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Für mich ist Hörspiel nicht nur einzigartig, sondern auch das ideale Medium.Interview mit Johanna Steiner, geführt von Florian Hilleberg am 15. Jun. 2010.Hallo Johanna, erzähl doch mal was über dich. Wer bist du und was machst du beruflich? Ich bin Hörspielmacherin, das heißt ich schreibe Hörspiele und führe Regie. Das steckt alles noch sehr in den Kinderschuhen, aber da soll es zumindest hingehen. Ich habe viele Ideen und Pläne, ich sehe große Chancen für den Hörspielmarkt und hoffe, ein Teil davon zu sein. Ich bin erst 26 und hab gerade fertig studiert, hab aber neben Studium und Job immer wieder kleinere Hörspiele produziert. Buchstabier mir LKW. War dann der erste größere Versuch, was ich so kann. Du arbeitest ja ebenfalls für das Label Lauscherlounge. Was genau ist dort deine Aufgabe? Seit meinem Uniabschluss arbeite ich fest bei der Lauscherlounge in Sachen Programmentwicklung und Veranstaltungsmanagement. Ich führe aber natürlich weiter Hörbuchregie, und mache im Moment auch Regieassistenzen bei anderen Hörspielprojekten. Ich bin schon seit vier Jahren bei der Lauscherlounge und liebe den Verlag von ganzem Herzen. Ich liebe es, auf Veranstaltungen zu fahren und mich mit den Fans zu unterhalten, ich verkaufe unsere Produkte gern und helfe gern den Leuten einen schönen Abend zu bereiten. ![]() Für mich ist Hörspiel nicht nur einzigartig, sondern auch das ideale Medium. Es wird häufig als die kleine blöde Schwester von Film oder Theater gehandelt, und das ist in meinen Augen nicht nur ungerecht, sondern auch falsch. Sowohl Film als auch Theater sind auf visueller und auditiver Ebene explizit. Das Hörspiel gibt nur ein Audio-Signal und im Kopf läuft der Film ab. Es sind unsere eigenen Bilder und Räume, die entstehen, und so ist es am Ende ein ganz persönlicher, individueller Film für jeden Hörer. Das mag ich. Dass ich mit Musik, Geräuschen und ein bisschen Sprache, Welten in den Köpfen der Hörer entstehen lassen kann. Dass es kaum Grenzen gibt. Und dass noch lange nicht alles probiert wurde. Wie ist die Idee zu einem eigenen Gratis-Hörspiel entstanden? Ich höre gerne und vor allem viele Hörspiele, aber was mir immer fehlte, waren Geschichten jenseits der Blockbuster-Liga. Geschichten ohne Dunkelelfen, ohne Serienmörder, ohne dunkle Geheimnisse oder Weltuntergänge. Ich höre so was gern, keine Frage, aber ich wollte ausprobieren, ob auch kleine, leise Geschichten gehört werden. Ich kann auch, glaub ich, nix anderes. Buchstabier mir LKW. War das erste, was ich je ernsthaft geschrieben habe, und ich ging nicht davon aus, dass es jemanden interessiert. Ich dachte, wenn ich es gratis mache, hören es vielleicht doch Leute. Hat auch geklappt. Du hast ja im Vorfeld mit einem Trucker über sein täglich Brot gesprochen. Doch warum gerade ein Hörspiel über LKW-Fahrer? Das ist Tom Astors Schuld! Der hat ein großartiges Lied geschrieben Buchstabiere LKW und das hab ich gehört, und es ging mir nicht mehr ausm Kopf. Erstens, weil der Titel so cool ist, und zweitens, weil das Lied davon erzählt, dass das Truckerleben so anders ist als man denkt, nämlich trist und hart. Und dann ließ mich das nicht mehr los. (Dass das Hörspiel nun Buchstabier mir LKW. heißt statt Buchstabiere LKW, liegt einfach nur daran, dass ich mit den Songtitel falsch gemerkt habe...) In der Produktion sind äußerst talentierte und namhafte Sprecher zu hören. Wie gestaltete sich die Suche nach den geeigneten Schauspielern? Ich hatte von Anfang an den Plan, mit unbekannten Stimmen zu arbeite. Ich wollte keine die deutsche Stimme von-Orgie feiern, sondern die Geschichte und die Authentizität in den Vordergrund stellen. Das vergeht oft, wenn man die Stimmen so gut kennt, weil man sofort Nebenassoziationen hat zu Filmrollen oder