Warum die Familieninitiative ihren Namen nicht verdient

Mit der Geburt des ersten Kindes verliert ein Paar 40% seiner Kaufkraft, was für viele zu ernsthaften finanziellen Problemen führt. Familienarmut nimmt zu.
Um diese negative Tendenz zu durchbrechen, ist seit 2011 ein Paket zur steuerlichen Entlastung von Familien mit Kindern in Kraft. Das Paket dient dazu, frühere steuerliche Ungerechtigkeiten aufzuheben und allen Familien, insbesondere solchen mit tieferem oder mittlerem Einkommen, eine echte Unterstützung zu bieten. Das Steuerpaket ist das Resultat jahrelanger seriöser politischer Arbeit.
Die SVP lehnt seit Jahren systematisch familienpolitische Lösungen ab. Der Staat solle sich nicht in familiäre Angelegenheiten mischen, sagt die Partei.
Familien werden leer ausgehen
Damit ist offenbar Schluss: Mit der sogenannten Familieninitiative, über die wir am 24. November 2013 abstimmen, sollen mit einem 1,4 Milliarden Paket Familien staatlich unterstützt werden, die ihre Kinder „selber betreuen“.
Was auf den ersten Blick sympathisch daher kommt, ist bei genauem Hinschauen das Gegenteil von dem, was die Initiative vorgibt zu sein.
Gesamtschweizerisch gibt es noch 23% aller Familien, die auf ein Zusatzeinkommen verzichten. Nur noch wenige können sich dies überhaupt leisten. Bei einer wortgetreuen Umsetzung der SVP-Initiative könnten demnach nicht mehr als 23% aller Familien profitieren. Kommt dazu: viele dieser Familien würden die versprochene Unterstützung nicht oder nur zum Teil erhalten, denn 50% aller Familien bezahlen keine direkte Bundessteuer, sie würden den Steuerabzug also gar nicht geltend machen können.
Die meisten Familien, welche glauben, sie würden von der SVP-Familieninitiative profitieren, würden also leer ausgehen. Es fragt sich also, warum die Initiative den Namen „Familie“ trägt.
Absurde Auswirkungen einer schlecht durchdachten Initiative
Stellen Sie sich eine reiche Einverdienerfamilie mit zwei reizenden kleinen Kindern vor. Ein Elternteil arbeitet nicht, er oder sie kann die Zeit, in welcher die Kinder in der Schule sind, mit Fitness und Golfspielen verbringen. Die SVP-Familieninitiative, welche nach dem Giesskannenprinzip funktioniert, bevorzugt genau diese Familie. Das ist absurd.
Steuerlich betrachtet sind Familien mit Fremdbetreuungskosten und solche ohne Fremdbetreuung heute gleichgestellt. Dies hat nichts mit Ideologie zu tun, das sind Fakten. Wer jetzt den gut austarierten Steuermechanismus aushebelt, betreibt keine Familienpolitik sondern strebt lediglich ein rechnerisches Ungleichgewicht an.
Die Verlierenden sind diejenigen Familien, welche auf eine Fremdbetreuung angewiesen sind.
Falls die Familieninitiative obsiegt, dann geben wir – je nach Art der Umsetzung - 1,4 Milliarden Franken für eine reiche Oberschicht aus.
Finanziert würde dies entweder durch massive Steuererhöhungen oder durch Leistungskürzungen. So oder so ginge das auf Kosten der arbeitenden Mittelschicht. Somit würden wir das, was wir in den vergangenen Jahren in Sachen Familienpolitik aufgebaut haben, wieder rückgängig machen.
Das Bevorzugen einer kleinen privilegierten Gruppe entspricht nicht unserer helvetischen Politkultur. Betreiben wir weiterhin eine kluge Familienpolitik – sagen wir
Nein zur SVP-Familieninitiative.
Eine Familie die sich leisten kann dass ein Elternteil zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert hat dadurch so viele Vorteile, dass es höchst ungerecht wäre, ihnen zusätzlich noch einen Steuervorteil zu gewähren:
keine Kosten für die Fahrt zum Arbeitsplatz
keine Kosten für Verpflegung auswärts
keine Kosten für geschäftstaugliche Kleidung
aber noch viel wichtiger:
kein Stress wenn ein weinendes Kind in die Krippe gebracht werden muss
kein Stress in Badzimmer und Küche wenn gleichzeitig die Eltern zur Arbeit und die Kinder zur Schule müssen
kein Stress wenn ein Kind krank wird
kein Stress wenn ein Kind aus irgendeinem Grund zu ungeplanter Zeit aus Kindergarten oder Schule nach Hause kommt
Zeit zum überlegt einkaufen - auf dem Gemüsemarkt, beim Bauern
Zeit zum kochen - gesunde Mahlzeiten
Zeit zum nähen - eigene Kleider, Kinderkleider (mindestens so lange sie klein sind!)
