Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Übersicht
Neu hinzugefügt
Serien / Reihen
Genres
Leseproben
Bücher suchen
Signierte Bücher Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Bücher > Mystery > Bastei > Adrian Doyle > DIE APOKALYPSE > Leseproben > Die Apokalypse
emperor-miniature

Die Apokalypse

DIE APOKALYPSE
DIE APOKALYPSE

Adrian Doyle
Roman / Mystery

Bastei

VAMPIRA: Band 14
Heftroman, 64 Seiten

Nov. 2011, 1.60 EUR

Marillion-Tower, Sydney
"Hätten wir nicht wenigstens vorher anrufen sollen?"
Dawn Semper kontrollierte geübt den Sitz von Make-up und Frisur in der Wandverspiegelung.
Sie konnte zufrieden sein mit dem, was sie sah.
Sie war zufrieden.
"Carlos liebt Überraschungen", widersprach Enrico Morales. Auch der schlanke, südländische Frauenliebling war zufrieden mit dem, was er sah. "Du wirst ihn gleich kennenlernen und begeistert sein. Und er wird noch viel begeisterter sein – er steht auf blonde Augenweiden wie dich!"
Dawn Semper sog das Kompliment auf wie ein trockener Schwamm. Zugleich mimte sie jedoch gelinde Empörung. "Das klingt, als wolltest du uns verkuppeln... Willst du mich schon wieder loswerden?"
"Dich, Baby? Nie!"
Er beherrschte den glaubwürdigen Tonfall aus jahrelanger Übung heraus. Hätte Dawn geahnt, wie dicht an der Wahrheit sie mit ihrer Frage lag, wäre ihr das Make-up geronnen.
Sie hatte Enrico vor drei Tagen am Bondi Beach kennengelernt – dem "Promenadendeck" der Schönen und Reichen. Dawn gehörte selbst zu den "armen Schönen", war aber reich an Ambitionen, dies zu ändern. Dass ihr dazu auch gewagtere Mittel legitim erschienen, hatte sie sich selbst noch nicht hundertprozentig eingestanden. Und dass Enrico in Geld schwamm, war natürlich lediglich eine günstige Schicksalsfügung...
"Hast du's schon mal im Aufzug gemacht?"
Seine Stimme riss sie aus den Gedanken über Carlos, den Enrico ihr als einen seiner besten Freunde angekündigt hatte.
Sie blickte ihn an, um herauszufinden, ob er es ernst meinte.
Das war der Fall.
"Du bist verrückt! Selbst um diese Zeit gibt es genügend andere, die den Lift benützen wol-"
"Es gibt drei, Baby", widersprach er mit einem Vibrieren in der Stimme, das sie endgültig überzeugte, wie ernst es ihm war.
Noch ehe sie etwas erwidern konnte, hieb seine Faust auf den Stoppschalter. Das abrupte Bremsmanöver zwang Dawn in die Knie.
"Rico...!"
"Jetzt hab dich nicht so! Niemand wird Verdacht schöpfen. Es stehen zwei Ausweichlifte zur Verfügung! Und Carlos wird sich wegen einer kleinen Verspätung nichts denken – das ist der Vorteil, dass er von unserem Kommen nichts weiß..."
Er machte einen Schritt auf sie zu und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände.
Er hatte schöne Hände. Sie waren Dawn gleich aufgefallen. Noch bevor er sie das erste Mal verlangend über ihre Haut hatte wandern lassen...
Die meisten Männer ahnten nicht, wie wichtig gepflegte Hände für Frauen waren.
"Trotzdem... Ich – kann das nicht!"
"Du kannst, Baby, ich weiß es! Du machst mich so heiß...!"
Seine Worte gingen ihr durch und durch.
Sie spürte das vertraute, nicht unangenehme Ziehen im Unterleib.
Als er eine seiner Hände in ihr schwindelerregendes Dekolleté schob, hatte er gewonnen.
Dawns Blick tastete noch einmal über die Liftanzeige, die auf "7" stehengeblieben war. Die Kabine hing demnach zwischen dem siebten und achten Stock fest. Enricos Freund wohnte im elften.
Ihre eigenen Hände verselbständigten sich. Sein fordernder Kuss, das Spiel seiner Zunge, der Finger, mit dem er unter ihren engen Slip vorstieß und ihren Schoß auf das Kommende vorbereitete... all das spülte Dawn Sempers Verstand hinweg.
Auch Enricos Atem wurde lauter, gieriger und half, die Kabine mit einem Gemisch eindeutiger Geräusche zu füllen, die dazu beitrugen, dass die freiwillig darin Gefangenen allmählich jede Hemmung abstreiften. Dawn stöhnte auf, als Enrico beide Hände in ihre Pobacken grub, dann etwas lockerer ließ und ihr Höschen mit einem kraftvollen Ruck einfach auseinanderriss, anstatt es ihr behutsam abzustreifen.
Dawn dachte nicht an Protest.
Sie dachte in diesen Minuten nur noch Enricos Manneskraft, die sie mit kaum noch kontrollierbarer Hast aus der Enge seiner Hosen befreite.
Er stöhnte jetzt auch. Anhaltend. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die kühl-glatte Kabinenwand, die teilverspiegelt war, sodass er Dawns Rückansicht und ihr Gesicht genießen konnte, als sie jetzt vor ihm in die Knie gehen wollte.
