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THOMAS WAWERKA - Meine Projekte wachsen über Jahre hinweg.

Interview mit , geführt von Alisha Bionda am 28. Mar. 2011.


Dieses Interview ist Teil der Kolumne:

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A. Bionda
98 Beiträge / 29 Interviews / 31 Kurzgeschichten / 5 Artikel / 66 Galerie-Bilder vorhanden
Alisha Bionda führte via Mail ein umfangreiches Interviews mit THOMAS WAWERKA, dessen Kurzgeschichtenband „Wie das Universum und ich Freunde wurden“ jüngst im Fabylon Verlag erschien.

A.B.: Zuerst einige persönliche Fragen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen?
T.W.: Nicht viel. Ich habe eine wechselvolle Geschichte hinter mir, war als Kind sehr krank und habe deshalb viel gelesen – daher mein Interesse für Literatur. Ich habe in der Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirche gearbeitet und später Theologie studiert. Ich habe zwei Kinder, die ich sehr liebe, bin aber geschieden.

A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus?
T.W.: Hm … Ich halte mich für einen intelligenten und differenziert wahrnehmenden Menschen. Mit mir kann man stundenlang philosophieren, aber auch lustig sein. Ich koche gern und gut und denke, dass meine Freunde gern bei mir sind. Es geht dann oft bis tief in die Nacht, und Bier und Wein fließen reichlich – aber Letzteres ist keine Auszeichnung, oder?

A.B.: Was magst Du, und was eher nicht?
T.W.: Ich mag: die Bücher von Dan Simmons, M. John Harrison und die „Illuminatus“-Trilogie (bloß mal als Beispiel, es kämen noch Dutzende dazu), die Stories von Ambrose Bierce, Franz Kafka und Eugen Egner, die Filme von Terry Gilliam, den Coen-Brüdern, David Lynch, Alejandro Jodorowsky und Tim Burton, im Fernsehen die Simpsons und Futurama und Scrubs, die Musik von Bob Dylan, Yat Kha, Led Zeppelin, Tom Waits, Hazmat Modine, die Bilder von Jan Saudek, dann noch die Philosophie von Nietzsche, die Geschichte des Neuen Testaments (Geschichte überhaupt), die Theologie von Dietrich Bonhoeffer (besonders „Widerstand und Ergebung“ und die „Ethik“), außerdem Steaks, Garnelen, Knoblauch, Rosmarin, Dill und vieles mehr, Natur, Wandern, Abenteuerurlaub im Ausland, versteckte Dörfer, den Wald, den Strand, Schneeglöckchen, die Farbe lila, Skat spielen, mit Freunden was trinken gehen, hübsche Frauen, Spaß mit meinen Kindern …

Ich mag absolut nicht: Langeweile, Depressionen, Bevormundung, Stress mit meiner Exfrau, rote Beete, Torten, meine vielfältigen Allergien, keine Zeit für mich und mein kreatives Nichtstun haben.

A.B.: Welche Hobbies hast Du?
T.W.: Seit ich lesen kann, habe ich gelesen, und ein paar Jahre später habe ich angefangen zu schreiben. Ansonsten koche ich ein bisschen, gehe ab und zu mal schwimmen oder zum Badminton. Und Filme, Filme, Filme – es wird langsam schwer, in der Videothek noch was zu finden, das mich interessiert und das ich noch nicht gesehen habe.

A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung?
T.W.: Seit der vierten Klasse. Die Entwicklung war für mich persönlich ein „Pfad der Tränen“, weil ich in meiner Kindheit und Jugend von niemandem Unterstützung oder Anerkennung erhalten habe. Jeder hat mir gesagt, das geht nicht, das gibt’s nicht, das soll ich mir aus dem Kopf schlagen. Ich habe mich jahrelang für meine Schriftstellerei geschämt wie etwa fürs Onanieren, habe einen roten Kopf bekommen, wenn ich darauf angesprochen wurde und mich nicht getraut, darüber zu reden.

A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit?
T.W.: Ich habe als Kind zunächst Märchen nach- und umgeschrieben, außerdem Gedichte zu Omas Geburtstag und solche Sachen, das waren die ersten zarten Anfänge. Ab dem Alter von etwa zehn oder elf Jahren habe ich hunderte von Seiten mit Abenteuergeschichten geschrieben, mit denen ich Karl May zu imitieren versuchte. Den habe ich damals glühend verehrt.