Zeit zum spielen - den Kindern eigene Werte weitergeben
Zeit für sich selber - zwischendurch
und schlicht und einfach mehr Zeit um die Entwicklung und das Heranwachsen der Kinder zu beobachten und das Zusammensein zu geniessen - diese Zeit ist so rasch vorbei.
Eltern die auf zwei Einkommen angewiesen sind verpassen so viel schöne Zeit mit ihren Kindern dass ihnen der minime finanzielle Vorteil des Steuerabzeugs für Fremdbetreuungskosten wirklich zu gönnen ist.
da geb ich dir völlig recht.
Ich bin deiner Meinung, die Familien, die es vermögen ein Elternteil zuhause zu haben, haben schon so viel Geld. Und dann würden sie auch noch mehr bekommen? Also ich nenne das nicht Gerechtigkeit.
Grundsätzlich finde ich jede Entlastung für Familien als Begrüssenswert, wenn dabei auch ein paar wenige Reiche profitieren, die sich immerhin zu Kindern entschieden haben ist dies halb so schlimm. Diese Argumente sind einfach an den Haaren herbei gezogen. Es geht um steuerliche Familieförderung, Punkt. So stimme ich hier klar JA und für ein seltenes mal mit der SVP. Die Argumente der Gegner scheinen mir hier wieder mal sehr typisch durch die Brille der DurchschnittspolitikerIn betrachtet. Alles Doppelverdiener wohl, Kinder fremd betreut und niemand mehr mit einem Sinn für Gerechtigkeit der Hausarbeit gegenüber.
Richtig:
Es geht um Gerechtigkeit, also nicht um Politik!
Es geht um Inhalte, also nicht um Politik!
Es geht um die Realität, also nicht um Politik!
Es geht um die Bedürfnisse der Bürger, also nicht um Politik!
Geht es darum ob man seine Kinder fremdbetreuen lassen muss weil ein Einkommen nicht ausreicht um die Familie durchzubringen?
Oder:
Geht es darum ob man seine Kinder fremdbetreuen lassen will, um seine beruflichen Ambitionen ungestört ausleben zu können, obwohl man Kinder hat für die man sorgen müsste?
Bekommen alle Eltern die Kinder fremdbetreuen lassen diese steuerlichen Abzüge, oder richten sich diese nach der Höhe des Einkommens?
Wenn da wieder mal einfach per Giesskanne Vergünstigungen verteilt worden sind, dann war das mit Sicherheit grundfalsch und total ungerecht.
Falls die Initiative angenommen würde, kämen dann tatsächlich im Falle einer Herdprämie wiederum auch die Familien in Genuss von Vergünstigungen welche es sich problemlos leisten können auf ein zweites Einkommen zu verzichten um ihre Kinder selbst zu betreuen?
Siehe Giesskanne.
Oder würden nur Eltern die auf ein zweites Einkommen verzichten um selbst für ihre Kinder sorgen zu können und die dadurch tatsächlich ein Loch in der Kasse haben Abzüge geltend machen können?
Dafür das diese Eltern das tun was naturgemäss Eltern tun sollten, nämlich ihre Kinder selber aufziehen, dürften sie, ausgewiesen mit der STE, doch tatsächlich dem Einkommen gemässe Betreuungsabzüge machen.
Warum denn nicht? Steuergeschenke für die welche Unterstützung für ihre Familien nötig haben sind richtig, aber: Steuergeschenke für Gutverdiener sind nicht nötig.
Warum ist das jetzt wieder so schwierig? Jeder gibt seine STE ab aufgrund deren alle Zwangsabgaben an den Staat ermittelt werden. Wo liegt das Problem wenn man künftig gemäss der STE's ermittelt welche Familien Abzüge für Kita oder Herdprämie machen dürfen, WEIL SIE STEUERERLEICHTERUNGEN WIRKLCH BRAUCHEN.
