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Traumzeit-Dämonen

TRAUMZEIT-DÄMONEN
TRAUMZEIT-DÄMONEN

Adrian Doyle
Roman / mystery

Bastei

VAMPIRA: Band 13
Heftroman, 64 Seiten

Okt. 2011, 1.60 EUR

Lightning Ridge, New South Wales
Der Mann mit dem kantigen Gesicht und dem knochig-hager gewordenen Körper erreichte die abgelegene Stadt der Opalsucher kurz nach Mitternacht. Er sah aus wie einer der vielen Hobos und Vagabunden, die ihr Leben lang durch das Outback und die kleineren Städte zogen, weil sie meinten, vom Moloch einer Großstadt verschlungen zu werden. Mittel- und obdachlos schlugen sie sich am Rande der Legalität durch den Tag und die Nacht, lebten fast ausschließlich im Jetzt, selten im Gestern und niemals im Morgen.
Aber dieser Mann war anders.
Er hatte Sydney vor Wochen verlassen, und er spürte, dass er sich dem Ziel seiner Reise mehr und mehr näherte.
Es war ein mystisches Ziel.
Er war ein Mystiker.
Geworden.
Bevor er aufgebrochen war, um dem Ruf zu folgen, war er alles andere als dies gewesen. Ein besonderer Keim hatte seinem längst toten Körper den Traum eines Dienerlebens vorgegaukelt, und er hatte nie etwas anderes getan als diesem Traum zu gehorchen.
Bis –
Virgil Codd blieb unter dem Verandadach der Billigabsteige stehen. Er hatte keinen Cent in der Tasche und würde auch hier, wie überall sonst während seiner Etappen, höchstens aus Barmherzigkeit für den Rest der Nacht ein Dach über den Kopf und ein Bett unter seinen mager gewordenen Körper bekommen.
Er war bereit, jedes Almosen anzunehmen.
Seinen Stolz hatte er mit anderen Untugenden abgelegt. Er genoss das Leben, das sich aus längst vergessenen Winkeln seines Körpers meldete. Mit manchem Zipperlein auch, aber das machte ihm nichts aus.
Er lebte!
Er atmete!
Jahrzehnte war ihm beides nicht vergönnt gewesen. Bis zu Jeff Warners Besuch hatte er das Dasein einer Dienerkreatur gefristet. Erst die seltsame Frucht, die Warner ihm zu "essen" aufgezwungen hatte, hatte diesen Zustand geändert. Virgil Codd war erst seit wenigen Tagen wieder in der Lage, seine lädierten, halb ausgerenkten Kiefer schonend zu bewegen. Und zum ersten Mal überhaupt hatte er heute einen Essensdrang verspürt, der seither unbändig anwuchs.
Kein Blut, hallte es in seinen Schläfen. Nie wieder Blut...
Er betrat das Motel – oder was immer die Wellblechbaracke darstellte.
Überrascht nahm er die eingenickte Frauengestalt hinter der Rezeption zur Kenntnis. Als sich seine Schritte näherten, schrak sie auf.
Virgil Codds Mund formte ein vorsichtiges Lächeln. Der Schmerz blieb aus. Sein Herz klopfte heftiger beim Anblick des freundlichen Gesichts, das ihm keinerlei Vorbehalte entgegenzubringen schien.
Räuspernd sagte er: "Ein Cattle-Train hat mich am Ortsrand abgesetzt. Nun suche ich eine Bleibe bis morgen früh..."
Die Frau taxierte ihn schweigend. Sie hatte sich hinter dem Holzverschlag erhoben, und so konnte sich Virgil Codd seinerseits ein Bild von ihr machen. Ihr blondes Haar war hinten als Pferdeschwanz zusammengefasst – losgelöst musste es eine beachtliche Länge besitzen. Sie hatte ein gelebtes Gesicht, kein verlebtes. In den Fältchen um Mund und Augen lagen Episoden eines etwa vierzigjährigen Lebens, und wer diese "Karte" zu lesen verstand, der empfand auf Anhieb Sympathie für den Menschen dahinter.
Virgil Codd konnte sie lesen – und niemand wunderte sich darüber mehr als er. So vieles an und in ihm hatte sich verändert, seit...
"Wie heißen Sie?", fragte die Frau.
"Virgil", sagte er offen.
"Ich bin Alice. Kommen Sie von weit her, Virgil?"
"Aus Sydney."
"Das ist weiter, als ich je kam", lächelte sie und brachte die Fältchen wie die bunten Steinchen eines Kaleidoskops in ein neues Muster. Sie griff in eine offene Schublade und zog einen Schlüssel heraus. "Einen Moment. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer!"
Virgil Codd senkte den Blick. "Ich fürchte", sagte er leise, "es liegt ein Missverständnis vor. Ich habe kein Geld. Keinen Cent..."
