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Vampire sind trendy, immer nochInterview mit Manfred Weinland, geführt von Alisha Bionda am 23. Jul. 2011.Alisha Bionda führte ein umfangreiches Interview mit MANFRED WEINLAND anlässlich der Neuauflage seiner unter Pseudonym ADRIAN DOYLE erscheinenden Serie VAMPIRA A.B.: Lieber Manfred, zuerst möchte ich Dir einige persönliche Fragen stellen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? M.W.: Tiefsinnig, gutaussehend, hilfsbereit, sympathisch, stur, nachtragend. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? M.W.: Habe ich das nicht gerade gesagt? A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? M.W.: Ich mag Freunde, die sich nicht verstellen und auch mal Klartext reden. Ich mag es, die Seele baumeln zu lassen und den Alltag zu genießen. Es braucht keine großen Dinge, damit ich mich glücklich und zufrieden fühle. Was ich nicht mag? Terminstress (den ich mir aber in der Regel selbst einbrocke) und Menschen, die meinen, immer im Recht zu sein. Für mich ist Größe, auch mal Fehler einzuräumen und sich für etwas entschuldigen zu können. Mit Leuten, die so gestrickt sind, komme ich bestens aus und komme, wenn es angebracht ist, auch auf sie zu, wenn ich etwas verbockt habe. Bei ganz Uneinsichtigen kann ich dann aber auch ziemlich stur sein. Leider. A.B.: Welche Hobbies hast Du? M.W.: Das Übliche. Schreiben, lesen, reisen, Hund, gut und oft essen, Gartenarbeit … Tja, ich bin jetzt 51, da lernt man die wahren Freuden schätzen. ;o) A.B.: Seit 1992 bist Du freiberuflicher Schriftsteller und Übersetzer. Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? M.W.: Ich wollte schreiben, seit ich die ersten Geschichten las, die echte Faszination auf mich ausübten. Und das waren, das räume ich freimütig ein, Romane aus dem PR-Universum. Davor war ich zwar auch schon eine Leseratte mit Vorliebe für Enid Blytons „Geheimnis um…“-Bücher, aber wie gesagt, echte Faszination, die meine Fantasie ankurbelte, entstand erst mit Perry – auch wenn ich bei der Lektüre meines ersten Romanhefts nur Bahnhof verstand. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? M.W.: Auch damals gab es ja schon ein Fandom. Dort machte ich meine ersten schriftstellerischen Gehversuche. In im Spritus-Verfahren gedruckten Fanzines, deren Namen ich größtenteils vergessen habe, und deren Auflage 100 Exemplare in den seltensten Fällen überstieg. So mit vierzehn, fünfzehn kam ich dann in Kontakt mit Werner Giesa und schrieb auch für seinen Kleinverlag terrapress – selbstredend ohne jede monetäre Vergütung. Lohn der Mühen war das gedruckte Werk. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? M.W.: Ich schreibe vorzugsweise morgens, muss mich aber natürlich auch Terminvorgaben beugen und mal eine Mittags- oder Abendschicht einlegen. Nachts hingegen schreibe ich nie. Da bin ich müde und will schlafen. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? M.W.: Ich schreibe in einem Büro, das ich im Keller meines Hauses eingerichtet habe. Dort kann man es auch an heißen Sommertagen gut ohne Klimaanlage aushalten. Und wenn doch mal der Kopf raucht, gehe ich in den Garten und springe in meinen Pool, der mich viel Geld, Schweiß und Nerven gekostet hat. Aber umso mehr genieße ich ihn an den wenigen Tagen, die man so was in unseren Breiten halt genießen kann. A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? M.W.: Das eigentliche Schreiben funktioniert bei mir immer nur „nacheinander“ – also nach Roman A folgt Roman B etc. Aber die