“Was mich verwundert, dass in keinem der relevanten Lyrik-Internet-Magazine das Thema “Google” thematisiert wird. Ich gebe zu, die Thematik ist rechtlich schwierig. Aber wie sollen wir Autoren künftig Geld verdienen, wenn unsere Texte frei zugänglich sind?
Kurze Informationen zum “Heidelberger Appell” beim SWR gestern in der Tagesschau
Am 27. April findet hierzu eine Informationsveranstaltung im Literaturhaus München statt.
Infos bei Ver.diDer Verband deutscher Schriftsteller (VS) informiert auf seiner Website über das Urheberrecht im Allgemeinen und zum Thema Google im Besonderen.
Bei Heise findet sich ein höchst lesenswertes Interview mit dem großartigen Urheberrechtsfachmann Wolfgang Schimmel, Justiziar von Ver.di.
Über den VS kann man denken, was man will. Einige Landesverbände scheinen in der Dauerkrise zu stecken. Fest steht, dass es ohne einen starken VS um die Rechte der Autoren in Deutschland sehr viel schlechter bestellt wäre. Ich kann nur jeden Autor auffordern, dem VS beizutreten, und das nicht nur, weil ich im Landesvorstand Baden-Württemberg bin, sondern, weil ich davon überzeugt bin, dass wir eine möglichst starke Lobby brauchen. Siehe Google.”
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Hi hab,
Da ich das gerade bei Matthias Kehle gelesen habe… Wäre es nicht einmal interessant, im litblogs-Kreise dieses Google-Settlement zu diskutieren? Ich habe meine Titel ja umgehend freigeben und auch die Titel der Edition sind ähnlich online recherchierbar. Mir ist unklar, warum die Autoren hier einigen Cents Verwertungspauschale nachweinen, wo es doch dank Digitalisierung künftig eine deutliche Demokratisierung im Bibliothekswesen geben wird und damit auch mehr Leser für Titel, die nicht auf Fanghöhe im Regal stehen. Dass die Verwertungsgesellschaften jammern und den Autoren entsprechend irreführende Ratschläge geben, verwundert nicht. Aber die Autoren? Verstehen die eigentlich, was Google tatsächlich gestattet werden soll und was nicht?
LG
Benjamin
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hallo benjamin, (liebe czz)
ein anderer text (thorsten krämer, Appellare humanum est) erschien kürzlich hier
http://der-goldene-fisch.de/ping/archives/628
die “Demokratisierung im Bibliothekswesen”, im wissenschaftlichen, sehe ich allerdings auch ganz konkret. aber das ist ein open access thema und hat mit googlebooks wenig zu tun …
ich persönlich, muss ich gestehen, habe zu dem ganzen, grossen komplex noch keine konturierte meinung. (bewusst habe ich allerdings bei google noch keine etkbooks eingestellt, da mir alles noch zu unsicher schien und immer noch scheint. libreka! schien mir da zumindest die kontrollierbarere lösung. libreka allerdings hat andere probleme …
von wem matthias kehle spricht, wenn er schreibt
“Aber wie sollen wir Autoren künftig Geld verdienen, wenn unsere Texte frei zugänglich sind? ” ist mir schleierhaft. denn geld verdienen tun sicher nur die wenigsten schriftsteller damit. (und ob ich die gut finde?). der rest läuft unter symbolpolitik … prinzipiell: schaue ich auf das problemgewebe aus sicht des
- autors
- lesers
- bibliotheksmenschen
- verlags
und da kommen jeweils unterschiedliche positionen raus …
viele grüsse, allerseits
hab
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Hi Christiane & hab,
ich fänd es spannend. Ich habe eigentlich bei dieser Google-Geschichte lediglich das Bauchweh, dass sie kontextsensitive Werbung schalten dürfen. Denn genau damit verdienen sie und bauen ihr Search-Monopol weiter aus. Die Frage nun: Kann man damit leben oder nicht, etc.
mfg
Benjamin
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bin auch absolut für eine solche diskussion , werte herren ,
weil mir der alarmismus des börsenvereins , der verwertungsgesellschaften etc schwer auf die nerven geht und ich denen KEINE sekunde lang abnehme , sie handelten da im sinne der autoren . WO , bitte , liegen denn die margen ?! – eben !