Alice tat, als hätte sie nichts gehört. Oder als hätte sie ihn gehört, sei aber an dem, was er geäußert hatte, nicht interessiert. "Kommen Sie!", wiederholte sie, nun eine Spur bestimmter.
Sie kam hinter der Rezeption hervor, und Codd konnte erstmals richtig erkennen, was für eine tolle Figur sie noch hatte. Nicht dürr oder verhärmt wie manche Frauen ihres Alters. Und auch nicht fett und unförmig, wie das andere Extrem meist ausfiel.
Codd erschrak, als er die Reaktion seines Körpers bemerkte. Sein Glied, das so lange wie tot gewesen war, versteifte so abrupt und nachhaltig, dass er sekundenlang überzeugt war, Alice müsse es bemerken.
Falls sie es wirklich tat, zeigte sie es nicht. Sie lief zwei Schritte vor ihm und sagte warm: "Wenn Sie Hunger haben, bringe ich Ihnen gern noch eine Kleinigkeit vorbei..."
Codd schluckte. Nicht nur dieses Angebot, alles beschämte ihn. Die Tage, die er unterwegs war, hatte er nur mit Männern zugebracht. Immer wenn er irgendwo Anhalterglück gehabt hatte, hatte ein Mann hinter dem Steuer gesessen. Zufall, natürlich. Aber umso heftiger machte ihm die Freundlichkeit einer Frau dieses Formats zu schaffen.
"Danke", sagte er. "Das wäre sehr nett."
Sie nickte lächelnd. Dann erreichten sie die Tür seiner Unterkunft. Alice schloss auf und warf dabei einen Blick in die laue, sternklare Nacht. Sie atmete einmal heftig ein und aus, ehe sie den Schlüssel wieder herauszog und ihn Codd überreichte. "Sie können duschen, wenn Ihnen danach ist. Handtücher liegen bereit. Eine Badewanne gibt es in keinem der freien Zimmer..." Sie zuckte bedauernd mit den Schultern.
"Danke", wiederholte Codd. Er drehte den Knauf und ging ins Innere. Hinter sich hörte er ihre leiser werdenden Schritte.
Eines der Dinge, an die er sich erst gewöhnen musste, war, dass er wieder Licht benötigte, um sich in Dunkelheit zurechtzufinden. Als Kreatur hatte er sich, wann immer es möglich war, in die Finsternis zurückgezogen. Seine angeblichen Allergien – auch gegen übertriebene Helle – waren auf die Jahrzehnte seiner Dienerexistenz zurückzuführen gewesen. Starkes Sonnenlicht hatte ihm zuletzt existenzbedrohend gefährlich werden können.
Davon war nach seiner Rückverwandlung nichts mehr zu spüren. Dennoch hatte er das übertriebene Auskosten gleich in den ersten Tagen mit einem gewaltigen Sonnenbrand bezahlen müssen. Von der Aggressivität der kaum noch ozongefilterten UV-Strahlen hatte er zwar gewusst, aber es hatte ihn nie interessiert, weil er ein ganz eigenes Interesse gehabt hatte, sich diesen Strahlen nie längere Zeit auszusetzen.
Alles hatte sich geändert.
Codd strich mit der Hand über die Wölbung seiner Hose. Schnell wechselte er in den Nebenraum mit dem Bad und schlüpfte aus seinen Kleidern. Sein Glied sprang befreit nach oben, als Codd als letztes den Slip abstreifte und in die Duschkabine stieg. Er hoffte, das kühle Wasser würde seine Erregung etwas dämpfen.
Das Gegenteil war der Fall.
Er stellte den Strahl heißer. Dampf füllte Kabine und Raum.
Die Schritte draußen hörte er erst, als Alice wieder aus dem Badezimmer hinaushuschte.
Verdutzt schob Codd die Duschabtrennung etwas zur Seite und streckte den Kopf hinaus. Dabei sah er, dass seine Kleidung verschwunden war und an ihrer Stelle ein Bademantel deponiert worden war.
Kopfschüttelnd setzte er seine Reinigungsprozedur fort. Er wusch sich ausgiebig den Staub der letzten Tage von der Haut. Als er abgetrocknet den Frotteemantel überzog, hörte er draußen im Zimmer Klappergeräusche.
Stumm nahm er ein benutztes Handtuch, hielt es gezielt vor die immer noch vorhandene "Beule" und wechselte nach nebenan.
Alice strahlte. "Sie sehen aus wie ein neuer Mensch!"
Codd fragte sich, ob er das alles nicht träumte. "Wenn Sie wüssten, wie recht Sie haben... Großer Himmel, ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll..."
"Gar nichts! Setzen Sie sich. Essen Sie!" Sie zeigte auf das mitgebrachte Tablett. "Ich tue es gern."
"Wenn Ihr Chef davon erfährt, wird er Sie hochkant hinauswerfen. Unmittelbar vor oder nach mir!"
Alice schüttelte sehr bestimmt den Kopf. "Das wird nicht geschehen."
