||| TOTALE INSTITUTION | CLASH OF CULTURES | MÉMOIRE | AMNESIE | NACHBEMERKUNG | RELATED | KLANGAPPARAT
TOTALE INSTITUTION
Wie Kasernen und Schulen , Gefängnisse und Altenheime verweigert auch das Krankenhaus den objektiven Blick . Es ist dies ein charakteristisches Attribut von “totalen Institutionen” , wie sie der Soziologe Erving Goffman für diese black boxes ( und quasi eigengesetzliche Zonen der Zurichtung ) beschrieben hat . An solchen Orten wird konzentriert , was oder wer sich gesundheitlich , sozial , ökonomisch dem Allgemeinwohl entgegen steht . Mag sein , dass HIER geheilt und geholfen wird , gelehrt und bekehrt , dem Taumelnden Zuflucht und Stütze geboten : Jedenfalls gib es keinerlei topische oder fotografische Chance , der Überdeterminiertheit zu entgehen .
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CLASH OF CULTURES
An Wiens “Allgemenien Krankenhaus” ( AKH ) treffen auf einem Riesenareal die Bauten dreier Epochen und Stile unvermittelt aufeinander : 1. die Pavillon- Bauten der Einzelkliniken um 1900 , welche ( verhindert durch den Krieg 1914/18 ) ursprünglich das gesamte Gelände zwischen Spitalgasse und der Stadtbahn Michelbeuren medizinisch hätten erschliessen sollen ;
2. die Ende der 60er Jahre nach allen Regeln funktionaler Modernnität errichteten Südgarten- Kliniken ( von einem Garten umgben versammeln sie sämtlich Psychiatrischen Institute , Ambulanzen und Krankenstationen ) ; 3. der zweitürmige Bunker aus Beton und braunen Aluminium , welcher als Riesenbau weithin sichtbar ist und ( fast ) sämtliche somatischen Stationen beheimatet .
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MÉMOIRE
Während man unmittelbar an der Spitalgasse die Fin- de Siècle- Bauten des famosen Franz Berger heute mit allem Chi- Chi , viel weisser Farbe und teurem Messing Touristen- tauglich renoviert , lässt man die alten , im Zentrum des Areals unvermittelt mit den Objekten jüngerer Bauphasen konfrontierten alten Gebäude auf brutale Art verfallen . Stein um Stein verwesen sie dem absehbaren Abriss entgegen ; die Zeit wird das Ihrige dazu beitragen , eine endgültige Schleifung zu rechtfertigen .
Dabei herrscht – anders als es der dekrepide Zustand es suggeriert – in der einst stolzen “1. medizinischen Klinik” , aus welcher Gelehrte wie Sigmund Freud hevorgegangen sind , noch heute Hochbetrieb . Wobei bezeichnend ist , welche im Bewusstsein der Gesunden Welt beharrlich verdrängten Patientengruppen in diesen Verfallsobjekten Behandlung finden : die aufwändig zu betreunde ( ambulante ) Dialyse- Klientel . Und – einem weit verbreiteten Ondit gemäss , Aids- Kranke .
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AMNESIE
Mag sich alldies inzwischen geändert haben , ist eine – zumindest zeitweise – symbolische Kongruenz von Bauzustand und “Patientenmaterial” nicht zu leugnen . Allerdings würden solche symbolischen Korrespondenzen zwischen dem Zustand der verfallenden Baulickeiten und jeglicher Therapie- Einrichtung sich sofort und massgeschneidert einstellen : Man mag zwar das Areal meiden , man mag die Demolitiosfirmen avisieren : den historisch gewachsenen sowie ästhetisch Überdeterminiertheiten ist an diesem Ot nicht beizukommen .
Das moderne Zentralspital mit seinem hohen Durchsatz an Operationen , Thearpien und Patienten erfordert die sofortige Tilgung der Spuren eines Individuums . Es gibt sich damit das Aussehen eines Ortes der Geschichtslosigkeit , quasi “frisch bezogen” , für jedem eintreffenden Patienten ( be )handlungsbereit . Der Altbestand indes generiert einen ständigen Zweikampf zwischen Kräften einer historischen und individuellen “Mémoire” einerseits und zum andern dem hygienischen Hang zur Amnesie .
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NACHBEMERKUNG
Die Fotografien sind Détailaufnahmen eines einzigen Gebäudes , welches über einen Monat hinweg zu definierten Tag- und Nachtzeiten , bei unterschiedlichsten Lichtverhältnissen sowie mit diversen Typen Analogfilm ( Technical PAN etc ) angefertigt wurden . Sie unterstehen ausnahmslos unserem Copyright ( czz ) .
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RELATED
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KLANGAPPARAT
Den heutigen “Klangpapparat” tragen wir nun bereits zu lange im Rucksack der empfehlenswerten Musikalien , als dass es ein weiteres Verhehlen dieser hoch energetischen Ein- Mann- Arbeit noch duldete . Schliesslich ist Minimal- Tech nicht alleinseligmachend , doch dudelt in anderen Genres viel Hardcore- Krach und gesichtsloses “Chillout”- Mittelmass im CC- freien Klangraum der Netlabels herum . Entsprechend ist die heute vorgestellte Release dazu angetan , qua Ausnahme die Regel zu bestätigen . Denn was Tom McNab aka Sliptone ( UK , MySpace ) mit seiner EP “Funkagent 1” ( Budabeats ) vorlegt , ist eine fetzige Mischung aus Jazz , Funk , Latin und Electronixx , die manchem müden Lazarus schleunigst wieder auf die Tanzbeine hülfe .
Ohne grosse Prätention & Komplikation serviert , lösen Sliptone’s hörbar aus intensiver Praxis herrührenden Tunes die vielen leeren Versprechungen anderer ( auch kommerzieller ) Musikmacher scheinbar leichthändig ein .
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- von Christiane Zintzen
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