Diese Familien gibt es! Dafür ist meine eigene ein Beispiel.
Wir haben auf ein Zweiteinkommen verzichtet um für unseren Nachwuchs selbst zu sorgen und wir mussten dafür mit angelegten Ohren unten durch.
War manchmal ziemlich schwierig aber der mittlerweile erwachsene Nachwuchs hat uns dafür gedankt das er nicht fremdbetreut worden ist.
Es gilt nicht die Herdprämie als Luxuszückerchen für Begüterte darzustellen. Das ist nicht fair argumentiert. Damit wird versucht eine Initiative abzuschmettern, die, wenn sie fair und anständig umgesetzt würde, tatsächlich denen zugute käme die Unterstützung brauchen.
UND UM DIE GEHT ES DOCH - ODER?
Falls Ihre Fragezeichen wirklich Fragen andeuten, schauen Sie sich den schon mal verlinkten Text auf
http://www.batz.ch/2013/10/das-einmaleins-der-svp-familieninitiative/
an oder eine andere, sachliche Quellen. Frau Bütler steht kaum im Verdacht, einfach auf der Pro-/oder Contra-Seite zu sein, schon gar nicht "links".
Die Fragen sind dadurch sehr deutlich beantwortet, wenn man die heutige Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beibehalten will. Mit der Initiative würden neu selbstbetreuende Familien bevorzugt. Das wäre so wie "Pendelkosten abziehen und zuhause arbeiten" oder ein "Alleinstehender mit Abzug Einverdiener-Familie" (letztere zahlt weniger Steuern).
Ideologische Gründe und die Tendenz, dass jeder noch gerne irgend einen steuerlichen Abzug möchte, sorgen oft für andere Folgerungen. Sie werden dadurch nicht tatsächlich zutreffend.
Tipps: Informieren Sie sich nicht im Pro- oder Contra-Lager. Rechnen Sie Ihre eigene Situation durch, ohne Wertungen vorzunehmen.
Übrigens verwechseln Sie teilweise bestehende Abzüge mit der Initiative, wie es scheint.
Aktuell eine IMHO gute Erläuterung:
http://www.batz.ch/2013/10/das-einmaleins-der-svp-familieninitiative/
(Sie widerlegt auch das erste Argument von irgendeiner - 29.10.2013 10:19, was allerdings auch sonst als falsch bekannt war.)
Mit keinem Wort erwähnt die Autorin, dass aktuell diejenigen Familien privilegiert sind, welche die Kinder ausser Haus geben.
Wenn durch die SVP-Initiative auch Reiche unnötigerweise profitieren, müssen sich dies die anderen bürgerlichen Parteien selber zuschreiben!
Anstelle des bekanntermassen untauglichen Gieskannen-Prinzips sollte man die Steuerpolitik von Grund auf reformieren und famileinfreundlich gestalten, _ohne_ dass Reiche eine unnötigen Nutzen davon haben.
Zurzeit ist niemand privilegiert! Die bestehenden Abzüge wurden geschaffen, um die Benachteiligung zu verkleinern. Das wird immer wieder vergessen. Ein Ja zur Initiative macht die Gleichstellungsbemühungen zwischen den unterschiedlichen Familienmodellen zunichte.
Sie haben Recht. Aber das würde heissen das man wirklich am Thema arbeiten müsste. Es ist doch viel bequemer wieder ein grosses Gezeter zu veranstalten, heisse Luft zu produzieren damit nicht auffällt das man nicht wirklich etwas verändern will.
Ich halte alle monetären und nicht-monetären Erleichterungen für Familien für sinnvoll, damit das Kinderhaben für Inländer wieder attraktiver wird wir den negativen Geburtenschuss wegkriegen. Die Alternativen sind sonst: Ausgleich durch Einwanderung, was Wirtschaft und Politiker vermutlich am bequemsten finden würden und was auch das Römische Reich praktizierte, bevor es unterging. Ich finde es jedoch nicht so prickelnd, sich selber aus Bequemlichkeit abzuschaffen resp. durch andere zu subsitituieren.
Am effektivsten steigende Geburtenzahlen kriegte man durch eine Abschaffung der AHV hin, aber das will niemand wirklich.
Weder die Herdprämie noch die Kitaprämie werden die Probleme lösen und die Abschaffung der AHV schon gar nicht. Der Schaden ist längst angerichtet.
