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Im Zeichen des Bösen

Im Zeichen des Bösen

Eine vergleichende Rezension der drei Vertonungen des ersten DÄMONENKILLER-Romans.

Im Juli des Jahres 1973 erschien in der Heftromanreihe VAMPIR HORROR-ROMAN ein Werk des Schriftstellers Ernst Vlcek. Die Geschichte trug den Titel „Im Zeichen des Bösen“ und war der erste Band einer Serie um den Dämonenkiller Dorian Hunter. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, dass die Serie sehr viel Ansehen bei der Leserschaft genoss und bekam bald eine eigene Serie. Unter dem Titel DÄMONENKILLER wurde einer der ambitioniertesten und anspruchvollsten Horror-Heftromanserien überhaupt vermarktet.
Aufgrund einiger Indizierungen und sinkender Verkaufszahlen wurde die Serie im Jahr 1986 endgültig eingestellt. Y
Dennoch barg der Stoff eine Menge Potenzial, was auch das Hörspiellabel EUROPA erkannte und sich entschloss, neben ihren äußerst erfolgreichen Serien LARRY BRENT und MACABROS, eine weitere Hörspielserie für Erwachsenen herauszubringen.
Das war der Startschuss für den DÄMONENKILLER im Hörspiel.
Insgesamt fünf Folgen sind veröffentlicht wurden, bevor die Serie im Zuge der Einstellung von LARRY BRENT und MACABROS eingestampft wurde.
Nachdem der Zaubermond-Verlag Ende der 90er Jahre die Serie in Form edler Hardcover neu auflegte und auch die Hörspielbranche zu Beginn des neuen Jahrtausends neu belebt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich wieder ein Label für die Abenteuer Dorian Hunters zu interessieren begann.
Im Jahr 2007 erschien dann ein einmaliges DÄMONENKILLER-Hörspiel von Nocturna Audio, welches eigentlich die Pilotfolge einer ganzen Serie sein sollte. Schlussendlich fällte der Inhaber des Zaubermond-Verlags, Dennis Ehrhardt, die Entscheidung, die Serie in Eigenregie zu führen, so dass im August 2008 eine weitere Hörspielversion des ersten DÄMONENKILLER-Romans herausgegeben wurde.
Der Kunde und Hörer steht nun wieder einmal vor der Qual der Wahl. In diesem Artikel möchte ich die drei Hörspielversionen ein wenig näher unter die Lupe nehmen und einen direkten Vergleich anstellen.

1984 brachte EUROPA eine gut 43 Minuten lange Hörspieladaption heraus, die sich teilweise erheblich vom Roman unterschied. So beginnt das Hörspiel direkt mit einer Szene, in welcher der wahnsinnige Vukujev eine junge Frau den Dämonen von Schloss Lethian ausliefert. Erst danach schwenkt der Fokus auf den Bus mit der illustren Reisegesellschaft, zu der auch Dorian und seine Frau Lilian gehören. Die Reisenden lernen Vukujev auch nicht erst im Dorf Asmoda kennen, bei EUROPA hat der Irre sogleich die Funktion des Busfahrers übernommen. Der Part des Bauernmädchens Anja wurde komplett herausgenommen, beziehungsweise in die Rolle der Laya umgeschrieben, die noch im Wirtshaus stirbt. Darüber hinaus wurde der gemeinsame Geburtstag der Brüder aus unerfindlichen Gründen auf den 30. November verlegt, statt, wie im Roman auf den 14. Juli. Der kurze Auftritt des Fürsten der Finsternis, Asmodi, wurde komplett gestrichen. Der gravierendste Unterschied zur literarischen Vorlage allerdings besteht in der Besetzung. Im Heft ist Vukujev ungefähr neunzehn Jahre alt, und auch die Gräfin von Lethian wird zunächst als sehr junge, hübsche Frau beschrieben. Im Hörspiel wurde Vukujev durch Jürgen Thormann verkörpert, der seinen Part auch wunderbar irre spielt, sich aber nicht wie ein Junge von knapp zwanzig Jahren anhört, sondern wie ein gesetzter Mann Mitte Vierzig. Nicht minder genial ist Gisela Trowes Interpretation als Gräfin von Lethian; aber auch sie hört sich nicht an wie eine junge Frau; was nichts daran ändert, dass ihr Auftritt unvergessen bleiben soll. Dennoch ist es H.G. Francis (alias Frank Sky) gelungen, den Geist des Romans in seinem Skript einzufangen. YBegleitet wird die Handlung durch Horst Frank als Erzähler, der bei LARRY BRENT und MACABROS häufig die Bösewichte verkörpern durfte. Die Hauptrolle erhielt Peter Lakenmacher, der Dorian sehr souverän und ausdrucksstark darstellte. Heidi Berndt hat Lilian Hunter gesprochen und dem Charakter die nötige Lebendigkeit verliehen. Dorians Bruder Landrop wurde von der Hörspiellegende Andreas von der Meden verkörpert. Natürlich kam auch der Humor nicht zu kurz, so dass die gespannte Atmosphäre immer wieder durch einen Spruch aufgelockert wurde, ohne dass es albern wirkte. Die Sprecher agierten unter der Regie von Heikedine Körting, die ein sehr stimmiges, nicht allzu langes Gruselhörspiel produzierte, mit einem klaren, geradlinigen Erzählstil, das auch nach 25 Jahren nichts von seinem Reiz verloren hat.
Hinzu kommt die bekannte Musik des Tonstudios EUROPA, die des Öfteren auch in LARRY BRENT- und MACABROS-Produktionen zu hören ist, und dort schon für die richtige Gruselatmosphäre sorgte.
Die Titelillustration auf dem Booklet des Hörspiels zeigt das Original-Cover, welches auch auf dem Heftroman zu sehen war. Beim Hörspiel hingegen wurden die nackten Brüste, züchtig durch eine Fledermaus bedeckt, wohl um die jüngeren Kunden, die damals immer noch die Hauptzielgruppe der Hörspiele waren, zu schützen.
Das 1984 produzierte Hörspiel wurde im Zuge der „Rückkehr der Klassiker“ im Jahr 2000 neu aufgelegt.

