hat.
Poroschenko hat seine Polit-Karierre als Sozialdemokrat begonnen, er hat die (Janukowytsch-)Partei der Regionen mitbegründet, er kommt nicht ohne Not dazu Ultra-Nationalisten in seiner Regierung zu beschäftigen. Sein Hauptproblem ist es, das Staatsgebiet wieder unter Kontrolle zu bekommen, nicht, humanistische Diskurse zu führen.
Ansonsten stimmt vieles im Artikel. Nicht jedoch, dass die innere Schwäche der Ukraine die Staatskrise mitsamt Krim-Verlust und Krieg im Donbass ausgelöst hat.
Vielmehr wurde die Schwäche der Ukraine von aussen ausgenutzt, was zum bewaffneten Konflikt geführt hat. Namentlich hat Putin sie genützt um den früheren Präsidenten vermittels Erpressung in seine Zollunion zwingen zu wollen. Der Ostrukainer Janukowytsch wollte nämlich enger an Europa ran, ob das nun den Putinverstehern passt oder nicht, denn nur so konnte er zuvor die Wahlen gewinnen, denn die Mehrheit der Ukrainer will ein europäisch sein, wie man anfangs auf dem Maidan und jüngst wieder bei den Präsidentschaftswahlen gesehen hat.
Im übrigen ist die Betonung der Schwäche auch eine Propagandastrategie Moskaus. Die Ukraine mag frei und demokratisch sein, aber sie ist schwach und arm. Dem wird der relative Reichtum Russlands mit dem einigermassen funktionierenden Sozialsystem gegenübergestellt um der Welt zu bedeuten, dass die Repression durch die autoritäre Regierung nicht so schlimm ist, und es zum Wohl der Ukrainer wäre, wenn sie sich vom Brudervolk bevormunden liessen. Um so bemerkenswerter finde ich, dass sich eine Mehrheit des Volkes nicht vogten und knechten lassen will.
"Warum gibt es 25 Jahre nach dem Fall der Mauer plötzlich wieder Krieg in Europa? Warum war die EU, die sich als grosses „Friedensprojekt“ versteht, nicht in der Lage, diesen Krieg zu verhindern oder mindestens zu befrieden?" fragt Herr Roman Berger richtig.
Eine antwort liefert Herr William Engdahl:
"Historisch ist die Ukraine als »Brotkorb Europas« bekannt. Laut einer Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums aus dem Jahre 2013 (vor dem von den USA angezettelten Februar-Putsch) war die Ukraine auf dem Weg, zum zweitgrößten Getreideexporteur der Welt (nach den USA) zu werden. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 30 Millionen Tonnen Getreide exportiert.
...
Alles, was Wert haben könnte in der Ukraine, wird weiterhin ungebremst zerstört – dank der Mithilfe Washingtons. Da ist nicht nur die ethnische Säuberung der Donbass-Region von russischsprachigen Bürgern durch die Psychopathen in Kiew, sondern zusätzlich treibt das brutale Diktat des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine der fruchtbarsten landwirtschaftlichen Regionen der Welt in die Fänge Monsantos und des westlichen Agrobusiness."
Wenn dazu, trotz bloss 2 % Stimmenanteil, 15% faschistische Minister im Matrionetten-Parlament zur Täuschung und Ablenkung der Weltöffentlichkeit einsitzen, wird für den Eingeweihten insgesamt auch wieder ersichtlich, welche Angehörige welcher internationalen Interessengemeinchaft denn im Hintergrund nebts FED, Wallstreet, Goldmann&Sachs Fuck the EU-Victoria Nuland, Julia Timoschenko, Arseniy Yatsenyuk und 3/4 aller nach-UDSSR-Oligarchen, die Fäden ziehen. Bekannt seit Näpi, Waterloo und den Rothschilds.
Im Donbass gibt es keine ethnischen Säuberungen aufgrund von Russischsprachigkeit. Russisch ist und bleibt dort Amts- und Verkehrssprache. Im Donbass gibt es einen separatistischen Aufstand, der von Russland ausgelöst wurde und der Flüchtlinge generiert.
