Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Übersicht
Neu hinzugefügt
Serien / Reihen
Genres
Leseproben
Bücher suchen
Signierte Bücher Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Bücher > Crime > Arunya-Verlag > Marion Minks > SHERLOCK HOLMES UND DER FALL 666 > Leseproben > Leseprobe 1

Leseprobe 1

SHERLOCK HOLMES UND DER FALL 666
SHERLOCK HOLMES UND DER FALL 666

Marion Minks
Novelle / Crime

Arunya-Verlag
Covergrafik: Shikomo
Covergestaltung: Shikomo
Innengrafiken: Shikomo

BAKER STREET TALES: Band 4
eBook

Nov. 2016, 2.99 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen

Crowley war ein außerordentlich unpünktlicher Mensch, einer der Umstände, die mich nicht für ihn einnahmen.
Er war ein leicht untersetzter Mann mit kahl rasiertem Schädel, der, Sherlock nicht unähnlich, voll pulsierender Energie steckte. Dass er Geldsorgen hatte, sah man ihm nicht an. Sein Anzug entsprach der neuesten Mode und auch sonst machte er einen sehr gepflegten Eindruck.
„Der große Sherlock Holmes“, begrüßte er zunächst meinen Bruder. Er vollführte eine lächerliche Verbeugung, bevor er sich an mich wandte. „Und Sie müssen der exzellente Psychoanalytiker Sherrinford Holmes sein, dem sich mein unglücklicher Freund Felix Mason anvertraut hat.“
Ich nickte, zugegeben, ein wenig geschmeichelt. Sherlock bot ihm unbeeindruckt einen Sessel an, während ich mich wie üblich auf meinen Stuhl ans Fenster setzte und nach Notizblock und Bleistift griff.
„Was führt Sie zu uns, Mister Crowley?“, fragte Sherlock, wobei er unseren Gast aufmerksam musterte.
Crowley nahm eine devote Haltung ein, als er zu einer Erklärung ansetzte. „Ich habe heute Morgen aus der Times vom Tode meines lieben Freundes erfahren und ahne bereits, dass die Polizei aus den freundschaftlichen Banden zwischen Felix und mir falsche Schlüsse ziehen wird. Vermutlich wird man mir vorwerfen, dass ich Schuld an seinem Tod trage und man wird mir Habsucht als Motiv unterstellen. Beides entspricht jedoch nicht der Wahrheit.“ Er zog einen Umschlag aus seiner Tasche. „Dies hier wird Sie sicher interessieren. Es handelt sich um den letzten Brief, den ich vor wenigen Wochen von Felix erhalten habe. Daran lässt sich ermessen, wie übel ihm von seiner Familie mitgespielt wurde.“
Wortlos nahm Sherlock den Brief entgegen und untersuchte in gewohnter Weise zunächst den Umschlag. Dann zog er den Briefbogen heraus und prüfte eingehend das Papier, bevor er den Brief las, den ich hier in seinem originalen Wortlaut wiedergebe:
„Mein lieber Aleister, werter Freund!
Wieder kann ich Dir nur mitteilen, dass all mein Streben bisher nicht – noch nicht – von Erfolg gekrönt war. Oh, wie ich die puritanische Art meiner Tante hasse! Sich ausgerechnet des Bischofs als Komplizen zu bedienen und als Verwalter meines Erbes zu bestimmen war nicht die Idee meines Onkels, sondern die Ihrige und die meines raffgierigen Schwagers! Sie hat es mir gestanden.
Nun hält sie mich weiterhin am Gängelband und versucht alles Erdenkliche, um mich von Dir und unseren Freunden fernzuhalten. Stell Dir vor, sie hat mir den Neffen ihres treuen Dieners Geoffrey als Hausburschen anempfohlen, der in ihrem Auftrag meine Post kontrollieren sollte!
Natürlich habe ich ihn hinausgeworfen, was wiederum zu Missstimmungen führte. Nicht einmal der guten Mrs Taylor traue ich mehr! Von all dem Ärger, den ich zu erleiden habe, stellen sich nun wieder meine Schlafstörungen und verschiedene Missempfindungen ein, die ich freilich mit Pulvern und Tropfen zu therapieren versuche.
Sei gewiss, ich werde nichts unversucht lassen, um mein Erbe zu erhalten, das mir von Rechtswegen zusteht.
Dein ergebenster Freund
Felix“