Aber Enrico hatte anderes im Sinn. Er wollte sich nicht mit etwas aufhalten, was er an anderem Ort und zu anderer Zeit durchaus genießen konnte. Hier und jetzt wollte er nur so schnell wie möglich ans Ziel kommen.
Er hielt Dawn an der Schulter fest, als sie an ihm abwärts rutschen wolle. Sehr bestimmt dirigierte er sie nach seinen Wünschen und veranlasste sie, dass sie ihm den Rücken zudrehte und sich, vorgebeugt, mit beiden Händen gegen die Wand abstützte. Sie bog ihr Kreuz weit durch, sodass sich ihm ihr süßer Hintern auffordernd entgegenreckte.
Enrico ließ sich nicht lange bitten. Er schob ihr Kleid nach oben und legte ihren nackten, einladenden Po frei.
"Komm schon!", keuchte sie. "Komm...!"
Er stieß zu und eroberte ihren warmen, willigen Schoß. Sie bäumte sich ihm halb seufzend, halb schreiend entgegen und –
Der Lift fuhr an!
"Scheiße!", fluchte Enrico, während sein Blick unstet und verständnislos zur Wählleiste glitt.
Das rote Licht brannte immer noch, und auch der Notstoppschalter befand sich unverändert in seiner Position. Zunächst hatte er geglaubt, sie seien aus Versehen dagegen gestoßen und die Kabine hätte sich deshalb wieder in Bewegung gesetzt.
Das war nicht der Fall.
Dawn verkrampfte vor ihm. Sie machte eine reflexartige und löste sich von ihm.
Sekundenlang sahen sie sich völlig indisponiert an.
Schließlich zuckte Enrico die Achseln und verstaute seine bereits erschlaffende Männlichkeit hinter dem Reißverschluss. Auch Dawn ordnete – mehr mechanisch – ihr Kleid und las die Reste ihres Slips vom Boden auf.
Der elfte Stock glitt an ihnen vorbei, obwohl Enrico noch einmal auf den Knopf gedrückt hatte.
"Ich schätze", erklärte er breit grinsend, "jetzt funktioniert gar nichts mehr. Wir haben die Sicherungen durchbrennen lassen...!"
Dawn schwieg verkniffen. Ihr Herz hämmerte immer noch. Ihre Gedanken flatterten. Sie hatte plötzlich überhaupt keine Lust mehr auf einen Besuch.
"Ich will nach Hause", sagte sie.
"Nach Hause...", echote es von den Wänden.
Dawns Miene gefror. "Was war das...?"
"Nach Hause...", wisperte es erneut aus den Wänden.
Enrico blickte mehr gereizt als erschrocken um sich. "Irgendein Spaßvogel", knurrte er. "Vielleicht gibt's hier eine versteckte Kamera..."
Die Vorstellung, beobachtet und belauscht zu werden – auch vorhin schon – lähmte Dawn sekundenlang völlig, während ihr Begleiter einen fast morbiden Gefallen daran zu entwickeln schien.
Die Kabine kletterte höher und höher.
"Mir – wird kalt...", flüsterte Dawn klamm.
Die Temperatur schien tatsächlich zu stürzen, je höher sie gelangten.
"Halt doch endlich das Ding an!" Zum ersten Mal schwang offene Hysterie in ihrer Stimme.
"Wenn du mir verrätst, wie..." Er versuchte ja schon die ganze Zeit, die Elektronik in den Griff zu bekommen.
Umsonst.
Dann hielt der Lift endlich.
Die Anzeige war völlig erloschen.
Nichts rührte sich mehr, und selbst das Kabinenlicht setzte aus.
Dawn hatte das absurde Gefühl, von der Dunkelheit erstickt zu werden.
Vor ihr glitten lautlos die Türflügel auf. Etwas sog die Finsternis wie Rauch in sich auf. Und zerrte auch an den beiden Menschen in der Kabine.
Dawn machte einen Schritt zur Seite und krallte sich in Enricos Arm. "Was –?"
Weiter kam sie nicht.
Ein armdicker Schlauch aus lebendiger Schwärze schnellte auf sie zu, presste sich auf ihren roten Kussmund und zeichnete exakt dessen Konturen nach. Dawn wollte zurückweichen, aber der "Schlauch" machte jede Bewegung mit. Sie musste durch die Nase atmen, um überhaupt noch Luft zu bekommen. Als sie neben sich blickte, sah sie, dass Enrico ebenfalls an einem dieser flexiblen "Schläuche" zappelte, die sich vor ihnen irgendwo im Nichts verloren.
Ihre Augen quollen hervor. Sie versuchte, das Gebilde mit den Händen zu umklammern und wegzureißen. Dabei hatte sie das Gefühl, in einen Schwamm zu greifen. In ein kaltes, pulsierendes, unmenschliches Herz...
Im nächsten Moment stieß etwas zwischen ihre Lippen in ihren Rachen und weiter die Kehle hinab in ihren Bauch.
Der Schmerz grellte durch Dawns Hirn und gebar schwarze Sterne.
Dann zog ihr etwas ihre Gedärme nach oben, und sie roch den Gestank von Erbrochenem.
Als sie einen letzten Blick auf Enrico erhaschte, sah sie etwas durch die lebende Schwärze hindurch aus seinem Mund quellen.
Zugleich bohrte sich etwas in ihre Nase und machte das Atmen auch hier unmöglich.
Dass Sterben Qual war, erfuhr Dawn Semper auf grausamste Weise und ahnte dabei nicht einmal, von wem sie umgebracht wurde.
Etwas, das in grauer Vergangenheit Leben geschaffen hatte, tötete plötzlich. Und je mehr es verschlang, umso unersättlicher und unbezwingbarer wurde es...

