Und ich weiß nicht

Im Schatten unterm Khakibaum sitzt sie auf einem niedrigen Holzbett im Hof. Ihre Töchter haben Kissen hinausgetragen und ihr den rostroten Teppich auf die Bretter gelegt. Sie trägt die große, eckige Hornbrille ihres Mannes, der vor Jahrzehnten gestorben ist. Ihre Haare sind eisengrau und hinterm Kopf in zwei spillerige Zöpfe gebunden, ihr schwarzer Rock ist wenig über knielang, ihre Beine stecken in dicken, grauen Nylonstrümpfen. Langsam saugt sie an der Wasserpfeife, spricht selten, lächelt viel, trinkt starken Tee aus dünnen, goldgeränderten Gläsern. Wenn sie später aufsteht und ins Haus geht, tut sie es wie ein Seemann: schmal und winzig wankt sie auf rundesten O-Beinen bedächtig von rechts nach links. Sie hat, so viel steht fest, keinen Namen, denn alle rufen sie immer nur Mamanjoun, >Mütterchen, und man hat mir nicht gesagt, wo sie begraben liegt.

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