"Warum nicht? Ist Ihr Boss ein ebensolcher Menschenfreund wie Sie?"
Nickend sagte sie: "Ich bin der Boss."
Nach dieser Eröffnung fand Codd keinen Grund mehr, nicht zuzugreifen.
Er setzte sich auf das Bett und legte das Handtuch über die Beine. "Wegen der Krümel", erklärte er.
Sie lächelte und setzte sich auf die gegenüberliegende Bettseite.
Codd ging zögernd zu Werke. Er hatte seit einer Ewigkeit keine richtige Nahrung mehr zu sich genommen, und er wusste nicht, wie sein entwöhnter Verdauungsapparat darauf reagieren würde. Zumal seine letzte Mahlzeit etwas gewesen war, über dessen Zusammensetzung er nicht das Geringste wusste. Dass es wie ein Apfel ausgesehen hatte, bedeutete nichts. Es war nie und nimmer ein Apfel gewesen.
"Erzählen Sie von sich", forderte Alice ihn auf. Es war mehr als oberflächliche Neugierde, was sie dazu bewog. Codd erkannte problemlos, dass sie sich einfach für den Menschen vor ihr interessierte. "Sie sind ein interessanter Mann. Wohin wollen Sie? Warum haben Sie Sydney verlassen?"
"Darüber kann ich nicht reden", sagte er. Und dachte: Noch sieben Tage...
"Dann sind Sie ein geheimnisvoller interessanter Mann!", lächelte sie. "Schmeckt es Ihnen nicht?" Sie bemerkte die Zurückhaltung, mit der er kaute und aß.
"Doch, doch", log er.
Das Essen hatte keinen besonderen Geschmack. Die Gründe dafür suchte er jedoch ausschließlich bei sich.
Als er fertig war und das Tablett von sich schob, rutschte ihm das Handtuch vom Schoß, und durch den sich teilenden Mantel schob sich ungewollt die Spitze seines Glieds.
Codd sah es.
Alice sah es.
Statt Empörung legte sich jedoch ein sehr viel verständnisvollerer Zug um ihre Lippen. Sie hob das Tablett auf und stellte es auf dem Nachttisch ab. Ihre Wangen röteten sich, als sie um das Bett herum auf Codds Seite ging und sich vor ihn stellte. Ihre Finger gruben sich wortlos in sein Haar, als sie sein Gesicht gegen ihren Bauch drückte.
"Gut, dass du es auch willst", flüsterte sie kehlig. "Ich wollte dich von dem Moment an, als ich dich sah! Du hast das gewisse Etwas..."
Das hatte sie auch.
Und wie.
Codd sog ihren Geruch und ihre Wärme ein und griff automatisch nach ihren Pobacken, die ihm rund und prall wie das gerade wiedergewonnene Leben erschienen.
"Du weißt, wie man einer Frau das Gefühl gibt, eine Frau zu sein", sagte sie rauchig.
"Ich weiß von alldem nichts mehr", gab er offen zurück.
Sie stockte kurz.
"Das macht nichts", sagte sie dann. "Ich frische deine Erinnerung auf..."
Sie ging vor ihm in die Knie und legte den Schatz unter seinem Bademantel endgültig frei. Fasziniert ließ Codd alles geschehen. Ihre Augen ließen ihn nicht los, während ihre Hände sich kundig mit seiner immer stärker durchbluteten Männlichkeit befassten.
Als er meinte, sich nicht mehr beherrschen zu können, erhob sie sich, streifte das Höschen ab, ohne das Kleid selbst auszuziehen, und setzte sich breitbeinig, ihm den Rücken zugewandt, auf ihn. Feuchte Wärme umschloss sein Glied. Alice stöhnte und begann, mit dem Becken auf und ab zu gleiten. Ihre Hände krampften sich um seine Knie. Seine Hände schlossen sich um ihre großen Brüste, deren Fülle seine eigene Lust mehr und mehr steigerte.
Aber immer wenn sein Stöhnen ihr verriet, dass er kurz vor dem Orgasmus stand, nahm sie das Tempo zurück, wurde langsam bis zum völligen Stillsitzen – um nach gewisser Zeit die Bewegungen wieder zu forcieren und ihn so nach und nach völlig um den Verstand zu bringen.
Als er sich schließlich in sie ergoss, war es wie eine in Jahren aufgestaute Explosion. Sie zerstäubte die letzte verschwommene Erinnerung an sein Untotsein.
Aber er vergaß nie, dass auch seine jetzige Freiheit Grenzen hatte.
Sieben Tage, dachte er. Noch sieben Tage, bis...
Bis was?
Er wusste es nicht.
Er kannte den Ort, der sein Ziel war, aber er wusste nicht, was ihn dort erwartete.
Er wollte es nicht wissen.
Noch nicht.
"Glaubst du, wir könnten das wiederholen?", fragte Alice atemlos. "Ich meine – jetzt gleich...?"

Crossvalley Smith
Crossvalley Smith
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