vorbereitenden Arbeiten für neue Projekte (Ideen, Exposéausarbeitung und dergleichen) müssen natürlich auch zwischendurch erledigt werden. A.B.: Jüngst ist Deine Heftromanserie VAMPIRA unter Deinem Pseudonym Adrian Doyle in Neuauflage bei Bastei gestartet. Wie kam es dazu? M.W.: Nun, Vampire sind trendy, immer noch und sicher auch noch ein ganzes Weilchen. VAMPIRA lag in der Schublade mit dem Luxus, dem oder den Autor/en nicht in Sachen Termine ständig auf die Zehen treten zu müssen … und schwupps war entschieden, die Serie in neuem, modernerem Gewand noch einmal zu starten. A.B.: VAMPIRA erschien von 1994 bis 1999 und erreichte insgesamt 110 Ausgaben. Die Serie wurde von Dir und Michael Schönenbröcher von Bastei konzipiert. Wie kam es damals zu der Idee zu der Serie rund um die Halbvampirin Lilith Eden? M.W.: Wie das oft so ist: Ein Anruf von Michael. „Wir wollen eine Vampir-Serie machen, denk dir mal was aus – die erotische Komponente sollte nicht zu kurz kommen …“ So oder so ähnlich war’s. A.B.: Konntest Du damals Deine Ideen so wie von Dir gewünscht umsetzen oder gab es Einschränkungen von Seiten des Verlages? M.W.: Es gab nie Einschränkungen, nur sehr gute Gespräche, um die Serie immer wieder voranzubringen. Mike ist der einzige mir bekannte Redakteur in dem Bereich, der sich so reinhängt und quasi Tag und Nacht für seine Autoren und Serien zur Verfügung steht. (Aber das jetzt bitte nicht missverstehen. J ) A.B.: Die Serie setzt neben den Vampirelementen auch auf Erotik. War das von Anfang so geplant oder enstand das aus der o.g. Zusammenarbeit? M.W.: Das war geplant und Verlagsvorgabe (siehe oben). A.B.: Wurde die Neuauflage überarbeitet und neu lektoriert? M.W.: Sie wird auf neue Rechtschreibung umgestellt und bei im Original etwas kürzer geratenen Manuskripten auch schon mal um ein Kapitel ergänzt. Außerdem werden Fehler, die aus der Erstauflage bekannt sind, bereinigt. A.B.: Was kann der Leser aus Deiner Sicht als Autor von der Serie erwarten? M.W.: Eine so noch nicht da gewesene Verquickung des Vampirmythos mit christlichem Glauben und Bibel – aber keine Sorge, das ist nur der Überbau, die Romane an sich folgen klassischen Horrormustern und die Hauptfiguren dürfen sich – bis auf Lilith, versteht sich – nie ganz sicher sein, ob sie den nächsten Tag noch erleben. Das zeigt sich ja schon in der ersten Trilogie, die gerade mit Band 6 „Blutspur“ begonnen hat … Mehr verrate ich aber nicht. A.B.: 2000 erschien bei Zaubermond eine Neuausgabe der Heftromane als Hardcover, bei denen jeweils fünf Romane zu einem Band zusammengefasst wurden. Unter dem Serientitel „Das Volk der Nacht – Klassiker“. Parallel dazu wurde die Serie von Dir sowie weiteren Autoren fortgeschrieben. Insgesamt siebzehn neue Romane erschienen unter dem Serientitel „Das Volk der Nacht.“ Beide Hardcoverserien wurden dann 2003 schon wieder eingestellt. Welchen Grund hatte das? M.W.: Ich glaube es waren sieben Romane pro Buch, die in der Klassik-Reihe nachveröffentlicht wurden. Was das „schon wieder“ eingestellt betrifft: Hey, wir reden immerhin von 17 Hardcovern und 7 dicken Klassiker-Bänden! Offenbar rechnete sich die Serie nach all der Zeit irgendwann nicht mehr für den Verlag, da reagieren große und kleine Betriebe in der Regel gleich. Niemand möchte drauflegen. Die genauen Gründe für das abflauende Leserinteresse sind mir nicht bekannt, ich glaube aber fest, dass es nicht an der Handlung oder den Autoren lag, die sich bis zuletzt größte Mühe gaben, einen fantasievollen Rahmen mit Leben zu füllen. Untotem