A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt „angehst“?
T.W.: „Struktur“ – ich? Das ist eins meiner Hauptprobleme. Ich schussle viel zu sehr vor mich hin. Mal hier was, mal da was, viel anfangen und viel liegen lassen. Dutzende Projekte gleichzeitig. Und das, was fertig ist, verstaubt in den Schubladen (bis jetzt). Struktur, puh! Ich bin gerade dabei, mir Anfänge einer festen Struktur zu erarbeiten.

A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus?
T.W.: Das hängt direkt mit der Struktur zusammen. Ich streiche um meine Projekte herum wie die Katze um den heißen Brei, und der aufgestaute Druck entlädt sich dann in einer exzessiven Schreibsession. Nee, mit Struktur hat das nichts zu tun.

A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst?
T.W.: Ich hab bemerkt, dass ich anderswo als zuhause schreiben sollte. Zuhause bin ich dauernd abgelenkt, ob Ruhe oder nicht. In der Bibliothek oder in der Cafeteria der Mensa dagegen macht es mir auch nichts aus, wenn es nicht so still ist. Ein bestimmtes Hintergrundrauschen finde ich sogar ganz angenehm.

A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt?
T.W.: Meine Projekte wachsen über Jahre hinweg. Recherche, Plotting, Textarbeit fanden bisher an vielen Projekten gleichzeitig statt. Manches wächst zusammen, manches stirbt auch ab. Ich habe eher ein organisches als ein mechanisches Verständnis vom Schreiben. Der Nachteil sind meine Strukturprobleme, der Vorteil, dass immer etwas da ist, auf dem ich aufbauen kann … wahrscheinlich bis zum Ende meines Lebens.

A.B.: Welchen Genre ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten?
T.W.: Ich habe mich mal als SF-Schriftsteller verstanden, aber mittlerweile kommen mir Genres wie Zwangsjacken vor. Nein, im Augenblick stehe ich eher auf Kriegsfuß mit der Genre-Thematik. Dan Simmons ist nicht nur deshalb eine Art Vorbild für mich, weil er so gut schreibt, sondern weil er es mit „Terror“ und „Drood“ geschafft hat, Genregrenzen zu sprengen.

A.B.: Jüngst ist im Fabylon Verlag Dein Kurzgeschichtenband "Wie das Universum und ich Freunde wurden" erschienen. Schilder uns doch bitte kurz, was den Leser darin erwartet.
T.W.: Kurzgeschichten aus den letzten zehn Jahren, die sich im Grenzbereich von Science Fiction, Surrealismus und vielleicht auch gesellschaftskritischer Literatur bewegen. Uschi Zietsch und ich haben uns deshalb darauf geeinigt, das Buch nicht unter dem Label „SF“ zu vertreiben. Am Ende wären viele SF-Fans enttäuscht, weil keine Raumschiff-Schlachten und keine Laserschwerter oder dergleichen vorkommen. Es ist ein Nischenprodukt, ganz klar.

A.B.: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Fabylon Verlag?
T.W. Ich habe meinen Gönner Ronald Hahn von NOVA gefragt, wo ich meine Kurzgeschichten unterbringen könnte (ich habe so viele geschrieben, dass ich vier Bücher wie dieses füllen könnte und fand, dass es nun endlich an der Zeit wäre, mehr daraus zu machen). Tja, er schickte mir drei Internetadressen, die erste vom Fabylon-Verlag. Ich schrieb Uschi an, sie antwortete, und das war’s. Alles sehr einfach, ganz im Gegensatz zu dem, was einem immer erzählt wird.

A.B.: Was reizt Dich am Verfassen von Kurzgeschichten?
T.W.: Man ist schneller fertig. Braucht nicht die Geduld und die Disziplin wie bei längeren Projekten. Hat eher ein Erfolgserlebnis. Kann sich schneller wieder etwas anderem zuwenden, was mehr reizt.

A.B.: Gibt es einen Autor, dessen Kurzgeschichten Du besonders magst?
T.W.: Außer den oben genannten haben mich die Kurzgeschichten von Joe Hill sehr beeindruckt. Ich lese auch gern Stories von Hemingway und Ballard. Im deutschsprachigen Raum sind Michael K. Iwoleit und Michael Marrak meine klaren Favoriten. Ich mag Kurzgeschichten überhaupt sehr, im Augenblick lese ich die bei Heyne erschienene Sammlung von Cordwainer Smith.

A.B.: Hast Du eine Kurzgeschichte, die Du selbst als Deine beste bezeichnen würdest?
T.W.: „Der alte Mann und das Glück“.