Szenentrenner


Von irgendwoher lockte leises Kinderweinen, leises Kinderlachen.
Lilith Eden schauderte.
Der Symbiont an ihrem Körper schwieg. Hatte die "Brosche" aus Storms Laden ihn getötet? Konnte man ihn töten?
Ausgerechnet in dieser Sekunde, an diesem unmöglichen Ort wurde Lilith daran erinnert, dass der Symbiont noch nicht das Geringste über seine Herkunft und verschwindend wenig über seine Möglichkeiten preisgegeben hatte.
Er war ein Erbstück von Liliths Mutter Creanna. Jener Vampirin, die ihre eigene Rasse verraten und den Grundstock zu deren Vernichtung gelegt hatte...
Zum Greifen nah schwebte der schwarze Quader über ihr, dessen kompakte Schwärze wie geronnenes Vampirblut wirkte.
Warmer, lepröser Atem – älter als die Welt – trieb Lilith daraus entgegen.
Wessen Atem?
Ein Hinweis von Beth hatte Lilith in die Druit Street 144 geführt. Zum Marillion-Tower, einem Hochhaus, das ausschließlich von Verrückten, Enthemmten und Mördern bewohnt zu sein schien.
Das Schlimmste aber war Lilith hier oben im ehemaligen Penthouse begegnet. Eine den Atem verschlagende Dämonie. Etwas, das die Realität der Penthouse-Wohnung förmlich "ausgeknipst" und durch das unwirkliche Szenario sonnendurchglühten Outbacks ersetzt hatte!
Lilith spürte, dass sie sich immer noch im Penthouse aufhielt, denn ihre Füße berührten nicht die holprige Felsschicht, die ihre Augen ihr vorgaukelten. Ihre Füße standen auf Teppichboden.
Die Impulse des Totems, das sie in Esben Storms Laden gefunden hatte, wollten sie dazu verführten, in den schwebenden Klotz zu tauchen. Und auch der Quader selbst lockte, als ob er auf die Impulse des Totems antwortete.
KOMM! klang eine körperlose Stimme in Liliths Gedanken auf. KOMM ZU UNS! WIR SIND DIE WAHRHEIT. VERGISS DIE LÜGE DEINER BISHERIGEN EXISTENZ! KOMM ZU UNS, BRUDER!
Bruder...?