Doch es sollte noch sieben weitere Jahre dauern, bis Nocturna Audio sich dem Stoff annahm und eine Einzelfolge herausbrachte, die als DÄMONENKILLER Edition 21 betitelt wurde. Susa Gülzow schrieb das Skript und führte auch die Regie, wobei die werkgetreueste Vertonung von „Im Zeichen des Bösen“ herauskam. Lediglich die Rolle des Asmodi wurde stark gekürzt und zu Beginn des Hörspiels leitet der Erzähler Stephan Schwartz die Geschichte mit einigen erklärenden Worten ein. Die Sprecherauswahl erfolgte äußerst sorgfältig, und sämtliche Rollen, wurden dem Roman entsprechend besetzt. Vukujev wurde dieses Mal von Konstantin Graudus verkörpert, dem man den jungen Mann durchaus abnimmt, wenngleich das Wahnsinnige dieses Charakters eher durch albernes Gekicher und spleenige Ausdrucksformen dargestellt wird. Gräfin von Lethian wird sehr angenehm und einfühlsam von Isabella Grothe gesprochen, die der Figur mehr als gerecht wird. Dorian Hunter wird einmalig, willensstark und „very british“, mit der nötigen Portion trockenen Humors, von Sascha Rotermund gespielt, den man sich gut in der Rolle vorstellen kann. YEbenso überzeugend ist Tina Eschmann als Lilian, welche die Paranoia und die Hysterie der jungen Frau sehr glaubhaft rüberbringt. Für ein düsteres Gruselhörspiel ein wenig zu harmlos plaudert hingegen Stephan Schwartz als Erzähler über die aktuelle Handlung. Die „Edition 21“ ist ein sehr dialoglastiges, aber nicht minder stimmiges Hörspiel, welches mit 73 Minuten Spielzeit das Medium der CD auch optimal ausnutzt. Hinzu kommt eine sehr klangvoller Titelsong, gesungen von Ava Winter. Der restliche Soundtrack bleibt meistens im Hintergrund und ist nur selten zu hören. Dafür vermitteln die realistischen Effekte ein angenehmes Gefühl von Authentizität. Erstklassig ist auf jeden Fall die Aufmachung. Für die Titelillustration und das Coverartwork zeigt sich Mark Freier verantwortlich, der ein düsteres Motiv entwarf. Für den Innenteil des aufklappbaren Begleitheftes und für die CD selbst, wurde ein kunstvolles Gemälde des Schlosses derer von Lethian gewählt.