„Macht es Ihnen etwas aus, mir den Brief bis zur Klärung des Falles zu überlassen?“, fragte Sherlock und reichte den Bogen samt Umschlag an mich weiter.
„Aber nein doch, Mister Holmes! Kann ich also, kann der Orden auf Sie zählen? Nachdem Ihr Ruf den von Scotland Yard noch immer übertrifft, was die Aufklärung von Verbrechen anbelangt, hoffe ich, dass Sie mit meiner Hilfe den wahren Mörder finden und seine Motive aufdecken.“
Sherlock hob die Brauen. „Sie gehen davon aus, dass es sich bei Felix Masons Tod um ein Verbrechen handelt?“
Crowley plusterte sich förmlich auf. „Warum sollte der größte Detektiv aller Zeiten nach dem bösesten Mann der Welt, einem verruchten Magier schicken, wenn nicht um ein Verbrechen aufzudecken?“
Sherlock betrachtete ihn mit ausdrucksloser Miene. „Sie schmücken sich mit falschem Ruhm, Mister Crowley. Im Übrigen möchte ich festhalten, dass Sie um meine Hilfe ersucht haben und nicht umgekehrt. Und außerdem habe ich mittels der Deduktion genügend Erkenntnisse gewonnen, die mich zu unserem Mörder führen werden, ganz und gar ohne Kaffeesatzleserei.“
Crowley überraschte uns mit einem heiter-verständnisvollen, durchaus sympathischen Lachen. „Nichts anderes habe ich von Ihnen erwartet, Mister Holmes!“ Verschwörerisch beugte er sich zu Sherlock hinüber. „Magie, Mister Holmes, ist nichts anderes als die Kunst und die Wissenschaft, auftretende Veränderungen mit der eigenen Willensrichtung in Einklang zu bringen.“
Sherlock legte die Fingerspitzen aneinander und fragte unvermittelt: „Ich nehme an, Sie verstehen unter Magie eine Form der Suggestion. Des Weiteren nehme ich an, dass Sie in ernsten finanziellen Schwierigkeiten stecken. Ihr Freund hatte eine beachtliche Summe zu erwarten. Haben Sie Felix Mason in irgendeiner Weise dazu gebracht, Ihnen Versprechungen zu machen?“
Crowley nestelte nun doch ein wenig verstimmt an seinem Kragen herum. „Hehre Ziele erfordern selbstverständlich entsprechende Mittel. Ich will offen zu Ihnen sein, Mister Holmes. Es ist richtig, dass Felix daran gelegen war, den Ordo Templi Orientis zu unterstützen, und zwar aus freien Stücken heraus. Wir planten, ein Ordenshaus in der Schweiz oder in Italien zu errichten. Leider fehlte dem Orden bisher das Geld.
Der Orden, insbesondere die Lehre Thelema bedeuteten Felix viel. Er sah darin einen Weg, zu sich selbst zu finden und seinen wahren Willen zu ergründen. Doch der Zwang, den seine Familie auf ihn ausübte, hat ihn immer wieder zurückgeworfen, ja regelrecht krankgemacht. Es ging Felix darum, ein spirituelles Wesen zu werden, frei von den Zwängen und Zufällen seiner materiellen Existenz. Um dies zu erreichen, wollte er über sein Erbe frei verfügen.“
„Benötigt Ihr Orden Blut, um magische Rituale auszuführen?“, fragte Sherlock.
„Die Rituale unseres Ordens unterliegen selbstverständlich strenger Geheimhaltung, Mister Holmes“, entgegnete Crowley mit der Ernsthaftigkeit eines Priesters. Dann sprang er auf und rezitierte in theatralischer Weise seine eigene Schrift: „Tu, was du willst. Dies sei das ganze Gesetz. Liebe ist das Gesetz. Liebe unter dem Willen.“
Nachdem weder Sherlock, noch ich irgendetwas erwiderten, begann Crowley, nervös im Kreis zu laufen. „Ich bin, wie Sie sicher wissen, bereits am Dienstagabend aus der Schweiz heimgekehrt und habe am Mittwochmorgen ein Telegramm an Felix geschickt, ohne jedoch von ihm eine Antwort zu erhalten. Leider haben mich wichtige Geschäfte daran gehindert, sogleich nach Chichester aufzubrechen. Wer weiß, vielleicht hätte ich Felix' Tod verhindern können? Oder aber ich wäre selbst Opfer desselben Mörders geworden?“
Sherlock lächelte kühl. „Es wird nicht allzu schwierig sein, den Schuldigen zu überführen, Mister Crowley.“
Crowley setzte sich wieder und lächelte geziert. „Vielleicht darf ich Sie ja demnächst in die thelemische Ethik meines Ordens einführen?“ Dabei bedachte er Sherlock mit einem eigentümlich fordernden Blick, den ich nicht recht zu deuten wusste und der darum Unbehagen in mir auslöste.
„Ich halte nichts von Esoterik, Magie und dergleichen“, antwortete Sherlock. „Das Einzige, was ich wirklich schätze, sind glasklare Logik und ein präziser, nüchterner Verstand. Ich denke, damit wäre alles gesagt, Mister Crowley.“

Shikomo
Shikomo
© http://www.shikomo.de

[Zurück zum Buch]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

Heutige Updates

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info