Erfreulich, dass Sie das gesamte Spektrum der Sachlage beleuchten. So wie es scheint sind längst nicht alle mit der neuen Regierung zufrieden. Der Majdan brennt ja immer noch oder schon wieder. Trotzdem wird in westlichen Medien sehr zurückhaltend davon berichtet. Europa kann sich die Ukraine nebst den übrigen Baustellen gar nicht leisten also nützt es nur Fremdinteressen, wirtschaftlich wie auch strategisch. Es bräuchte eine Lösung die sowohl Russland wie auch Europa dienen würde. Dazu benötigt man Geduld und OSZE Bemühungen. Bezahlen tut`s sowieso der Steuerzahler…cathari
Es stimmt, dass die Ukraine zwischen Ost und West stehen muss (und will) und nicht in eine Entweder-Oder-Entscheidung gedrängt werden soll, aber es ist eben nicht so, dass nur die EU eine solche Entscheidung verlangt, auch Putin will das Land ganz in seiner Zollunion.
Inakzeptabel finde ich
1. ... die Vorstellung, dass die Ukraine mit 40 Mio. Einwohnern kein Recht auf territoriale Integrität oder nationale Selbstbestimmung hat, etwas was wir etwa dem Kosovo mit 1,8 Mio. sofort zuzugestehen bereit sind. Das dumme Gewäsch vom "Grenzland Ukraine" versucht genau das in Abrede zu stellen.
2. Der andauende Versuch, die ukrainische Demokratie als faschistisch zu diffamieren. Das ist eine infame Propagandalüge, die im Westen bereitwillig aufgegriffen wird. Denn einerseits müssen auch die rechten Randparteien in der Ukraine einer Verfassung genügen und andererseits gibt es z.B in der wählerstärksten Partei der Schweiz Exponenten, deren Ansichten und Ausserungen objektiv faschistoide Züge tragen. Würde aber Herr Berger die Schweiz wegen der SVP als faschistisches Regime brandmarken? Wohl kaum. Ausserdem fällt auf, dass niemand bereit ist, die geistigen Spin-Doctors von Putins Eurasien-Vision als das zu beschreiben, was sie sind: Neo-Nazis, die das Hakenkreuz gegen Hammer und Sichel ausgetauscht haben.
3. Leute wie Strelkow, Borodaj, Besler, die Kosaken, die Tschetschenen-Söldner und die Stalinorgeln der Separatisten sind keine hausgemachten Probleme der Ukraine sondern ein Kriegsexport aus Russland.
Die Sanktionen haben den Sinn, eine Besetzung von weiterem ukrainischen Territorium durch Russland zu verhindern, damit nach einer Befriedung eine nationale Versöhnung in Angriff genommen werden kann, eine teilweise Föderalisierung der Ukraine auch. Wie soll das geschehen, wenn ein Stellvertreterkrieg im Land geführt wird? Wie kann man das Krim-Problem entschärfen, und die Beziehungen zu Russland normalisieren, wenn nicht erst mal Frieden in der Ukraine herrscht?
Die Fehler der Ukrainer oder Russen mit Verfehlungen der USA in anderen Konflikten aufzurechnen ist nicht hilfreich, weil es eben nicht um den Irak oder sonstwo geht, sondern um die Ukraine. Diese Strategie erinnert mich ein bisschen an streitende Kinder im Sandkasten und die Logik in ihrem Argument "Ich nicht, aber du auch".
"Die Sanktionen haben den Sinn, eine Besetzung von weiteren ukrainischen Territorien durch Russland zu verhindern, damit nach einer Befriedung eine nationale Versöhnung in Angriff genommen werden kann, eine teilweise Föderalisierung der Ukraine auch."
Dazu frage ich den lieben Gast: WER wird "nach der Befriedung" WAS "in Angriff nehmen"? Die vermeintlichen Sieger ? Allein schon am oben zitierten Ausschnitt spürt der geneigte Leser: Ihre
Verteidigungsrede ist reinste Kriegsrhetorik ! Und: Sanktionen machen selten bis gar nie Sinn. Es sei denn "man" kitzelt damit gewünschte Interessengegensätze solange hervor, dass diese nur noch im gnadenlos, zutiefst menschenverachtenden "Endkampf" zu lösen sind. Soviel zum amerikanisch/europäischen Friedenbeitrag "nach der Befriedung".
Sanktionen haben dann keinen Sinn, wenn sie nicht zielgerichtet sind. In diesem Fall sind sie es aber.
