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Stephan Reich,
- Mikael Vogel
Everest & Morphine
16. März 2014 | 15:00 – 15:30 Uhr
Mitwirkende
Veranstalter
Art der Veranstaltung
Lesung
Beschreibung:
Neue Lyrik im Verlagshaus J. Frank | Berlin mit Stephan Reich und Mikael Vogel
Es ist mehr als die Verortung der uns in "Everest" begegnenden geografischen Punkte, die dieses Debüt auszeichnet – Stephan Reichs Gedichte sind Verortungen menschlichen Zusammenlebens, sozialer Interaktionen, Fehlfunktionen. Die gewählten Orte sind dabei abseits bekannter Pfade zu finden – Orte, die doppelte Böden haben, Reibung erzeugen, Störfeuer zünden und in andere Räume verweisen. Stephan Reichs Gedichte unterziehen diese Orte einer Analyse, die ohne eine Absicherung des Bekannten auskommt, die zu einer Expedition in das Abseitige aufruft. Ob im japanischen Wald der Selbstmörder, Aokigahara, ob in Qualaday in der nördlichen Kandahar-Provinz, im russischen Nischni Nowgorod oder in virtuellen Räumen wie virtualeternity.com – die Orte, die in Reichs Gedichten einen Rahmen setzen, sind stets solche, an denen Menschliches und Unmenschliches kollidieren.
Diese Gedichte führen zu einem Lesen ähnlich einer Verschiebung von Linsenelementen bei Fotokameras: Was sich dem Leser zunächst als Panorama präsentiert, wird in Stephan Reichs Texten zu einem immer kleiner werdenden Bildausschnitt, der das Epizentrum des jeweiligen poetischen Personals einkreist, um so die wunden Punkte offenzulegen, an denen sich eine Ausweitung menschlicher Erfahrbarkeit vollzieht. Insofern ist Everest zu verstehen als Titel, der auf Extreme verweist – auf die Extreme menschlichen Handelns und unmenschlichen Agierens.
Stephan Reich, geboren 1984 in Kassel. Studium der Germanistik, Anglistik und Soziologie in Münster, lebt und arbeitet in Berlin. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, 2010 und 2013 Finalist beim 18. bzw. 21. Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin.
Morphine sind die stärksten natürlichen Schmerzmittel, Analgetika, die eingesetzt werden, um die biologische Funktion akuter Schmerzen, und bei chronischen Schmerzen das Schmerzempfinden zu lindern, um psychische und soziale Ursachen von Schmerz behandeln zu können. Was Mikael Vogel in seinem neuen Gedichtband "Morphine" entwirft, ist allerdings nicht eine Poetik der Beruhigung, der Betäubung – es ist eine Poetik der Aufregung, der Aufreibung. Morphine ist eine Erzeugung und Abbildung neuralgischer Punkte: Mikael Vogels Gedichte zeigen Schmerzpunkte, Schmerzfelder, Schmerzwelten auf und anstatt sie oberflächlich zu behandeln, sie zu überdecken, rücken die Morphine das Schmerzempfinden in den Mittelpunkt des Erlebens. Hierbei strahlen diese Gedichte in alle Gliedmaßen des Lesens aus: Die Referenzweite und die persönliche Umdeutung der Sprachlichkeit sowie das Infragestellen und Anklagen menschlicher Interaktionen, machen diese Morphine auch zu einem diagnostischen Werkzeug. Mikael Vogels Gedichte sind ein Antidot des Verdrängens, ein Gegenmittel zur Betäubung, ein Bekenntnis zum Schmerz. Zur unnachgiebigen Erkundung der Bedingungen und Möglichkeiten von Realität.
Mikael Vogel, 1975 geboren, schreibt Gedichte und Prosa. Er hat 2002 das Hermann-Lenz-Stipendium erhalten und neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften (u.a. manuskripte, wespennest) und Anthologien bislang drei Gedichtbände veröffentlicht: "Kassandra im Fenster" (gemeinsam mit Friederike Mayröcker und Bettina Galvagni), Offizin S. Meran, 2008; "O Wildnis Dunkelheit! – Nachtgedichte", Offizin S. Meran, 2009 und "Massenhaft Tiere", Verlagshaus J. Frank | Berlin, 2011. Zwei seiner Gedichte hat Friederike Mayröcker in die Liste ihrer 25 Lieblingsgedichte aufgenommen.
