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Professor Challenger – Das Genie im Schatten von Sherlock HolmesSein Körperbau, seine Wucht und furchteinflößende Erscheinung waren einmalig. Er hatte einen enormen Kopf, den größten, den ich je bei einem Menschen sah. Ich bin gewiß: Falls ich gewagt hätte, seinen Zylinderhut aufzuprobieren, so wäre der mir bis auf die Schultern gesunken. Er hatte ein Gesicht und einen Bart, die mich an einen assyrischen Bullen erinnerten; das erstere gerötet, der letztere so schwarz, dass er fast blau wirkte, spatenförmig und wellig bis zur Brust reichend. Sein Haar trug er eigenartig, vorn in einer langen gebogenen Locke über seine massive Stirn geklebt. Die Augen, blaugrau, unter großen und schwarzen Büscheln, blickten sehr klar, sehr kritisch und sehr gebieterisch. Sonst sah man oberhalb des Tisches nur noch seine weit ausladenden Schultern und einen Brustkorb wie ein Faß, sowie zwei riesige, mit langen schwarzen Haaren bedeckte Hände. Dies alles und eine gewaltige Donnerstimme waren mein erster Eindruck von dem berüchtigten Professor Challenger.![]() Die vergessene Welt erschien im Jahr 1912. Ein Jahr später, und drei Jahre nach der fiktiven Expedition nach Südamerika, kommt es zu einem erneuten Zusammentreffen der vier Kameraden, denn Challenger hat mit Schrecken erkannt, dass die Erde auf einen kosmischen Giftstrom zusteuert. Dank mehrerer Sauerstofftanks, gelingt es Challenger, seiner Frau Jessie, Summerlee, Roxton und Malone das Ende der Welt (auch: Im Giftstrom, The Poison Belt) unbeschadet zu überleben. Eine geplante Hörspielfassung für das Radio wurde abgelehnt, denn die Autofahrt durch das verwüstete England führte durch eine Gegend, die gerade von deutschen Raketen versehrt worden war. Im Vorwort zur deutschen Ausgabe von Professor Challenger und das Ende der Welt aus dem Bastei Lübbe Verlag von 1981 zitiert Michael Görden den englischen Produzenten John Dickson Carr: Wenn eine Geschichte so überzeugend ist, dass eine wissenschaftliche Gesellschaft sie ernst nimmt und eine Radiogesellschaft sie für so realistisch hält, dass man ihre beeindruckendsten Szenen nicht senden kann, bedarf es keiner weiteren Bestätigung ihrer überragenden Wirkung. Auch wenn die Geschichte eine gänzlich andere Richtung als Die vergessene Welt einschlägt ist The Poison Belt von beklemmender Intensität und Eindringlichkeit, auch wenn gerade zu Beginn der Geschichte der typische Humor Doyles hervorragend zu Tage tritt. 1926 wurde die Erzählung Das Nebelland (The Land of Mist) veröffentlicht. Dort recherchieren Edward Malone und Challengers Tochter Enid in Sachen Geister und Spiritismus und können letztendlich auch den alten Skeptiker G.C. Challenger von der Existenz der Gespenster überzeugen. Immerhin lag dieses Thema auch dem Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle seit jeher sehr am Herzen, war er doch selbst Mitglied mehrerer spiritistischer Zirkel. Am Ende der Geschichte heiraten Enid Challenger und Edward Malone übrigens, auch wenn über ihr weiteres gemeinsames Leben nichts bekannt wurde. Irgendwo zwischen Science-Fiction und Fantasy ist die nächste Geschichte mit Challenger angesiedelt, die als einzige nicht aus der Sicht von Edward Malone geschildert wurde. Als die Erde schrie beziehungsweise Die Erde schreit (When the World Screamed) beschreibt ein Experiment Challengers, in dem er den Erdkern anbohren lässt, um der Erde die Existenz von Professor George Edward Challenger bewusst zu machen. Ein Unterfangen, dass dem Kauz vortrefflich gelingt. Sir Arthur Conan Doyle publizierte diese Geschichte im Jahr 1928. Die Desintegrationsmaschine (The Desintegration Machine) wurde im Jahr 1929 veröffentlicht, ein Jahr vor dem Tod des Autors. Professor Challenger, der eigentlich an einer wichtigen Gegendarstellung zum Thema der larvalen Entwicklung tropischer Termiten arbeitet, und Malone besuchen einen Wissenschaftler, der eine gefährliche Maschien entwickelt hat, mit der Gegenstände und Lebewesen in ihre Atome zerlegt und wieder zusammengesetzt werden können. Der dubiose Erfinder beabsichtigt seine Desintegrationsmaschine der meistbietenden Nation zu verkaufen. Obwohl Challenger von der Technik des Geräts sichtlich beeindruckt ist, kann er dies natürlich nicht zulassen. In dieser Geschichte, die zehn Jahr vor dem zweiten Weltkrieg angesiedelt ist, warnt Doyle bereits eindringlich vor der schrecklichen Gewalt von Massenvernichtungswaffen und beweist damit eine ähnliche visionäre Weitsicht, wie seine Autorenkollegen H.G. Wells und Jules Verne. Die Abenteuer von Professor Challenger bezeugen, dass Arthur Conan Doyle das Handwerk der Unterhaltungsschriftstellerei perfekt beherrschte und es verstand, nicht nur kurzweilige Detektivgeschichten zu schreiben, sondern auch durchaus anspruchsvolle Science-Fiction- und Abenteuergeschichten. Quellen: Arthur Conan Doyle, Die vergessen Welt, 5. Auflage, München 1977 Arthur Conan Doyle, Professor Challenger und das Ende der Welt, Bergisch Gladbach 1981 http://www.epilog.de/ ![]() 29. Mai. 2009 - Florian Hilleberg Genre: Literatur [Zurück zur Übersicht] |
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