anderen Hörspielcharakteren. Also habe ich auf einer Online-Jobbörse für Schauspieler eine Anzeige geschaltet, kriegte neunzig Zuschriften samt Hörprobe innerhalb von drei Tagen, und hörte und hörte und hörte. Die Rolle Achim hatte ich auch ausgeschrieben, musste aber merken, dass diese Figur für mich einfach mit Detlef Bierstedts Stimme belegt ist, und dann fasste ich mir ein Herz und rief ihn an. Und er sagte sofort ja, und ich bin ganz glücklich. Und offenbar hilft es promotechnisch doch ne ganze Menge, zumindest e i n e deutsche Stimme von... dabei zu haben. ![]() Scham. Ich dachte: Oh Gott, morgen ist die Release Party, und im Internet gits auch schon Werbung, wie komme ich da wieder raus, ich kann das nicht veröffentlichen, das ist viel zu schlecht. Wer zum Teufel hat diesen Dreck geschrieben? Ich weiß nicht, ob das normal ist. Für mich ist es zumindest verständlich. Man verliert nach fünf Jahren Arbeit (neben Studium und Job wohlgemerkt) irgendwann das Gefühl für die Sache. Als ich dann bei meiner Release Party saß und den Leuten zusah, wie sie mein Hörspiel hörten, und an den richtigen Stellen lachten und an den richtigen Stellen ganz still waren, dachte ich: Hm, da funktioniert doch was.. Wie finanziert sich ein solches Projekt? Keine Ahnung, wie das andere machen - ich hab gespart. Es gab wenige Ausgaben: die Sprecher arbeiteten ohne Gage, die Studios wurden mir auch kostenfrei zur Verfügung gestellt, Musik- und Ton-Department haben das auch einfach so gemacht. Ganz viele haben in Wort und Tat das Projekt unterstützt. Ich hatte nie kommerzielle Interessen, es war immer als Versuch angelegt, und das war von Anfang an allen klar. Kosten entstanden lediglich durch die Release Party, den Postkartendruck und die Buttonproduktion. Das ging auf meine Kappe. Wie geht es weiter? Planst du ähnliche Projekte? Ich will weiter Hörspiele machen. Ich glaube, dass ich mir die Gratis-Nummer nicht noch mal erlauben kann, weil es mittlerweile so viele Gratis-Hörspiele gibt, und ich auch gerne in Zukunft meinen Sprechern und Crewleuten etwas zahlen können will. Ich schreibe schon am nächsten Hörspiel, und werde das, wenn es fertig ist, Verlagen anbieten und hoffen, dass es jemand wagt. ![]() Eine sehr schöne Frage. Also: ALLES von Michael Koser. Professor van Dusen, Der letzte Detektiv, Cocktail für zwei er ist der Meister. Er schreibt wundervolle Dialoge voller Witz und Charme, er recherchiert so genau und überrascht mich immer wieder. Er hat Figuren geschaffen, die mir so ans Herz gewachsen sind wie wenige fiktive Charaktere sonst. Ich liebe es einfach. Dann noch DODO, was von der Lauscherlounge ist, aber ich habe gar nix mit der Produktion zu tun und stecke da überhaupt nicht mit drin. Ich liebe DODO, weil es verrückt und anarchisch ist, verdammt lustig, extrem spannend und einfach anders. Es macht einfach so viel Spaß, Ein brillantsn Radio-Hörspiel ist Moment, das wird Sie interessieren von Stefan Weigl. Ich habe selten in 45 Minuten so extreme Gefühlsbäder durchlebt wie beim Hören dieses Hörspiels. Es ist so real und so absurd zugleich. Wahnsinn. Was ist dir persönlich wichtig? Worauf kommt es dir im Leben an? Ich habe lange nachgedacht, was ich hier antworten soll. Was nach Möglichkeit halbwegs wahr ist, aber nicht abgedroschen klingt. Mir ist nichts eingefallen. Deswegen jetzt doch abgedroschen: mir ist es wichtig, offen zu bleiben. Den Blick zu behalten für die Menschen in meinem Umfeld, für die Merkwürdigkeiten des Lebens und für neue Wege. Nicht festzufahren in irgendwas. Zumindest nicht ohne Absicht. So in etwa? Liebe Johanna, vielen Dank für das interessante Interview und viel Erfolg für die Zukunft. Vielen Dank für das Interesse das ehrt mich sehr! [Zurück zur Übersicht] |
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