Lilith versuchte sich aus dem Bann der knöchernen "Brosche" zu befreien. Es gelang ihr nicht. Die Schwärze wuchs wie ein Berg vor ihr auf. Ihr Gesicht berührte bereits die eisige Sphäre, hinter der es von fremdartigem, in kein Muster zu pressendem Dasein wimmelte...
... und in diesem Moment zersplitterte die Illusion wie ein Mosaik auseinanderdriftender Steinchen.
Das wahre Gesicht ihrer Umgebung kehrte zurück!
Lilith stand zehn Schritte von der Tür entfernt, durch die sie das Penthouse betreten hatte. Der helle Ton einer Glocke lenkte ihren Blick nach rechts, wo sich die Aufzugstür öffnete und –
Vorbei!
Sie stand wieder im Outback.
Wieder im Schatten des Gebirges aus Dunkelheit.
Aber – sie machte den Schritt, der sie in den Untergang geführt hätte, nicht mehr.
Sie hörte die Schreie!
Sie hörte und fühlte die Qual der Sterbenden, die aus dem Lift gezerrt, deren Fleisch von den Knochen geschält und deren Knochen zermalmt wurden.
Jetzt!
In diesem Moment!
Vor, neben, hinter oder unter ihr wurde gestorben!
Der Einfluss des Totems über sie erlosch. Aber sein immer noch anhaltendes Wispern weckte heiße Wut in Lilith.
Verfluchter Banguma! dachte sie. Verfluchter Esben Storm, der mich WIEDER hereingelegt und kaltlächelnd dem Untergang geweiht hat...!
Der Zorn auf den verschollenen Aboriginal beflügelte sie. Lilith beschloss, das Sterben zu vertagen.
Die ewige Nacht des Quaders oder das, was in ihm schwamm, schien zu spüren, dass das sicher gewähnte Opfer im Begriff stand, einen Rückzieher zu machen. Vor Lilith schnellte etwas aus dem dunklen Vorhang. Etwas, das wie ein narbiger, furunkelübersäter, eiternder Arm aussah, aber keiner sein konnte. Es war nur der Abdruck eines Dings, das dort, woher es auf Lilith zustieß, keine Form besaß. Teil eines Wesens, das einem Gott näherstand als einem Menschen.
Ein Wondjina, durchfuhr es Lilith eisig, während sie seitlich auswich und dann mühsam, Schritt für Schritt, von dem Quader fort ging. Ein Wesen vom Anfang der Schöpfung.
Überbleibsel aus der Zeit des Beginns...
Liliths Gedanken gerieten ins Stocken. Sie spürte, dass sie bei einer elementaren Frage angelangt war. Einer Frage, die sie seit langem beschäftigte.
Diese Frage lautete:
GIBT ES WIRKLICH DEN EINEN GOTT?
Und was war mit den anderen Göttern? Jenen der Hindus und Buddhisten, der Indianerstämme in den Regenwäldern des Amazonas, auf dem nordamerikanischen Kontinent, in Afrika und im Eis der Arktis. Was war mit den SCHÖPFERWESEN und deren SCHÖPFUNG?
Konnte es sein, dass so grundverschiedene Religionen nebeneinander funktionierten, ohne sich zu überlappen und zu bekämpfen?
Lilith fröstelte, als sie begriff, dass Krieg unter Andersgläubigen herrschte. Ein sehr realer, sehr blutiger Krieg!
Aber was sie wirklich beschäftigte, war: Konnte es sein, dass das, was allgemein als "Schöpfung" bezeichnet und verstanden wurde, in Wahrheit die Summe aller noch so unterschiedlichen Schöpfungen war?
Dass es die Schöpfung nicht gab, sondern nur ein Konglomerat von Kräften, die sich normalerweise nicht gegenseitig in die Quere kamen...
Normalerweise.
Hier, in Sydney, war es geschehen.
Genauer: auf dem Grundstück 333, Paddington Street! Dort waren elementar verschiedene Schöpfungen aufeinandergeprallt, die der Wondjinas und...
UND WAS?
Lilith schüttelte den Kopf, dass ihr mähniges Haar flog.
"Ich bin ein Banguma! Ewig ist die Qual eines Schattens...!"
Lilith wünschte, die Schwarze Flamme, hinter der sie Esben Storm vermutete, in die Finger zu bekommen.
Aber der Banguma war nicht da. Nur das Totem, das sie in Storms Laden an ihr Mimikrykleid gesteckt hatte.
Immer mehr Arme und andere, menschlichen Extremitäten nachempfundene Gliedmaßen stießen aus dem nachtschwarzen Quader. Zugleich glaubte Lilith immer noch das Echo der Schreie jener beiden Menschen zu hören, die der Lift hier oben ausgespien hatte.