A.B.: Man kann Beiträge von Dir in einigen Anthologien finden (z.B. Die rote Kammer). Was ist ausschlaggebend dafür, an welchem Projekt Du Dich beteiligst? Herausgeber? Verlag? Thematik?
T.W.: Bisher habe ich nach den Chancen entschieden, fertige oder begonnene Kurzgeschichten unterzubringen. Einen Beitrag für eine Antho speziell zugeschnitten habe ich bisher noch nicht.

A.B.: Hast Du ein Vorbild – literarisch und/oder allgemein?
T.W.: Ähm … Friedrich Nietzsche und Perry Cox allgemein, literarisch hab ich ja schon Simmons genannt, aber es gibt natürlich auch viele andere Einflüsse. Ich kann das eher an einzelnen Werken festmachen als an Namen. In bestimmten Phasen meines Lebens haben mich bestimmte Texte eben auf bestimmte Art und Weise beeinflusst, später stehe ich dann vielleicht wieder anders dazu (siehe Karl May). Die Bibel darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, sowohl in allgemeiner als auch literarischer Hinsicht.

A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder würdest Du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde Dich da reizen?
T.W.: Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht. Seit einiger Zeit versuche ich, Andreas Eschbach zu einer Fortsetzung von „Eine Billion Dollar“ zu überreden. Das würde ich gern mit ihm machen! Aber bisher erweist er sich als äußerst resistent.

A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt?
T.W.: Nicht mehr regelmäßig. Es gibt Phasen, in denen ich viel lese. Ab und zu gibt es einen Tag, an dem ich früh einen Roman beginne und bis abends durchlese. Was – nun ja, ich habe immer das Gefühl, ich müsste viele „Klassiker“ nachholen, aber ich gehe mehr und mehr dazu über, mich in der Buchhandlung meines Vertrauens anregen zu lassen und neue Sachen zu entdecken.

A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern?
T.W.: Den hatte ich bisher kaum. Bei der Buchmesse in Frankfurt fand ich es sehr angenehm. Heute Abend werde ich im Rahmen von „Leipzig liest“ lesen. Am Sonntag dann auf der Buchmesse in Leipzig. Ich bin gerade ziemlich nervös, mal sehen, wie sich dieser „Kontakt zu den Lesern“ gestaltet … obwohl das ja eigentlich keine „Leser“ sind, sondern erstmal nur „Hörer“. Feedback von Lesern habe ich bisher noch nicht bekommen.

A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt?
T.W.: Eigentlich nur zwei Menschen: Christel Hartinger, die an der Leipziger Volkshochschule den Kurs „Kreatives Schreiben“ gegeben hat, und Sebastian Kropp, einen Freund, mit dem ich über alles reden konnte und der mich kritisiert, unterstützt und begleitet hat. Leider ist diese Freundschaft in die Brüche gegangen. Er fehlt mir sehr.

A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben?
T.W.: Sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, einfach ausprobieren. Und das Gefühl dafür zu entwickeln, ob der eigene Text was taugt oder nicht. Das ist eine besonders wichtige Kompetenz. Nur dann kann man einen eigenen Text auch mit dem nötigen Selbstvertrauen anbieten.

A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene?
T.W.: Bei einem großen Verlag hätte ich meine Kurzgeschichten nicht unterbringen können. Aber das ist doch der ganz normale Weg: man beginnt mit Kurzgeschichten in Fanzines und steigert sich nach und nach. Ohne die Kleinverlage würde den Großen wahrscheinlich irgendwann der Nachwuchs ausgehen. Ein sinnvolles System für beide Seiten, finde ich. – Außerdem konnte ich bei Fabylon meine Vorstellungen zur äußeren Gestaltung des Buches einbringen. Die Illustrationen stammen von Yvonne Dick, einer befreundeten Künstlerin. Auf so etwas würde sich ein großer Verlag nicht einlassen.

A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen?
T.W.: Ich muss erstmal mit Uschi reden, vielleicht kommt es zu einem weiteren gemeinsamen Projekt. Das heißeste Eisen in meinem Feuer ist ansonsten ein Roman, der als historische Erzählung aus der Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens beginnt und langsam, aber unaufhaltsam in eine phantastische Nebenrealität hinüber gleitet.

A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Wirst Du von einer Agentur vertreten?
T.W.: Noch nicht. Andreas Eschbach hat mir aber dazu geraten, deshalb denke ich darüber nach.

A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen.


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