Leben, versteht sich. A.B.: Ist VAMPIRA mit dem Einstellen der o.g. Hardcover nun für Dich endgültig abgeschlossen? M.W.: Die Frage beantwortet sich mit dem Neustart der Serie bei Bastei doch von selbst. Ich bin da permanent involviert, und sollte die Serie sich tragen, stünde einer Fortschreibung von meiner Seite sicher nichts im Weg. (Anm. der LITERRA-Redaktion: Die Frage war eben genau auf das eventuelle Fortschreiben bezogen, daher beantwortet sie sich nicht von selbst. Besonders nicht für die Leser ohne verlagstechnisches Background-Wissen! Denn es gibt ja auch Neuauflagen ohne Option auf Fortsetzung.) A.B.: Wie gefällt Dir die Aufmachung der zweiten Heftroman-Auflage von VAMPIRA? Wäre es nicht sinnvoller gewesen z.B. einen Grafiker dafür zu gewinnen, damit die Vampirin auch immer gleich in ihrer Erscheinungsform und stilistisch ist? M.W.: Die Aufmachung ist besser als beim ursprünglichen Start – wobei mir die damaligen Mängel aber erst heute bewusst sind. Das Budget der Serie ist klein, sie muss sich überhaupt erst einmal am Markt behaupten. Die jetzt gefahrene Strategie ist dabei in allen Belangen nur vorteilhaft. A.B.: Und noch einige generelle Fragen an Dich: Hast Du ein Vorbild – literarisch und/oder allgemein? M.W.: In der Nische, in der ich arbeite, gibt es eine Handvoll „ganz Großer“, die mich sicherlich beeinflusst haben: Willi Voltz etwa, auch Werner Giesa, Jürgen Grasmück/Dan Shocker, Hubert Straßl/Hugh Walker oder Timmy Stahl, mit dem ich die beste Zeit im Heftroman-Geschäft verbinde. A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? M.W.: Zurzeit lese ich Andreas Eschbachs Marsprojekt-Reihe. Eigentlich Jugendbücher, aber ich finde sie sehr gelungen. Bei der Lektüre kann ich mich schön aus dem Alltag ausklinken. Ansonsten lese ich immer mal wieder SF, gerne die alten Sachen von Ray Bradbury und anderen Pionieren. Aber eigentlich bin ich nicht genregebunden. Wenn ich auf interessante Titel stoße, schaue ich rein. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? M.W.: Absolut wichtig. Ohne Feedback würde mir das Schreiben keinen Spaß machen. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? M.W.: Heutzutage fast ausschließlich übers Internet. Mal sehn, vielleicht schaffe ich es dieses Jahr ja auch mal wieder zum BuCon. A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen? M.W.: Lesungen: no. Cons: BuCon eventuell. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? M.W.: Klar, ganz zu Anfang Jürgen Grasmück, der mich in seiner Agentur unter die Fittiche nahm. Dann Kollegen wie Werner oder Timmy, Redakteure wie Rainer Delfs, Peter Thannisch, Joachim Honnef oder Michael Schönenbröcher, die Familie sowieso, anders geht es gar nicht. A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben? M.W.: Da habe ich keine Ratschläge. Aber es gibt sicher genug, die sich berufen fühlen, Tipps zu geben. A.B.: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene? M.W.: Das ist mir zu theoretisch, auch da fühle ich mich zu unwissend, um kluge Kommentare abzugeben. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? M.W.: Momentan schreibe ich an einer Trilogie zur im September bei Bastei startenden Serie „2012“. Maya-Kalender-Thematik. A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Wirst Du von einer Agentur vertreten? M.W.: Nein. A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen und weiterhin viel Erfolg mit Deinen Projekten! M.W.: Ich habe zu danken. [Zurück zur Übersicht] |
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