Sie atmete auf, als sie sah, dass für die von Geschwüren entstellten Glieder eine unsichtbare Grenze bestand, die sie nicht zu überschreiten vermochten. Doch die Erleichterung zerstob, als der Klotz das Problem löste, indem er sich auszudehnen begann!
Schnell!
Warum hatte er es vorher nicht getan?
War er sich Lilith zu sicher gewesen?
Oder wuchs er, weil ihm aus dem Lift gerade neue... Nahrung zugeführt worden war...?
Das Totem ist schuld!
Ein aberwitziger Verdacht stieg in Lilith auf: Konnte es sein, dass die schemenhaft hinter der Schwärze erkennbaren Wesen nicht sie selbst, sondern die "Brosche" wollten...?
Es war ein Traumzeit-Artefakt. Reagierten sie auf dessen Ausstrahlung – auf die äscherne Aura, die es um Liliths Körper wob...?
Liliths Hand zuckte nach oben.
Jetzt, da sie dem Einfluss des Totems widerstand, wollte sie Nägel mit Köpfen machen. Vielleicht gab es ein Entkommen aus dieser Illusion, wenn sie die "Brosche" den Dämonen zum Fraß vorwarf...
Sie erkannte ihren Irrtum.
Es gab nichts mehr, was sie hätte opfern können, um sich zu retten. Das knöcherne Totem war vom Kleid verschwunden. Nur die – größer gewordene? – weißglimmende Stelle auf der Haut des Symbionten war noch sichtbar...!
Lilith fluchte.
Sie ließ sich auf Hände und Füße fallen, weil sie so ein besseres Gefühl für den immer noch vorhandenen Boden des Penthouse hatte, während ihre Augen weiter hitzedurchtostes Outback vorgegaukelt bekamen.
Der Quader blähte sich ihr immer noch entgegen. Lilith spürte Verzweiflung, als sie die Möglichkeit in Betracht zog, dass die "Brosche" sie nicht ins Verderben hatte reißen wollen, sondern die ganze Zeit geschützt hatte!
Jetzt war sie verschwunden. Vielleicht von der Magie dieses Ortes zerstört.
Lilith kappte die Kette der Spekulationen. Es war keine Zeit dafür. Sie musste diesen Ort – diese Ebene – verlassen. Musste versuchen, in tiefere Stockwerke zu gelangen, wo der verderbliche Einfluss der dämonischen Manifestation zwar auch schon erkennbar gewesen, aber wenigstens die reale Dimension erhalten geblieben war...
Sie schloss die Augen, obwohl die Schwärze des Quaders wie eine Wand auf sie zukroch. Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren, als sie die Bewegungen rekapitulierte, die sie seit Betreten des Penthouse – zunächst noch im Bann des Totems – ausgeführt hatte.
Sie glaubte selbst nicht, dass es funktionieren könnte.
Aber dann ließ sie die Lider geschlossen und bewegte sich auf den Koordinaten, die ihr Gedächtnis ihr lieferte.
Sie schaltete jeden Gedanken an das Böse im Quader aus. Sie weigerte sich daran zu denken, dass sie sich möglicherweise dem Bösen näherte, statt ihm zu entfliehen.
Sie musste es riskieren. Sie –
– stieß gegen eine unsichtbare Tür!
Eine geschlossene Tür.
Lilith unterdrückte jede Panik. Sie richtete sich an dem Hindernis auf, tastete nach dem Knauf, fand ihn und drehte daran.
Die Tür sprang auf. Liliths Augen sprangen auf.
Hoffnungsvoll.
Das Outback war verschwunden. Aber vor ihr gähnte wieder das Nichts einer ausgeblendeten Realität. Und hinter ihr... rückte der dämonische Block näher, glühte die Sonne über einer Wüste, die so vielleicht zu Zeiten der Schöpfung existiert hatte...!
Lilith durchschritt die Tür. Sie tastete mit den Händen Wände entlang, von denen sie hoffte, dass sie wirklich dem Treppenhaus angehörten. Dass sie nicht auch nur eine Täuschung waren, die sie auf verzerrten Wegen doch noch in den Untergang führen sollten...

Crossvalley Smith
Crossvalley Smith
© http://www.crossvalley-design.de

[Zurück zum Buch]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info