reuss & Co machen die autoren völlig kirre , keiner spricht von den jeweiligen eigeninteressen , die er verfolgt .
hier wird aus mannigfaltigen ecken und winkeln “haltet den dieb !” geschrieen …
best , Eure czz
ps : hier wäre noch (m)ein link zur ö- situation
http://www.zintzen.org/2009/02/17/verwertungsgesellschaften-schutzschilde-gegen-google-booksearch/
angeblich soll das agreement ja vor einem new yorker gericht angefochten werden, microsoft hätte das mitfinanziert, scheint aber angesichts der eigenen finanzlage langsam ins wanken zu geraten (wired , slashdot) .
Ich kenne genügend Autoren, die einen erklecklichen Teil ihres Einkommens aus dem Verkauf von Büchern bestreiten. Klar, dass es denjenigen, die Nischen-Literatur schreiben (zu diesen Autoren gehöre ich selbst), im Prinzip wurscht ist, was im Internet zu finden ist. Im Gegenteil: Die “Klein-Autoren” sind leider aus egoistischen Gründen oft darauf erpicht, ihre Texte möglichst oft im Netz zu finden.
es gibt diese autoren, richtig. nun aber zu nischentexten, -autoren und -verlagen (ich behaupte: hier findet innovation statt; ich versuche jetzt also mal aus dieser kaum beachteten sicht, was denn literatur sein und werden kann, zu argumentieren): die entwicklungen auf dem buchmarkt (auch teilweise: der vermittlungsinstanzen) sind deutlich angezeigt. das sortiment hat für diese noch weniger platz. logisch, dass das web ein attraktiver standort für derlei ist. und logisch, dass wahrnehmung (von autoren, texten etc.) nicht zuletzt von ihnen selbst erzeugt werden muss. das funktioniert m.e. aber weniger über sporadische leseproben, sondern über das zurverfügungstellen und kontextualisieren von poetischer arbeit. (egoismus tönt mir da etwas zu abwertend). (“charismatische”) autorschaft ist schon oder wird gemacht. für solcherlei nischenproduktion, die auch buchproduktion sein kann, fällt – bei kleinauflagigen dingen – selbst durch digitales vorhandensein der texte, die für ihr buchpendant (vor allem aber: für leser) werben, wohl unterm strich mindestens so viel ab, wie es durch nichtexistenz zustande käme. das ist vielleicht eine etwas gewagte these. ich leite die aber aus eigener buchkäufer*- und auch verlegererfahrung ab. möchte also sagen: der chor der kritiker (mit lobby) ist lautstark, vielleicht aber auch ein wenig deshalb, weil – wie sagt man heute? – der “long tail” (in dem – geert lovink zufolge – innovation passiert) noch nicht gut organisiert (oder desinteressiert) ist … (google/books ist aus dieser sicht dann vielleicht nur noch ein problembausteinchen in einem ensemble von interessenkonflikten, hat aber, weil eindeutig identifizierbar, den schwarzen peter gezogen …)
Passend dazu finde ich gerade einen Sonderpodcast zum Thema beim »Literaturcafé«. Urheberrechtsexperte Matthias Spielkamp (iRights.info) erläutert die nicht nur seiner Meinung nach unzulässige Vermischung der Themen Open Access und Google Book Search im Heidelberger Appell.
Neu war mir, das bereits Software existiert, die es ermöglicht, die per Google Book Search durchsuchbaren Titel bis zu 80% automatisiert in Teilen herunterzuladen und dann auf dem eigenen Rechner zum eBook zusammenzusetzen. Dies freilich widerspricht den Nutzungsbedingungen des Dienstes, fällt in die gleiche Kategorie wie Ladendiebstahl und kann IMHO höchstens als Argument herangezogen werden, dass Google hier technisch nachrüsten sollte.
Und ebenfalls passend dazu hier ein Beitrag der Frankfurter Rundschau, der erläutert, wie Open Access entstanden ist und warum das Konzept von elementarer Bedeutung ist und bleibt.
nun aber mal: eine umfassende diskursgenese bei hor.de. so akribisch hab ichs bis jetzt noch kaum gesehen … fragt sich nur, wer das mal sauber sortiert und bewertet … (womit wir wieder mitten im thema sind …)