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Nürnberger AutorentreffenWie schreibt man Drehbücher? Und was macht eigentlich eine gute Roman-Szene aus? Zum inzwischen achten Mal lud Ursula Schmid-Spreer zum Nürnberger Autorentreffen ein. Das Seminar bot Vorträge über Schreibhandwerk, Verlagssuche und den Markt für phantastische Literatur, ferner gab es Lesungen und viel Raum für Gespräche mit Autorenkollegen.Als Referenten waren Oliver Pautsch, Titus Müller und Klaus N. Frick geladen, die den rund 80 Teilnehmern Einblicke in ihre Arbeit gewährten. So stellte Pautsch anhand einer Kurzgeschichte und des daraus entstandenen oscarpremierten Kurzfilms "Ein einfacher Auftrag" dar, wie sich der Text auf dem Weg zum Drehbuch veränderte. Außerdem lernten die Zuhörer von ihm, was "Bügelfernsehen" bedeutet: Es handelt sich um Fernsehserien für Leute, die nebenher ihre Hausarbeit erledigen. Die Dialoge müssen dabei so geschrieben werden, dass die Zuschauer nichts verpassen, auch wenn sie gerade ihre Wäsche bügeln und nicht auf den Bildschirm gucken können. So entstehen Gespräche wie dieses: "Was bügelst du denn da gerade?" "Ich bügele meinen blauen Pullover." Das von Schreibratgebern vielzitierte Gesetz "Show, don't tell" gilt für das Bügelfernsehen also gerade nicht. Ein Drehbuchautor benötigt offenbar einen langen Atem. Pautsch wies darauf hin, "dass von zehn Stoffen nur einer gemacht wird". Außerdem dauere es von der ersten Drehbuchfassung bis zum Drehbeginn drei bis fünf Jahre. Vor allem müsse man als Autor aber darauf gefasst sein, dass der eigene Text niemals so erhalten bliebe, wie in der ersten Drehbuchfassung: "Viele Autoren sagen, nicht das Schreiben ist der wichtigste Teil, sondern das Ändern." Titus Müller, der gewissermaßen zum "lebenden Inventar" des Autorentreffens gehört, sprach über das Thema "Szenen im Roman". Er riet den Autoren zum "Eintauchen in die Szene" und erzählte über seine Sammlung von Alltagsbeobachtungen, die er regelmäßig notiert, eine umfangreiche Stoffsammlung für Romanszenen. Für jede Szene müsse sich der Autor drei Fragen stellen: - Wer will was? - Was passiert, wenn er es nicht bekommt? - Warum jetzt? Cliffhanger sind ein weiterer wichtiger Bestandteil von Szenen. "Wenn der Henker sein Beil hebt - dann kann ich mir Zeit lassen" , verriet Müller. Wer wissen wollte, wie ein Cliffhanger funktioniert, dem riet er, einfach mal ins bereits vorgestellte "Bügelfernsehen" schauen: "Vor der Werbepause wird garantiert irgendeine Frage aufgeworfen, die der Zuschauer unbedingt beantwortet haben will." Klaus N. Frick sprach über das Thema Fantasy. Er gab einen kurzen Überblick über die Geschichte der phantastischen Literatur und die Sub-Genres der Fantasy. Anschließend berichtete er von der Fantasy-Serie "Elfenzeit" und von der schwierigen Suche nach guten Autoren. Für junge Autoren hatte er den Tipp parat, zunächst bei Kleinverlagen Erfahrungen zu sammeln und sich einen Namen zu machen. Ausdrücklich warnte er die Teilnehmer vor Druckkostenzuschuss-Verlagen. Wer sein Buch unbedingt selbst bezahlen wolle, dem riet er zu "Books on demand". Und noch ein Ratschlag für angehende Fantasy-Autoren: "Fantasy-Leser haben es gern dick. Wenn Sie als Fantasy-Autor Geld verdienen möchten, schreiben Sie alles - aber nicht unter einer Million Anschläge." 17. Mai. 2010 - Petra Hartmann [Zurück zur Übersicht] |
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