central park : grammophon

16. Februar 2012

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foxtrott : 0.15 – Im Central Park zur Mittagszeit ein betender Mann, Moslem, Rikschafahrer, der Höhe 61. Straße unter einer mächtigen, weitverzweigten Ulme kniet, vielleicht unter einem jener Bäume, deren Setzlinge im Jahr 2008 nach Oregon geschickt wurden, um sie dort groß zu ziehen und wieder nach Manhattan zurückzuholen. Das klagende Singen der Kinderschaukeln. Ein Eichhörnchen hetzt über eine Wiese. Bald kauert das Tier in der Nähe des betenden Mannes, scheint ihn zu beobachten. Ich könnte jetzt warten, bis der Mann mit seinem Gebet fertig geworden ist. Ich könnte mich zu ihm in seine Rikscha setzen. Wir könnten gemeinsam durch den Park fahren. Ich könnte ihm eine Geschichte erzählen. Ich könnte erzählen, dass ich gerade eben noch in einem Cafe gehört hatte wie eine junge, lustige Mutter von ihrer Absicht berichtete, ihren Sohn, der noch nicht geboren worden ist, mit dem Namen Grammophon zu versehen. Das ist eine wirklich aufregende Geschichte, die ich tatsächlich sofort erzählen sollte. Ich sollte den jungen Mann weiterhin fragen, ob er mir vielleicht erklären wolle, weshalb es lebensgefährlich für mich werden könnte, sobald ich mich öffentlich kritisch fragend über Mohammed, den Propheten, äußern sollte. Vielleicht würde der junge Mann bremsen, vielleicht sich unverzüglich von seinem Fahrrad schwingen. Wir würden uns auf eine Bank setzen und Geschichten erzählen von Grammophonen, von Propheten und wie es ist, im Winter Rikscha zu fahren. Ich würde ihm vielleicht eine weitere jener Geschichten erzählen, die ich seit Wochen auf Fährschiffen suche, und vom Schnee, den ich als Kind fangen wollte. Ja, so könnten wir das machen, sofort, gleich wenn der betende Mann sich erheben wird. – stop

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