Vielleicht Vogelkrallen auf den Dachziegeln. Vielleicht das Brüllen des Ochsen auf der Weide. Etwas hat mich geweckt, ein wenig früher als gewöhnlich. Ich liege allein im Bett, stehe auf: für heut hat der Schlaf sich fortgestohlen, wickle mich in den Bademantel, setze Teewasser auf in der Küche. Moritz’ Schritte über mir aus seinem Zimmer, ein ruhiges Hin und Her. Die Tasse in der Hand, stelle ich mich ans Fenster und trinke. Das Tal unten liegt verborgen von schwerem Nebel. Muschelweiß und erstaunlich rund der Tagmond über den Löwensteiner Bergen, während hinterm Haus die Sonne aufgeht, munter, ja: ungetrübt. Vor den Bergen die Ebene, weit hingestreckt: Äcker, Wiesen, Dörfer und Äcker und Wiesen. Moritz’ Zimmertür knarrt leise. Seine Schritte im Bad oben. Das Bett wird noch warm sein von meinem Körper, wenn er gleich unter den Decken verschwindet.
- von Sudabeh Mohafez
in zehn zeilen