Das hat in unseren 1.Welt Ländern etwas mit dem Gefühl von Sicherheit und Lebensqualität zu tun. Weil aber in unserer Gesellschaft der Kuschelfaktor zugunsten des geförderten und sinnlosen Konsumwahns, der Karrieregeilheit auf Kosten des Verantwortungsgefühls für Schutzbedürftige weitgehend abhanden gekommen ist und wir unversehens in die laufenden Krisen gestürzt sind, gibts halt immer weniger Kanonenfutter für die Wirtschaft.
Warum soll man auch noch Kinder in diese Welt stellen? Damit sie in einer Gesellschaft aufwachsen dürfen die gerade am zusammenbrechen ist?
Politik die versucht die "Produktion" von Nachwuchs durch scheinbare Geldgeschenke zu erkaufen, sei es nun für Fremplazierung (!!!) der eigenen Kinder (Abgabe der Verantwortung an Fremde, bzw. den Staat = Vorbild Nordkorea?) oder durch Herdprämie als Belohnung für Eltern, die auf ein zweites Einkommen verzichten (können) und die Verantwortung für die Entwicklung ihrer KIndern selber übernehmen wollen (können) ist doch nichts als Ablenkung vor dem eigentlichen Nullpunkt einer Gesellschaft, welche Mithilfe ihrer wahnsinnig kompetenten Eliten sämtliche Voraussetzungen in den Dreck geritten hat die für steigende Geburtenraten sorgen würden.
Genügend Platz zum Beispiel, anstatt die Aussicht auf immer mehr Beton, Dreck und Gestank, sowie steigende Kriminalitätsraten, paralell zur unbegrenzten Zuwanderung und zunehmender Unsicherheiten auf allen Ebenen unseres wackligen Systems.
Die Idee die Abschaffung der AHV in einer zunehmend überalterten Gesellschaft scheint eher kriminell. Was will man denn mit den Bezügern machen? Uiiiii! Da drängen sich hässliche Bilder auf! Stehen wir etwa schon kurz vor der Abschussprämie, oder vor "Soylent Green".
Die Initiative und das übliche Gebalge der Parteien darum sind bloss Ablenkungsmanöver und Parteiengezänk um Wählerstimmen.
Politiker kosten uns sehr viel Geld. Man sollte gerade hier mal eine Kosten - Nutzen-Rechnung machen.
Wenn Sie nicht verstehen können, warum Kinder in die Welt gesetzt werden sollen, dann seien Sie bitte so konsequent und wählen sie den Freitod, sobald Sie aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind. Das wäre nicht nur eine konsequente Haltung sodnern auch eine solidarisch-soziale Aktion.
Was genau wollen Sie damit ausdrücken?
Zitat: "Falls die Familieninitiative obsiegt, dann geben wir – je nach Art der Umsetzung – 1,4 Milliarden Franken für eine reiche Oberschicht aus." Ein weiteres sehr gutes Beispiel dafür, was die SVP tatsächlich will: umverteilen von unten nach oben - und die meisten der SVP-Wähler sind wohl schlicht zu blöd, um dies zu merken ... !
Na ja, wie sagt man doch so schön: "Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber" ... .
Freundlicher Gruss aus China in die Schweiz,
HansPeter Lechner.
Sie vermuten also bei der immer noch stärksten Partei der Schweiz lauter dumme Kälber? Das heisst doch das ca. 30% der Wähler blöde sind?
Aua! Wo leben wir denn!
Wichtiger ist wohl, dass genau diese depperte Art zu argumentieren endlich aufhören muss. Hüben wie drüben, also von Links über die Mitte bis Rechts wird unsachlich, polemisch unter der Gürtellinie an den Themen vorbei argumentiert. Weil allen langsam die wirklichen Argumente ausgehen?
Diese "traditionelle" Art Politik zu machen ist zu durchschaubar geworden.
Macht endlich saubere Arbeit, das ist dringend nötig!
@Anonymous:
Sie haben es erfasst!
Freundlicher Gruss,
HansPeter Lechner.
P.S.: Wer nicht mal den Mut hat, seinen Namen zu nennen, der kann von mir - selbst beim besten Willen! - schlicht nicht ernst genommen werden. :-((
Klare Worte aus der CVP, inhaltlich gleich wie die Argumente der SP. Wer sich fragt: - kann aus der SVP wirklich etwas Gutes für das Volk kommen ? - der wird sich dieselbe Antwort geben müssen, wie immer.