Es ist mehr als die Verortung der uns in "Everest" begegnenden geografischen Punkte, die dieses Debüt auszeichnet – Stephan Reichs Gedichte sind Verortungen menschlichen Zusammenlebens, sozialer Interaktionen, Fehlfunktionen. Die gewählten Orte sind dabei abseits bekannter Pfade zu finden – Orte, die doppelte Böden haben, Reibung erzeugen, Störfeuer zünden und in andere Räume verweisen. Stephan Reichs Gedichte unterziehen diese Orte einer Analyse, die ohne eine Absicherung des Bekannten auskommt, die zu einer Expedition in das Abseitige aufruft. Ob im japanischen Wald der Selbstmörder, Aokigahara, ob in Qualaday in der nördlichen Kandahar-Provinz, im russischen Nischni Nowgorod oder in virtuellen Räumen wie virtualeternity.com – die Orte, die in Reichs Gedichten einen Rahmen setzen, sind stets solche, an denen Menschliches und Unmenschliches kollidieren.
Diese Gedichte führen zu einem Lesen ähnlich einer Verschiebung von Linsenelementen bei Fotokameras: Was sich dem Leser zunächst als Panorama präsentiert, wird in Stephan Reichs Texten zu einem immer kleiner werdenden Bildausschnitt, der das Epizentrum des jeweiligen poetischen Personals einkreist, um so die wunden Punkte offenzulegen, an denen sich eine Ausweitung menschlicher Erfahrbarkeit vollzieht. Insofern ist Everest zu verstehen als Titel, der auf Extreme verweist – auf die Extreme menschlichen Handelns und unmenschlichen Agierens.
Stephan Reich, geboren 1984 in Kassel. Studium der Germanistik, Anglistik und Soziologie in Münster, lebt und arbeitet in Berlin. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, 2010 und 2013 Finalist beim 18. bzw. 21. Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin.
Morphine sind die stärksten natürlichen Schmerzmittel, Analgetika, die eingesetzt werden, um die biologische Funktion akuter Schmerzen, und bei chronischen Schmerzen das Schmerzempfinden zu lindern, um psychische und soziale Ursachen von Schmerz behandeln zu können. Was Mikael Vogel in seinem neuen Gedichtband "Morphine" entwirft, ist allerdings nicht eine Poetik der Beruhigung, der Betäubung – es ist eine Poetik der Aufregung, der Aufreibung. Morphine ist eine Erzeugung und Abbildung neuralgischer Punkte: Mikael Vogels Gedichte zeigen Schmerzpunkte, Schmerzfelder, Schmerzwelten auf und anstatt sie oberflächlich zu behandeln, sie zu überdecken, rücken die Morphine das Schmerzempfinden in den Mittelpunkt des Erlebens. Hierbei strahlen diese Gedichte in alle Gliedmaßen des Lesens aus: Die Referenzweite und die persönliche Umdeutung der Sprachlichkeit sowie das Infragestellen und Anklagen menschlicher Interaktionen, machen diese Morphine auch zu einem diagnostischen Werkzeug. Mikael Vogels Gedichte sind ein Antidot des Verdrängens, ein Gegenmittel zur Betäubung, ein Bekenntnis zum Schmerz. Zur unnachgiebigen Erkundung der Bedingungen und Möglichkeiten von Realität.
Mikael Vogel, 1975 geboren, schreibt Gedichte und Prosa. Er hat 2002 das Hermann-Lenz-Stipendium erhalten und neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften (u.a. manuskripte, wespennest) und Anthologien bislang drei Gedichtbände veröffentlicht: "Kassandra im Fenster" (gemeinsam mit Friederike Mayröcker und Bettina Galvagni), Offizin S. Meran, 2008; "O Wildnis Dunkelheit! – Nachtgedichte", Offizin S. Meran, 2009 und "Massenhaft Tiere", Verlagshaus J. Frank | Berlin, 2011. Zwei seiner Gedichte hat Friederike Mayröcker in die Liste ihrer 25 Lieblingsgedichte aufgenommen.