Ich empfehle ihnen, die Geschichte der 1930er Jahre zu studieren. Dort lernen wir, dass man Hilter nicht rechtzeitig gestoppt und dafür am Ende einen schrecklichen Blutzoll entrichtet hat. Auch beim Unterfangen Putin zu stoppen wird der Preis nach Ossetien, Transnistrien, Krim und Donbass mit jedem Mal höher.
Sanktionen töten keinen Menschen, aber wenn die russischen Imperialisten sich dereinst anschicken in Kiew, Lemberg, Vilnius oder Riga einzumarschieren haben wir den Salat, respektive den 4. Weltkrieg. Deshalb: Wehret den Anfängen.
Dass Sanktionen nicht töten sollen wurde anhand den hundertausenden irakischen Kinder welche den Sanktionen/Embargo zum Opfer vielen wiederlegt. Auch die Sanktionen gegenüber dem Iran haben wieder Unschuldige mit dem Leben bezahlt.
Und es empfielt sich die Geschichte schon ab 1914 zu studieren. Besonders das Jahr 1919 strahlte über die nächsten Jahrzehnte aus. Wo die selbsternannten Herren der Welt die Weichen stellten ohne die Empfindlichkeiten anderer Völker zu berücksichtigen.
Ähnlich wie jetzt die USA in ihrem Grössenwahn dies versuchen.
Es geht hier nicht um irakische Kinder, Herr Christian, sondern um Sanktionen gegen Russland und russische Oligarchen. Und es geht auch nicht um die USA, sondern um die Ukraine. Mal den Globus ankucken, das ist auf der andern Seite der Kugel.
Putin mag sich selber für einen Zaren halten, sein Gebaren bei der Wiedererrichtung eines russischen Imperiums in den Grenzen irgendwo zwischen Sowjetunion und Warschauer Pakt, ist nicht demjenigen des letzten Zars vergleichbar, der von der Revolution weggeputscht wurde und auch nicht jenem Lenins, der den 1. Weltkrieg verloren und dem Vertrag von Brest-Litowsk zugestimmt hat. Ich sehe auch keinen Chaos und blutigen Bürgerkrieg in ganz Osteuropa wie anno 1919, in dem die Rote Armee mit und gegen viele paktiert. Sondern ich sehe einen autokratischen Wladimir Putin, der seine Maschinerie eisern im Griff hat, und sich eindeutig an Adolf Hitler während der 1930er Jahre orientiert. Eine Sudetenrede hat er ja schon gehalten und die russische Version der Dolchstosslegende wurde von ihm pünktlich zu den Gedenkfeiern zum 1. Weltkrieg formuliert und nachgeliefert.
Oh, oh, da ist aber einiges in Ihrem Geschichtswissen durcheinander geraten! Weder befand sich Hitler in der posthistorischen Phase eines Kalten Krieges, bei dem nur einer von 2 Militärpakten übrig geblieben und trotz nicht vorhandener "Feindesländer" nicht aufgelöst worden war; noch war Hitler permanenten Bedrohungen und Provokationen solcher Paktmitglieder ausgesetzt. Sie lesen zu viele deutsche Medien. ...
Und ästhetisch betrachtet zeugen die Mittel zur Dämonisierung Putins in der deutschen Presselandschaft von denkbar schlechtem Geschmack. Seien Sie kritischer und hinterfragen Sie die Interessen des Management führender bundesdeutscher Printmedien. In welchen Kremien und Gesellschaften tummeln sich die Chefredakteure?? Sehen sie, schon sieht man klarer!
Der Vergleich mit dem grossen Diktator ("Gast" 13.8. 14:41) ist zwar etwas abgegriffen, aber er funktioniert nach wie vor wie eine Keule. Der grosse Diktator muss den Amis genützt haben, denn Deutschland ist mit seinen unzähligen Nato-Stützpunkten und eingelagerten amerikanischen Atomsprengköpfen seit 70 Jahren ein besetztes Land. Deshalb musste Deutschland, gegen seine eigenen Interessen, mitstimmen im Chor der NATO-Kriegstreiber für Sanktionen gegen Russland. Keine gute Sache, das! Aber an Kriegen verdienen die einen viel, viel Geld, und an das Russlandfeindbild mag man glauben oder auch nicht. Man kann westliche und russische Machtpolitik mit zweierlei Mass messen.