Wem ein bombastischer, rhythmischer Soundtrack wichtig ist, der wird bei der neuesten Vertonung von Zaubermond-Audio fündig. Das Label des Zaubermond-Verlags hat keine Kosten und Mühen gescheut und konnte sogar Joachim Witt dafür gewinnen, einen eigenen Titelsong zum Hörspiel zu schreiben. Die weiteren Musikstücke stammen von MoorlandMusic, sowie den Musikern Gene Hunt und Marcel Schweder. Zum Teil wurden die harten, elektronischen Technostücke aber etwas zu laut eingespielt. Das Hörspiel selbst hat es wahrlich in sich. In Sachen Inhalt unterscheidet sich das Skript von Marco Göllner zum Teil erheblich vom Inhalt. Den Machern war es wichtig gleich zu Beginn, auf den starken Zyklencharakter einzugehen. Daher beginnt das Hörspiel mit einer Szene, in der Dorian den Antiquitätenhändler Helnwein besucht, der eigentlich erst im zweiten Roman auftritt. Im Gegensatz zu den ersten beiden Hörspielen, arbeitete Göllner mit vielen Szenenwechseln und Zwischenspielen. Immer wieder wird die Handlung von kurzen Dialogen zwischen Dorian und Helnwein unterbrochen, denn der Dämonenkiller erzählt dem Antiquitätenhändler quasi die Geschichte des ersten Romans. Daher wurde auf einen allwissenden Erzähler gänzlich verzichtet. Wie bei EUROPA wurde auch hier auf die Rolle der Anja verzichtet. Die Gräueltaten, die sie durch Asmodi ertragen musste, wurden hingegen auf Lilian übertragen. Insgesamt gesehen ist die Zaubermond-Version um einiges düsterer und trostloser als die beiden Vorgänger und verzichtet daher auch weitestgehend auf den Humor. YDie Ausdrucksweise ist wesentlich drastischer und orientiert sich dahingehend sicherlich auch an einschlägigen Filmen des Genres. Darüber hinaus setzten die Macher auf den Bekanntheitsgrad der Schauspieler. Als Vukujev brilliert Martin Semmelrogge, der als Vorzeigirrer wieder einen erstklassigen Job macht, auch wenn er ebenfalls nicht mehr als ganz junger Mann durchgeht. Die Gräfin Anastasia von Lethian wird dieses Mal sehr erotisch und eindrucksvoll von Bea Kopyto verkörpert. Dorian Hunter wird von Thomas Schmuckert gesprochen, der hörbar in seiner Rolle aufgeht und auch in zukünftigen Rollen diesen Part spielen wird. Schmuckert ist ein raubeiniger, kompromissloser Dämonen-Killer, was bereits in dieser Folge klar herausgestellt wird. Dieses Hörspiel ist außerdem das Einzige, in dem Asmodi persönlich auftritt und nicht nur namentlich erwähnt wird. Klaus Dieter Klebsch liefert eine derart geniale Darbietung, dass man als Hörer nur froh sein kann, dass sein Part durch diverse Einschübe erheblich größer ausgefallen ist, als im Roman. Weitere bekannte Namen aus Hörspiel- und Filmproduktionen sind Udo Schenk, Santiago Ziesmer und Iris Artajo. Letztere spricht Lilian Hunter nicht minder einfühlsam wie ihre Vorgängerinnen. Natürlich sorgen auch hier die Effekte für ein angemessenes Gefühl der Authentizität. Für die Aufmachung konnte erneut Mark Freier gewonnen werden, der den Hörspielen auch äußerlich einen düsteren Touch verleiht und klar zu verstehen gibt, dass Leute mit schwachen Nerven hier nichts verloren haben.

Fazit:

Die EUROPA-Version ist natürlich Nostalgie pur, hat aber bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Trotz einiger Kürzungen des Romans, kommt der Inhalt des ersten Dämonenkiller-Abenteuers perfekt zur Geltung, vor allem Dank der stimmungsvollen Musik und den genialen Hauptdarstellern Peter Lakenmacher und Gisela Trowe.

Wer mehr Wert auf eine werkgetreue Umsetzung des Stoffes legt, sollte zu dem Hörspiel von Nocturna Audio greifen. Hier wurden die Rollen ihren Charakteren im Roman entsprechend besetzt. Vor allem Sascha Rotermund als Dorian Hunter und Tina Eschmann als seine Ehefrau Lilian sind einfach grandios. Dafür ist der Erzähler Stephan Schwartz recht gewöhnungsbedürftig. Der Soundtrack ist unauffällig und flackert nur ab und zu im Hintergrund als Begleitmusik auf, ohne im Gedächtnis haften zu bleiben. Ganz im Gegensatz zum Titelsong von Ava Winter. Die Aufmachung ist die mit Abstand kunstvollste.

Ein ausdrucksstarker Klangteppich ist die Stärke der Hörspieladaption von Zaubermond-Audio, auch wenn die Musikstücke den Sprechern manchmal die Schau zu stehlen versuchen. Mit Klaus Dieter Klebsch als Asmodi, Martin Semmelrogge als Vukujev und Thomas Schmuckert als Dorian wurden erstklassige Schauspieler für die Hauptrollen verpflichtet. Der Tenor dieses Hörspiels ist der mit Abstand düsterste, was nicht jedermanns Sache sein dürfte. Auch äußerlich passt sich das Hörspiel diesem Eindruck an. Abgerundet wird das akustische Vergnügen mit einem Singletrack von Joachim Witt.


28. Aug. 2008 - Florian Hilleberg
Genre: Hörspiele

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